Nicht immer nur haben Männer in der antiken Geschichte mitgemischt. Auch die eine oder andere Frau hatte ihren Anteil daran. So hat beispielsweise Livia Augustus zu einem milderen Herrscher beeinflusst, Agrippina hat Geschichte geschrieben, in dem sie ihrem Sohn - dem späteren Kaiser Nero - durch geschickte Heiratspolitik auf den Thron verhalf und Kleopatra war mit den zwei bekanntesten Männer der damaligen Zeit zusammen und hat Ägypten dadurch zu manchen Privilegien geholfen. Kleopatra setzte als Königin von Ägypten nur eine Tradition fort, die bereits Nofrusobek und Hatschepsut begonnen hatten.
Aber auch Zenobia, die Palmyra für ihren Sohn regierte, und Galla Placidia, die als Römerin von Germanen geraubt wurde, beeinflussten auf ihre Art und Weise die Geschichte.
Inhaltsverzeichnis:
Ägyptische Königinnen
Hatschepsut
Bauten
Totentempel
Rote Kapelle
Kunst
Nofrusobek
Livia
Bauten
Haus der Livia am Palatin
Villa di Livia in Prima Porta
Agrippina
Messalina
Zenobia
Galla Placidia
Arten der Eheschließung
Manus Ehe
Manus-freie-Ehe
Bauten
Spätantike Kunst
Amazonen
Literatur
Ägyptische Königinnen:
Eine Königin führte den Haushalt und unterstützt ihren Gemahl bei seiner Arbeit. Als Königin hieß man hemet-nesu (Frau des Königs). Nun lebten speziell die Pharaonen aber polygam. Deswegen trugen auch viele Frauen diesen Titel. Die eine königliche Gemahlin unterschied sich von den anderen Gemahlinnen durch die Vielzahl der Titel und trug meistens den Beinamen große Königsgemahlin.[1] Die Königin wurde entweder von dem Pharao erwählt oder für ihn und hatte idealerweise auch königliches Blut, denn dadurch wurde sie schon von frühester Kindheit an auf ihre Rolle vorbereitet. Das ist auch der Grund, warum es häufig Geschwisterehen gab. So war gewiss, dass auch für die Prinzessinnen ein standesgerechter Gemahl gefunden werden konnte und sie kannte ihre Rolle ganz genau. Außerdem war eine Geschwisterehe eher die Garantie, dass Loyalität innerhalb der Familie herrschte[2]. Sieht man sich Kleopatra VII und ihren Bruder an, dann trifft dies nicht zu. Ist also nicht immer eine Garantie dafür. Außerhalb der Königsfamilie gab es sehr selten Geschwisterehen. Weitere dynastische Ehen, die weniger weit verbreitet waren, waren die Vater-Tochter Ehen (Amenophis III und Ramses II). Aus diesen Ehen ist allerdings nur ein Kind überliefert. Ob also in so einem Fall von einer wirklichen Ehe gesprochen werden kann, ist fraglich.
Hatschepsut:
Ihr Name bedeutet „die erste der vornehmen Frauen“ und ihr leiblicher Vater war Thutmosis I. Dieser gelangte nur durch seine Heirat mit Ahmose auf den Königsthron. Natürlich gibt es bei Hatschepsut auch einen Geburtsmythos, der bezeugt, dass sie vom Gott Amun-Ra abstammt. Dieser Geburtsmythos ist am Totentempels Hatscheptsuts zu finden. Der Gott hatte sich dabei in eine Sterbliche verliebt und nahm die Gestalt ihres Gatten an. Diese bemerkte es, ließ sich trotzdem verführen und der Gott schwängerte sie und teilte ihr gleich mit, dass seine Tochter Hatschepsut heißen wird.
Sie wurde mit ihrem Halbbruder Thutmosis II verheiratet. Da er aus einer Nebenlinie war und somit nicht gänzlich reinblütig, war es für ihn ein Aufstieg, die reinblütigere Hatschepsut zu heiraten. Geschwisterehen waren in ägyptischen Königshäusern auch durchaus normal. Das kam daher, dass man als König bzw. Königin eine gewisse Verantwortung trug und wenn man selber als Prinzessin oder Prinz aufwuchs, kannte man diese. Des weiteren war gewiss, dass die Nachkommen auch reinblütig waren und dass die Prinzessinnen ebenbürtige Gemahls bekommen würde. Es kam durchaus vor – wenn es auch die Ausnahme bildete – dass einige Pharaonen und Pharaonen nicht blaublütig waren beispielsweise Thutmosis I oder um Frauen zu nennen Nofretete oder Teje.
Als königliche Gemahlin spielte sie keine wirklich Rolle und trat erst in Aktion als ihr Mann, Thutmosis II starb und ihr Stiefsohn Thutmosis III auf den Thron kam. Sie selber hatte mit ihrem Bruder nur ein Mädchen gehabt. Thumtmosis III stammt daher aus einer Verbindung mit einer Nebenfrau. Dieser war erst drei Jahre alt und so übernahm Hatschepsut statt ihm die Regierungsgeschäfte.[3] Dies geschah im Jahr 1477 am genau selben Tag, an dem auch seinerzeit ihr Vater – Thutmosis I – gekrönt worden war. Alles spricht dafür, dass Hatschepsut zuerst ihre Rolle als Vormund angenommen und akzeptiert hat. Dies ist vor allem auf Reliefen dieser Zeit sehr schön zu erkennen. Ab dem Jahr 1472 kann von einer Alleinherrschaft der Hatschepsut ausgegangen werden, denn in den Steinbrüchen von Assuan fand mein ein Graffito, das davon spricht, dass sie die Maat von Ra bekommen hätte, auf Inschriften bezeichnet sie sich selber als Pharao und ab dieser Zeit ließ sie sich mit Kinnbart darstellen.[4] Sie vollzog den Übergang von Regentin zur Königin vermutlich auch schrittweise. Dies war nur möglich, wenn sie Unterstützung erhalten hatte. Da die meisten Priester und das Militär schon unter ihrem Vater und dann auch unter ihrem Ehemann gedient hatten, waren beide Sparten der Familie treu ergeben. Es wird sogar gemunkelt, dass das Militär und die Priester die wahre Macht unter Hatschepsut Herrschaft waren.[5] Als Hatschepsut Königin war, hatte sie mit einigen Problemen zu kämpfen. Diese waren aber nicht politischer Natur sondern sprachlicher, denn in Ägypten gab es kein Wort für Königin. Es gab auch nur die Bezeichnung „Herr beider Länder“. Hatschepsut nicht faul, wandte jeweils einen Trick an und setzte vor die Hieroglyphe König das weibliche Symbol und ebenso vor das „Herr“ die weibliche Endung.
Auch die Königstitulatur „König von Ober- und Unterägypten“ nesubit gibt es nur in der männlichen Form. Die Königstitulatur ist aus mehreren Bestandteilen zusammengesetzt. Diese gehen auf die Frühzeit zurück und hat eine gewisse Symbolik. Der König nimmt diese Titulatur erst bei der Thronbesteigung an. Der erste Bestandteil der Königstitulatur ist der Name Horus (Hr), der als Gott in menschlicher Gestalt als Pharao regiert. Hier greift Hatschepsut auf einen bereits angewandten Trick von Neferusobek zurück, denn diese setzte hinter die Hieroglyphe Hr die weibliche Endung. Somit wurde gleichzeitig der Mythos verändert, da es nun einen weiblichen Horus gab. Der zweite Bestandteil trägt die sogenannten Herrinnennamen. Es sind dies die Namen der Geiergöttin und der Schlangengöttin, unter deren Schutz der König steht. (Wadjet) Hier gab es kein Problem. Der dritte Name war der Goldhorusname (hr-nbw) – auch hier wurde wieder die weibliche Endung ergänzt und der Mythos verfälscht. Als vierter Bestandteil gibt es den Thronnamen. Dieser steht vor dem Geburtsnamen, der von einer Kartusche eingerahmt wird. Ihr Thronname war Maatkare (?). Darauf folgt – wie bereits erwähnt – der Geburtsname, der meist mit „Sohn des Re“ eingeleitet wird. Hatschepsut änderte diese Formel auf „Tochter des Re“ um. Die Hieroglyphe für Tochter gab es.
Es wurden zwei Dokumente über Hatschepsuts Krönung gefunden: die erste befindet sich in ihrem Tempel in Deir el-Bahari und das zweite in der Roten Kapelle im Karnak-Tempel.
Krönungstext im Tempel Deir el-Bahari: Dieser wurde unter Thutmosis II abgetragen und durch einen Krönungsbericht von Thutmosis I ersetzt. Der von der Roten Kapelle ist noch erhalten und wir wissen, dass in beidem über eine Weissagung berichtet wird von Amun, der ihre Krönung voraussagt und dann ihre Inthronisierung. Dies war damals offenbar sehr glaubwürdig, denn ein Gott greift erstmalig in ein staatspolitisches Geschehen ein und es gibt erstmalig eine Thronbesteigung durch göttliche Intervention. Hatschepsut schafft damit einen Trend, den auch die nachfolgende Pharaonen immer wieder verwenden werden und zwar, dass das Orakel das Instrument der Legitimierung wird. Beachtlich ist, dass diese Krönungstexte natürlich nur die Priester zu lesen bekamen. Dies würde die Theorie entkräftigen, dass die Priester sowieso auf ihrer Seite gestanden haben, denn dann hätte sie ihre Machtergreifung nicht rechtfertigen müssen.
Hatschepsuts Krönung hatte zur Folge, dass es nun eigentlich zwei Könige gab: ihren Stiefsohn, den legitimen Nachfolger ihres Mannes Thutmosis II und sie selber. Bisher war es bei den Pharaonen üblich, dass ein Koregent eingesetzt wurde. Der König macht dies, damit nach seinem Tod der Koregent sofort den Thron besteigen kann. Hatschepsut lässt diese Ordnung bestehen, dreht diese nur ein wenig um: Sie ist im Besitz der Macht und wird zum König, während der eigentliche, legitime König zum Koregenten wird.[6] In offiziellen Darstellungen sieht es auch so aus, als ob beide gleichberechtigt sind.
Hatschepsut führte im neunten Regierungsjahr einen Feldzug gegen Punt. Welcher Ort damit gemeint war, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Diese Expedition findet man auch sehr ausführlich an ihrem Totentempel dargestellt. Aus diesem Feldzug wurden Weihrauch und Ebenholz eingeführt, aber auch Weihrauchpflanzen. Es kann daher als botanische Expedition in die Geschichte eingehen. Es ist auch die einzige militärische Aktion, die von ihr durchgeführt worden ist. Erstens war das Reich zu ihrer Zeit sehr stabil und zweitens wusste sie, dass sie als Frau nicht wirklich ein sehr gute Feldherr war. Hätte es einen Feldzug gegeben, wäre eine Fehlschlag sicherlich weit schwerwiegende in das Gewicht gefallen als ein Fehlschlage eines Pharaos.[7]
Als Thutmosis III dann erwachsen war und eigentlich hätte regieren können, gab Hatschepsut ihre Macht nicht ab und regierte weiter. Es kam seitens ihres Stiefsohnes aber auch zu keiner Revolte, da ihr Status mittlerweile etabliert war und eine solche keinen Sinn gehabt hätte. Die Frage, die sich hier stellt, ist, wie es eine Frau schaffte, sich auf dem ägyptischen Thron als Alleinherrscherin zu behaupten. Hatschepsut hatte hierfür zwei Grundlagen: Auf der einen Seite berief sie sich auf ihre göttliche Abstammung. In diesem Zusammenhang wies sie immer auf eine Abstammung der Göttin Hathor hin. Der Name Hathor heißt „Haus des Horus“ und deswegen bezeichnete sie sich selber oft als „weiblichen Horus“. Horus selber nahm im Pharao menschliche Gestalt an – in Hatschepsut Fall nahm er eben eine weibliche Gestalt an und wenn das für einen Gott so gewollt war, welcher Nicht-Gott sollte dann ihre Stellung anzweifeln. Des weiteren war Horus Gott von Ober- und Unterägypten und verlieh somit auch Hatschepsut diese Würden. Sehr schön ist Hatschepsuts religiöse Legitimation in ihrem Tempel zu erkennen, denn dort gibt es eine eigene Hathor-Kapelle.
Des weiteren war ihr göttlicher Vater außerdem Amun, der in Abwesenheit ihres biologischen Vaters zu ihrer Mutter gekommen sei[8]. Nicht nur Horus hat sich als Herrscher von Ober- und Unterägypten ihres Körper bedient, sondern auch Amun hab dies unterstützt. Damit war es in der Denkweise der Ägypter völlig absurd, ihren Status anzuzweifeln.
Hatschepsut sicherte ihre Herrschaft damit ab, dass sie Männer Posten gab, die sich ihr gegenüber loyal verhielten. Einer davon war Senenmut – er war ihr Vertrauter und auch ihr Geliebter. Dies war zwar lange Zeit angezweifelt worden, aber sein Grab befindet sich innerhalb des Tempelbezirkes ihres eigenen Tempels – dies war eine sehr große Ehre. Des weiteren wurde er auch mehrmals am Tempel abgebildet und einmal sogar mit der Tochter der Hatschepsut Nefrurere. Er war also die erste männliche Hebamme.
In Senenmut hatte Hatschepsut auch ihre einzige Verbindung zu Heer.
Im 22. Regierungsjahr (1457 v. Chr) starb Hatschepsut und die Todesursache konnte lange nicht geklärt werden, da ihre Mumie als verschollen galt. Im Grab ihrer Amme Sat-Re (KV 60, es lag unterhalb des Grabes von Hatschepsut und es war eine besondere Ehre, dass sie im Tal der Könige begraben sein durfte) wurde eine zweite Mumie gefunden. Diese lag ohne Sarg am Boden und deswegen beachtete Carter sie nicht weiter. Das Grab wurde wieder zugeschüttet und einige Jahre später wurde das Grab wieder geöffnet, da man die erste Mumie, die in einem Sarg lag, ins Museum nach Kairo gebracht wurde. Die zweite Mumie blieb wieder zurück. Erst 2006 erinnerte man sich an diese zweite Mumie und machte eine DNA Analyse. Das Ergebnis ergab, dass diese Mumie mit Thutmosis I, Thutmosis II und Thutmosis III verwandt gewesen war. In einem Holzversteck in der Nähe von Hatschepsuts Tempel barg man eine Holzkiste, die Hatschepsuts Kartusche trug und in dieser Holzkiste wurde ein Zahn gefunden. Dieser Zahn passte genau in die Zahnlücke der DNA untersuchten Mumie. Somit gilt es als ziemlich sicher, dass es sich bei dieser Mumie um Hatschepsut handeln muss. Deswegen weiß man nun auch, dass Hatschepsut eines natürlichen Todes gestorben ist. Im Nachhinein kann gesagt werden, dass die Regierungszeit Hatschepsut eine Glanzzeit in Ägypten war. Ein neues Keramikreportoir lässt sich feststellen, monumentale, dekorierte Felsengräber in Theben-West entstanden.
Regentinnen für unmündige Söhne waren in Ägypten nichts Ungewöhnliches. Es sind außer Hatschepsut zwei Königinnen bekannt, die auf den Thron Ägyptens gekommen sind: Neferusobek (12. Dynastie) und Tausret (19. Dynastie). Es fehlen in beiden Fällen die männlichen Thronfolger und bei beiden handelt es sich um die letzten Herrscherinnen der eigenen Dynastie.[9] Hatschepsut unterscheidet sich von diesen Frauen dadurch, dass es bei ihr einen männlichen – wenn auch unmündigen – Thronfolger gegeben hat und die Dynastie war eine der ruhmreichsten Ägyptens. Es ist gewiss, dass sie und ihr Stiefsohn Thutmosis III einander gebraucht haben, denn sie war die erfahrene Regentin und ihr Stiefsohn war zwar der Thronfolger, aber er stammte aus einer Nebenlinie.
Hatschepsuts Regierungszeit war sehr friedlich, da es von Nachbarn keine Kriegseinfälle gegeben hat. Ägypten war sehr reich und konnte diesen Reichtum durch Handel vermehren. Dies hat wieder zu einigen neuen Jobs geführt. Es war alles in allem ein goldenes Zeitalter unter Hatschepsut. Das ist auch der gut organisierten Verwaltung zu verdanken. Da sich Hatschepsut außenpolitisch keine Sorgen machen musste, konnte sie ihre ganze Energie in Bauprojekte stecken. (Satet Tempel auf Elephantine, Tempel von Speos Artemidos). Der Karnaktempel bekam unter ihr eine von Nord nach Süd verlaufende Prozessionsstraße, die direkt zum Luxor Tempel führte. Der Auftakt dieser Nord-Süd-Prozessionsstraße ist das 8. Pylon. In diesem durfte das Volk erstmalig das erscheinen des Gottes miterleben, denn von hier wurde die Götterbarke erstmalig nach Luxor getragen. Das war das sogenannte Opet Fest!! Unterwegs gab es einige Rastpunkte, hier konnte das Personal gewechselt werden oder einfach nur geruht werden. Auch hier was das Volk dem Gott nah. Diese Nähe zwischen Gott und Religion führt natürlich automatisch zu einer noch engeren Bindung an den Gott.
Die Forschung geht immer von einem hasserfüllten Verhältnis zwischen Hatschepsut und ihrem Stiefsohn Thumosis III aus. Dies stimmt aber wahrscheinlich nicht, denn warum hätte Hatschepsut sonst ein eigenes Grab und noch dazu mit Grabbeigaben bekommen? Außerdem ließ Thutmosis einige Bauten von Hatschepsut fertig stellen wie z.B. die rote Kapelle. Auf der anderen Seite wird ihr Name oft gelöscht und durch die Namen von Thutmosis I oder Thutmosis II ersetzt. Es geht Thutmosis III daher absolut nicht darum, ihrem Platz einzunehmen.
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[1] Tyldesby, 16
[2] Tyldesby, 17
[3] Barth, 14
[4] Barth, 14
[5] Schnittger, 39
[6] Schnittger, 44
[7] Barth, 15
[8] Barth, 17
[9] Schnittger, 38