Deutsch als Zweitsprache: Fördermaßnahmen zum Wortschatzerwerb und Bedeutung der Erstsprache
Zusammenfassung
Beherrschen der deutschen Sprache ist, ist es wichtig, diese bei in Deutschland
aufwachsenden Kindern mit Migrationshintergrund von Anfang an zu fördern. Sie hat
nämlich nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch als Kommunikationsmittel - und
somit für die Sozialisation - eine sehr große Bedeutung.
Im ersten Teil dieser Hausarbeit möchte ich deshalb auf Fördermaßnahmen für
Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingehen und erarbeiten, was bei der
Förderung berücksichtigt werden muss. Im Mittelpunkt steht dabei der Ablauf des
Wortschatzerwerbs und dessen Erweiterung sowie das Aufzeigen von
Gestaltungsmöglichkeiten der Sprachförderung für DaZ-Kinder.
Den Hauptteil dieser Ausarbeitung bildet das Thema „Bedeutung der Erstsprache“.
Dabei geht es vor Allem darum, weshalb die Muttersprache der Kinder mit
Migrationshintergrund bei diesen Fördermaßnahmen nicht in den Hintergrund rücken
soll, wie man sie in die Sprachförderung miteinbeziehen kann und welche
Folgerungen für die Praxis sich aus bisher gemachten Erfahrungen und erlangten
Erkenntnissen für die Förderung ergeben.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Fördermaßnahmen Wortschatzerwerb
1.1 Allgemein
1.2 Fördermaßnahmen Wortschatz
1.3 Fördermaßnahmen Verbentwicklung
2. Die Bedeutung der Erstsprache
2.1 Sprache und Bindung
2.2 Miteinbezug der Erstsprache in die Förderung
2.2.1 Theorien zum Zweitspracherwerb
2.3 Folgen für die Praxis
2.3.1 Literacy-Förderung
Fazit
Literatur
Einleitung
Seit der großen Einwanderungswelle in den 1950er und 1960er-Jahren, die durch die gute wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ausgelöst wurde, stiegen die Zahlen der Migranten in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Während zu Beginn vor Allem angeworbene Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien unter den Einwanderern waren, erhöhte sich die Zahl stetig durch nachreisende Familienangehörige, Asylbewerber, Aussiedler und Spätaussiedler.[1] So kam es, dass heute rund 16 Millionen Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland leben, was ca. 20% der Gesamtbevölkerung ausmacht.[2]
Das Thema Bildungsintegration ist somit dauerhaft aktuell in Deutschland und es werden laufend Forschungen zu Methodik und Didaktik einer bestmöglichen Förderung der Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, gemacht.
Da der wichtigste Aspekt einer gelingenden Integration das Erlernen und Beherrschen der deutschen Sprache ist, ist es wichtig, diese bei in Deutschland aufwachsenden Kindern mit Migrationshintergrund von Anfang an zu fördern. Sie hat nämlich nicht nur im Bildungsbereich, sondern auch als Kommunikationsmittel -und somit für die Sozialisation- eine sehr große Bedeutung.
Im ersten Teil dieser Hausarbeit möchte ich deshalb auf Fördermaßnahmen für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache eingehen und erarbeiten, was bei der Förderung berücksichtigt werden muss. Im Mittelpunkt steht dabei der Ablauf des Wortschatzerwerbs und dessen Erweiterung sowie das Aufzeigen von Gestaltungsmöglichkeiten der Sprachförderung für DaZ-Kinder.
Den Hauptteil dieser Ausarbeitung bildet das Thema „Bedeutung der Erstsprache“. Dabei geht es vor Allem darum, weshalb die Muttersprache der Kinder mit Migrationshintergrund bei diesen Fördermaßnahmen nicht in den Hintergrund rücken soll, wie man sie in die Sprachförderung miteinbeziehen kann und welche Folgerungen für die Praxis sich aus bisher gemachten Erfahrungen und erlangten Erkenntnissen für die Förderung ergeben.
1. Fördermaßnahmen Wortschatzerwerb
1.1 Allgemein
Möchte man Sprachförderpläne für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache aufstellen, ist es zuerst einmal sehr wichtig, über den Sprachstand des Kindes informiert zu sein. Dazu gehören nicht nur aktuelle Sprachstandserhebungen durch Gespräche oder standardisierte Testverfahren wie zum Beispiel “LiSeDaZ“, sondern auch das Einholen von Informationen zur Entwicklung der Erstsprache sowie zur Sprachverwendung im Alltag. Die zu Hause dominierende Sprache ist meist die Erstsprache, die dadurch besser ausgebaut ist. Durch sie ist es möglich, neben Hinweisen auf sprachliche auch Hinweise auf kognitive Kompetenzen zu gewinnen. Über die bei Kindern mit Migrationshintergrund zu Hause dominierende Interaktionsform Bescheid zu wissen, ist auch daher sehr wichtig, weil die zweitsprachliche Entwicklung teilweise ähnlich verläuft wie die der Erstsprache.
Mit diesen Informationen kann man die Sprachfördermaßnahmen individuell an das jeweilige Kind anpassen und somit schnellere Lernfortschritte erreichen; nur äußerst selten sind die Entwicklungsverläufe bei Kindern ähnlich oder gleich.
Auch wenn man in erster Linie die Kenntnisse des Kindes in der deutschen Sprache verbessern möchte, soll es trotzdem weiterhin in beiden Sprachen sprechen dürfen, auch wenn dies bedeutet, dass die Sprachen manchmal innerhalb eines Satzes wechseln.
1.2 Fördermaßnahmen Wortschatz
Dass ein Kind Probleme im Bereich des Wortschatzes aufweist und dringend Fördermaßnahmen einzuleiten sind, kann man an unflüssiger Sprache erkennen. Diese ist zum Beispiel durch häufige Satzabbrüche oder dem Benutzen von Füllwörtern (z.B. „ähm“, „hm“, „äh“) sowie Vielzweckwörter („Dings“, „das da“) gekennzeichnet. Oft werden auch Gebärden oder Umschreibungen benutzt, um etwas zu formulieren oder erklären.
Jeder Mensch verfügt über ein mentales Lexikon, indem alle gelernten Wörter und deren Bedeutungen nach Kriterien sortiert, abgespeichert und durch ein „semantisches Netz“ miteinander verknüpft sind. Damit man den Wortschatz gezielt und wirkungsvoll aufbauen kann, sollte man den Aufbau und die Funktion dieses inneren Lexikons gut kennen. Beim Erwerb neuer Wörter entwickelt sich ein Netzwerk von Bedeutungen, von denen jede einzelne wiederum mit vielen anderen, weiteren Bedeutungen verknüpft ist. Eine Wortschatzerweiterung ist also ein Ausbau des bisher vorhandenen und aufgebauten Bedeutungsnetzwerkes.[3]
Beispiel:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/3/3c/Assoziatives_Netzwerk.jpg
Für die Sprachförderpraxis bedeutet dies, dass man in Wortfeldern (semantischen Feldern) arbeiten sollte und nicht unbedingt nach Kategorien, da sich sonst keine komplexen Netzwerke bilden können. In diesem Fall wären die Worte nämlich nicht stabil verankert, in den konkreten Situationen nicht abrufbar (Wortfindungs-schwierigkeiten) oder werden sogar wieder gänzlich vergessen.
Ein weiterer zu berücksichtigender Punkt ist die Natürlichkeit und die Bedingungen der Situationen, unter denen die Kinder neue Wörter kennenlernen. In lebensnahen, natürlichen Situationen durch eigenes Erleben und Erfahrungen fällt ihnen der Erwerb wesentlich leichter als in isolierten, vielleicht sogar konstruierten Situationen.
Weiterhin ist die Alltagsrelevanz beim Erwerb neuer Wörter von großer Bedeutung: Je bedeutsamer die Begriffe für den Alltag des Kindes sind, umso besser kann es diese verinnerlichen.
An folgendem Beispiel, das zeigen soll wie man semantische Felder erarbeiten könnte, möchte ich dies noch einmal deutlich machen:
Bereitet man ein Frühstück mit den Kindern zu und isst anschließend gemeinsam, lassen sich sehr viele neue Begriffe, auch unterschiedlicher Wortarten, einführen. Neben den Verben bei der Zubereitung (z.B. waschen, schälen, schneiden, bestreichen), den Substantiven der Lebensmittel (Müsli, Brötchen, Marmelade, Apfel, Banane) und der Hilfsmittel in der Küche (Messer, Schneidebrett, Topf) kann man außerdem viele Adjektive miteinbringen, wenn es um den Geschmack der unterschiedlichen Lebensmittel geht (z.B. süß, salzig, bitter).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten http://www.korbach.de/media/custom/1491_1154_1_k.JPG?1286251208
In diesem Kontext neue Wörter einzuführen und das semantische Netzwerk der Kinder so zu bilden bzw. zu erweitern ist nicht nur viel spannender und angenehmer für sie, sondern auch wesentlich wirkungs- und sinnvoller, als zum Beispiel an einem Tag alle Obstsorten und am darauffolgenden sämtliche Geschmacksrichtungen mit ihnen durchzunehmen. Wichtig für die Stabilisation ist dann allerdings, dass diese Wörter auch in weiteren Kontexten wiederholt und erfragt werden, etwa beim Betrachten von Bilderbüchern, am Maltisch oder bei anderen Mahlzeiten.
Welche Themengebiete für Kinder hauptsächlich relevant sind, um sich ihre Lebenswelt zu erschließen, ist durch das Buch „Meine Welt auf Deutsch“ (Klett Verlag) von C. Meißner et al. sehr gut veranschaulicht. Es behandelt die wichtigsten Wörter dreizehn verschiedener Themengebiete (Familie, Umwelt, Schule, etc.) und dient speziell DaF- und DaZ- Kindern zur Wortschatzerweiterung. Konzipiert wurde das Buch allerdings für Kinder im Grundschulalter. Auch die „DaZ-Box“ (Finken Verlag) bietet vielseitiges Übungsmaterial zur Förderung der Sprachkompetenz. Auch die „DaZ- Box“ enthält Bild- und Übungskarten, die verschiedenen Themengebieten angehören und ist für Kinder ab Mitte der ersten Klasse geeignet.
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[1] http://www.zuwanderung.de/ZUW/DE/Zuwanderung_hat_Geschichte/Statistik/Statistik_node.html
[2] http://www.bundestag.de/presse/hib/2012_03/2012_111/04.html
[3] http://biecoll.ub.uni-bielefeld.de/volltexte/2010/5054/pdf/Kersten.pdf