„Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ von René Descartes. Kritische Darstellung der Zweiten Meditation
Zusammenfassung
Zu den bedeutendsten Schriften des großen Denkers zählen jedoch die 1641 erschienenen „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“. Dieses Werk ist in sechs Meditationen gegliedert und behandelt Themen der Metaphysik und der Erkenntnistheorie. Die vorliegende Arbeit möchte den Argumentationsverlauf der Zweiten Meditation kritisch darstellen. Daher zunächst eine Zusammenfassung der Ersten Meditation.
In diesem ersten Kapitel mit dem Titel „Woran man zweifeln kann“ bedient sich Descartes des Methodischen Zweifels. In drei Stufen soll dabei sicheres Wissen ermittelt werden. Zunächst untersucht Descartes seine kognitive Grundlage und erkennt, dass er alle Einsichten aufgrund der Sinne gemacht hat. Aus eigenem Erfahren gibt Descartes allerdings zu bedenken, dass die Sinne täuschen können und ihnen daher nicht immer vertraut werden darf.
Im folgenden Schritt überprüft Descartes dann den kognitiven Zustand eines Menschen und muss feststellen, dass nicht eindeutig zwischen Wachzustand und Schlaf unterschieden werden kann. Demzufolge muss bezweifelt werden, ob dann, wenn uns die Wahrnehmung suggeriert, ein Gegensand der Außenwelt sei gegeben, ein solcher auch vorhanden ist.
Als umfassendste Stufe des Zweifels untersucht Descartes die kognitive Autonomie einer Person. Laut diesen Überlegungen ist es möglich, dass ein böser Geist uns in allem täusche. Da dies zunächst nicht widerlegt wird, müssen wir alles anzweifeln, inklusive der eigenen Existenz und des eigenen Körpers.
Als Weiterführung dieser ersten Überlegungen fügt Descartes nun die Zweite Meditation an, in deren Verlauf eine Argumentation formuliert wird, die in dem wohl berühmtesten aller philosophischen Sätze zusammengefasst werden kann: „Cogito ergo sum“; ich denke, also bin ich. In der folgenden Arbeit wird der Argumentationsverlauf dieser Meditation kritisch dargestellt, um unter anderem zu erläutern, mit welchen Überlegungen Descartes zu dieser Erkenntnis gelangte und welche weiterführenden Konsequenzen sich daraus ergeben.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Meditation „über die Natur des menschlichen Geistes, dass seine Erkenntnis Ursprünglicher ist als die des Körpers“
2.1 Das „cogito ergo sum“
2.2 Das Zweifelsargument
2.3 Über die Erkenntnis von Körpern
3. Zusammenfassung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der am 31. März 1596 in La Haye/Touraine geborene René Descartes gilt als Begründer des modernen Rationalismus. Als er am 11. Februar 1650 in Stockholm stirbt, hinterlässt er zahlreiche Werke, die bis in die Gegenwart das philosophische Denken mitbestimmen. Dazu zählen unter anderem die „Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Wahrheitsforschung“, „Die Leidenschaften der Seele“ oder auch „Über den Menschen“. Hinzu kommen Arbeiten über die Physik, die Mechanik, die Mathematik und der Physiologie.
Zu den bedeutendsten Schriften des großen Denkers zählen jedoch die 1641 erschienenen „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“. Dieses Werk ist in sechs Meditationen gegliedert und behandelt Themen der Metaphysik und der Erkenntnistheorie. Die vorliegende Arbeit möchte den Argumentationsverlauf der Zweiten Meditation kritisch darstellen. Daher zunächst eine Zusammenfassung der Ersten Meditation.
In diesem ersten Kapitel mit dem Titel „Woran man zweifeln kann“ bedient sich Descartes des Methodischen Zweifels. In drei Stufen soll dabei sicheres Wissen ermittelt werden. Zunächst untersucht Descartes seine kognitive Grundlage und erkennt, dass er alle Einsichten aufgrund der Sinne gemacht hat. Aus eigenem Erfahren gibt Descartes allerdings zu bedenken, dass die Sinne täuschen können und ihnen daher nicht immer vertraut werden darf.
Im folgenden Schritt überprüft Descartes dann den kognitiven Zustand eines Menschen und muss feststellen, dass nicht eindeutig zwischen Wachzustand und Schlaf unterschieden werden kann. Demzufolge muss bezweifelt werden, ob dann, wenn uns die Wahrnehmung suggeriert, ein Gegensand der Außenwelt sei gegeben, ein solcher auch vorhanden ist.
Als umfassendste Stufe des Zweifels untersucht Descartes die kognitive Autonomie einer Person. Laut diesen Überlegungen ist es möglich, dass ein böser Geist uns in allem täusche. Da dies zunächst nicht widerlegt wird, müssen wir alles anzweifeln, inklusive der eigenen Existenz und des eigenen Körpers.
Als Weiterführung dieser ersten Überlegungen fügt Descartes nun die Zweite Meditation an, in deren Verlauf eine Argumentation formuliert wird, die in dem wohl berühmtesten aller philosophischen Sätze zusammengefasst werden kann: „Cogito ergo sum“; ich denke, also bin ich. In der folgenden Arbeit wird der Argumentationsverlauf dieser Meditation nun kritisch dargestellt, um unter anderem zu erläutern, mit welchen Überlegungen Descartes zu dieser Erkenntnis gelangte und welche weiterführenden Konsequenzen sich daraus ergeben.
2. Die Meditation „über die Natur des menschlichen Geistes, dass seine Erkenntnis
ursprünglicher ist als die des Körpers
Die Zweite Meditation aus Descartes’ „Meditationen über die Grundlagen der Philosophie“ ist mit “Über die Natur des menschlichen Geistes; dass seine Erkenntnis ursprünglicher ist als die des Körpers“ untertitelt. Sie ist in sechzehn Absätze, die inhaltlich aufeinander aufbauen eingeteilt und folgt somit der Gliederung im gesamten Werk. Die Absätze eins bis drei behandeln dabei das „cogito ergo sum“. Die Absätze vier bis neun das Zweifelsargument beziehungsweise das erste Argument für den Dualismus. Den Abschluss bilden die Absätze zehn bis sechzehn, in denen Descartes über die Erkenntnis von Körpern philosophiert.
2.1 Das „cogito ergo sum“
In den Absätzen eins bis drei der Zweiten Meditation erläutert Descartes seine Gedanken, die zur Entwicklung des „cogito ergo sum“ führen. Er geht zunächst von den Überlegungen der in der Einleitung dargelegten Ersten Meditation aus und führt den Gedanken fort, dass alles anzuzweifeln sei. Descartes erklärt zunächst im ersten Absatz eine Erkenntnis suchen zu wollen, die gewiss sei. Falls dies unmöglich ist, bliebe wenigstens als sichere Einsicht, „dass es nichts Gewisses gibt.“[1]
Um also seine Überlegungen beginnen zu können, setzt Descartes voraus, dass alles, was er durch seine Sinne wahrnimmt, nicht existiert. Dies ist als Ausgangspunkt für die folgenden Gedanken sinnvoll, jedoch bleibt dann die Frage bestehen, welche Wahrheiten somit überhaupt noch existieren. Denn indem alles angezweifelt wird, haben „Körper, Gestalt, Ausdehnung, Bewegung und Ort“[2] keine Bedeutung. Dies erscheint logisch, allerdings kann man kann kritisch anfragen, was dann von der Person, die diese Überlegungen anstellt, übrigbleibt. Descartes beantwortet diese Frage, muss zunächst aber feststellen, dass er die Existenz seines eigenen Körpers bereits geleugnet hat. Sich selbst könnte er zudem auch nur durch die Täuschungen eines bösen Geistes erfahren haben. Es scheint also zunächst keine Antwort zu geben. Aus dieser vermeintlich schwierigen Position befreit sich Descartes jedoch, indem er erkennt, dass er als denkendes Wesen irgendetwas sein müsse. Was dieses etwas ausmacht, bleibt noch ungeklärt, aber die Erkenntnis, dass ein denkendes oder auch nur von einem Geist getäuschtes Wesen zwangsweise auch existieren müsse, polarisiert die Menschen bis heute. Dieses „cogito ergo sum“ fand in der Philosophie viel Beifall, allerdings auch Kritik. So wird zum Einen an Descartes’ These bemängelt, dass das Zweifeln als eine Art des Denkens angesehen wird und zudem die Prämisse fehlt, dass alles Denkende auch existieren müsse. Weiterhin ist es fragwürdig, ob diese Vorbedingung überhaupt beweisbar ist. Eine Reaktion darauf ist die Aussage, dass die Prämisse vorausgesetzt wird. Zudem ist das „cogito ergo sum“ kein reiner Syllogismus wie zum Beispiel: Sokrates ist ein Mensch. Alle Menschen sind sterblich. Also: Sokrates ist sterblich.
[...]
[1] Gäbe (1993), 21
[2] Ebd.