Pädagogik und Psychologie sind eng ineinander verwobene Wissenschaften. Gerade im Behaviorismus werden die Erforschung das Verhalten betreffend und die bewusste Steuerung von Verhalten kaum getrennt betrachtet. Das dies keinesfalls unüblich war, sondern eine vielfach gezogene Verknüpfung, zeigt ein Blick in die Geschichte. Konkret, Anfang des 20. Jahrhunderts, legte man in der Forschung den Fokus auf die Verhaltensforschung, die nur eine von vielen Fächern war, die der allgemeinen Tendenzen der Zeit zur Objektivierung unterlag. „Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten hatten bereits William McDougall (1912) und Pillsbury (1913) gefordert; >Verhalten als Kategorie der Psychologie< war 1912 der Titel des Vortrages des Funktionalisten Angell gewesen, der übrigens als erster das Wort >behaviorist< verwendete (Tilquin, 52).“ Im Sinne der genannten Ansätze wurde kurze Zeit später der klassische Behaviorismus entwickelt, der u.a. die Vorzüge naturwissenschaftlicher Forschung an Tieren auch für Menschen nutzbar machen wollte und damit eine eindeutige Beziehung zwischen Psychologie und Pädagogik herstellte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition und Erklärung des behavioristischen Ansatzes
2.1 Definition
2.2 Terminologie
3. Historisch-philosophischer Entstehungskontext der Theorie
4. Bedeutende Vertreter der behavioristischen Theorie
4.1 John Watson
4.2 Skinner
5. Exkurs Sprachen-/ Sprechenlernen
6. Fazit
1. Einleitung
Pädagogik und Psychologie sind eng ineinander verwobene Wissenschaften. Gerade im Behaviorismus werden die Erforschung das Verhalten betreffend und die bewusste Steuerung von Verhalten kaum getrennt betrachtet. Das dies keinesfalls unüblich war, sondern eine vielfach gezogene Verknüpfung, zeigt ein Blick in die Geschichte. Konkret, Anfang des 20. Jahrhunderts, legte man in der Forschung den Fokus auf die Verhaltensforschung, die nur eine von vielen Fächern war, die der allgemeinen Tendenzen der Zeit zur Objektivierung unterlag. „Psychologie als Wissenschaft vom Verhalten hatten bereits William McDougall (1912) und Pillsbury (1913) gefordert; >Verhalten als Kategorie der Psychologie< war 1912 der Titel des Vortrages des Funktionalisten Angell gewesen, der übrigens als erster das Wort >behaviorist< verwendete (Tilquin, 52).“[1] Im Sinne der genannten Ansätze wurde kurze Zeit später der klassische Behaviorismus entwickelt, der u.a. die Vorzüge naturwissenschaftlicher Forschung an Tieren auch für Menschen nutzbar machen wollte und damit eine eindeutige Beziehung zwischen Psychologie und Pädagogik herstellte:
Da Erziehung wesentlich Lernprozesse beinhaltet, liegt es scheinbar nahe, behavioristische Ergebnisse für die Pädagogik nutzbar machen zu wollen, einmal, um stattfindendes Lernen besser analysieren und Konsequenzen für optimale Organisation der Lernprozesse ableiten zu könen, zum anderen, um die Ziele der Erziehung so zu formulieren, ass [sic!] ihr Erreichen durch überprüfbares verhalten des educandus objektiv feststellbar wird.[2]
2. Definition und Erklärung des behavioristischen Ansatzes
Grundsätzliches Ziel des Behaviorismus war die Kritik an bestehender so genannter ‚subjektiver’ Psychologie: „The fundamental systematic contribution of behaviourism lies in its practical demonstration of the untenability of the methodological principles on which it was founded.“[3] Darüber hinaus galt er als erster konsequenter Versuch, die geforderte Objektivität der Forschung auch im Bereich der Geisteswissenschaften zu gewährleisten, da er sich naturwissenschaftliche Prinzipien und Terminologien zu Nutze machte: „…[B]ehaviorism was the only – or at least the most detailed, uncompromising, and sophisticated – serious attempt ever made to develop a science on methodological principles alone.“[4] Doch gerade diese scheinbar unkomplizierte Übertragung der Methodik des einen Wissenschaftsbereiches in den anderen war zum Scheitern verurteilt, da ihre Motivation nie vollkommen nachvollzogen werden konnte. Verallgemeinerungen und Neologismen als Fachtermini erschufen nicht die gewünschte Reliabilität, Nachprüfbarkeit und Unabhängigkeit von subjektiven Bedingungen. Anstelle dessen ignorierten solche Pauschalisierungen die individuelle Komponente des Menschen, reduzierten ihn, vereinfacht veranschaulicht, auf ein triebgesteuertes Wesen, das auf dieselbe Konditionierung auch gleich reagieren würde.
Daß [sic!] Psychologen letzten Endes – notabende auch in FREUDs Schriften – Biologen, Physiologen oder Physiker sein müssen, ist entschieden; weshalb dies so sein soll, bleibt undiskutiert, unbeantwortet, dennoch selbstverständliche Setzung. STRAUS sagt von einer solchen gehirnphysiologischen Psychologie, ass [sic!] sie tendenziell das <Possesiv-Verhältnis> (mein, dein, sein Gehirn) ignoriert bzw. eliminiert, ein oder das Gehirn als Steuerungsapparat eines beweglichen Körpers ansetzt, das Gehirn nicht als Organ eines erlebenden Wesens betrachtet.[5]
2.2 Definition
Zunächst versteht sich der Behaviorismus als eine Art Gegenposition zur vorherrschenden Introspektion. Gemäß dem zu seiner Entstehungszeit noch relativ jungen Darwinismus wird der Mensch nicht mehr losgelöst von allen anderen Wesen verstanden, sondern sein Aussehen, seine Herkunft und auch seine Handlungsmuster werden, grob gesagt, im Tierreich verortet. „Behaviorism […] is […] a natural science that takes the whole field of human adjustments as ist own. Its closest scientific companion is physiology.”[6] Folglich verwenden die Behavioristen in ihrem Theorem die Naturkausalität als Basis für jegliche Handlung: Ursache und Wirkung jeglichen beobachtbaren Tuns ließen sich, so eine Kernthese, einwandfrei feststellen. „Das nach dem Reiz- Reaktions- Schema dargestellte reaktive Verhalten bildet die Grundlage für die objektive Beschreibung und Erklärung von reaktivem wie operativem Verhalten und der in diese integrierten psychischen Vorgänge.“[7] Darum lassen sich althergebrachte Begriffe wie Emotion, Gefühl und Bewusstsein nicht mehr ohne weiteres problemlos in der Theorie verorten. Erklärt werden die nach außen sichtbaren, empirisch messbaren Reaktionen, allerdings nicht ihre individuelle Entstehung.
Das Bewußtsein [sic!] wird zu einem bloßen Epiphänomen degradiert. Es wird zum bloßen Vermittler zwischen den Bedürfnissen des Organismus und seiner Umwelt. Entscheidend ist nicht der Inhalt des Bewußtseins [sic!] als Resultat der Widerspiegelung der objektiven Realität, seine Rolle bei der Konstitution von Verhaltensweisen, sondern die Annahme, ass [sic!] jeder Reiz bestimmte Wirkungen auf den Organismus hat und jegliches Verhalten durch Reize ausgelöst wird. Es interessierte also vor allem die Wechselbeziehung zwischen sensorischen und motorischen Aktivitäten des Organismus und ihre Aufrechterhaltung, bis die Handlungen sich als bedürfnisgerecht erweisen und sie die Festigkeit von Gewohnheit annehmen.[8]
Durch diese Annahme, das Bewusstsein sei gewissermaßen nur ‚Mittel zum Zweck’, wird auch jegliche Affirmation von persönlicher Entwicklung unmöglich. In der Forschungsliteratur kommt es vermehrt zu Aussagen wie: „…der Behaviorismus ist der einzige konsequente und logische Funktionalismus.“[9] Eine mathematische Funktion ist tatsächlich dasjenige, das ihn interessiert; die Variablen von zuverlässigen Verlaufskurven sind, was er im Menschen sucht.
Auf verschiedene Art und Weise haben Psychologen versucht den Behaviorismus weiter zu entwickeln. Stadien gab es dabei viele, angefangen mit der Idee Verhalten in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen, bis in zu liberaleren Tendenten Mitte des 20. Jahrhunderts, die auf Kritiker eingingen und auch versuchten komplexe Zusammenhänge von Handlungsmuster im Sinne ihrer Theorie mit immer neuen Termini zu erklären. „In Anlehnung an zwei Auffassungen, die im Rahmen des logischen Positivismus vertreten wurden, kann ,man zwei behavioristische Positionen unterscheiden, den klassischen Behaviorismus Watsons und den Neobehaviorismus wie ihn z.B. Tolman (1944, 1959), Spence (1950) und Staats (1969) vertreten…“[10]
2.2 Terminologie
In his first efforts to get uniformity in subject matter and in methods the behaviorist began his own formulation of the problem of psychology by sweeping aside all mediaeval conceptions. He dropped from his scientific vocabulary all subjective terms such as sensation, perception, image, desire, purpose, and even thinking and emotion as they were subjectively defined.[11]
Ein erster Schritt der Vereinheitlichung von Beobachtungen war also auf die Einheitlichkeit von sprachlichen Ausdrücken gerichtet. Damit schufen die Behavioristen zum einen einen sie deutlich von anderen Teilbereichen der Psychologie abgrenzenden Rahmen, zum anderen beanspruchten sie durch die neu eingeführten Termini an der Spitze einer neu errichteten Hierarchie in der psychischen Forschung zu stehen, denn sie akzeptierten ihre Kollegen in keinster weise als gleichberechtigte Partner bei der Suche nach Wahrheit.
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[1] John B. Watson: Behaviorismus. Ergänzt durch den Aufsatz: Psychologie, wie sie der Behaviorist sieht. (Hrsg.:) Carl F. Graumann. Frankfurt am Main: Fachbuchhandlung für Psychologie Verlagsabteilung, 1976.S.10.
[2] Hans-Walter Leonhard: Behaviorismus und Pädagogik. Kritik behavioristischer Psychologie und ihrer Anwendung in der Pädagogik. Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt. 1978. S.10f.
[3] Brian D. Mackenzie: Behaviourism and the Limits of Scientific Methods. Atlantic Highlands, N.J.: Humanities Press Inc., 1977. S.154.
[4] Brian D. Mackenzie: Behaviourism and the Limits of Scientific Methods. Atlantic Highlands, N.J.: Humnities Press Inc., 1977. S.154.
[5] Peter Schink: Kritik des Behaviorismus. Historisch- sachsystematische Untersuchung auf fragmentarischer Grundlage. Köln: Diss., 1987. S.23
[6] John B. Watson: Behaviorism. New York: Norton Library, 1970. S.11.
[7] Walter Friedrich: Zur Kritik des Behaviorismus. Studien zur kritischen Psychologie. Köln: Pahl.- Rugenstein Verlag, 1979. S.51.
[8] Walter Friedrich: Zur Kritik des Behaviorismus. Studien zur kritischen Psychologie. Köln: Pahl.- Rugenstein Verlag, 1979. S.51.
[9] John B. Watson: Behaviorismus. Ergänzt durch den Aufsatz: Psychologie, wie die der Behaviorist sieht. (Hrsg.:) Carl F. Graumann. Frankfurt am Main: Fachbuchhandlung für Psychologie Verlagsabteilung, 1976. S.20.
[10] Margit Oswald: Jenseits der Methodologie des Behaviorismus. Eine Analyse der methodologischen Grundlagen behavioristischer und kognitiver Theorien. Mannheim: Diss., 1980. S.12f.
[11] John B. Watson: Behaviorism. New York: Norton Library, 1970. S.5f.