Analyse des Nike Werbespots zur WM 2010 vor dem Hintergrund der Kommunikationstheorie Paul Watzlawicks
Zusammenfassung
Ein Beispiel aus der amerikanischen Politikgeschichte veranschaulicht die Kernthese seiner Theorie besser als alle anderen. Drei Jahre, nachdem Richard Nixon als bisher einziger Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurückgetreten war und von Gerald Ford begnadigt wurde, ließ er sich von dem jungen britischen Talkshowmaster David Frost zum ersten Mal überreden eine Stellungnahme zu den Umständen seines Rücktrittes abzugeben.
Zwar ist Nixon nach Bekanntwerden der Watergate-Affäre in der Öffentlichkeit unbeliebt, allerdings ist er Frost intellektuell und als Redner überlegen, handelt wohl überlegt und versucht durch geschickte Gesprächsführung und interessante Anekdoten der Fragestellung des Moderators auszuweichen.
Besonders zu beachten ist, dass der damals 64-jährige Nixon davon ausgeht, dass ihm der in politischen Debatten unerfahrene, 26 Jahre jüngere David Frost nicht viel anhaben, er aber durch die Interviews seine Beliebtheit wieder steigern könne. Noch bevor das erste Interview beginnt, wechseln Frost und Nixon noch ein paar Worte, während sich der ehemalige Präsident die Oberlippe mit einem Taschentuch abwischt [...]
Dieser Auszug aus den Frost-Nixon-Interviews zeigt, welche Bedeutung bzw. sogar welche Macht Bilder oder auch das Fernsehen besitzen. Lediglich Schweiß auf der Oberlippe kann im schlimmsten Fall sogar über eine Präsidentschaft entscheiden, wenn an den Zuschauer ein negatives Zeichen wie zum Beispiel Nervosität gesendet wird.
Im Folgenden möchte ich nun gesondert auf den Begriff „Zeichen“ nach Watzlawick eingehen. Dafür werde ich zunächst erneut die Theorie Watzlawicks aufzeigen, um einen theoretischen Hintergrund zu schaffen und dann den Nike-Werbespot zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika anhand der analogen Zeichen im Sinne Watzlawicks analysieren.
Um den Werbespot zu unterteilen möchte ich, statt dauerhaft Zeitangaben des Videos anzugeben, den Spot in die agierenden Personen unterteilen.
Da der Werbespot mit vielen
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Thematik
Titelblatt
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1 Die Kommunikationstheorie Paul Watzlawicks
1.1 Axiom 1
„Man kann nicht nicht kommunizieren“
1.2 Axiom 2
„Inhalt- und Beziehungsebene“
1.3 Axiom 3
„Interpunktion der Ereignisfolge“
1.4 Axiom 4
„Digitale und analoge Kommunikation“
1.5 Axiom 5
„Symmetrische oder komplementäre Kommunikation
2 Nike Werbespot zur WM 2010
2.1 Didier Drogba
Elfenbeinküste
2.2 Fabio Cannavaro
Italien
2.3 Wayne Rooney
England
2.4 Ronaldinho
Brasilien
2.5 Cristiano Ronaldo
Portugal
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung:
Wenn sich ein Leser die Kommunikationstheorie Paul Watzlawicks zu Gemüte führt, dann stellt er sehr schnell fest, dass Watzlawick seine Leser von dem Gedanken abbringen will, dass in einem Gespräch bzw. in einer Kommunikation lediglich das „gesprochene Wort“ als Inhalt zählt. Der 1921 in Österreich geborene Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Psychoanalytiker, Soziologe, Philosoph und Autor stellte vielmehr die Bedeutung der Gestik, der Mimik aber auch des Auftretens oder der Sympathie heraus.[1]
Ein Beispiel aus der amerikanischen Politikgeschichte veranschaulicht die Kernthese seiner Theorie besser als alle anderen. Drei Jahre, nachdem Richard Nixon als bisher einziger Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zurückgetreten war und von Gerald Ford begnadigt wurde, ließ er sich von dem jungen britischen Talkshowmaster David Frost zum ersten Mal überreden eine Stellungnahme zu den Umständen seines Rücktrittes abzugeben.
Zwar ist Nixon nach Bekanntwerden der Watergate-Affäre in der Öffentlichkeit unbeliebt, allerdings ist er Frost intellektuell und als Redner überlegen, handelt wohl überlegt und versucht durch geschickte Gesprächsführung und interessante Anekdoten der Fragestellung des Moderators auszuweichen.
Besonders zu beachten ist, dass der damals 64-jährige Nixon davon ausgeht, dass ihm der in politischen Debatten unerfahrene, 26 Jahre jüngere David Frost nicht viel anhaben, er aber durch die Interviews seine Beliebtheit wieder steigern könne. Noch bevor das erste Interview beginnt, wechseln Frost und Nixon noch ein paar Worte, während sich der ehemalige Präsident die Oberlippe mit einem Taschentuch abwischt:
Richard Nixon: „You're probably aware of my history with perspiration.“
David Frost: „If you're referring to your TV debate with Jack Kennedy in 1960.“
Richard Nixon: „They (his advisors, addition by the author) say that moisture on my upper lip cost me the presidency. People who heard it on the radio, well, they thought I'd won. But television and the close-up, they create their own sets of meanings.“[2]
Dieser Auszug aus den Frost-Nixon-Interviews zeigt, welche Bedeutung bzw. sogar welche Macht Bilder oder auch das Fernsehen besitzen. Lediglich Schweiß auf der Oberlippe kann im schlimmsten Fall sogar über eine Präsidentschaft entscheiden, wenn an den Zuschauer ein negatives Zeichen wie zum Beispiel Nervosität gesendet wird.
Im Folgenden möchte ich nun gesondert auf den Begriff „Zeichen“ nach Watzlawick eingehen. Dafür werde ich zunächst erneut die Theorie Watzlawicks aufzeigen, um einen theoretischen Hintergrund zu schaffen und dann den Nike-Werbespot zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika anhand der analogen Zeichen im Sinne Watzlawicks analysieren.
Um den Werbespot zu unterteilen möchte ich, statt dauerhaft Zeitangaben des Videos anzugeben, den Spot in die agierenden Personen unterteilen.
Da der Werbespot mit vielen berühmten Sportstars aufgenommen wurde, möchte ich den Spot sinnvollerweise bezüglich der Spieler aufgliedern.
1 Theoretischer Hintergrund:
Paul Watzlawick entwickelte eine Kommunikationstheorie, die auf fünf Axiomen aufbaut. „Ein Axiom ist ein Grundsatz, der keines Beweises bedarf.“[3]
Diese fünf Axiome Watzlawicks gelten in jeder Situation mit kommunikativem Charakter. Von kommunikativem Charakter ist zu sprechen, wenn zwei Personen miteinander kommunizieren, dabei nicht mit zwingend miteinander sprechen, sich aber trotzdem einen Inhalt vermitteln z.B. durch Gestik, Mimik, oder Körpersprache.
Um die Theorie Paul Watzlawicks besser verstehen zu können, möchte ich nun die fünf Axiome im einzelnen darstellen.
1.1 Axiom 1:
Im ersten Axiom setzt Watzlawick fest, dass man nicht nicht kommunizieren kann. Dieser Satz ist an sich nicht so leicht zu verstehen, weswegen Watzlawick weiter ausführt:
„Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren.“[4]
Das bedeutet, wenn sich Menschen aufeinander beziehen (z.B. durch sehen, unterhalten usw.) können sie es nicht vermeiden, miteinander zu kommunizieren.
Das zeigt sich in einem einfachen Beispiel aus dem Alltag:
Wenn ein Sportler nach seinem Wettkampf in einem Interview zu einem Thema befragt wird, zu dem er lieber nichts sagen würde, dann hat er nur zwei Möglichkeiten: Entweder er antwortet: „Kein Kommentar“ oder einfach gar nicht. Allerdings senden beide Antworten dem Zuschauer das Zeichen, dass der Sportler darüber nicht reden möchte.
1.2 Axiom 2:
„Jede Kommunikation hat eine Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt“[5] (Siehe Abbildung 1)
Jede Mitteilung, die ein Sender in einer Kommunikation an einen Empfänger sendet, hat einen Inhalt. Zugleich enthält die Mitteilung jedoch auch eine über den Inhalt hinausgehende Information. Dieser Inhalt ist auf die Beziehungsebene der beiden Gesprächspartner gerichtet.
Zusammenfassend kann man sagen: „Die Inhaltsebene liefert Informationen zur Sache, während die Beziehungsebene Informationen über das persönliche Verhältnis bietet.“[6]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Inhalts- und Beziehungsebene nach Watzlawick
Solange die Beziehungsebene nicht negativ belastet ist, bleibt die Inhaltsebene quasi „frei“, das heißt, Mitteilungen können ungehindert zum anderen durchdringen. Fühlt sich aber mindestens einer der Gesprächspartner unwohl (beispielsweise durch Angst, Nervosität, Neid, Eifersucht etc.), dann wird die Beziehung wichtiger als der Inhalt. Der Beziehungsaspekt ist somit dem Inhaltsaspekt übergeordnet und bestimmt das Verständnis.[7]
Liegt eine Störung auf der Beziehungsebene vor, kann es leicht zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen kommen. Wenn z.B. ein Ehemann auf die Frage seiner Frau, ob sie zugenommen hätte, nicht antwortet oder zögert, kann dies schnell von der Ehefrau negativ aufgefasst werden und somit zu einem Beziehungsstreit führen. Außerdem ist die Beziehungsebene der beiden belastet: Sollte also der Mann z.B. am nächsten Tag sagen : „Du schaust heut aber gut aus.“, dann wird ihm das die Frau aufgrund der Vorkommnisse des letzten Tages wahrscheinlich nicht glauben.
1.3 Axiom 3:
Das dritte Axiom ist die Interpunktion der Ereignisfolge. Dafür ist aber eine Definition der Kommunikation von großer Bedeutung: „Kommunikation hat keinen Anfang und kein Ende, sie verläuft kreisförmig“[8]
Durch die Interpunktion der Partner erhält die Kommunikation eine subjektive Struktur, (in dem Sinne, dass der andere angefangen hat), die objektiv nicht gegeben ist. Jede Partei interpretiert das eigene Verhalten nur als Reaktion, nicht als Ursache für das Verhalten der anderen Seite.
Beispiel: Mitarbeiter A
und B sind zerstritten. Sie haben sich deswegen beim Vorgesetzten
zu einem Gespräch eingefunden.
A beschwert sich über B, weil sich
dieser vor seinen Aufgaben drückt und A diese zusätzlich bearbeiten muss.
B wehrt sich mit dem Argument, ständig der Nörgelei und Schikane seines Kollegen A ausgesetzt zu sein. Er könne aus diesem Grund seine Arbeiten nicht erledigen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Interpunktion der Ereignisfolge
Dies ist ein typisches Beispiel dafür, dass keiner mehr weiß, wer angefangen hat und sich der Streit somit immer weiter aufbauscht. (Siehe Abbildung 2[9] )
1.4 Axiom 4:
Kommunikation kann in digitaler (genau bezeichenbarer) oder analoger (ähnlicher) Form erfolgen.[10]
Wenn der Inhalt einer Mitteilung in Zeichen verschlüsselt wird, deren begriffliche Bedeutung eindeutig ist, dann spricht man von digitaler Information.
Analog ist eine Kommunikation dann, wenn Informationen in Zeichen oder Symbole verschlüsselt werden, die nur eine ungefähre oder indirekte Deutung erlauben. Dies ist beispielsweise bei der nonverbalen Kommunikation (Mimik, Gebärde, Blick) und paraverbaler Kommunikation (Tonfall, Sprachstil) der Fall.[11]
Beispiel: Ein Lächeln drückt einen zugrunde liegenden Gefühlszustand nur ungefähr aus, ist also analog. Das Lächeln kann beispielsweise Sympathie, Zufriedenheit, Sicherheit, aber auch Verachtung bedeuten. Wird der Gefühlszustand ergänzend in Sprache ausgedrückt (digital),
beispielsweise mit dem Satz „Ich freue mich", so können Sie die parallel ablaufende analoge Kommunikation (Lächeln) als Zufriedenheit oder Sympathie deuten.[12]
[...]
[1] Vergleich: http://www.paulwatzlawick.de/paulwatzlawick.html
[2] Vergleich: http://www.anyclip.com/movies/frost-nixon/quotes/
[3] Vergleich: http://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
[4] Vergleich: http://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
[5] Vergleich: http://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
[6] Vergleich Text und Abbildung 1: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[7] Vergleich: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[8] Vergleich: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[9] Vergleich Abbildung 2: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[10] Vergleich: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[11] Vergleich: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.
[12] Vergleich: Simon Walter.(2004.) Gabals großer Methodenkoffer. S.24-31.