Bedeutung von Kernkompetenzen im Hyperwettbewerb
Zusammenfassung
Durch immer diffusere, abstraktifizierende Wettbewerbsmechanismen, geprägt durch ambivalente Nachfrageheterogenität und emphatisch verkürzte Technologie- und Produktlebenszyklen, stehen unternehmensindividuelle Kernkompetenzen im Fokus des strategischen Managements. Um sich der progressiven Angebotshomogenität zu stellen, ist die Gesinnung auf Kernkompetenzen ein praktikables Instrument, Wettbewerbsvorteile zu kreieren und überdies auch in Zukunft imitationsresistente Produkte und Dienstleistungen mit Alleinstellungscharakteristika hervorzubringen.
Dynamische Netzwerkstrukturen kennzeichnen die hybriden Märkte unserer Zeit und verdeutlichen die Problematik Marktadaptionsstrategien langfristig erfolgversprechend zu definieren und umzusetzen.
Das omnipräsente Orientierungsrisiko der idealen Unternehmenspositionierung erfordert eine konsequente Intentionalität eigener Stärken sowie das Akzentuieren interner Kompetenzen, um sich gegenüber der Konkurrenz zu demarkieren. Das strategische Management-Tool der Kernkompetenzen realisiert und evolviert Wettbewerbsvorteile und richtet das Unternehmen auf Basis von internem Know-how im präsenten Hyperwettbewerb neo-perspektivisch aus. Dieser pluralistische Wettbewerb der hyperdynamischen Marktaktivitäten stellt rigid anmutende Imbalancen klar heraus und macht eine emergent optimierte Unternehmensausrichtung unabdingbar. Das in der Literatur kontrovers diskutierte Konzept der Kernkompetenzen stellt die bislang gültige marktkonzentrische Interpretation des strategischen Managements in Frage und legt diesen rezenten Kanon strategischer Planung ad acta.
Das generelle Ziel dieser Arbeit besteht darin, die latente Bedeutung von Kernkompetenzen im schnelllebigen Hyperwettbewerb herauszuarbeiten und kritisch zu erörtern. Schwerpunktgemäß liegt der Fokus dabei auf der Dynamik internationaler Wettbewerbsstrukturen sowie globaler Unternehmensstrategien.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Gang der Untersuchung
2. Kernkompetenz als omnipräsenter Wettbewerbsvorteil strategischer Unternehmensführung
2.1. Das Konzept der Kernkompetenzen als Derivat des Resource-based-view
2.2. Ausprägungsdimensionen von Kernkompetenzen und strategische Bedeutung als KKV
2.3. Identifikation und Progression individueller Kernkompetenzen
2.4. Innovatives Kernkompetenzmanagement im Kontext unternehmerischer Internationalisierungstendenzen
3. Der Hyperwettbewerb als modernes Paradigma des strategischen Managements
3.1. Definition und Determinanten des Hyperwettbewerbs
3.2. Differenzierung zum Modell des Market-based-view
3.3. Strategische Zielsetzung und integrale sozio-ökonomische Bedeutung fluiderer Unternehmensprozesse
3.4. Herausforderungen für das Management im Hyperwettbewerb
4. Dynamische Evaluation der Kernkompetenzsicht im Hyperwettbewerb
4.1. Strategische Erfolgsfaktoren in zukünftiger Betrachtung des Hyperwettbewerbs anhand des international interpretierten Management Dreiecks
4.2. Kritische Würdigung im Kontext des Internationalisierungsmanagements
5. Schlussbetrachtung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Anhangsverzeichnis
Abb. 1 Phasendarstellung ressourcenorientierter Forschung nach Freiling
Abb. 2 Traditionelles System der Begriffe Ressourcen, Fähigkeiten, Kompetenzen und Kernkompetenzen nach Thoma
Abb. 3 Der ressourcenorientierte Ansatz im Überblick
Abb. 4 Kernkompetenzanforderungen zur Generierung strategischer Ressourcen
Abb. 5 Schichtenmodell der Kompetenzen nach Krüger
Abb. 6 Kernkompetenz-Management-Zyklus nach Krüger/Homp
Abb. 7 Skill-Mapping-Matrix zur Identifizierung des Entwicklungsstandes interner Ressourcen/Fähigkeiten
Abb. 8 Stärken-Schwächen-Profil zur Identifikation interner Ressourcenpotentiale
Abb. 9 Skill Cluster Analyse zur Identifikation interner Ressourcenpotentiale
Abb. 10 Analyserahmen zur Identifikation dynamischer Kernkompetenzen
Abb. 11 Parenting-Advantage-Matrix nach Campbell/Goold
Abb. 12 Strategietypologie nach Perlmutter - Das EPRG-Schema in Bezug auf Kernkompetenzen
Abb. 13 Das neue „7S-Konzept“ zur Markterschütterung nach D’Aveni
Abb. 14 Charakterisierende Komponenten des Hyperwettbewerbs im Kampf um Vorsprung, Vorteil und Kundengunst
Abb. 15 Demarkierung vom Market-based-view zum Konzept des Hyperwettbewerbs
Abb. 16 Vitale Strategien im Hyperwettbewerb
Abb. 17 „Agility“ versus „Leanness“
Abb. 18 Das Management als „Systemkopf“ der Unternehmung
Abb. 19 Das strategische Dreieck - modifizierte Version
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
Die aktuelle Entwicklung globaler ökonomischer Strukturen indiziert multiple Präsenzproblematiken für Unternehmungen, die sich innerhalb der strategischen Planung immer neuen und inhärenten Herausforderungen reagibel zu stellen haben.
Durch immer diffusere, abstraktifizierende Wettbewerbsmechanismen, geprägt durch ambivalente Nachfrageheterogenität und emphatisch verkürzte Technologie- und Produktlebenszyklen, stehen unternehmensindividuelle Kernkompetenzen im Fokus des strategischen Managements. Um sich der progressiven Angebotshomogenität zu stellen, ist die Gesinnung auf Kernkompetenzen ein praktikables Instrument, Wettbewerbsvorteile zu kreieren und überdies auch in Zukunft imitationsresistente Produkte und Dienstleistungen mit Alleinstellungscharakteristika hervorzubringen.
Dynamische Netzwerkstrukturen kennzeichnen die hybriden Märkte unserer Zeit und verdeutlichen die Problematik Marktadaptionsstrategien langfristig erfolgversprechend zu definieren und umzusetzen.
Das omnipräsente Orientierungsrisiko der idealen Unternehmenspositionierung erfordert eine konsequente Intentionalität eigener Stärken sowie das Akzentuieren interner Kompetenzen, um sich gegenüber der Konkurrenz zu demarkieren. Das strategische Management-Tool der Kernkompetenzen realisiert und evolviert Wettbewerbsvorteile und richtet das Unternehmen auf Basis von internem Know-how im präsenten Hyperwettbewerb neo-perspektivisch aus. Dieser pluralistische Wettbewerb der hyperdynamischen Marktaktivitäten stellt rigid anmutende Imbalancen klar heraus und macht eine emergent optimierte Unternehmensausrichtung unabdingbar. Das in der Literatur kontrovers diskutierte Konzept der Kernkompetenzen stellt die bislang gültige marktkonzentrische Interpretation des strategischen Managements in Frage und legt diesen rezenten Kanon strategischer Planung ad acta.
Das generelle Ziel dieser Arbeit besteht darin, die latente Bedeutung von Kernkompetenzen im schnelllebigen Hyperwettbewerb herauszuarbeiten und kritisch zu erörtern. Schwerpunktgemäß liegt der Fokus dabei auf der Dynamik internationaler Wettbewerbsstrukturen sowie globaler Unternehmensstrategien.
1.2. Gang der Untersuchung
Die Ausarbeitung gliedert sich in fünf Kapitel. Nach der in der Problemstellung vorgenommenen thematischen Einführung pointiert das zweite Kapitel die strategische Bedeutung von unternehmerischen Kernkompetenzen und verdeutlicht deren elementare Relevanz als omnipräsenter Wettbewerbsvorteil. Individuelle Charakteristika werden aufgezeigt und anhand ökonomischer Internationalisierungstendenzen konstatiert. Das dritte Kapitel thematisiert das moderne Paradigma des Hyperwettbewerbs im Kontext rapider Unternehmensaktivitäten und konkretisiert Determinanten schnelllebiger Wett-bewerbsstrukturen. Sozio-ökonomische Relevanzen sowie postulierte Managementauf-gaben im Hyperwettbewerb werden akzentuiert, bevor im vierten Kapitel eine futuris-tische Einschätzung der Kernkompetenzsicht im pluralistischen Konkurrenzgeschehen erfolgt. Eine kontextuale Rezension der Entwicklungsperspektiven im Internationali-sierungsmanagement wird ebenfalls in Kapitel vier erörtert. Abschließend komprimiert die Arbeit in Kapitel fünf die behandelten Analyseaspekte und gibt einen Ausblick auf die prospektive Evaluation der strategischen Planung im Hyperwettbewerb.
2. Kernkompetenz als omnipräsenter Wettbewerbsvorteil strategischer Unternehmensführung
2.1. Das Konzept der Kernkompetenzen als Derivat des Resource-based-view
Um ein profundes Verständnis der Kernkompetenztheorie zu erlangen, empfiehlt sich ein analytischer Blick in das Theorem des Ressourcenansatzes, welches bereits in der 1957 entstandenen „Growth-Theory“ von Penrose[1] niedergeschrieben wurde. Bis dato gültige „Produkt-Markt-Kombinationen“ als substanzieller Erklärungsansatz der Wett-bewerbsökonomie wurden durch das revolutionäre Modell der „Inside-out-Perspektive“ systematisch ersetzt.[2] Informationsasymmetrien begründen nach diesem Modell die Unvollkommenheit der Märkte und bilden die Basis unternehmensindividuelle Ressourcen als strategischen Wettbewerbsvorteil anzusehen.[3] Evaluationsdeterminanten dieser Dominanzattribute basieren demnach auf heterogener Ressourcenausstattung einzelner Unternehmungen der gleichen Branche oder strategischen Gruppe sowie exzeptionellen internen Fähigkeiten.[4] Zur temporären Einordnung der Ressourcen-theorie stellt Freiling ein Phasenmodell auf, das in Abb. 1 die in der Folge geschilderte Metamorphose zum Konzept der Kernkompetenzen eindrucksvoll visualisiert. Quintessentiell wird deutlich, dass die Formulierung des heutigen Capability-based-view Begriffes eine tiefgreifende, epochale Konstituierungs- und Orientierungsphase inkludiert, die gravierend durch Wernerfeld[5] sowie den pragmatischen Arbeiten von Prahalad und Hamel[6] beeinflusst wurde.[7] Zwei expressive Visualisierungsmodelle dieser Entwicklung finden sich bei Thoma und Nolte, die vor allem die systematische Differenzierung der in der Forschungsliteratur oft synonym verwendeten Definitionen der Begrifflichkeiten Ressourcen, Fähigkeiten, Kompetenzen und Kernkompetenzen profund spezifizieren.[8] In den Abb. 2 und 3 verdeutlichen die kongruent anmutenden Modelle die Entwicklung vom RBV zur Konzeption der Kernkompetenzen. Es tritt minutiös hervor, dass gerade die Primäranforderungen auf Managementebene dilatativ auf das traditionelle Modell des Ressourcenansatzes einwirken und es systematisch durch „New-Economy“-Faktoren[9] bereichern. Erst „die optimalen Verknüpfungen von betrieblichen Ressourcen und Fähigkeiten bilden die Kompetenzen von Unternehmungen“.[10] Während Rasche Kernkompetenzen als intangible, wissensbasierte Ressourcen definiert, betrachtet die Majorität der Literatur unternehmensindividuell superlativische, eingeschränkt imitier- und substituierbare sowie originell bereichsübergreifende Attribute als Kernkompetenzen.[11] Ein literarisch übergreifender Kanon substituiert folglich eine einheitliche Definition des Kernkompetenzbegriffes zugunsten einer eher normativen, polyvalenten Perspektive.
Aufgrund der substanziell konsiderablen Erweiterung des traditionellen Ressourcenbegriffes evolvierte sich im zeitlichen Verlauf ein ganzheitlicher Ansatz, der aktuelle Einflussfaktoren inkludiert und strategische Dimensionen interner Kernkompetenzen adäquat und konzentrisch visiert. Wie diese klassifiziert werden und welche Determinanten ihnen als strategisch elementarer Wettbewerbsvorteil zukommen, thematisiert der folgende Abschnitt.
2.2. Ausprägungsdimensionen von Kernkompetenzen und strategische Bedeutung als KKV
Im Nukleus des Kernkompetenzbegriffes konsolidieren Prahalad und Hamel sowohl eine integrierende, koordinierende Sichtweise, als auch eine Komplementärperspektive der prozessualen Problematik, welche in der Literatur oft als konfligierend interpretiert werden. Ziel der praktischen Realisation des Kernkompetenzansatzes ist die Gene-rierung strategischer Ressourcen,[12] die fundamental auf dem „unternehmerischen Leistungspotential“[13] aufbauen und durch die in Abb. 4 aufgezeigten Kriterien determiniert werden. Ein homogenes Konstrukt aller dargelegten Einflussfaktoren lässt sich gemäß Blohm als Nachweis einer nachhaltigen „erfolgspotentialgenerierenden Ressource“ betrachten, die substanziell den Alleinstellungscharakter einer Unterneh-mung in engmaschigen Wettbewerbsstrukturen emporzuheben vermag.[14] Während das traditionelle Axiom von Prahalad und Hamel unternehmensinterne Klassifikations-kriterien[15] konzentrisch verankerte, differenzieren Krüger und Homp[16] die „relative Kompetenzstärke“ als interne, sowie die „zukünftige Marktbedeutung“ als externe Perspektive und evolvierten durch „Kompetenz-Portfolios“ eine moderne Interpretation des Kernkompetenzgedankens.[17] Charakteristikum dieser neuen Gesinnung ist vor allem die zunehmende „Customer Integration“ als marktdeterministische Anforderung des strukturellen Wandels der Ökonomie.
Innerhalb der Ausprägungsformen unternehmerischer Kernkompetenzen verzeichnet sich also eine zunehmende Multidimensionalität und paradigmatische Inkompatibilität, die in gravierender Weise pragmatisch auf den Capability-based-view einwirken.
[...]
[1] Die amerikanische Ökonomin Edith Penrose stellte Unternehmungen als homogenes Konstrukt von materiellen und immateriellen Ressourcen dar und gilt vor allem durch ihr Hauptwerk „The Theory of the Growth of the Firm“ als Initiatorin des auf dieser Basis formulierten RBV.
[2] Vgl. Müller-Stewens/Lechner (2005), S. 356 f.; Freiling/Gersch/Goeke (2006), S. 37.
[3] Vgl. Wiedenhofer (2003), S. 14 f.; Hümmer (2001), S. 49; David (2011), S. 128 f.
[4] Vgl. Blohm (2000), S. 74 ff.
[5] Der dänische Professor Birger Wernerfeld komprimierte den bereits aufgezeigten Penrose’schen Ansatz und gilt durch sein 1984 formuliertes Skriptum „A Resource-based View of the Firm” als Begründer des RBV-Begriffes.
[6] Das 1990 erschienene Werk „The Core Competence of the Corporation” gilt in der heutigen Ökonomie als Initiativschrift des Kernkompetenzmanagements.
[7] Vgl. Müller-Stewens/Lechner (2005), S. 357; Freiling (2009), S. 32 f.; Danielmeyer/Airaghi (1999),
S. 41 ff.; Strasmann/Schüller (1996), S. 9 ff.
[8] Vgl. Hill/Jones (2004), S. 77 f.
[9] Gemeint sind hier Fortschrittsfaktoren wie Technologie, Information und Internationalisierungseffekte.
[10] Thoma (2003), S. 12.
[11] Vgl. Morschett/Schramm-Klein/Zentes (2009), S. 158 ff.; Butler/Scheelen (2000), S. 118 f.
[12] Nolte verwendet hierzu analog den Begriff des „strategischen Vermögens“. Demnach sind Kernkompetenzen als Brücke zwischen strategischem Vermögen und dem Kundennutzen am Absatzmarkt zu interpretieren. Synonym und praxisgängiger ist die Bezeichnung „Strategischer Erfolgsfaktor“.
[13] In der verwendeten Literatur auch als Erfolgspotential definiert. Interpretierbar als Vorstufe zur Kernkompetenz bzw. strategische Kernkompetenz, die sich im zeitlichen Verlauf entwickelt.
[14] Müller-Stewens und Lechner interpretieren dieses Differenzierungsmerkmal als „Effizienzunterschied zwischen Ressourcen“ konkurrierender Unternehmen. Vgl. hierzu Müller-Stewens/Lechner (2005) S. 357.
[15] Zentral sind vor allem die Merkmale Imitationsschutz, Diversifikation und Differenzierung gemeint.
[16] Krüger und Homp gelten durch ihr Hauptwerk „Kernkompetenzmanagement“ als Pioniere des modernen Kompetenzbegriffes, wobei sie den traditionellen Systementwurf von Phalalad und Hamel pragmatisierten.
[17] Vgl. Rose (2000), S. 3; Krüger/Homp (1997), S. 271; Freiling/Gersch/Goeke (2006), S. 41 f.