Casemanagement: Welche Gründe sprechen für die Einführung?
Vor- und Nachteile einer Implementierung im Krankenhaus
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhalt
1 Fragestellung
2 Setting: Krankenhaus der Regelversorgung
3 Ziele des Case Management
3.1 Vorteile
3.2 Nachteile
3.3 Reichweite der Wirksamkeit.
3.4 Welche Berufsgruppe sollte das CM übernehmen
4 Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Handout
i Fragestellung
- Thema: Welche Gründe sprechen für die Einführung eines Casemanagement- Systems?
- Szenario: Die Leitung Ihres aktuellen (hilfsweise Ihres ehemaligen) Arbeitgebers bittet Sie die Vor- und Nachteile eines Casemanagement-Systems in einem Referat vorzustellen. Berücksichtigen Sie die Reichweite der Wirksamkeit die Sie empfehlen würden. Warum sollte welche Berufsgruppe die Casemanagementfunktion ausüben?
- Dauer des Referates 15 Minuten, plus 5 Minuten strukturierte Diskussion durch den/die Referent/in zu führen. Anschließend Diskussion mit dem Prüfer.
- Gesamtdauer: 30 Minuten
- Es ist ein Handout anzufertigen
- Formales: Denken Sie bitte an die wissenschaftlichen Kriterien, die an ein Referat zu stellen sind (Gliederung, Zitation, Studienlage, Literatur, Freitext, Folienaufbau, Spannungsbogen, ...)
- Es wird auch das persönliche Auftreten des Prüfungskandidaten/in, die Präsentation und Moderation bewertet.
- Die Anwesenheit der Studierenden, die am gleichen Tag die Prüfung ablegen, wird über den Prüfungstag ausdrücklich erwünscht.
2 Setting: Krankenhaus der Regelversorgung
Das St. Elisabeth Krankenhaus1 in Leipzig ist ein Krankenhaus der Regelversorgung und interessiert sich für die Einführung eines Case Management. Im Folgenden sollen Argumente dafür dargestellt werden. Ebenso werden die Nachteile beleuchtet und wie man ihnen begegnen kann. Dieses Referat klärt nicht wie das CM im Einzelnen aufgebaut sein wird oder auf welche Art und Weise es eingeführt wird. Es dienst lediglich dazu, dem Krankenhausträger das Thema zu unterbreiten und ihn dafür zu gewinnen.
Um ein CM einzuführen unternehmensweit einzuführen, bedarf es einer Grundsatzentscheidung des Krankenhausträgers bzw. der Gesellschafter, da es sich um einen tiefgreifenden Schritt im Unternehmen handelt. Es braucht Kooperationen und gegebenenfalls Beteiligungen an Einrichtungen, die über Gelder aus dem SGB X1 finanziert werden, um eine stringente Begleitung über den Krankenhausaufenthalt hinaus zu gewährleisten. Außerdem ist der Rückhalt durch den Träger sehr wichtig und eine Legitimation gegenüber den Mitarbeitern.
3 Ziele des Case Management
In Krankenhäusern, die sich über das DRG-System finanzieren, ist es in ökonomischer Hinsicht sinnvoll einerseits alle relevanten Nebendiagnosen einfließen zu lassen und andererseit die Liegezeiten zu verringern, vor allem durch Vermeidung des „Drehtüreffektes“ (vgl. Franke, 2007, S. 162 ff.). Neben dieser Form der Fallsteuerung ist es aber ebenso wichtig Patienten individuell durch den Behandlungsprozess zu begleiten. Hierbei geht es besonders um die Patienten, die einen besonderen Behandlungsbedarf über das Krankenhaus hinaus haben, wie Rehamaßnahmen oder Pflegebedürftigkeit, aber auch Wundmanagement oder Schmerztherapie im häuslichen Bereich.
Von der Zahl der Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, hängt die Zahl der abrechenbaren DRGs ab. Von den Haupt- und Nebendiagnosen, dem Alter, den Komplikationen, den Prozeduren usw. wird die Vergütungshöhe stark beeinflusst. Eine genaue Leistungserfassung ist wichtig. Von der Untersuchungs- und Behandlungsgeschwindigkeit in den Funktions- und Behandlungsbereichen hängt die Differenz zwischen Kosten und Erlösen ab. Um die medizinisch bedingte Verweildauer nicht zu überschreiten, sind nachstationäre Einrichtungen für die rechtzeitige Verlegung erforderlich (vgl. Mühlbauer, 2004, S. 25).
Typische Krankheitsbilder, die durch das Case Management (CM) betreut werden, sind zum Beispiel (lt. Amelung, 2007, S. 216):
- AIDS, Schlaganfälle, Transplantationen, Kopfverletzungen, schwere Verbrennungen, Risikoschwangerschaften, Risikogeburten oder Rückenmarksverletzungen
- überlange Liegezeiten
- gescheiterte oder wiederholte chirurgische Eingriffe
- Fallkosten, die einen bestimmten kritischen Wert übersteigen
- sich widersprechende kummulierende Behandlungen
- langfristige Behandlung mit Schmerzmitteln oder Antidepressiva
Grundsätzlich betrachtet das Case Management also kostenintensive Fälle, bei denen die Effizienz der Koordination und eine abgestimmte Begleitung der Versorgung, wesentliche Qualitätsverbesserungen und Kosteneinsparungen zu Folge haben.
Wie bei Pape, Rosenbaum & Bostelaar (2006, S. 31) geht es um die „Verbindung der Erlösorientierung mit der Qualitätsorientierung“.
Die Verringerung des Zeitfaktors, also kürzerer Verweildauern, bringt einerseits dem Krankenhaus höhere Erlöse, andererseits kommt es auch dem Patienten entgegen durch geringe Wartezeiten, keine zu frühe und eine möglichst normale Entlassung in den Alltag. Das erfordert optimale Prozessabläufe und angepasste Strukturen der einzelnen Leistungserbringer (vgl. R.A. Bostelaar & Pape, 2008, S. 29).
3.1 Vorteile
Die Einführung eines CM-Systems hat nach Brinkmann (2009) folgende Vorteile. Komplexe Aufgaben können effektiver bearbeitet werden und Abstimmungsprozesse können verkürzt werden. Ebenfalls entstehen Synergieeffekte zwischen den Berufsgruppen durch mehr Interaktion und Kommunikation. Voraussetzung dafür ist ein funktionierendes Team. Der Case Manager ist in der Regel kein Einzelkämpfer (vgl. Brinkmann, 2009, S. 138).
Durch das CM wird der ärztliche Dienst von der ökonomischen Zusatzverantwortung entlastet. Die Codierverantwortung liegt beim CM, was höhere Codiererlöse zur Folge hat. Somit wäre mehr Zeit für originäre Arztaufgaben und damit auch eine höhere Transparenz der Behandlung und bessere Dokumentation (vgl. Ganzmann, 2011, S. 52).
Die stationäre Pflege wird reduziert und die ambulante Versorgung gefördert (vgl. Sambale, 2005, S. 92). CM hat an Akzeptanz gewonnen und wird von den Akteuren des Gesundheitswesen als wirksam erachtet, Kosten zu reduzieren und Ineffizienzen abzubauen (vgl. Schwaiberger, 2002, S. 13).
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit einer zentralen Betten- und OP- Verwaltung durch das CM. Die Kompetenz dafür, sowie für die Terminierung der Patienten sollte beim CM liegen. Das würde auch zu einer Vereinheitlichung der Standards innerhalb einer Fachabteilungen führen. Außerdem kann Personal flexibler ausgelastet werden (vgl. R.A. Bostelaar & Pape, 2008, S. 45).
Das CM bringt einen Wettbewerbsvorteil zunächst im Servicebereich. Dazu kommt die Kostensicherung durch (vgl. R.A. Bostelaar & Pape, 2008, S. 52):
- Auslastungsoptimierung mit Fallzahlsicherung, kurze Verweildauern und Senkung der Fehlbelegungen.
- Optimierung der Versorgungkontinuität über den stationären Bereich hinaus zur Vermeidung von Re-Hospitalisierung im selben Fall.
- eine lückenlose Behandlung durch Prozessoptimierung
Durch geeignete Assessments kann der individuelle Pflegebedarf von Patienten erhoben und geplant werden. Dazu gehören alle Prozesse im Krankenhaus und zusätzlich die prä- und poststationäre Phase. Über das Assessmentverfahren können auch die Patienten herausgefiltert werden, die Case Management überhaupt benötigen (vgl. ebd., S. 53).
Die Funktionen des Case Managers als Gate-Keeper, Broker oder Advocat finden im CM wieder. Einerseits arbeitet er für den Patienten und andererseits auch für die Organisation. Durch diese Kombination kommt es weniger zu Dokumentationsfehlern in Form von Doppeldokumentation und Fehlinformationen. Durch die zentrale Steuerung durch das CM kommt es zu einer Senkung der Telefonate bei gleichzeitiger Verbesserung der Kommunikation der Berufsgruppen, dies führt zu einer Verbesserung der Unternehmenskultur und einer Entlasstung aller am Prozess beteiligten Mitarbeiter. Nicht zuletzt gewinnt der Patient. (vgl. R.A. Bostelaar & Pape, 2008, S. 55).
Die Einführung eines CM kann auch positive Marketing-Effekte haben. Die Bewertung der internen Prozesse eines Krankenhauses durch Patienten und Angehörigen ist heutzutage unabdingbar für die Wettbewerbsfähigkeit (vgl. Rapp, 2013, S. 18).
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1 ehemaliger Arbeitgeber des Autors