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Die Figuren Franz und Karl in der Vorrede zu Friedrich Schillers "Die Räuber"

Erläuterungen vor dem Hintergrund des Menschenbildes der Aufklärung

©2012 Referat / Aufsatz (Schule) 4 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit und liefert Erläuterungen zu der Vorrede, welche Schiller seinem Bühnenstück "Die Räuber" voranstellt. In dieser Vorrede stellt er den Sinn und Zweck, die tiefere Bedeutung dieses Theaterwerkes näher dar: im 19. Jahrhundert, in welchem die Welt logisch und schablonenhaft, in der Manier der Schwarz-Weiß-Malerei erklärt werden sollte - auch der Mensch - setzt er diesem aufklärerischen Menschenbild das Menschliche, das Unlogische entgegen. Er möchte die "Religion und die Moral an ihren Verächtern und Verlachern rächen".

Leseprobe

Die Räuber – ein Sturm-und-Drang-Stück – schrieb Friedrich Schiller 1781, in der späten Phase der Aufklärung, und er lässt damit den in der Aufklärung so wichtigen Begriff „Verstand“ in einem neuen Licht erscheinen. Bisher wurde der Verstand als das wirksamste Mittel des Menschen, Vernunft zu erlangen, angepriesen. Kant formulierte es repräsentativ: „Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Schiller jedoch wollte am Beispiel der Räuber Karl und Franz Moor den Menschen buchstäblich vor Augen führen, dass der Verstand nicht nur zum Erlangen von Tugend, sondern auch zum Durchsetzen von Lasterhaftigkeiten verwendet werden kann.[1]

Das Werk ist ein Lehrtheater mit moralischem Gehalt[2], so wie Gottsched sich aufklärerisches Theater dachte, jedoch folgt es nicht den Regeln der von den Aufklärern geforderten Französischen Klassik, die die aristotelische Regel der drei Einheiten – Zeit, Ort, Handlung – beinhaltete.[3] Schillers Drama umfasst einen Zeitraum von 2 Jahren anstatt von maximal 48 Stunden – da ein Mensch innerhalb von solch einer kurzen Zeit nicht wirklich kennengelernt werden kann, und darum geht es Schiller[4] –, die Handlungsorte wechseln ständig und sind in weiter Entfernung zueinander. Desweiteren wird die Ständeklausel nicht eingehalten: Karl ist adeliger Herkunft, begibt sich aber in die untere Gesellschaft, indem er Räuber wird. Die Dramengattung „Tragödie“ jedoch, welcher Die Räuber angehört, darf nach Aristoteles nur einen adeligen Protagonisten aufführen.

Schiller versuchte, die Aufklärer über die wahre Wirklichkeit aufzuklären und zeichnete dafür ein möglichst genaues Bild des realen Menschen[5], um „die Seele […] bei ihren geheimsten Operationen zu ertappen“.[6] Ein realer Mensch ist kein „Kompendienmensch[en]“[7] für ihn, sondern ein ganzer Mensch, und ein ganzer Mensch ist tugend- und lasterhaft[8], und auch nie wird ein Mensch ohne Laster sein.[9] Er widerspricht mit seinen Räubern dem Glauben, dass des Menschen Natur das Streben nach sittlicher Vervollkommnung durch das Streben nach Glückseligkeit sei. Glückselig werde man nach den Aufklärern nur durch Tugendhaftigkeit, jeder Mensch mit Verstand würde dies als vernünftig ansehen und durch diese Einsicht den tugendhaften Weg gehen. Also sei der Mensch im Grunde gut. Doch Die Räuber zeigen, dass Verstand ohne Moral und Herz in den Abgrund führt.

[...]


[1] Schiller, Friedrich: Die Räuber. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart, 2001. Seite 4, Zeile 5.

[2] Schiller: Seite 7, Zeile 1.

[3] Schiller: Seite 3, Zeile 15.

[4] Schiller: Seite 3, Zeile 8.

[5] Schiller: Seite 3, Zeile 19.

[6] Schiller: Seite 3, Zeile 4.

[7] Schiller: Seite 3, Zeile 25.

[8] Schiller: Seite 5, Zeile 31.

[9] Schiller: Seite 3, Zeile 21-28.

Details

Seiten
4
Jahr
2012
ISBN (eBook)
9783656524335
ISBN (Buch)
9783656529798
DOI
10.3239/9783656524335
Dateigröße
395 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München – Institut für Theaterwissenschaft
Erscheinungsdatum
2013 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
Friedrich Schiller Die Räuber Die Aufklärung Menschenbild 19. Jahrhundert
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Titel: Die Figuren Franz und Karl in der Vorrede zu Friedrich Schillers "Die Räuber"