1 Abstract
2 Einleitung
3 Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder - ein Überblick
4 Bewältigungsstrategien von Kindern und Jugendlichen
5 Förderung protektiver Faktoren
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Abstract
2 Einleitung
3 Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder - ein Überblick
4 Bewältigungsstrategien von Kindern und Jugendlichen
5 Förderung protektiver Faktoren
6 Schlussfolgerungen und Ausblick
7 Literaturverzeichnis
1 Abstract
This paper examines the effects of parental separation and divorce for children. Furthermore the use of diverse coping strategies will be identified with the help of different empirical data, for example the outcomes of the “Kölner Langzeituntersuchung”, the “Virginia Longitudinal Study of Divorce and Remarriage” and the “Züricher Adoleszenten-Psychologie- und Psychopathologie-Studie”. The varied kinds of coping strategies are discussed. The results indicate that children use different strategies in dependence on their family environment. Afterwards some protective factors for children are presented, e.g. the “Kinderpsychodramagruppe”. It becomes apparent that children have to be involved broader in interventions like these in order to enable them to cope the existing problems.
2 Einleitung
Die elterliche Trennung oder Scheidung ist für Kinder ohne Zweifel ein Prozess, der als schwierige und zeitweilig auch belastende Phase in ihrem Leben angesehen werden kann. Für die betroffenen Kinder scheint sich plötzlich die ganze Welt zu verändern. In unterschiedlichem Maße kommt es zu Veränderungen des Umfeldes, des Alltags und manchmal auch des Kontaktes zu einer der wichtigsten Bezugspersonen. Folgenschwer ist dies für Kinder allemal, doch es existieren auch mehr und mehr Stimmen in der Literatur, welche belegen, dass es sich zum einen nicht per se um tiefgreifende Langzeitfolgen handeln muss und zum anderen, dass sich auch positive Auswirkungen der Trennung oder Scheidung für Kinder beobachten lassen.
In dieser Arbeit sollen die eben genannten differenzierten Folgen zunächst überblickartig erläutert werden, um anschließend mithilfe verschiedener Studien zu klären, welche Strategien zur Bewältigung der gegebenen Situation von Kindern häufig angewandt werden, welche Unterschiede dabei zu beobachten sind und welchen Einfluss die gewählten Bewältigungsstrategien wiederum auf Art und Umfang zukünftiger und eventuell langfristiger Folgen haben.
Anschließend erfolgt eine Betrachtung der vorhandenen protektiven Faktoren, welche den Kindern während und nach dem Prozess einer elterlichen Trennung oder Scheidung zur Verfügung stehen. Zudem soll eine Beschreibung von möglichen Hilfsangeboten zur Förderung dieser Faktoren stattfinden.
Schließlich werden entsprechende Schlussfolgerungen daraus gezogen und ein Ausblick gegeben.
3 Folgen von Trennung und Scheidung für Kinder - ein Überblick
Welche Brisanz das Thema rund um die elterlichen Trennungen seit geraumer Zeit hat, verdeutlichen die folgenden Daten. Die Zahl der Ehescheidungen stieg in den zehn Jahren zwischen 1993 und 2003 um 51,3% an (vgl. Balloff 2004: 17). Dementsprechend ist auch der Anteil der von Scheidungen betroffenen Kinder enorm gestiegen. Während es sich im Jahr 2002 um ca. 153.000 Kinder unter 18 Jahren handelte (vgl. Balloff 2004: 17), waren es drei Jahre später bereits 156.390 minderjährige Kinder (vgl. Aichinger 2011: 159). Hinzu kommt noch eine statistisch nicht erfasste Anzahl von Trennung nichtehelicher Lebensgemeinschaften, die auf etwa 10.000 geschätzt wird (vgl. Aichinger 2011: 159). Der Anstieg dieser Raten verdeutlicht das Ausmaß der Thematik und die Notwendigkeit der intensiven Forschung und Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden Folgen.
Aus Sicht vieler Eltern leiden sie selbst während einer eskalierenden Scheidung persönlich am meisten, wohingegen ihre Kinder nicht oder nur in sehr geringem Maße die Leidtragenden sind (vgl. Bröning 2011: 34). Dies lässt auf eine teilweise verzerrte Wahrnehmung der Realität seitens der Eltern in dieser Situation deuten. Es muss aber auch darauf hingewiesen werden, dass die Schädigungen der Kinder normalerweise nicht im Bewusstsein der Eltern stattfinden. Sie sind selbst häufig sehr stark in eigene Konflikte, welche ihre ehemalige Beziehung – also die sogenannte Paarebene – betreffen, verwickelt.
An dieser Stelle soll nochmals, wie bereits in der Einleitung erwähnt, verdeutlicht werden, dass auch Konflikte zwischen Eltern nicht grundsätzlich als schädigend betrachtet werden müssen (vgl. Walper / Fichtner 2011: 93). Vielmehr kommt es auf den Umgang mit ihnen an. Sind die Eltern dazu in der Lage, die vorhandenen Differenzen mit gegenseitigem Respekt beizulegen, so können auch die Kinder davon profitieren. Sie lernen am Modell, dass Konflikte zu Beziehungen dazugehören und unter Umständen sogar stabilisierend wirken können (vgl. Walper / Fichtner 2011: 93).
Ähnlich verhält es sich mit Trennungen und Scheidungen im Allgemeinen. Demnach „sind manche Scheidungskinder sozial kompetenter und weniger sozial auffällig als Kinder aus Zweielternfamilien“ (Hötker-Ponath 2008: 5). Im Erwachsenenalter zeigen dabei besonders Mädchen eine gesteigerte soziale Kompetenz, was aber auch daraus folgt, dass sie gezwungener Maßen zügiger eine gewisse Selbstständigkeit entwickeln mussten, als vergleichsweise andere in ihrem Alter (vgl. Walper / Bröning 2008: 579). Eine weitere Studie von Hetherington, bei welcher 1400 Scheidungsfamilien bis zu 30 Jahre lang begleitet wurden, belegt, dass ein Teil der Scheidungskinder im Erwachsenenalter eine Bereicherung in Hinsicht auf Belastungsfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Zielstrebigkeit und Reife aufweisen (vgl. Hetherington / Kelly 2003: 19). Zwar handelt es sich häufig nur um einen geringen Teil der beobachteten Scheidungskinder (vgl. Hetherington / Kelly 2003: 19), es vermag aber trotzdem zu verdeutlichen, dass Trennungen nicht in jedem Fall einen negativen Einfluss auf die betroffenen Kinder haben müssen. So kann auch eine Entlastung des Kindes eine positive Folge sein, wenn die übermäßigen Streitigkeiten aus dem Familienalltag nach erfolgter Trennung ein Ende haben (vgl. Lohaus u. a. 2007: 20).
Des Weiteren sind altersbedingte Unterschiede in den Trennungs- und Scheidungsfolgen für Kinder zu nennen. Die von 1990 bis 1996 durchgeführte Kölner Langzeituntersuchung zur Veränderung familiärer Beziehungen nach einer Trennung beziehungsweise Scheidung verdeutlichte, dass insbesondere Vorschul- und Grundschulkinder den Gefahren einer Trennung ausgesetzt sind (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3). Durch ihr noch stark ausgeprägtes egozentriertes Weltbild empfinden die Kinder in der genannten Altersspanne häufig Schuldgefühle (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3). Sie fühlen sich für die Scheidung ihrer Eltern verantwortlich und sind der Ansicht, den Auslöser für die elterlichen Streitigkeiten darzustellen. Erst mit einem Alter von acht bis zehn Jahren nimmt diese Art der Interpretation wieder ab (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3).
Eine Unterscheidung muss auch hinsichtlich der gezeigten, häufig geschlechtsspezifischen, Verhaltensweisen vorgenommen werden. Zum einen handelt es sich um von außen sichtbare, sogenannte externalisierende Verhaltensweisen, wie beispielsweise Aggressionen. Zum anderen können die Folgen auch von außen nur schwer zu erkennen sein, wie z. B. ein Abfall des Selbstbewusstseins des Kindes. Dies zählt dann zu den internalisierenden Verhaltensweisen (vgl. Walper / Fichtner 2011: 97). Diverse Untersuchungen fanden heraus, dass Mädchen seltener externalisiertes Verhalten zeigen, als Jungen (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3). Weitere Folgen sind schwache Sozialkompetenzen und schlechtere Leistungen in der Schule. Es muss erwähnt werden, dass die externalisierenden, also deutlich sichtbaren Reaktionen der Kinder, in der Regel „gesünder“ sind, als diejenigen, welche anfangs eher unauffällig zu sein scheinen (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3).
Die Kölner Längsschnittuntersuchung konnte zeigen, dass die Belastungen der Kinder mit der Zeit auch wieder geringer werden (vgl. Hötker-Ponath 2008: 3). Bereits drei Jahre nach der elterlichen Trennung konnten keine Auffälligkeiten in der Entwicklung mehr beobachtet werden (vgl. Walper / Bröning 2008: 578). Auch die Virginia Longitudinal Study of Divorce and Remarriage fand heraus, dass ein Großteil der beobachteten Trennungskinder zwei Jahre nach der Scheidung gut mit der Situation umgehen konnten (vgl. Walper / Bröning 2008: 578). Altersbedingt können auch kognitive Fähigkeiten protektiv wirken, indem die Fähigkeit zur Perspektivübernahme und zum Verständnis des Standpunktes der Eltern ausgeprägter ist (vgl. Schmidt-Denter 2001: 300).
Weitaus weitreichendere Folgen können bei sogenannten hochkonflikthaften Scheidungen beobachtet werden. Im diesem Falle „kann es bei ca. einem Drittel der betroffenen Kinder zu mittel- und langfristigen Beeinträchtigungen wie z.B. einem negativen Einfluss auf die psychische Gesundheit und die Persönlichkeitsentwicklung kommen, wenn die elterlichen Konflikte anhalten und eskalieren“ (Schüler / Löhr 2011: 145). Die Folgen für die Kinder reichen noch im Kindesalter von Depressivität über körperliche Beschwerden bis hin zu Selbstwertproblemen (vgl. Schüler / Löhr 2011: 145). Als erwachsene Scheidungskinder sind sie geprägt von Zweifeln an der Stabilität ihrer Beziehung, wie auch von einer wiederrum höheren Trennungsquote bezogen auf die eigene Partnerschaft (vgl. Walper / Bröning 2008: 579).
Doch wovon genau hängt es nun ab, ob bei einer Trennung für Kinder die Chancen oder die Risiken überwiegen und zu welchem Grad die Risiken einen langfristigen Schaden zu verursachen in der Lage sind? Welche Bewältigungsstrategien die betroffenen Kinder entwickeln können und wovon die Wahl der Strategie abhängen kann, soll im nächsten Abschnitt genauer erläutert werden.
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