Zusammenfassung
Etwas aktueller ist die Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit im Zuge des Brundtland-Berichts. Im Jahre 1987 beschäftigte sich die World Commision on Environment and Development (WCED) unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland mit der Thematik der nachhaltigen Entwicklung. Ziel dieses Berichts war es, erstmalig ein Leitbild zu nachhaltiger Entwicklung zu entwickeln. Ergänzt und zum globalen Leitbild ernannt wurde der Brundtland-Bericht im Zuge der Weltklimakonferenz in Rio de Janeiro im Jahre 1992. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beschreibt die Notwendigkeit einer globalen Aufmerksamkeit für nachhaltige Entwicklung wie folgt: „Dahinter stand die Erkenntnis, dass wirtschaftliche Effizienz, soziale Gerechtigkeit und die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen gleichwertige überlebenswichtige Interessen sind, die sich gegenseitige ergänzen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriff der Nachhaltigkeit
3 Ernährung und Nachhaltigkeit
3.1 Nutzung von Ressourcen
3.2 Produktion
3.3 Logistik
3.4 Verbrauch beim Endkonsumenten
4 Gesellschaftlicher Wandel: Eine Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Onlineverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Abhängigkeitsschema der Dimensionen von Nachhaltigkeit
Abbildung 2: Weiterentwickeltes Abhängigkeitsschema der Dimensionen von Nachhaltigkeit
1 Einleitung
Beginnen möchte ich meine Arbeit mit einem Zitat von Eric Schweitzer, dem Chef der Berliner ALBA Group, eines der größten Recycling-Unternehmen in Deutschland:
„ Bei allem, was man tut, das Ende zu bedenken, das ist Nachhaltigkeit. “1
Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist keine „Erfindung“ des 21. Jahrhunderts. Bereits im 18. Jahrhundert kamen vereinzelte Ideenimpulse zu diesem Thema auf. Einer der Pioniere auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit war der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlo- witz. In seinem im Jahr 1713 erschienenen Werk „ Sylvicultura oeconomica “ spielte bei sei- nen Überlegungen in erster Linie die Forstwirtschaft eine Rolle. Die einfache und doch ein- leuchtende These von Carlowitz besagte, dass nur so viel Holz geschlagen werden darf, wie tatsächlich auch nachwachsen kann. Das Prinzip der Nachhaltigkeit war geboren.2
Etwas aktueller ist die Auseinandersetzung mit dem Thema der Nachhaltigkeit im Zuge des Brundtland-Berichts. Im Jahre 1987 beschäftigte sich die World Commision on Environment and Development (WCED) unter dem Vorsitz der damaligen norwegischen Ministerpräsiden- tin Gro Harlem Brundtland mit der Thematik der nachhaltigen Entwicklung. Ziel dieses Be- richts war es, erstmalig ein Leitbild zu nachhaltiger Entwicklung zu entwickeln. Ergänzt und zum globalen Leitbild ernannt wurde der Brundtland-Bericht im Zuge der Weltklimakonfe- renz in Rio de Janeiro im Jahre 1992. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammen- arbeit und Entwicklung (BMZ) beschreibt die Notwendigkeit einer globalen Aufmerksamkeit für nachhaltige Entwicklung wie folgt: „ Dahinter stand die Erkenntnis, dass wirtschaftliche Effizienz, soziale Gerechtigkeit und die Sicherung der nat ü rlichen Lebensgrundlagen gleich- wertige ü berlebenswichtige Interessen sind, die sich gegenseitige erg ä nzen. “ 3
Die vorliegende Arbeit soll einen komprimierten Einblick in die Thematik der Nachhaltigkeit geben. In Anlehnung an das Seminar „Bürger und Verbraucher; zwei Zugänge zur Partizipa- tion“ liegt ein besonderes Hauptaugenmerk auf dem nachhaltigen Konsum und was darunter zu verstehen ist. Zunächst wird innerhalb der Arbeit eine Definition von Nachhaltigkeit im Allgemeinen erarbeitet, um diese anschließend mit den Begriffen des Konsums und der Ernährung zu verbinden. Dies erfolgt im zweiten Abschnitt der Arbeit. Hier werden die theoretischen Annahmen über Nachhaltigkeit in die Konsumentenrealität projiziert. Es erfolgt demnach eine Verknüpfung von theoretischen Konstrukten der Nachhaltigkeit mit aktuellen Beispielen aus Konsum- und Produktionsketten.
Ziel dieser Arbeit ist es, die offensichtliche Komplexität von Nachhaltigkeit vor allem für den Konsumenten herauszuarbeiten. Unterstrichen wird diese Komplexität im letzten Teil der Ar- beit. Innerhalb der Schlussfolgerung wird der Begriff des gesellschaftlichen Wandels mit in die Thematik eingeführt. Die innerhalb des Verlaufs dieser Arbeit aufgetretenen Schwierig- keiten bei der Erkennung und Umsetzung von Nachhaltigkeit werden durch Aspekte des de- mografischen Wandels wie zum Beispiel gesteigertes Arbeitsvolumen, Urbanisierung oder Massenkonsum ergänzt und verdeutlicht. Mit den neu angeführten Begriffen innerhalb der Schlussfolgerung werden mögliche gesellschaftliche Bremsen für den nachhaltigen Konsum veranschaulicht.
Die Hauptthese bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit in dieser Arbeit lautet: „Nachhaltigkeit stellt ein extrem weit gefasstes und komplexes Themengebilde dar, welches für den Durchschnittskonsumenten kaum zu überblicken ist.“ Diese Arbeit hat zum Ziel, mögliche Ansatzpunkte für eine nachhaltige Entwicklung zu bewerten und diese in die Realität einzubetten.
Abschließend werden mögliche theoretische Lösungsansätze diskutiert, welche dem Verbraucher einen nachhaltigen Konsum vereinfachen könnten. Ein besonderer Stellenwert wird dabei den politisch-institutionellen Strukturen beigemessen.
2 Begriff der Nachhaltigkeit
Ein Großteil der Gesellschaft ist heutzutage freiwillig oder unfreiwillig bereits mit dem Begriff der Nachhaltigkeit in Berührung gekommen. Doch kaum jemand weiß, was dabei im Genaueren gemeint ist. Sicherlich haben verschiedene Individuen auch ein unterschiedliches Verständnis davon, was Nachhaltigkeit für sie persönlich charakterisiert. Eine eindeutige und universell gültige Definition des Begriffs herauszuarbeiten, ist demnach kaum möglich. Je nach Untersuchungsgegenstand können die Definitionen variiert und ergänzt werden.
In diesem Abschnitt soll nun eine für diese Ausarbeitung gültige Definition erarbeitet werden, auf deren Grundlage die in der Einleitung genannte Haupthypothese beleuchtet werden soll. Zur Klärung der Frage soll nun zunächst auf die Definition des Begriffs des nachhaltigen Konsums eingegangen werden. Ziehen wir hierzu zunächst die Definition der Vereinten Nationen heran: „ Nachhaltiger Konsum dr ü ckt aus, dass sich die globale, regionale und nationale Entwicklung der menschlichen Gesellschaft am umfassenden, ü bergeordneten Ziel auszurich ten hat, [ … ] und allen Menschen ein gutes Leben zu gew ä hrleisten. Nachhaltiger Konsum bedeutet entsprechend, dass der Erwerb, die Nutzung und die Entsorgung von G ü tern in einer Weise geschieht, [ … ] dass alle Menschen - gegenw ä rtige wie zuk ü nftige - ihre Bed ü rfnisse und ihren Wunsch nach einem guten Leben verwirklichen k ö nnen. “ 4
Offensichtlich hat der Begriff der Nachhaltigkeit einen erkennbaren zeitlichen Aspekt inne. Er besitzt einerseits einen gegenwärtigen, andererseits aber auch einen zukünftigen Charakter. Dies bedeutet, dass sämtliches gegenwärtiges Handeln die zukünftigen Voraussetzungen eines jeden Individuums sowie jeder Gesellschaft beeinflusst. Neben der zeitlichen Dimension müssen zusätzliche Hauptdimensionen geklärt werden, welche den Begriff der Nachhaltigkeit charakterisieren.
In der Primärliteratur zum Thema Nachhaltigkeit wird häufig vom sogenannten „Drei-Säulen- Modell“ gesprochen. Dieses Modell besagt, dass neben der ökologischen Größe auch ökono- mische und soziale Dimensionen im Begriff Nachhaltigkeit beinhaltet sind.5 Der ökologische Aspekt berücksichtigt beispielsweise, nach Grunewald und Kopfmüller, die so genannten Managementregeln. Ein Beispiel für eine derartige Regel ist, dass die Nutzungsrate erneuer- barer natürlicher Ressourcen eine Erneuerungsrate nicht überschreiten darf.6 Es muss demnach ein Gleichgewicht zwischen derzeitigem und zukünftigem Nutzen herrschen.
Der ökonomische Teilaspekt beinhaltet die privaten Haushalte, Unternehmen und den Staat. In erster Linie stellt sich hierbei die Frage nach Art und Weise der Produktion und des Konsums sowohl von Gütern als auch von Dienstleistungen. Diese genannten Aspekte verfolgen eine gegenwärtige Steigerung des individuellen Nutzens und der gesellschaftlichen Wohlfahrt. Grundsätzlich gehen diese Perspektiven im Grunde von einem quantitativen Wachstumsbegriff aus. Insbesondere die Verfolgung eines stetigen Wirtschaftswachstums wird in der Literatur häufig konträr zum Nachhaltigkeitsbegriff diskutiert.
Hauptargument der Kritiker, wie beispielsweise Armin Grunewald, ist die offensichtliche negative Einflussnahme von stetigem Wachstum auf das Prinzip der Nachhaltigkeit, welche eher zukunftsorientiert ist. Vorteil jetzt, Nachteil später, so könnte man den Charakter eines Prinzips definieren, welcher nach einem stetigen Wachstum strebt. Eine Verbindung der bei- den Aspekte im herkömmlichen Sinne scheint laut den Kritikern nicht möglich zu sein.
Bei der sozialen „Säule“ geht es in erster Linie um eine gerechte Verteilung von sozialen Grundgütern. Mit Grundgütern sind - vereinfacht ausgedrückt - das Leben, die Gesundheit, die Lebensmittel oder auch die Kleidung gemeint. Ergänzt werden die Güter von sozialen Ressourcen wie beispielsweise Toleranz oder Solidarität.7 Das wesentliche Ziel des sozialen Aspekts ist die Erhaltung des sozialen Friedens8.
Folgende Aspekte sind dabei wesentlich: „ Soziale Akzeptanz f ü r einen Transformationspro- zess in Richtung auf Nachhaltigkeit; soziale Schutz- und Gestaltungsziele wie Gesundheits- schutz, Sicherung der sozialen Stabilit ä t und der Entwicklungs- und Funktionsstrategie einer Gesellschaft sowie die gerechte Verteilung von Wohlstand und M ö glichkeiten von Bed ü rfnis- befriedigung. “ 9
An dieser Stelle muss insbesondere angemerkt werden, dass alle der drei genannten Dimensi- onen - oder auch Säulen - eine absolute Gleichrangigkeit innehaben.10 Es kann keine unab- hängige Realisierung einer der „Säulen“ ohne Wirkung auf mindestens eine der anderen vonstattengehen.
Abbildung 1: Abhängigkeitsschema der Dimensionen von Nachhaltigkeit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eigene Darstellung
Die Abbildung 1 entspricht einer in der Literatur sehr gängigen vereinfachten Darstellung der Nachhaltigkeitsdimensionen. Für die Bearbeitung des Themas in dieser Arbeit soll diese Vereinfachung jedoch nicht ausreichen. Um eine differenzierte Darstellung zu gewährleisten, soll die grafische Darstellung um den Aspekt der institutionell-politischen Dimension erweitert werden, die gleichzeitig als eine Art „Spielführer“ charakterisiert wird.
Die politischen und institutionellen Rahmenbedingungen beeinflussen die Dimensionen „Ökologisch“, „Sozial“ und „Ökonomisch“ und legen die Rahmenbedingungen für Nachhal- tigkeit fest. „ Die politisch-institutionelle Dimension befasst sich weniger mit inhaltlichen As- pekten von Nachhaltigkeit( dem 'Was'), sondern mehr mit dem Prozesscharakter (dem 'Wie'), mit der Frage, wie die heutigen Institutionen gem äß dem Leitbild Nachhaltigkeit weiterzuent- wickeln wären und wie eine integrative Politik der Nachhaltigkeit auszusehen hätte. “ 11
[...]
1 Visser, Corinna: Interview „Alle Abfälle zu Rohstoffen machen“. In:http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/interview-alle-abfaelle-zu-rohstoffen-machen/1850532.html (09.03.2012).
2 Vgl. Mittelmaier, Max et al.: Substainable Supply Chain Managment. Vergleich emissionsarmer Antriebstechniken für die urbane Versorgung. München 2011, S. 5
3 Vgl. Lueg/Lang: Ökonomik des Handels mit Umweltrechten. Umweltökonomische Grundlagen, Instrumente und Wirkungen - insbesondere in der EU. Frankfurt 2010, S. 201-202
4 Kaufmann-Hayo, Ruth: Wesen und Wege nachhaltigen Konsums. München 2011, S. 13
5 Vgl. Brunner, Karl-Michael: Ernährungsalltag im Wandel. Wien 2007, S. 2
6 Vgl. Grunwald/ Kopfmüller: Nachhaltigkeit. München 2006, S. 41
7 Vgl. Grunwald/ Kopfmüller: Nachhaltigkeit. München 2006, S. 42-44
8 Ist definiert als soziale Integration, Zufriedenheit in der Bevölkerung mit der Demokratie […], durch Auf-
stiegsmöglichkeiten, mit der Möglichkeit, sich in der Gesellschaft zu betätigen, sowohl als sozialer wie als politischer Akteur.
9 Grunwald/ Kopfmüller: Nachhaltigkeit. München 2006, S. 50
10 Vgl. Kaup, Felix: Nachhaltiger Energieträger Biodiesel? Hamburg 2006, S. 15
11 Brunner, Karl-Michael: Ernährungsalltag im Wandel. Wien 2007, S. 4