Voice over IP in der beruflichen Schule
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Problemstellung
2.1 Problembeschreibung
2.2 Mindestanforderungen an die Konzepte
2.2.1 Einstellungsmöglichkeiten der Privatsphäre
2.2.2 Stummschaltung des Mikrofons
2.2.3 Gruppenspeicherung
2.2.4 Interne Weiterleitung
2.2.5 Kontaktlistenweiterleitung
2.2.6 Sprachnachrichten
2.2.7 Kategorisierung der Kontaktliste
2.2.8 Gesprächsaufzeichnung
2.2.9 Gruppenskizzenprogramme
2.2.10 Bildschirmfreigabe
3. Vorstellung der drei Hauptprogramme
3.1 Skype
3.2 ICQ
3.3 TeamSpeak
4. Die Konzepte
4.1 Didaktischer und wirtschaftlicher Mehrwert von VoIP-Konzepten
4.2 Skype-Konzept
4.2.1 Konfiguration der Software
4.2.2 Einführung der Software
4.2.3 Abgleich der Mindestanforderungen
4.2.4 Anforderungen an den Lehrer
4.2.5 Vor- und Nachteile des Konzepts
4.3 ICQ-Konzept
4.3.1 Konfiguration der Software
4.3.2 Einführung der Software
4.3.3 Abgleich der Mindestanforderungen
4.3.4 Anforderungen an den Lehrer
4.3.5 Vor- und Nachteile des Konzepts
4.4 TeamSpeak-Konzept
4.4.1 Konfiguration der Software
4.4.2 Einführung der Software
4.4.3 Abgleich der Mindestanforderungen
4.4.4 Anforderungen an den Lehrer
4.4.5 Vor- und Nachteile des Konzepts
5. Preisvergleich
6. Empfehlung für spezifische Lehrertypen und Schulbudgets
7. Anhang
Abbildung 1 - Anteil der Haushalte mit Computer in europäischen Ländern 2012
Abbildung 2 - Anzahl der Internetnutzer weltweit nach Regionen 2012 (Internet World Stats, 2012)
Abbildung 3 - Internetnutzung in Deutschland bis 2013 (Initiative D21, 2013)
Abbildung 4 - Dauer der Internetnutzung weltweit 2012 (nach Regionen)
Abbildung 5 - Kinder - Computerkenntnisse vs. grundlegende Fähigkeiten
Abbildung 6 - Interesse an IP-Telefonie 2010
Abbildung 7 - Skype - registrierte und zahlende Nutzer
8. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Wir wachsen in einem Zeitalter auf, in dem das tägliche Leben von Informations- und Kommunikationstechniken geprägt ist. Längst wurde dieser Trend von der Wirtschaft erkannt und nach aktuellem Stand bestmöglich genutzt, um dadurch Gewinn zu erzielen oder Arbeitsabläufe zu vereinfachen. Auch im Privatleben spielen Computer und Internet eine große Rolle, zum Beispiel bei der Suche nach einem Arzt recherchieren junge Leute häufiger bei Google als im Telefonbuch. Bei all den technischen Veränderungen im Alltag sollte man bereits in der Schule erste Grundlagen erlernen, um für die beruflichen Anforderungen bestens vorbereitet zu sein. Dies ist derzeit noch nicht der Fall, da ein Großteil der Lehrer oft unsicher im Umgang mit neuen Medien sind und diese eher meiden!
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wird dargestellt, ob praxisrelevante Software in der Schule eingesetzt werden kann. Es sollen verschiedene Voice-over-IP-Konzepte für den Schuleinsatz vorgestellt und geprüft werden. Daraus folgen Empfehlungen für spezielle Lehrertypen, Berufsgruppen oder Schulbugdets. "Voice over Internet-Protocoll" bedeutet, dass man über das Internet miteinander telefonieren kann.
Besonders wichtig ist es, nötiges Know-How nicht einfach vorauszusetzen und die Lehrer damit zu überfordern. Das von der Schulleitung vorgegebene Budget für solche Projekte darf nicht überschritten werden und es muss aber trotzdem möglichst nah an der von Firmen eingesetzten Software bleiben.
Diese Bachelorarbeit soll vor allem Lehrer an beruflichen Schulen erreichen und ihnen zeigen, dass der Einsatz moderner Medien nicht zwangsläufig kompliziert, aufwändig oder gar überflüssig ist. Sie sollen erkennen, welche Möglichkeiten durch den Einsatz solcher Technologien geboten und welche Chancen eröffnet werden. Dabei werden aber auch die Nachteile der Konzepte offen dargelegt und die Lehrer somit auf mögliche Komplikationen vorbereitet. Es werden die Anforderungen an den Lehrer geschildert und zum Schluss eine Empfehlung für die jeweiligen Typen abgegeben, um den Lehrern an beruflichen Schulen eine Endscheidungshilfe bieten zu können.
2. Problemstellung
2.1 Problembeschreibung
Die Gesellschaft in Deutschland hat sich in den letzten Jahren gravierend verändert - von der Industriegesellschaft hin zur Informationsgesellschaft (Kron / Sofos, 2003, S. 13) . Um diese Aussage bildlich darzustellen, werden im Folgenden einige Statistiken vorgestellt. Abbildung 1 (S.40) zeigt, welcher Prozentsatz der Haushalte in Europa im Jahr 2011 einen Computer besaß. Deutschland ist dabei unter den Spitzenplätzen - 87% der Haushalte hatten einen Computer. Ebenfalls relevant ist die Verbindung des PCs mit dem Internet. Abbildung 2 (S. 41) verdeutlicht die steigende Nutzung des Internets in verschiedensten Regionen der Welt. So ist diese in den letzten vier Jahren weltweit von rund 1,8 Milliarden auf ca. 2,4 Milliarden Nutzer angestiegen. Welchen Zuwachs das Internet in Deutschland hat, kann man in Abbildung 3 (S. 42) gut erkennen. 2001 waren gerade einmal 37% der Bevölkerung Internetnutzer, 2013 sind es schon 76,5%, wobei über all die Jahre eine steigende Anzahl festgestellt wurde, in den letzten jedoch der Anstieg langsamer vonstatten ging. Abbildung 4 (S. 43) verdeutlicht, dass jeder europäische Bürger im Schnitt 26,9 Stunden pro Monat im Internet surft. Das eigentliche Ausmaß der vorangegangenen Erkenntnisse ist jedoch in Abbildung 5 (S. 44) zu erkennen: Beispielsweise können nur 37% aller Kinder zwischen zwei und fünf Jahren ihren Namen schreiben, jedoch 58% ein einfaches PC-Spiel spielen, nur 20% der Kinder können schwimmen, aber 28% können jemanden per Handy anrufen. Dies sind eindeutige Indizien dafür, dass Computer und Internet in Deutschland, aber auch weltweit die Gesellschaft prägen.
Um nun eine Verbindung zum eigentlichen Thema, Voice over IP an beruflichen Schulen herzustellen, möchte ich noch zwei Statistiken präsentieren. Abbildung 6 (S. 45) verdeutlicht, dass seit 2007 das Interesse an IP-Telefonie wächst und Abbildung 7 (S. 46) zeigt speziell bei der VoIP-Software "Skype" den stetigen Zuwachs an registrierten und zahlenden Kunden weltweit.
Die Statistiken waren eine kurze Einführung zu einem derzeit bestehenden Problem. Voice over IP wurde in den letzten Jahren sowohl für Privatleute als auch für Firmen immer wichtiger und interessanter, aber dennoch gibt es nahezu keine Schule, die diese Technologie einsetzt. Was sind nun die Gründe, um den Einsatz von VoIP-Software an Schulen zu legitimieren?
Grundsätzlich kristallisieren sich vier Schwerpunkte heraus,
- der Wandel der Gesellschaft,
- die neuen Anforderungen der Wirtschaft,
- die pädagogischen Vorteile und
- die Verpflichtungen durch den Berufsschul-Lehrplan.
Der stete Zuwachs neuer Medien in Privathaushalten zeigt, dass sie zu einem "Teil der Grundsozialisation jedes Menschen" (Moser, 2006, S. 33) geworden sind. Dies liegt daran, dass "jeder Mensch [heutzutage] von Geburt an in eine Informations- und Mediengesellschaft hineinwächst" (Moser, 2006, S. 33), womit moderne Techniken zum Alltag für die heranwachsende Gesellschaft werden und oft eine mangelnde Sensibilisierung für den Umgang mit diesen stattfindet. Weiterhin ist die "Medienkompetenz neben Schreiben und Lesen zu einer grundlegenden Kulturtechnik [geworden], die den Schülern [bzw. der Gesellschaft frühzeitig] vermittelt werden muss. Wer diese Kulturtechnik nicht beherrscht, läuft Gefahr, wichtige Informationen zu versäumen und anderen gegenüber benachteiligt zu sein" (Kohn, 2003, S. 16). Auch Kron und Sofos (2003, S. 13) führen aus, dass man auf Grund der Veränderungen von der klassischen Gesellschaft hin zur modernen Wissens- bzw. Informationsgesellschaft nicht nur auf bestehendes Wissen und persönliche Erfahrungen vertrauen kann, sondern ständig neue Informationen sammeln und in vorhandenes Wissen integrieren sollte, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Neben dem Wandel der Gesellschaft hat sich auch die Wirtschaft durch den Einsatz moderner Medien grundlegend verändert. Multimedia-Elemente wie E-Mail, Chat oder Videokon- ferenzen machen es möglich, dass Arbeitspartner aus verschiedensten Teilen der Welt schnell, effektiv und teilweise auch zeitgleich an diversen Projekten arbeiten können. Durch solch eine Arbeitsorganisation wird kostengünstiger gearbeitet und eine Echtzeitkommunikation gewährleistet (Kron / Sofos, 2003, S. 25). Magnus (2012, S. 24) sieht in der Globalisierung ebenfalls neue Anforderungen auf die Arbeitnehmer zukommen. So finden zum Beispiel Schulungen bei global agierenden Unternehmen immer seltener an einem zentralen Ort statt, da allein die Reisen zu erheblichen Zeit- und Kosteneinbußen führen und dies einen Wettbewerbsnachteil für Firmen bedeutet. Neben virtuellen Fortbildungen wird im Zuge der Globalisierung auch immer mehr räumliche und zeitliche Unabhängigkeit gefordert. Dies wird beispielsweise durch Teleworker, die von zu Hause aus arbeiten, umgesetzt (Seufert / Back / Häusler, 2001, S. 23). In der folgenden Abbildung sind "massgebliche Anforderungen an gegenwärtige und zukünftige Bildungskonzepte den Einsatzpotenzialen neuer Medien gegenübergestellt" (Seufert / Back / Häusler, 2001, S. 22).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Seufert / Back / Häusler, 2001, S. 22)
Beispielsweise ist die Senkung der Kosten eine Anforderung an das Bildungskonzept, wohingegen höhere Teilnehmerzahlen beim Einsatz neuer Medien nur geringere Zusatzkosten verursachen. "Der Fortschritt der neuen Technologien fordert die nationalstaatliche Organisation des Bildungssystems zur aktiven Auseinandersetzung mit den Neuen Medien heraus" (Kron / Sofos, 2003, S. 25).
Ein weiterer zentraler Punkt, der für den Einsatz moderner Medien im Unterricht spricht, sind die pädagogischen Vorteile, die sich durch deren Nutzung ergeben. Als Einstieg dient ein kurzes Zitat von Kohn (2003, S. 22):
"Erzähl mir etwas, und ich merke es mir vielleicht. Zeige mir etwas, und ich merke es mir wahrscheinlich. Lass es mich machen, und ich werde es nie vergessen."
Diese Aussage verdeutlicht, dass selbst durchgeführte Erfahrungen sich am besten im Gedächtnis der Menschen einprägen. Weiterhin kann laut Kohn (2003, S. 23) eine Lernstei- gerung durch den Einsatz neuer Medien erreicht werden. Dies ist möglich, da die Aufmerksamkeit der Schüler durch erhöhte Motivation bedingt durch ihre Neugierde sowie die Faszination und Herausforderung gesteigert wird. Magnus (2012, S. 15) beschreibt hingegen die Möglichkeiten des E-Learnings für die Zukunft der Gesellschaft. Man kann in Echtzeit lernen, jederzeit und überall, mit dem Wissen der gesamten Welt arbeiten statt nur mit akademischem Provinzialismus oder mit ständig wechselnden Teams weltweit zusammen- arbeiten. Weiterhin besteht die Möglichkeit des erlebnisorientierten Lernens in simulierten Situationen und die Lerninhalte können an die individuellen Gehirne der Schüler angepasst werden. Die vorangegangenen Beispiele bringen laut Wilbers / Hohenstein (2002, Kapitel 3.3 S. 27) vor allem dem Lernenden Nutzen. Jedoch schreibt er, dass auch der Lehrende Nutzen aus dem Einsatz moderner Technologien ziehen kann. Beispielsweise hat man bei der Vorbereitung des Unterrichts weniger Aufwand, da nach einmaliger Einrichtung der Systeme die gewünschten Programme nur aufgerufen werden müssen. Dadurch, dass sich die Schüler praktisch angewandte Unterrichtsinhalte schneller merken, kann der Lehrer mehr Zeit für theoretische Inhalte oder Kooperationen mit anderen Schulen oder Unternehmen nutzen und durch solch eine Zusammenarbeit können Synergie-Effekte entstehen.
Der letzte entscheidende Einflussfaktor für den Einsatz moderner Medien ist der Lehrplan. Er ist die Richtlinie, an die sich die Lehrer bei der Unterrichtsplanung halten müssen. Laut dem Rahmenlehrplan der ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) (1997, S. 14) sollten im "Teil III - Didaktische Grundsätze" unter anderem auch die technischen Aspekte in den Unterricht mit einbezogen werden, um ein ganzheitliches Erfassen der beruflichen Wirklichkeit zu fördern. Im Lehrplan des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung in Bayern (ISB) (1998, S. 3) steht unter Punkt "3. Leitgedanken für den Unterricht an Berufsschulen", dass die Verknüpfung der Theorie mit der Praxis das grundsätzliche didaktische Anliegen der Berufsschule ist.
All diese Punkte sprechen dafür, ein Konzept für den Einsatz von Voice-over-IP an beruflichen Schulen zu erschaffen. Durch eine Anfrage der Berufsschule 4 (B4) in Nürnberg wurde ein Stein ins Rollen gebracht. Die B4 möchte speziell für den Bankbereich ein VoIPKonzept, das alle nötigen Funktionen aufweist, um den Lehrplan ausreichend abzudecken und das Interesse der Schüler zu wecken. Ebenso soll es die Praxis in den Banken / Firmen widerspiegeln und für die Schule bezahlbar sein. Auf der Basis dieses Konzepts soll dann im Rahmen einer Masterarbeit ein Konzept erstellt werden, wie die VoIP-Software sinnvoll und zielorientiert im Unterricht eingesetzt werden kann.
2.2 Mindestanforderungen an die Konzepte
VoIP heißt wörtlich übersetzt "Stimme über Internet Protokoll", was als Mindestvoraussetzung an solche Software-Typen zumindest die Stimmübertragung via Internet garantiert. Bei näherem Kennenlernen der VoIP-Programme ist ebenfalls aufgefallen, dass nahezu alle auch eine Textnachrichten-Funktion beinhalten.
Neben diesen zwei Grundfunktionen fordert die Berufsschule 4 jedoch weitere Funktionen, um für den Schuleinsatz tauglich zu sein. Diese beziehen sich primär auf den Bankenbereich, da die Kooperation mit den Lehrern des Banksektors statt findet, jedoch soll am Schluss eine Empfehlung für verschiedene Lehrer und Berufsgruppen gegeben werden. Folgende Funktionen sollte ein schultaugliches Voice-over-IP-Konzept für die B4 mindestens aufweisen: Einstellungsmöglichkeiten der Privatsphäre, Stummschaltung des Mikrofons, Gruppenspeicherung, interne Weiterleitung, Kontaktlistenweiterleitung, Sprachnachrichten, Kategorisierung der Kontaktliste, Gesprächsaufzeichnung, Gruppenskizzenprogramme und eine Bildschirmfreigabe. Diese und andere Funktionen wurden bei der Einarbeitung in verschiedene Programme vom Autor gefunden, beschrieben und den Lehrern vorgelegt, wobei die genannten als die relevantesten Funktionen ausgesucht wurden.
2.2.1 Einstellungsmöglichkeiten der Privatsphäre
Hier kann man spezielle Funktionen der VoIP-Programme per Mausklick hinzufügen oder ausschalten. Beispielsweise kann bei den Privateinstellungen festgelegt werden, ob man Anrufe oder Sofortnachrichten von jedem weltweit erhalten möchte oder nur von Kontaktlistenmitgliedern. Eine weitere Einstellung ist die automatische Anzeige der WebCam. Wenn jemand anruft, sieht man sofort, ob aus einem einfachen Telefonat ein Video-Telefonat gemacht werden kann. Für die Lehrer ist im Rahmen der Privatsphäre das Speichern der Chat- Protokolle ebenfalls wichtig. Dies sollte deshalb bei den Privateinstellungen per Mausklick konfigurierbar sein.
In der Praxis ist diese Funktion dahingehend von Bedeutung, dass der Nutzer von einer Vielzahl anderer Teilnehmer erreicht werden kann, alle Möglichkeiten schnell aufgezeigt und Protokolle zur Dokumentation erstellt werden. Natürlich sind bei den Einstellungsmöglichkeiten der Privatsphäre auch Datenschutz-Funktionen enthalten, die sowohl für eine Schule als auch ein Unternehmen unerlässlich sind.
Im Unterricht könnte man mit dem Erklären dieser Funktion die Schüler im Umgang mit vertraulichen Daten sensibilisieren. Weiterhin kann der Lehrer die Protokollierung zur Kontrolle nutzen, damit keine privaten Nachrichten geschickt werden, sondern die Software zweckgemäß und zielgerichtet eingesetzt wird.
2.2.2 Stummschaltung des Mikrofons
Mit der Stummschaltung des Mikrofons soll erreicht werden, dass man selbst dem Gesprächspartner nichts mehr sagen, jedoch ihn weiterhin hören kann.
Diese Funktion ist in der Praxis unerlässlich, da der Kunde nicht immer alles mithören sollte. Bei komplizierten Fragen kann man statt einer beim Telefon üblichen Warteschleife, das Mikrofon stumm schalten, um zum Beispiel einen Kollegen um Hilfe zu bitten. In Bezug auf den Unterricht ist diese Funktion sinnvoll, da die Schüler sie kennenlernen sollten, um sie später im Beruf einzusetzen. Auch kann man sie für einen Beobachter eines simulierten Gesprächs einsetzen, damit dieser virtuell nicht dazwischen reden kann.
2.2.3 Gruppenspeicherung
Mit der Gruppenspeicherung ist gemeint, dass man häufig kontaktierte Kontaktlistenmitglie- der in eine Gruppe zusammenfasst, um sich bei einer Benachrichtigung nicht mit jedem einzelnen in Verbindung setzen zu müssen, sondern sie gebündelt ansprechen kann. In Unternehmen kann diese Funktion eingesetzt werden, um beispielsweise eine Abteilung über gewisse Missstände zu benachrichtigen oder für das schnelle Kontaktieren einer Arbeits- gruppe.
Unterrichtstechnisch könnte man die Gruppenspeicherung für Schulprojekte in Gruppenarbeit heranziehen oder für simulierte Team-Chats.
2.2.4 Interne Weiterleitung
Bei der internen Weiterleitung soll ein Gesprächspartner innerhalb der Software an einen anderen Benutzer weitergeleitet werden.
In der Praxis wird diese Funktion eingesetzt, wenn der Gesprächspartner zum Beispiel in der falschen Abteilung angerufen hat. Er wird dann intern mit dem zuständigen Kollegen verbunden.
In der Schule könnte man mit dieser Funktion Weiterleitungs-/Verabschiedungs- und Begrüßungs-Floskeln üben.
2.2.5 Kontaktlistenweiterleitung
Bei der Kontaktlistenweiterleitung geht es darum, eine bereits erstellte Kontaktliste an einen anderen Benutzer zu schicken. Dieser muss dann nicht sämtliche Leute der bestehenden Kontaktliste neu suchen und hinzufügen.
Bei Firmen kann diese Funktion dazu eingesetzt werden, den Verwaltungsaufwand bzw. die Kontaktpflege zu erleichtern, da alles nur einmal erstellt werden muss und alle anderen Mitarbeiter eine Kopie erhalten können.
Diese Funktion stellt eine Erleichterung für den Lehrer dar, da dieser eine Kontaktliste erstellt und an alle Schul-Accounts schickt. Damit spart er sich Zeit, die anderweitig investiert werden kann, da er nicht jeden Kontakt einzeln suchen und hinzufügen muss. Zum anderen sollte er die Kontaktlistenweiterleitung vorführen, damit die Schüler diese praxisrelevante Funktion zumindest kennengelernt haben und sich diese Vorgehensweise eventuell merken.
2.2.6 Sprachnachrichten
Eine Sprachnachricht ist eine aufgenommene Nachricht, die an Gesprächspartner geschickt wird, die gerade nicht online sind.
In Unternehmen können Sprachnachrichten beispielsweise dazu genutzt werden, Kunden oder Kollegen um einen Rückruf zu bitten, sobald sie wieder erreichbar sind. Schulisch bietet diese Funktion die Möglichkeit, sprachlich flüssige Nachrichten zu erstellen oder sie beim Abhören auszuwerten.
2.2.7 Kategorisierung der Kontaktliste
Mit der Kategorisierung der Kontaktliste ist die Einteilung der Kontaktlistenmitglieder in verschiedene Gruppen gemeint.
In der Praxis kann eine Kontaktliste beispielsweise die Untergruppen "Kollegen", "Kunde" und "VIP-Kunde" besitzen. Der Mitarbeiter sieht sofort, mit welcher Art von Gesprächspartner er es zu tun hat und kann erahnen, welche Wünsche sein Gegenüber haben könnte. Im Schuleinsatz kann ein Schüler durch simulierte Anrufe darauf vorbereitet werden, spontan auf verschiedene Kundentypen zu reagieren.
2.2.8 Gesprächsaufzeichnung
Hier besteht die Möglichkeit, ein (Video-)Telefonat aufzuzeichnen und später erneut anzusehen.
Bei Unternehmen werden solche Funktionen häufig eingesetzt, um Schulungsmaterialien zu generieren. Reale Gespräche werden aufgezeichnet und später in Fortbildungen analysiert. Weiterhin kann man sie als Beweismaterial bei telefonischen Bestellungen heranziehen. In der Schule bietet sich die Nutzung dieser Funktion an, um ein simuliertes Gespräch in der Klassengemeinschaft auszuwerten. Es können Fehler festgestellt, diskutiert und anschließend Verbesserungsvorschläge erarbeitet werden.
2.2.9 Gruppenskizzenprogramme
Mit dieser Funktion sollen die Gesprächspartner zusammen und in Echtzeit eine Skizze oder ähnliches erstellen können.
Beispielsweise können zwei Mitarbeiter, die in verschiedenen Filialen arbeiten und zusammen eine Präsentation durchführen sollen, diese mit dem Gruppenskizzenprogramm gemeinschaft- lich erstellen. Jeder kann sie bearbeiten und der Partner sieht die Änderungen sofort. Da immer mehr Teamarbeit über große Distanzen gefordert wird, kann die Schule hier Möglichkeiten der Zusammenarbeit aufzeigen und die Schüler mit diesen Funktionen und Programmen vertraut machen. Im Rahmen einer Vortragsreihe könnten einige Gruppen auch Präsentationen via Internet unter Zuhilfenahme dieser Funktionen erstellen und somit selbstständig den Umgang damit üben.
2.2.10 Bildschirmfreigabe
Unter einer Bildschirmfreigabe versteht man, dass ein Gesprächspartner den Bildschirm des anderen ansehen kann. Jedoch sieht man nicht nur den Bildschirm, sondern auch die Aktionen, die gerade ausgeführt werden.
In der Praxis könnte man diese Funktion für Hilfestellungen oder Kundenbetreuungen nutzen. Wenn jemand beispielsweise nicht weiß, wie er auf einer Homepage navigieren soll oder wo er bestimmte Dinge findet, kann man es ihm via Bildschirmfreigabe zeigen und der Kunde kann es leichter nachvollziehen als eine bloße Sprachanleitung.
Der Nutzen dieser Funktion im Unterricht besteht darin, den Schülern bestimmte Dinge vorzuführen. Zum anderen können sie in simulierten Gesprächen auf einen breiteren Grundlagenpool zurückgreifen.
3. Vorstellung der drei Hauptprogramme
Im Folgenden werden drei Basis-VoIP-Programme kurz vorgestellt. Diese wurden unter vielen verschiedenen Lösungen ausgewählt, da sie die bekanntesten sind, teilweise unterschiedliche Technologien aufweisen und die geforderten Kriterien der B4 am voraussichtlich Besten erfüllen. Die Entstehungsgeschichte, der Grundgedanke und die aktuelle Situation sollen einen kurzen Eindruck vermitteln, wie sich die jeweiligen Softwares entwickelt haben und warum sie eine gute Basis für ein Schulkonzept darstellen.
3.1 Skype
Geschichte:
Die Firma "Skype" wurde von zwei Unternehmern, dem Schweden Niklas Zennström und dem Dänen Janus Friis im Jahr 2003 gegründet. Entwickelt und programmiert wurde die Software jedoch von den drei Esten Ahti Heinla, Priit Kasesalu und Jaan Tallinn. Im August 2003 startete das Programm seinen Erfolgszug (Andreas Thomann, 2006). Bereits nach zwei Jahren war "Skype" so bekannt und erfolgreich, dass andere große Firmen Interesse zeigten. eBay hat im Jahr 2005 3,1 Milliarden Dollar für das Unternehmen gezahlt (Wilkens, 2009). In den folgenden Jahren zeigten dann auch Konzerne wie Google, Facebook und Microsoft Interesse an Skype. Nach längeren Verhandlungen wurde es am 10 Mai 2011 für 8,1 Milliarden Dollar an Microsoft verkauft (tagesschau.de, 2011).
Wofür war Skype gedacht?
Ursprünglich war die Software dazu gedacht, dass man mit Menschen über das Internet telefonieren kann. Die Unternehmensführung versprach dabei das "kostenlose Telefonieren rund um den Globus" (Andreas Thomann, 2006). Janus Friis wünschte sich für die Zukunft, "dass die Leute eines Tages sagen werden 'ich skype dich' statt 'ich rufe dich an'".
Was leistet Skype heute?
Der Grundgedanke von Skype blieb natürlich erhalten. Mit Funktionen wie Sofortnachrichten, Sprach- und Videoanrufen will man die Menschen weltweit verbinden. Auf der Homepage steht, dass man mit Skype ziemlich alles kann "was man täglich gemeinsam tun muss".
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