Nachrichten über schlechte Lebensbedingungen und wachsende Armut in vielen Teilen der Welt finden sich heutzutage fast täglich in den Nachrichten und Zeitungen; dies zeigt, dass für deren Bekämpfung noch keine effektiven Lösungen gefunden worden sind. Von vielen NGOs und Politikern wird gefordert, mehr Geld für die Entwicklungshilfe zu mobilisieren, da die entwicklungsbedürftigen Länder diese brauchen. Andere Politiker und Ökonomen wie bspw. Dirk Niebel oder James Shikwati hingegen wollen die Entwicklungshilfe reduzieren oder sogar völlig abschaffen (vgl. Kummetz (2011)). Aus diesen Gründen stellt sich die berechtigte Frage, was Entwicklungshilfe leisten kann und ob sie damit Erfolgt hat. Neben der Berichterstattung über die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern findet sich zudem auch viel Kritik an der geleisteten Entwicklungshilfe in den Medien, was deren Erfolg durchaus in Frage stellt.
Die vorliegende Arbeit versucht deshalb zunächst den Begriff der Entwicklungshilfe zu definieren, dass er im Verlauf der Arbeit im Hinblick auf die vorherrschenden entwicklungspolitischen Instrumente der Industriegesellschaften angewendet werden kann. Die Definition soll zudem die verschiedenen entwicklungspolitischen Strategien aufzeigen, um eine umfassende Kritik an den tradierten Verfahren der Entwicklungspolitik zu ermöglichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Entwicklungshilfe
3. Entwicklungsziele
4. Kritik an der Entwicklungshilfe und ihren Erfolgen
5. Lösungsvorschläge
6. Die Dependenztheorie
6.1 Die Lösungsansätze der Dependenztheoretiker
6.2 Kritik an den Lösungsansätzen der Dependenztheoretiker
7. Fazit
1. Einleitung
Nachrichten über schlechte Lebensbedingungen und wachsende Armut in vielen Teilen der Welt finden sich heutzutage fast täglich in den Nachrichten und Zeitungen; dies zeigt, dass für deren Bekämpfung noch keine effektiven Lösungen gefunden worden sind. Von vielen NGOs und Politikern wird gefordert, mehr Geld für die Entwicklungshilfe zu mobilisieren, da die entwicklungsbedürftigen Länder diese brauchen. Andere Politiker und Ökonomen wie bspw. Dirk Niebel oder James Shikwati hingegen wollen die Entwicklungshilfe reduzieren oder sogar völlig abschaffen (vgl. Kummetz (2011)). Aus diesen Gründen stellt sich die berechtigte Frage, was Entwicklungshilfe leisten kann und ob sie damit Erfolgt hat. Neben der Berichterstattung über die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern findet sich zudem auch viel Kritik an der geleisteten Entwicklungshilfe in den Medien, was deren Erfolg durchaus in Frage stellt.
Die vorliegende Arbeit versucht deshalb zunächst den Begriff der Entwicklungshilfe zu definieren, dass er im Verlauf der Arbeit im Hinblick auf die vorherrschenden entwicklungspolitischen Instrumente der Industriegesellschaften angewendet werden kann. Die Definition soll zudem die verschiedenen entwicklungspolitischen Strategien aufzeigen, um eine umfassende Kritik an den tradierten Verfahren der Entwicklungspolitik zu ermöglichen. Damit ein Vorgehen kritisiert werden kann, sind zudem Kriterien notwendig, an denen die Bewertung ausgerichtet wird. Hierfür sollen die von verschiedenen Akteuren formulierten Entwicklungsziele dienen, die im Hinblick auf ihre Umsetzung in der gesellschaftlichen Realität kritisch überprüft werden. Im weiteren Verlauf werden Lösungsvorschläge verschiedener Autoren vorgestellt. Unter Bezug auf die Vorschläge von James Shikwati möchte ich anschließend zu einer „Großtheorie“, der Dependenztheorie, überleiten, da ihre Lösungsvorschläge in Bezug auf eine autonome Entwicklung ohne Hilfe von “außen“ ähnliche Ansätze enthalten. Aus den vorgestellten Lösungsansätzen ergibt sich das Fazit, welches Hinweise auf die Voraussetzungen und Bedingungen einer Neuorganisation der vorherrschenden Formen der EH formulieren soll.
2. Definition von Entwicklungshilfe
Der Begriff der Entwicklungshilfe (EH) umfasst ein sehr weites Spektrum an Aufgaben, Personen und Institutionen. Deutlich wird dies z.B. an der Definition von „Entwicklung“ des United Nations Development Programme (UNDP): „Human development is about people, about expanding their choices to live full, creative lives with freedom and dignity“ (zitiert nach Fischer, Hödl, Parnreiter (2010): 25). An diesem Zitat wird deutlich, dass EH ein sehr komplexer Prozess ist, da eine Entwicklung hin zu einem freien, vollen Leben viele wirtschaftliche und soziale Bereiche umschließt. In diesem Abschnitt der Arbeit soll es deshalb auch nicht um eine allgemeingültige, sondern um eine der Hausarbeit dienliche Definition gehen: Ein besonderes Augenmerk soll auf die finanziellen Transferleistungen einzelner Staaten und NGOs gerichtet werden. Direkte humanitäre Hilfe, Sachleistungen und das Einbringen von neuen Technologien in die Entwicklungshilfe beziehenden Länder werden in dieser Hausarbeit nicht ausgeblendet, sondern rücken lediglich in den Hintergrund, da große Teile der Kritik an EH sich auf finanzielle Transferleistungen beziehen (vgl. bspw. Nissen (1974) und Wiegmann (2007)). Aus diesem Grund ist EH im weiteren Verlauf als finanzielle Unterstützung zu verstehen, weshalb die Ergebnisse dieser Hausarbeit sich auf Lösungsansätze im Bezug auf bereitgestellte Gelder beziehen.
3. Entwicklungsziele
Das wohl bekannteste Entwicklungsziel sind die von der 55. Generalversammlung der UN aus dem Jahr 2001 beschlossenen „Millenium-Entwicklungsziele“, welche acht Ziele beinhalten. Sie reichen von der Halbierung der Zahl der an extremer Armut und Hunger Leidenden bis hin zur Bekämpfung von Krankheiten wie Malaria und AIDS (vgl. BMZ (2012)). Aus den benannten Zielen wurden
Frieden, Sicherheit und Abrüstung
Entwicklung und Armutsbekämpfung Schutz der gemeinsamen Umwelt
Menschenrechte
Demokratie und gute Regierungsführung als zentrale Themen- bzw. Handlungsfelder für die internationale Politik formuliert (vgl. Die Bundesregierung (2012)). Im Hinblick auf diese grundlegenden Zielkomplexe ist es den einzelnen Staaten überlassen, wie die Ziele konkret erfüllt werden bzw. wo Prioritäten zu setzen sind. Generell wird mit den Entwicklungsländern der Begriff der „Armut“ assoziiert, weshalb der Armutsbekämpfung ein hoher Stellenwert in der Begründung für EH zugeordnet wird (Wolff (2002):1). Allerdings sind in diesem Ziel andere Millenium-Entwicklungsziele quasi eingebettet, da eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung, sowie der schulischen Grundbildung zwar als separate Ziele aufgelistet werden, jedoch ein Teil der Armutsbekämpfung sind.
4. Kritik an der Entwicklungshilfe und ihren Erfolgen
So breit und vielfältig das Thema Entwicklungshilfe ist, so weit gefächert ist auch die Kritik an ihr. Häufig erfolgt die Kritik aus wirtschaftlicher Sicht und bezieht sich deshalb auf die gezahlten Finanzhilfen, während es nur bedingt Kritik an konkreten Vorhaben gibt. Oft wird den Geberländern zu wenig Effizienz bei der Erreichung ihrer Ziele, eine zu starke Bürokratisierung der Verwaltung oder schlicht und ergreifend falsches Handeln vorgeworfen. Ein Beispiel für eine an ein bestimmtes Ziel gebundene Kritik sind die Millenium-Entwicklungsziele. Von acht formulierten Zielen stellen sieben Aufgaben dar, die eine Umstrukturierung von Prozessen in den Entwicklungsländern erfordern, während nur ein Ziel Veränderungen in den Handlungen der Industriestaaten selbst vorsieht (vgl. Pinzler (2010). Ein Umdenken in politischen oder wirtschaftlichen Bereichen der Geberländer wird nicht thematisiert. Ein weiterer Punkt ist die s.g. Fungibilität (Austauschbarkeit) (Wolff (2002):3). Wird Entwicklungshilfe für ein bestimmtes Projekt oder einen Bereich gezahlt, ist oft nicht kontrollierbar, ob das Geld auch an seinem Bestimmungsort ankommt. Oft werden lukrative Projekte genutzt, um finanzielle Unterstützung zu erhalten, obwohl andere Projekte das eigentliche Ziel der jeweiligen Regierung sind (vgl. ebd.). Dennoch gehen die meisten Geberländer davon aus, dass durch eine Aufstockung der Finanzmittel nahezu jede gewünschte Entwicklung zu erreichen sei, obwohl gerade diese Strategie keineswegs durch Evaluationen bestätigt werden kann. Desweiteren bedeutet die Unterstützung keineswegs, dass im entsprechenden Bereich mehr Geld zur Verfügung steht, da es möglich ist, dass der geförderte Staat eigene finanzielle Mittel kürzt und die EH stattdessen verwendet (vgl. ebd.). Aus diesen Gründen schreibt Jürgen H. Wolff, dass die institutionelle Qualität und eine solide Wirtschaftspolitik wichtige Voraussetzungen für wirksame EH sind. Doch gerade diese beiden Voraussetzungen sind in armen Ländern meist nicht gegeben, sodass EH oft für den Fortbestand von korrupten Regierungen und einer unterentwickelten Gesamtsituation verantwortlich ist, begründet Wolff dadurch, dass bei den Regierenden der Entwicklungsländer kein Entwicklungsbewusstsein bzw. Streben nach Fortschritt vorhanden ist (vgl. Wolff (2002):5).
Ein weiterer Kritikpunkt ist zudem, dass es kein “Ende“ der EH gibt. Sie wird stets ohne ein konkretes Datum, bis zu dem bestimmte Ziele erreicht sein sollen, thematisiert. Rupert Neudeck sieht genau hier den Fehler. Eines der wohl erfolgreichsten Entwicklungsprojekte war der Marshallplan der U.S.A. nach dem Zweiten Weltkrieg, welcher hinsichtlich seines Auslaufens klar terminiert war (vgl. Neudeck (2012)). Er war deshalb ein „Anstoß zum Selbermachen und Selberweitermachen“ und keine „zweite Außenpolitik“ (vgl. ebd.). Die Amerikaner hatten keinerlei dauerhaft angelegten Institutionen, wie diese, die in Deutschland geschaffen wurden und sich verselbstständigten, noch bevor die Politik ihre Wirkungsdauer festgelegt hatte. Durch diese Eigenentwicklung sind sie aus dem politischen Alltag vieler Entwicklungsländer nicht mehr wegzudenken. Gemeint sind hierbei sowohl staatliche als auch nicht-staatliche Organisationen, auch wenn eine klare Trennung hier nur sehr schwer möglich ist, da sie sich gegenseitig beeinflussen. Als Beispiel können hierbei die kirchlichen Organisationen dienen, welche auf die Pläne von Dirk Niebel, die Entwicklungshilfe zu reduzieren, mit Widerspruch reagierten. Auslöser war hierbei nicht nur der Wille weiterhin in den Entwicklungsländern zu helfen, sondern die Tatsache, dass sich innerhalb der Organisation eine Eigendynamik entwickelt hat, die sich dagegen wendet, dass bei einer Reduzierung der Hilfe viele Arbeitsplätze in den Hilfsorganisationen wegfallen (vgl. ebd.).
Einer der mittlerweile bekanntesten Kritiker der EH ist James Shikwati, ein afrikanischer Schriftsteller und selbst ernannter Ökonom, der eine vollständige Abschaffung der EH fordert. Seiner Meinung nach schadet die Hilfe wesentlich mehr als dass sie die Situation in den Entwicklungsländern verbessert, was Shikwati wie folgt begründet: „Jenen Ländern, welche die meiste Entwicklungshilfe kassiert haben, geht es am schlechtesten.“ (Shikwati im Interview im SPIEGEL (2005)). Shikwati kritisiert die Erschaffung von riesigen Bürokratien, in denen meist alles von Korruption bestimmt ist (vgl. ebd.) Die Kenianer z.B.
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