Kourion ist eine kyprische Stadt, welche 1873 ausgegraben wurde. Es finden sich dort nicht nur klassische und hellenistische Artefakte, sondern auch Überreste römischer Kultur, um die es in dieser Arbeit gehen soll. Im Vordergrund sollen dabei die Wohngebäude aus römischer Zeit stehen, von denen drei Gebäude exemplarisch beschrieben werden. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die architektonischen Aspekte gelegt werden, wie z.B. Mosaiken, Thermenanlagen ect.
Darüber hinaus enthält diese Arbeit jedoch auch Informationen zum Forschungsstand und zur Stadtanlage selbst.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
1.1 Kurzer Überblick zur Geschichte Kourions
1.2 Kurze Beschreibung der Stadtanlage
1.3 Kurzabriss der Forschungsgeschichte
II. Die römischen Wohnhäuser von Kourion
2.1 Forschungsstand
2.2 Beschreibung ausgewählter Wohnhäuser
2.2.1 Das Haus mit dem Achillesmosaik
2.2.2 Das Haus der Gladiatoren
2.2.3 Das Haus des Eustolios
2.3 Architektonische Einordnung und Vergleiche
2.4 Ausstattung und Vergleiche
III. Fazit
Literaturverzeichnis Anhang
I. Einleitung
Im Zuge des Seminarthemas „Zypern in hellenistischer und römischer Zeit“ sollen nun verschiedene Haustypen, die in der Stadtanlage Kourions auftreten, betrachtet werden. Bei der Stadtanlage von Kourion handelt es sich um eine ehemalige Küstenstadt im Südwesten Zyperns, die zwischen Paphos und Amathous liegt. Sie ist besonders interessant, da sie nicht nur die allgemein typischen Elemente einer antiken Stadt wie Thermen, Stadion, Theater, Forum und Privathäuser aufweist, sondern auch Bauwerke und Gebäudeausstattungen verschiedener Epochen in sich integriert. So sind sowohl Bodenmosaiken aus dem Hellenismus als auch aus der römischen Zeit vorhanden. Zudem sind auch sehr seltene Mosaiken wie das Gladiatoren-Mosaik aus dem „Haus der Gladiatoren“ zu finden, die es in dieser Weise auf ganz Zypern nicht noch einmal gibt.1
Im Folgenden sollen nun nach einem Kurzabriss, der sich der Geschichte Kourions, der Beschreibung der Stadtanlage und der Forschungsgeschichte widmet, insbesondere drei Gebäude Kourions näher betrachtet werden. Zum einen ist das „Haus mit dem Achillesmosaik“ von großem Interesse, da es repräsentativ für wichtige Gäste der Stadt als Empfangsgebäude genutzt wurde und zwei mythologische Darstellungen in Mosaikform aufweist. Zum anderen soll auch das „Haus der Gladiatoren“ betrachtet werden, da die bereits erwähnten Mosaiken, die Gladiatoren beim Kampf darstellen, im griechischen Gebiet äußerst selten sind. Schließlich ist noch das „Haus des Eustolios“ zu nennen, welches ein besonders prachtvolles und großzügiges Bauwerk ist. Außerdem weist dieses einige Mosaiken und auch Inschriften auf, die einen Bezug zum Christentum besitzen und damit die Jüngsten unter den Funden sind.
Im separaten Kapitel zur architektonischen Einordnung sowie zur Ausstattung sollen die benannten Strukturen dann mit ähnlichen Elemente anderer Regionen verglichen werden.
1.1 Kurzer Überblick zur Geschichte Kourions
Die Geschichte Kourions geht wahrscheinlich bis ins 13./ 12. Jahrhundert v.Chr. zurück. Laut der Gründungslegende der Stadt, die vom antiken Geschichtsschreiber Herodot überliefert ist, wurde Kourion von den Bewohnern der Stadt Argos gegründet, welche sich auf der Heimreise vom Trojanischen Krieg befanden.2
Doch finden sich auch Überreste aus neolithischer Zeit um die Region von Kourion herum.2 Zudem wird von Herodot überliefert, dass sich König Onesilus 499 v.Chr. während des Ionischen Aufstandes mit den Ioniern im Kampf gegen die Perser verbündete. Schließlich jedoch verbündete sich der Anführer Kourions, Stasanor, 498 v.Chr. mit Salamis und verhalf damit den Persern schlussendlich zum Sieg.3
Im Jahre 332 v.Chr. unterstützte Kourion zusammen mit anderen Griechen Alexander den Großen und verhalf diesem somit zum Sieg bei Tyre.3 Kourion wurde wenige Jahrzehnte später im Jahre 365 v.Chr. durch ein schweres Erdbeben zerstört, bei dem ein Großteil der Bevölkerung getötet wurde. Somit geriet die Stadt für die Dauer einer Generation in Vergessenheit bis sie von Christen neu besiedelt wurde. Zwischen dem vierten und dem siebten Jahrhundert kam es dadurch zu einer letzten Phase des Wohlstands.4 Es folgte eine Arabische Invasion in den Jahren von 698 bis 964 n.Chr., welche zur vollständigen Zerstörung der Stadt führte.5
1.2 Kurze Beschreibung der Stadtanlage
Kourion liegt im Südwesten Zyperns an der Bucht von Episkopi. Ziemlich zentral liegt die Agora aus römischer Zeit, die 65m lang und 4,5m breit ist. Diese wird umgeben von einer Kolonnade sowie einer dazu parallel verlaufenden Mauer. Die Agora war gepflastert mit Kalksteinplatten, von denen viele entfernt wurden und nur noch wenige in situ erhalten sind. Um den Platz herum wurden mehrere verschiedene Säulen und Säulenbasen sowie korinthische Kapitelle gefunden, die die umgebende Stoa bildeten.6 Angrenzend an die Agora fanden sich die Überreste einer frühchristlichen Basilika im südwestlichen Bereich sowie Reste hellenistischer Gebäude im nordöstlichen Bereich.6 Einen weiteren Gebäudekomplex bildeten das Nymphäum und die Thermen, deren Überreste sich in nördlicher Richtung befinden. (Abb. 1)
Das Nymphäum war mit einer Größe von 45m in der Länge und 15m in der Breite der größte Wasserspeicher Kourions. Er bestand aus einem rechteckigen Raum mit Apsis, an welchen ein weiterer rechteckiger Raum oder Hof angeschlossen war. Der Eingang des Gebäudes wurde von zwei Säulen flankiert, von denen heute die rechte Säule fehlt.7
Die Thermen bestanden aus zwei Gebäuden, nordöstlich und nordwestlich vom Nymphäum. Der nordöstliche Teil der Thermen bestand aus verschiedenen heißen Bädern (Caldaria), Schwitzbädern (Sudatoria) und Umkleideräumen (Apodyteria), während der nordwestliche Gebäudeabschnitt kalte Bäder (Frigidaria), lauwarme Bäde (Tepidaria) und Sudatoria umfasste.8
Nicht weit von der Agora entfernt findet sich das „Haus der Gladiatoren“ sowie auch das
„Haus mit dem Achillesmosaik“, auf welche im Folgenden noch näher eingegangen werden soll.
Am südlichen Ende des Kourion-Kliffs finden sich Überreste eines Theaters, welches wahrscheinlich aus akustischen Gründen an einem Hang gebaut wurde.(Abb.2) Das zunächst als hellenistisches Theater im zweiten Jahrhundert v.Chr. erbaute Bauwerk wurde nach einigen Restaurationen Ende des zweiten Jahrhunderts n.Chr. in eine Arena für Tierhetzen umgebaut und im dritten Jahrhundert n.Chr. wieder zurück in ein Theater umgestaltet. Nach einem Erdbeben im vierten Jahrhundert n.Chr. wurde das Bauwerk aufgegeben und als Steinbruch verwendet.9 In unmittelbarer Nähe zu diesem Theater finden sich Überreste eines sehr prachtvollen Gebäudes, namentlich das des „Hauses des Eustolios“, welches ebenfalls noch näher beleuchtet werden soll.
Außerdem umfasste Kourion auch ein Stadion, welches recht außerhalb am westlichen Rande Kourions lag. (Abb. 3) Das Stadion wurde ab antoninischer Zeit ( 138- 180 n.Chr.) bis zu seiner Zerstörung durch das Erdbeben im vierten Jahrhundert n.Chr. verwendet. Es besaß einen langgezogenen u-förmigen Grundriss mit drei Eingangstoren. Insgesamt konnten bis zu 6000 Zuschauer darin Platz finden, um die Athleten beim griechischen Pentathlon zu beobachten.10
Nennenswert ist zudem das Apollon-Heiligtum, welches sich westlich des Stadions befand.
1.3 Kurzabriss der Forschungsgeschichte
1865 unternahm Paolo Maria Luigi Palma di Cesnola in Zypern erste Grabungen, in denen er 35.573 Objekte sicherstellen konnte. Dabei widmete Cesnola 1873 Kourion und insbesondere dem Heiligtum des Apollon-Hylates seine Aufmerksamkeit.11
Die nächste systematische Untersuchung begann dann zwischen 1934 und 1954 durch G.McFadden unter Leitung von Prof. Dr. B.H.Hill. Diese Grabungen waren assoziiert mit der University of Pennsylvania, wobei die Stadtanlage Kourions, Bamboula und die neolithische Sotira-Teppes im Landesinneren untersucht wurden.
Ab 1964 wurden die Untersuchungen vom Department of Antiquities unter der Leitung von M.C.Loulloupis und Demos Christou fortgeführt. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf einen Teil der Stadtanlage und des Verteidigungssystems gelegt.12
II. Die Wohnhäuser von Kourion
2.1 Forschungsstand
Der Hauptteil der Publikationen, die den Wohnhäusern Kourions gewidmet sind, stammen von den Ausgräbern auf Zypern. Es handelt sich dabei um nur einige wenige Publikationen, die sich vorwiegend mit der Stadtanlage als Ganzes beschäftigen.
So ist besonders das Werk von Demos Christou, der die Ausgrabungen ab 1964 leitete, von großem Wert, da er darin die einzelnen Elemente der Stadt genau beschreibt und eine zeitliche Einordnung vornimmt. Dabei widmet er seine Ausführungen ausschließlich Kourion und der Umgebung Kourions.
Weitere Literatur behandelt meist lediglich einen bestimmten Aspekt wie beispielsweise die zypriotische Mosaikkunst. Hierbei ist besonders das Werk von Demetrios Michaelides
„Cypriot Mosaics“ zu nennen, welches die Mosaiken verschiedener Regionen Zyperns beleuchtet.
Bis heute allerdings gibt es keine Publikationen, in denen bestimmte Merkmale oder Auffälligkeiten einiger zyprischer Städte miteinander oder mit anderen griechischen Städten der Antike verglichen werden. So scheint es, als wären die Objekte in Kourion und anderen zyprischen Städten für sich zu betrachten.
2.2 Beschreibung ausgewählter Wohnhäuser
2.2.1 Das Haus mit dem Achillesmosaik
Das Haus mit dem Achillesmosaik findet sich im Nordwesten Kourions hinter der ehemaligen Stadtmauer und wird um das zweite Jahrhundert n.Chr. datiert. (Abb. 4) Bei diesem Gebäude handelte es sich wahrscheinlich um ein öffentliches Gebäude wie Demos Christou vermutete. Die Funktion des Hauses lag daher möglicherweise darin, wichtige Gäste der Stadt dort zu empfangen.13 Das Haus besaß einen großen Innenhof, der als Peristylhof angelegt war und Räume zu beiden Seiten des Hofes aufwies. Am nordöstlichen Ende des Säulenporticus findet sich ein großes Bodenmosaik, welches diesem Bauwerk seinen Namen verleiht.13
Neben einigen geometrischen und figurativen Motiven wird dort nämlich auch die sogenannte „Demaskierung des Achilles“ dargestellt.14 Dadurch wird eine von Ovid überlieferte Fabel verbildlicht. Der Mythos der Desmaskierung des Achilles besagt dabei, dass die Mutter des Achilles, Thetis, den Tod ihres Sohnes im Trojanischen Krieg prophezeite. Daraufhin schickte sie diesen als Mädchen verkleidet in die Obhut des Königs von Skyros, Lykomedes. Da jedoch die Prophezeihung weiterhin beschrieb, dass ein Sieg im Trojanischen Krieg nur mit Achilles möglich sei, wurden Odysseus, Ajax und Nestor geschickt, um diesen zu suchen. Sie erkannten die List des Achilles und gelangten zum Hofe des Königs Lykomedes, wo sie den Königstöchtern und dem verkleideten Achilles verschiedene Geschenke anboten. Achilles wurde dadurch als er selbst entlarvt, da er zu den Waffen, die unter anderem als Geschenk gereicht wurden, griff.15
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1 Christou (2007) 59.
2 Soren/ James (1988) 156.
3 Soren/ James (1988) 159-160.
4 Soren/ James (1988) 167.
5 Soren/ James (1988) 169. 1
6 Christou (2007) 46-47.
7 Christou (2007) 50.
8 Christou (2007) 51-54.
9 Christou (2007) 22-24.
10 Christou (2007) 66-67. 2
11 Soren/ James (1988) 172-173.
12 Soren/ James (1988) 179-185.
13 Christou (2007) 62. 3
14 Christou (2007) 62.
13 Soren/ James (1988) 195.