Lade Inhalt...

eLearning als Lehr- und Lernform in der Pflegeausbildung

©2012 Hausarbeit 23 Seiten

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wird ein Überblick über die Verwendung von eLearning als Lehr- / Lernmethode bzw. -Instrument gegeben. Da in der Pflegeausbildung in Deutschland bislang noch keine langfristigen Umsetzungen existieren, sondern lediglich einige Modellversuche umgesetzt wurden, wird ein Überblick über das Produkt eLearning gegeben. Der Fokus liegt hierbei auf dem Nutzen, den Chancen sowie den Gefahren für Lehrende und Lernende, die hiervon ausgehen können. Als Ausgangspunkt lassen sich veränderte Anforderungen des Pflegeberufes ausmachen, die wiederum Veränderungen der Ausbildungsstrukturen nach sich ziehen. Da ein solches Lehr- / Lernkonzept jedoch nicht ohne weiteres implementiert werden kann, werden darüber hinaus die entsprechenden Anforderungen und Voraussetzungen erläutert. Den Abschluss bilden Ergebnisse bisheriger Evaluationen verschiedener Modellprojekte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzugsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung: Veränderte Anforderungen an den Pflegeberuf erfordern Veränderungen der Ausbildungsstrukturen

2 eLearning-Instrumente – Angebote und Möglichkeiten
2.1 Definition und Formen von eLearning
2.2 eLearning – (k)ein neues Lehr- / Lernkonzept
2.3 Chancen und Nutzen
2.4 Grenzen und Gefahren von eLearning-Instrumenten

3 Anforderungen an eLearning-Instrumente und Voraussetzungen
3.1 Qualitative Anforderungen an die Instrumente
3.2 Technische Anforderungen
3.3 Qualifizierung der Lehrkräfte

4 Implementierung von eLearning-Instrumenten
4.1 Curriculare Einbindung
4.2 Auswirkungen auf die Lernleistungen: Erwartungen und Ergebnisse

5 Fazit & Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzugsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Formen und Ansätze von eLearning

1 Einleitung: Veränderte Anforderungen an den Pflegeberuf erfordern Veränderungen der Ausbildungsstrukturen

„Es gibt wohl kein Medium, keine Kommunikationstechnologie, die nicht auch für das Lehren und Lernen eingesetzt wird: So sind unter anderem Radio, Film und Fernsehen, Druckerzeugnisse, Computerprogramme und Internetdienste zu Bildungsmedien geworden.“ (Döring, 2007, S. 6).

Etwa zur Jahrtausendwende wurde der Wechsel „[…] von einer Industrie- […] zu einer Informations- und Dienstleistungsgesellschaft […]“ (Zumbach, 2010, S. 12) ausgerufen; diese Entwicklung wird sich nach Hensge (2001) mit wachsender Geschwindigkeit fortsetzen. Darüber hinaus ist mittlerweile ist auch der Begriff des Mobilzeitalters gang und gäbe (vgl. Döring, 2007). Elektronische Geräte und Computer sind heutzutage allgegenwärtig, kaum ein Beruf kommt noch ohne den Einsatz von Computern aus - auch in der Pflege hat sich das Bild gewandelt (vgl. Behrendt, 2012). Allein die Pflegedokumentation dient heutzutage bspw. nicht mehr nur der schriftlichen Dokumentation der verrichteten Tätigkeiten, sie fungiert gleichzeitig als Kommunikationsmedium innerhalb eines multiprofessionellen Teams, als Hilfsmittel der Verwaltung zur Kostenabrechnung, als Unterlage zur strategischen Planung der Einrichtung sowie als Beweismittel bei Zivil- und Strafrechtlichen Prozessen (vgl. Ammenwerth, Eichstädter & Schrader, 2003). Um den verschiedenen Anforderungen, die damit einhergehen, gerecht werden zu können, ist die Umstellung des Dokumentationssystems auf ein EDV-basiertes die logische Konsequenz. Hieraus ergeben sich wiederum neue / zusätzliche Anforderungen an Pflegende: Sie müssen nicht nur Maus und Tastatur bedienen können, sondern sie müssen v.a. entsprechende Medienkompetenzen haben, um z.B. auch in Notfallsituationen schnell an die richtigen Informationen gelangen zu können. Da entsprechende Kompetenzen jedoch nicht als selbstverständlich vorausgesetzt werden können, müssen sie in der Ausbildung angebahnt werden. Dies nimmt v.a. die Träger der praktischen Ausbildung in den Blick: Da es viele verschiedene Anbieter von entsprechender Software gibt, die unterschiedliche Funktionen und Oberflächen aufweisen, müssen die Schüler[1] individuell für die entsprechenden Programme in den jeweiligen Einrichtungen geschult werden. Dies ist, v.a. in Krankenhäusern, in denen die Schüler in nahezu jedem praktischen Einsatz auf einer anderen Station sind, z.T. mit erheblichen organisatorischen Schwierigkeiten verbunden (vgl. Behrendt, 2012). Auf der anderen Seite müssen die Schüler schon früh in der Ausbildung mit Computern umgehen lernen um entsprechende grundlegende Medienkompetenzen anbahnen zu können. PC-Grundkenntnisse sind je nach sozialem Status und Geschlecht der Schüler bei Ausbildungsbeginn mehr oder weniger stark ausgeprägt vorhanden, daher müssen diese zunächst aufgebaut werden (vgl. ebd.). Darüber hinaus sind „[…] die Rückwirkungen auf die Aus-, Fort- und Weiterbildung umso intensiver […], je umfangreicher das Internet in der Arbeitswelt genutzt wird“ (Hensge, 2001, S. 5). Warum dies heutzutage notwenig erscheint, wird bei Zumbach deutlich: „Eine Ursache für die Wissensexplosion ist die Vermehrung des gesellschaftlichen Wissens […]. Hinzu kommt, dass manches Wissen nur eine geringe Halbwertzeit hat, d.h. die rasante Entwicklung führt dazu, dass manche Erkenntnisse innerhalb weniger Jahre (bisweilen sogar Monate) veraltet sind“ (Zumbach, 2010, S. 12). Dies gilt auch für den pflegerischen Bereich. Hat man noch vor einigen Jahren einschlägige Fachbücher in nahezu jedem Dienstzimmer vorfinden können, sind es nunmehr vermehrt PCs. Pflegende müssen dazu befähigt werden sich selbstständig und gezielt aktuelle Informationen zu beschaffen um ihr professionelles Wissen aktuell halten zu können.

Wie eingangs erwähnt werden Medien, meist kurz nach deren flächendeckender Verbreitung, als Bildungsmedien im Unterricht eingesetzt. Um einen möglichst hohen didaktischen Nutzen zu erzielen sollten sie jedoch nicht unreflektiert als Werkzeuge der Wissensvermittlung gesehen werden. Die vorliegende Ausarbeitung gibt einen Überblick über bestehende Formen und Methoden des eLearning, deckt deren Stärken und Schwächen auf und erläutert kurz die wichtigsten Bedingungen im Zuge der Implementierung.

2 eLearning-Instrumente – Angebote und Möglichkeiten

Im Informations- und Mobilzeitalter kann von überall aus „[…] auf eine immense Datenmenge zugegriffen werden, verbunden mit der Gefahr von dieser Informationsflut überschwemmt zu werden.“ (Ludwigs, Timmler & Tilke, 2006, S. 224). Um im Lernprozess nicht von dieser Flut erfasst zu werden, sondern einen sicheren Platz auf einem Boot zu haben, von dem aus man sich relevante Informationen angeln kann, ist es sinnvoll den zur Verfügung stehenden Medien didaktisch gezielt und pädagogisch angeleitet gegenüberzutreten. Da das Angebot von eLearning-Instrumenten in den letzten Jahren enorm zugenommen hat, werden im Folgenden zunächst die wichtigsten Begriffe und Formen erläutert. Im Anschluss wird näher auf die pädagogischen Intentionen eingegangen. Welche Chancen und Nutzen eLearning bietet und mit welchen Grenzen und Gefahren zu rechnen ist, wird abschließend erörtert.

2.1 Definition und Formen von eLearning

Fragt man nach der Definition von eLearning, findet man verschiedenste Ansätze. Einerseits wird eLearning mit Online-Lernern gleichgesetzt (vgl. Josten & Thiel, 2006), andererseits gehen Definitionen so weit, das sie es „[…] auf einer politischen Makroebene als Teil einer Gesamtstrategie zur Aufwertung des ‚Standortes Europa' bzw. des ‚Standortes Deutschland' im globalisierten Wettbewerb, auf einer institutionellen Mesoebene als strategischer Faktor einer ‚lernenden Organisation' sowie auf einer personenbezogenen Mikroebene als Instrument zur Realisierung eines ‚lebenslangen Lernens' und einer ‚Bildung für alle'“ (Hülsken-Giesler, 2008) sehen. Da diese Ansätze weit auseinander klaffen und unterschiedliche Verständnisse thematisieren, soll eLearning im Kontext dieser Ausarbeitung nach Bruckner (2012) und Arnold, Kilian, Thilosen & Zimmer (2004) als Sammelbegriff für alle Lehr- / Lernformen verstanden werden, zu deren Nutzung v.a. elektronische Informatik- und Telekommunikationsmedien eingesetzt werden. Dass darunter verschiedenste Ansätze und Formen zu verstehen sind, ist in der folgenden Tabelle dargestellt (vgl. Böttcher, Kunz & Tramm, 2012; Weller, 2012).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Formen und Ansätze von eLearning

In obiger Aufführung fehlt bewusst der Begriff des Blended Learning, da auch hierfür ebenfalls verschiedene Definitionen existieren. Nach Zumbach bedeutet Blended Learning „[…] immer die Kombination verschiedener Lernmethoden, die sich phasenweise abwechseln.“ (Zumbach, 2010, S. 186). Die momentane Strukturierung der Pflegeausbildung in aufeinander folgenden Theorie- und Praxisblöcken stellt demnach bereits eine Form des Blended Learning dar. Auch hier soll im Kontext der vorliegenden Arbeit ein anderes Verständnis zugrunde gelegt werden: nach Freyer ist Blended Learning eine „[…] Kombination von E-Learning und Präsenzveranstaltungen“ (Freyer, 2006, S. 106).

Zwei weitere Begriffe müssen zunächst abgegrenzt werden: mobile Learning und Multimedia-Lernen. Letzterer ist nach Unterbruner (2007, S. 153) als „Lernen mit Text (gesprochen oder geschrieben) und Bildern (Illustrationen, Fotografien, Grafiken, Animationen, Videos)“ definiert. Da demnach bereits ein Schulbuch ein multimediales Lehr- / Lernmedium darstellt, soll im Kontext dieser Arbeit das Multimedia-Lernen als Lernen mittels PCs und entsprechender Software verstanden werden. Der Begriff mobile Learning hingegen beschreibt eine weitere Entwicklung des eLearning hin zur Nutzung neuerer und kleinerer Computer wie z.B. Handy’s oder PDA’s, die jedoch häufig nicht minder leistungsstark sind und somit ebenfalls entsprechende Anforderungen an das eLearning erfüllen (vgl. Döring, 2007). Der Vorteil von mobile-Learning-Geräten liegt in deren kompakter Bauweise, sodass sie weder Orts- noch Gegebenheitskriterien entsprechen müssen (z.B. müssen durch eine lange Akku-Laufzeit kein Stromanschluss und durch den Einsatz von WLAN oder UMTS keine Netzwerkkabel vorhanden sein).

2.2 eLearning – (k)ein neues Lehr- / Lernkonzept

eLearning, meist in Kombination mit Blended learning, wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert (vgl. ebd.). Dabei ist das Grundkonzept alles andere als neu: Die Schüler haben Phasen des klassischen (Präsenz-)Unterrichts, indem sie in Form von Frontalunterricht, Klassengesprächen o.ä. Lerninhalte erarbeiten bzw. dargeboten kriegen. Dann haben sie wiederum Phasen Selbstgesteuerten Lernens, in denen sie alleine, zu zweit oder in Gruppen Inhalte bearbeiten bzw. wiederholen. Klassische Formen hiervon sind z.B. Hausaufgaben, Bearbeitung von Textauszügen sowie Partner- oder Gruppenarbeiten zu bestimmten Themen. Neu beim eLearning sind hingegen lediglich die verwendeten Medien und Materialien, mithilfe derer die Schüler Lerninhalte erarbeiten. „Sobald neue Medien in einer Gesellschaft verfügbar sind, wird öffentlich über ihre pädagogische Nützlichkeit debattiert […]“ (vgl. ebd., S. 6). Der Fernseher bspw. ist einerseits ein Medium zur Freizeitgestaltung, andererseits wird er unter zu Hilfenahme bestimmter Filme oder Dokumentationen seit mehreren Dekaden erfolgreich im Unterricht zur Wissensvermittlung eingesetzt. Für Computer gilt nichts anderes; auch hier ist es eine Frage der verwendeten Medien: einerseits kann man ihn für die Freizeitgestaltung nutzen, auf der anderen Seite kann er als Lehr- / Lernmedium dienen. Die Nutzung des Internets im Speziellen hingegen kann „[…] dem entgegenwirken, was zum Lernen notwendig ist: Konzentration“ (edb., S. 6). Daher sollte hier besonders überlegt werden, wann, wofür, für welche Zielgruppe und mit welcher Beaufsichtigung das Internet genutzt wird (siehe Kapitel 2.4). Trotz aller Euphorie über neue Medien und deren Nutzen „[…] gerät [jedoch] leicht aus dem Blick, daß das wichtigste Medium, das der Lehrer in den Unterricht mitbringt, er selbst ist“ (Meyer, 1987, zit. nach Armbrecht, 2011, S. 37).

Dennoch ist die Nutzung von Blended- oder eLearning (von den verwendeten Medien einmal abgesehen) kein grundsätzlich neues pädagogisches Konzept. Es werden jedoch z.T. andere Ziele verfolgt. Wie eingangs bereits erwähnt haben sich mit dem Wandel der Anforderungen des Pflegeberufes auch die Anforderungen an die Ausbildung verändert. Nach Fichtmüller (2008) können Ausbildungsziele und -qualität gesichert werden, indem eine dynamische Balance von Fremd- und Selbstgesteuertem Lernen angestrebt wird, wodurch Kompetenzen zum selbstorganisierten Lernen angebahnt werden können. Selbstorganisiertes Lernen wird hier definiert als ein „Prozess, in dem die Individuen die Initiative ergreifen, ihre Lernerfahrung planen, ihre eigenen Lernbedürfnisse diagnostizieren, Ressourcen organisieren und ihren Lernprozess evaluieren.“ (Weber 1996, zit. nach Fichtmüller, 2008, S. 42). Eine entsprechende - in der Ausbildung angebahnte - Selbstlernkompetenz befähigt die Schüler darüber hinaus langfristig dazu ihr (Fach-)Wissen eigenständig zu aktualisieren und zu erweitern (vgl. Ortmann-Welp, 2011). Dies ist insbesondere im Kontext der bereits erwähnten geringen Halbwertzeit von Wissensbeständen, vor allem also für die Zeit der Berufsausübung nach der Ausbildung, relevant. Das Anbahnen von entsprechenden Selbstlernkompetenzen ist ergo ein indirektes Ziel der Pflegeausbildung (vgl. § 3 I AltPflG; § 3 I KrPflG).

[...]


[1] In der vorliegenden Arbeit bezieht sich die Formulierung „Schüler“ sowie die Formulierungen der Berufsbezeichnungen immer auf beide Geschlechter. Für eine bessere Lesbarkeit wird hier nur die maskuline Form verwendet.

Details

Seiten
23
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783656471028
ISBN (Paperback)
9783656471332
DOI
10.3239/9783656471028
Dateigröße
565 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Fachhochschule Bielefeld – Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit / Lehreinheit Pflege und Gesundheit
Erscheinungsdatum
2013 (Juli)
Note
2,3
Schlagworte
eLearning e-learning pflege ausbildung pflegeausbildung blended learning
Zurück

Titel: eLearning als Lehr- und Lernform in der Pflegeausbildung