Beschäftigt man sich mit den Themen Armut und sozialer Ausgrenzung in Deutschland, so entdeckt man, dass sich besonders in den Medien verschiedene Stereotypen an Menschengruppen gebildet haben, bei denen man von diesen Problemen ausgeht. Bei diesen Bildern handelt es sich häufig um Obdachlose, Arbeitslose oder Migranten. Dass diese Personengruppen sicher auch unter Armut und sozialer Ausgrenzung leiden können, sei außer Frage gestellt. Trotzdem ist es bemerkenswert, wie wenig Beachtung älteren Menschen geschenkt wird, die in unserer Gesellschaft mangelnde Chancen auf Teilhabe erhalten und die meist trotz jahrelanger, harter Arbeit aufgrund ihres Alters und dem damit verbundenen Renteneintritt unter Armut leiden müssen.
Altersarmut wurde in der letzten Zeit kontrovers diskutiert und in der Politik als Thema wieder verstärkt aufgegriffen. Absinkende Geburtenraten und eine erhöhte Lebenserwartung älterer Menschen – der sich immer weiter abzeichnende demographische Wandel lässt vermuten, dass das derzeitige Rentensystem in naher Zukunft an seine Grenzen stoßen wird. Wie soll es immer weniger Erwerbstätigen gelingen, eine immer größere Menge an Rentenbeziehern zu finanzieren? Diskussionen um Altersarmut bleiben prognostisch, statt den Blick auf fehlende gesellschaftliche Teilhabe und unter Armut leidende ältere Menschen in der heutigen Zeit zu lenken. Altersarmut ist ein Problem, das nicht erst in den nächsten Jahren die ältere Generation betreffen wird (Reinecke, 2012). Im Rahmen dieser Arbeit gehe ich der Frage nach, welche Rolle die Altersarmut bei der sozialen Ausgrenzung älterer Menschen spielt. Neben einer Definition der Altersarmut und der sozialen Ausgrenzung erläutere ich, wodurch ältere Menschen soziale Ausgrenzung in der Gesellschaft erfahren müssen. Im darauf folgenden Schritt untersuche ich, inwiefern die Altersarmut Grund für diese soziale Ausgrenzung sein kann, um dann im letzten Kapitel Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung älterer Menschen anhand eines exemplarischen Rollenmodells darzustellen.
Besonders für einen Einstieg in das Thema der sozialen Teilhabe älterer Menschen geeignet. Wie geht die Gesellschaft mit älteren Menschen in Deutschland um? In dieser Arbeit erhalten Sie einen prägnanten Einblick in ein spannendes Thema.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1. Altersarmut
2.2. Soziale Ausgrenzung
3. Soziale Ausgrenzung älterer Menschen
3.1. Alter als Grund sozialer Ausgrenzung
3.2. Altersbilder: Fremdwahrnehmung
3.3. Altersarmut als Grund sozialer Ausgrenzung
4. Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung älterer MenschenFremdwahrnehmung
4.1. Exemplarisches Konzept zur Rollenfindung älterer Menschen in der Gesellschaft
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Beschäftigt man sich mit den Themen Armut und sozialer Ausgrenzung in Deutschland, so entdeckt man, dass sich besonders in den Medien verschiedene Stereotypen an Menschengruppen gebildet haben, bei denen man von diesen Problemen ausgeht. Bei diesen Bildern handelt es sich häufig um Obdachlose, Arbeitslose oder Migranten. Dass diese Personengruppen sicher auch unter Armut und sozialer Ausgrenzung leiden können, sei außer Frage gestellt. Trotzdem ist es bemerkenswert, wie wenig Beachtung älteren Menschen geschenkt wird, die in unserer Gesellschaft mangelnde Chancen auf Teilhabe erhalten und die meist trotz jahrelanger, harter Arbeit aufgrund ihres Alters und dem damit verbundenen Renteneintritt unter Armut leiden müssen.
Altersarmut wurde in der letzten Zeit kontrovers diskutiert und in der Politik als Thema wieder verstärkt aufgegriffen. Absinkende Geburtenraten und eine erhöhte Lebenserwartung älterer Menschen – der sich immer weiter abzeichnende demographische Wandel lässt vermuten, dass das derzeitige Rentensystem in naher Zukunft an seine Grenzen stoßen wird. Wie soll es immer weniger Erwerbstätigen gelingen, eine immer größere Menge an Rentenbeziehern zu finanzieren? Diskussionen um Altersarmut bleiben prognostisch, statt den Blick auf fehlende gesellschaftliche Teilhabe und unter Armut leidende ältere Menschen in der heutigen Zeit zu lenken. Altersarmut ist ein Problem, das nicht erst in den nächsten Jahren die ältere Generation betreffen wird (Reinecke, 2012). Im Rahmen dieser Arbeit werde ich der Frage nachgehen, welche Rolle die Altersarmut bei der sozialen Ausgrenzung älterer Menschen spielt. Zuerst werde ich die Altersarmut und die soziale Ausgrenzung definieren und im weiteren Verlauf der Arbeit erläutern, wodurch ältere Menschen soziale Ausgrenzung in der Gesellschaft erfahren müssen. Im darauf folgenden Schritt gehe ich der Frage nach, inwiefern die Altersarmut Grund für diese soziale Ausgrenzung sein kann, um dann im letzten Kapitel Maßnahmen gegen die soziale Ausgrenzung älterer Menschen anhand eines exemplarischen Rollenmodells darzustellen.
2. Definitionen
In diesem Kapitel sollen Begriffe, die für diese Arbeit von Bedeutung sind, erklärt werden. Hierzu zählen „soziale Ausgrenzung“ und „Altersarmut“.
2.1. Altersarmut
Die Autoren Bäcker und Kistler (2012) bezeichnen Altersarmut in ihrem Artikel „Was ist Altersarmut? Maßstäbe, Indikatoren und Messverfahren“, der von der Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht wurde, als Einkommensarmut.
„Aus der Armutsforschung ist bekannt, dass bei der Suche nach diesen Kriterien nicht auf vermeintliche objektive Merkmale zurückgegriffen werden kann. Da es sich bei der Armut in wohlhabenden Gesellschaften um ein relatives Problem handelt, sind immer normative Entscheidungen notwendig“ (Bäcker & Kistler, 2012).
Hiermit wird beschrieben, dass der Zustand von Armut in einer wohlhabenden Gesellschaft als relatives Problem angesehen wird. Relative Armut beinhaltet somit den Zusammenhang zwischen Armut und dem sozialen Umfeld eines Menschen. Weiterhin erläutern Bäcker und Kistler (2012), es müsse entschieden werden, ab welchem Maß der Unterschreitung des durchschnittlichen Lebens- und Einkommens-stands der Zustand von Armut bestehe.
Gasche (2010) beschreibt in seinem Artikel „Zunehmende Altersarmut in Deutschland – vermeidbar oder unvermeidlich?“, der von dem Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und Demographischer Wandel veröffentlicht wurde, dass es Altersarmut im Sinne eines nicht existenzsichernden Einkommens in Deutschland nicht geben könne. Mit der Riester-Reform 2001 sei die Grundsicherung im Alter geschaffen worden, die allen Rentnern und Rentnerinnen bei Bedürftigkeit ein Existenz sicherndes Einkommen gewähre. Ab dem 01.01.2003 wurde die bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung eingeführt (Bundesregierung, 2008). Anspruch auf diese Hilfeleistung haben nach dem 4. Kapitel des SGB XII Menschen ab 65 Jahren (Statistisches Bundesamt, Bundesrepublik Deutschland, 2012). Gasche (2010) zeigt auf, dass man von Altersarmut verstärkt bei den Personen ausgehen könne, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen seien. Laut einer Definition der statistischen Bundesämter des Bundes und der Länder (2012) sei die Grundsicherung eine Unterstützung, mit der das Existenzminimum abgedeckt werden kann.
Personen, die im nicht-erwerbstätigen Alter sind, gleichzeitig unter relativer Armut leiden und somit auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sind, kann man unter Zusammenfassung der vorherigen Aspekte als von Altersarmut betroffen bezeichnen.
2.2. Soziale Ausgrenzung
Der Gebrauch des Begriffs „Soziale Ausgrenzung“ in wissenschaftlichen und politischen Debatten stellt nach Theobald (2008) ein Konzept dar, das von Multidimensionalität gekennzeichnet ist. Kronauer (1997; zitiert nach Theobald, 2008) bezeichnet soziale Ausgrenzung als einen Prozess, der innerhalb verschiedener Dimensionen vorkommen kann, die er folglich auflistet als
-ökonomische Ausgrenzung, bspw. ein unzureichender Lebensstandard;
-institutionelle Ausgrenzung, bspw. mangelnder Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Leistungen;
-kulturelle Ausgrenzung, bspw. stereotype Erwartungen gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen;
-soziale Ausgrenzung im engeren Sinn, bspw. unzureichende soziale Integration und Partizipation;
-räumliche Ausgrenzung, bspw. getrennte Wohngebiete (S. 162).
Laut Theobald (2008) verstärken sich Benachteiligungen entlang der genannten Dimensionen wechselseitig und münden damit in eine mangelnde gesellschaftliche
Partizipation. „Marginalisierung“ bezeichne den Prozess der Ausgrenzung aus der Gesellschaft und die damit einhergehende Ablösung von Rechten und Pflichten. Marginalisierung stehe „in engstem Zusammenhang zu einem verwehrten Zugang zu entscheidenden gesellschaftlichen Bereichen und – als Folge davon – zu Prozessen multidimensionaler und kumulativer Benachteiligung“ (S. 162). Zu Prozessen sozialer Ausgrenzung führe ein Mangel an Kontrolle über Ressourcen, die zur Führung eines autonomen Lebens notwendig seien, wie es von den meisten Menschen für selbstverständlich betrachtet werde (ebd.).
Böhnke (2012) betont, dass die Ausgrenzungsperspektive nur normativ sein könne und sie, ähnlich wie die Armutsforschung, erst innerhalb gesellschaftlicher Kontexte mit Inhalt gefüllt werden müsse. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit werden die vorherigen Definitionen der Altersarmut und der sozialen Ausgrenzung von älteren Menschen anhand gesellschaftlicher Rahmenbedingungen aufgegriffen.
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