Der Autor definiert Sprechen als reflexive Praxis: Eine „[...]Bewusstheit über Ziele und Situationen des Sprechens[...]“ (ebd., S.8) stehe im Vordergrund. Betrachtet man aktuelle Lehrpläne – etwa den des Saarlandes für die Klassenstufe 5/6 – so stellt man fest, dass die Rubrik Reflexion über Sprache neben Zeichensetzung und Rechtschreibung hauptsächlich grammatische Themen behandelt. Erste Überlegungen, Grammatik mit Sprachreflektion zu verbinden, münden in die sogenannte ,kommunikativen Wende‘ : „Im mündlichen Sprachgebrauch rückt neben der Syntax, der Semantik nun auch die Pragmatik (der Sprachverwendungszusammenhang) in den Mittelpunkt des didaktischen Interesses.“ (Karl Schuster 2001, S.12) Damit dies geschehen kann, ist es notwendig, für die Schüler und Schülerinnen einen geeigneten Kontext zu schaffen; gleichzeitig bedeutet dies auch eine Abkehr vom traditionellen Grammatikunterricht. Diese Möglichkeiten bietet z.B. der integrative Grammatikunterricht. Im Folgenden werden die beiden Lehrwerke Doppel-Klick und deutsch.punkt 1, was die Unterrichtseinheiten zu den Verben im Präteritum anbelangt, auf integrative Elemente untersucht. Um die beiden Lehrwerke auch untereinander zu vergleichen und einer oberflächlichen Analyse zu entgehen; zielführend also positive und negative Aspekte der beiden Unterrichtseinheiten benennen zu können, werden die beiden Unterrichtsbände in Bezug auf Ursula Bredels Untersuchungen zu Sprachbetrachtungsaktivitäten und Wissensqualitäten analysiert. Die gemachten Untersuchungen und daraus abgeleiteten Ergebnisse werden im Schlussteil zusammengefasst. Um eine tiefgehende und abstrakte Analyse zu gewährleisten, ist eine vorangehende, grundlegende Erläuterung des Modells des integrierten Grammatikunterrichts von Nöten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Integrativer Grammatikunterricht
3. Lehrwerke
3.1 Doppel-Klick
3.2 deutsch.punkt 1
4. Analyse der Unterrichtseinheiten
4.1 Doppel-Klick - Schriftlich erzählen: Präteritum
4.2 deutsch.punkt 1 - Es bewegt sich etwas - Verben
4.3 Vergleich der Unterrichtseinheiten
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Mündlicher Sprachgebrauch (Sprechen und Miteinandersprechen, Sprechen und Zuhören, usw.) ist derjenige Lernbereich und der Deutschunterricht insgesamt derjenige Fachunterricht, der das Zusammentreffen, das Mit- und Ineinander von Sachwissen und Sprachwissen organisieren und fruchtbar machen muss. (Ulf Abraham 2008, S.7)
Der Autor definiert Sprechen als reflexive Praxis: Eine „[...]Bewusstheit über Ziele und Situationen des Sprechens[...]“ (ebd., S.8) stehe im Vordergrund. Betrachtet man aktuelle Lehrpläne - etwa den des Saarlandes für die Klassenstufe 5/6 - so stellt man fest, dass die Rubrik Reflexion über Sprache neben Zeichensetzung und Rechtschreibung hauptsächlich grammatische Themen behandelt. Erste Überlegungen, Grammatik mit Sprachreflektion zu verbinden, münden in die sogenannte ,kommunikativen Wende‘ : „Im mündlichen Sprachgebrauch rückt neben der Syntax, der Semantik nun auch die Pragmatik (der Sprachverwendungszusammenhang) in den Mittelpunkt des didaktischen Interesses.“ (Karl Schuster 2001, S.12) Damit dies geschehen kann, ist es notwendig, für die Schüler und Schülerinnen einen geeigneten Kontext zu schaffen; gleichzeitig bedeutet dies auch eine Abkehr vom traditionellen Grammatikunterricht. Diese Möglichkeiten bietet z.B. der integrative Grammatikunterricht.
Im Folgenden werden die beiden Lehrwerke Doppel-Klick und deutsch.punkt 1, was die Unterrichtseinheiten zu den Verben im Präteritum anbelangt, auf integrative Elemente untersucht. Um die beiden Lehrwerke auch untereinander zu vergleichen und einer oberflächlichen Analyse zu entgehen; zielführend also positive und negative Aspekte der beiden Unterrichtseinheiten benennen zu können, werden die beiden Unterrichtsbände in Bezug auf Ursula Bredels Untersuchungen zu Sprachbetrachtungsaktivitäten und Wissensqualitäten analysiert. Die gemachten Untersuchungen und daraus abgeleiteten Ergebnisse werden im Schlussteil zusammengefasst. Um eine tiefgehende und abstrakte Analyse zu gewährleisten, ist eine vorangehende, grundlegende Erläuterung des Modells des integrierten Grammatikunterrichts von Nöten.
2. Integrativer Grammatikunterricht
Dass der Integrative Grammatikunterricht als methodische Form des Grammatikunterrichts nicht leicht abzugrenzen ist, wird schnell deutlich: Unter ihm „werden zwei Ansätze subsumiert, die beide zwischen der Position des situativen und der des systematischen Grammatikunterrichts vermitteln.“ (Hildegard Gornik 2003, S.821) Dennoch und wohl gerade wegen seines Leitprinzips wird er auch in Lehrplänen vieler Bundesländer empfohlen; auch im saarländischen Lehrplan der Sekundarstufe I finden sich dazu Hinweise und Vorschläge für die Lehrkraft. Denn kennzeichnend für den integrativen Grammatikunterricht ist sein Prinzip, grammatische Phänomene „verschiedenen Situationen, Themen und Texten [zuzuordnen] […], die über die grammatische Fragestellung hinaus unterrichtsrelevant sind und das Schülerinteresse wecken sollen.“ (Angelika Steets 2003, S.214) Folglich muss sich die Lehrkraft nach „[…] Interessen und Lebensbereichen der Schülerinnen und Schüler […]“ (Hildegard Gronik 2003, S.821) erkundigen und sich mit diesen auseinandersetzen. Auch der Unterricht ist dementsprechend zu gestalten; ein induktives Vorgehen wird bevorzugt. Herauszuheben ist beim integrativen Grammatikunterricht die kommunikative Komponente: Funktionale Aspekte der Grammatik werden reflektiert, eigene Einschätzungen werden mit denen anderer verglichen und überdacht. So weisen Boettcher und Sitta sogar auf ein hohes Maß an Wissenschaftlichkeit hin, was den integrativen Grammatikunterricht betrifft. (vgl. Boettcher/Sitta 1980, S.219f.) Kritisch zu bemerken ist, dass einer solche Reflexion zum Teil nicht „authentische Sprachsituationen“ (Hildegard Gornik 2003, S.822) vorausgehen anstelle von realen Sprachsituationen. Ähnlich dem situativen Grammatikunterricht strebt die integrative Methode eine Situationsbezogenheit der grammatischen Phänomene an, der situative Ansatz entbehrt jedoch eine curriculare Einbindung; auch kann dieser eher nicht dem Anspruch gerecht werden, „Einsichten in sprachliche Zusammenhänge zu vermitteln.“ (Angelika Steets 2003, S.214) Wenn auch der integrative Ansatz vorwiegend als geeignete Methode angesehen wird, finden sich kritische Stimmen, die eine Einbettung von grammatischen Fragestellungen in eine alltagspraktische Reflexion als höchst unwahrscheinlich deklarieren (vgl. Peter Klotz: Grammatikdidaktik - auf dem Prüfstand in: Grammatik in der Universität und für die Schule, Hrsg. Klaus-Michael Köpcke et al., Niemeyer Verlag, Tübingen 2007). Ziel dieser Arbeit ist jedoch nicht eine Bewertung der Unterrichtsmethode des integrativen Grammatikunterrichts, vielmehr steht die Frage im Vordergrund, wie integrative Elemente in den beiden Lehrwerken zu Tage treten.
3. Lehrwerke
Vorbereitend zur späteren Analyse sollen hier kurz die beiden Unterrichtseinheiten zum Thema Verben im Präteritum skizziert werden. Neben einem groben Überblick über deren Konzeption bedarf es der Bezugnahme zur gewählten Form des Grammatikunterrichts, die des integrativen Grammatikunterrichts.
3.1 Doppel-Klick
Das im Cornelsen-Verlag erschienene Sprach-und Lesebuch 5 Doppel-Klick, herausgegeben von Renate Krull, verbindet Verben im Präteritum mit dem schriftlichen Erzählen. Vergangenheitsverben werden innerhalb von vielen, kleinen Geschichten präsentiert, die zum Themenkomplex ,Eine Reise in ein fernes Land‘ zusammengefasst werden kann. Neben dem Erkennen von Formen im Präteritum gibt es Übungen, bei denen zu Verben im Präteritum, die im Text enthalten sind, die entsprechende Verbform im Präsens gebildet werden soll, bis Schüler und Schülerinnen größtenteils selbst Verben im Präteritum in Texte einbauen sollen. Die Lernenden werden dabei durch ,Starthilfen‘, die ein Beispiel in die jeweilige Übung geben, angeleitet. Alleine die Aufgaben zum Präteritum umfassen vier Seiten, verwiesen wird währenddessen immer wieder zur Rubrik ,Wissenswertes auf einen Blick‘, in denen sich zum Thema passende Infokästen finden. Die integrative Einführung von Verben in der Vergangenheit ist hier gegeben, da das grammatische Phänomen durch die Verbindung mit ganz unterschiedlichen Geschichten in einen geeigneten Kontext eingebettet ist und so die Schüler und Schülerinnen auch für die Verben im Präteritum aufmerksam macht.
3.2 deutsch.punkt 1
Dieses im Klettverlag erschienene Schulbuch trägt ähnlich dem Doppelklick 5 den Untertitel ,Sprach-, Lese- und Selbstlernbuch.‘ Beim Themenkomplex Verben wird, wie bei anderen Wortarten, durch die Zuordnung zur Kategorie ,Nachdenken über Sprache‘ der Anspruch des Lehrwerkes auf Reflexionsebene tätig zu sein, deutlich. Hier ist im großen Maß die integrative Einbettung hervorzuheben: Die Wortart Verb wird eingebettet in das thematische Kapitel ,Im Land der wilden Wörter - Wörter und Wortarten,‘ die Schüler und Schülerinnen mithilfe von Tagebucheinträgen des Sprachforschers Adalbert Leser ergründen. Zugehörige Informationen und Definitionen werden durch Infokästen gegeben, die als Forschungsbericht der Sprachforscherin Elsa Logo integrativ vermittelt werden. Vordergründig - auch berechtigt - ist dies zunächst als eine gelungene Art integrativen Vorgehens zu bewerten, dennoch entledigt sich das deutsch.punkt 1 dem Anspruch eines Nachschlagewerkes durch mangelnde Übersichtlichkeit, hervorgerufen durch fehlende Markierung von Überschriften. Festzustellen gegenüber dem Lehrwerk Doppel-Klick ist außerdem ein erhöhter Schwierigkeitsgrad, was Aufgabenkomplexität anbelangt. Das für Gymnasium entwickelte Buch deutsch.punkt 1 behandelt zudem grammatische Phänomene kompakter und setzt ein schnelleres Lerntempo voraus.
4. Analyse der Unterrichtseinheiten
Nachdem beide Unterrichtseinheiten sehr oberflächlich in ihrer Konzeption vorgestellt wurden, werden nun die einzelnen Aufgaben in Hinsicht auf verschiedene Aspekte näher beleuchtet: Dazu dienen die von Ursula Bredel entworfenen Sprachbetrachtungsaktivitäten, die in drei große Teilbereiche (metasprachliche, metamediale und metakommunikative Handlungen) untergliedert werden. Eine Differenzierung ermöglicht weitere Arten der Sprachbetrachtung. So wird bei metasprachlichen Handlungen eine feinere Unterteilung in Wissens - und Prozessmodalitäten vorgenommen; daraus lässt sich ableiten, ob eine Handlung im sprachlichen Sinne on- oder offline ausgeführt wird. Diese können wiederum situationsgebunden - oder auch -entbunden realisiert werden (vgl. Bredel 2007, S. 59- 129). All diese Aspekte sind nun Analysegrundlage der beiden Unterrichtseinheiten beider Lehrwerke; auch um sie anschließend gegenüberstellen und vergleichen zu können.
4.1 Doppel-Klick - Schriftlich erzählen: Präteritum
Vorweg ist zu bemerken, dass in der Unterrichtseinheit keine metamedialen Handlungen ausgeführt werden können, da solche Aufgabenstellungen nicht vorhanden sind. Durch die Beschaffenheit des grammatischen Phänomens wird die Notwendigkeit einer metamedialen Betrachtung auf ein Minimum reduziert.
Folglich sind in diesem Lehrwerk die Aufgabenstellungen zum Präteritum (siehe: Doppel-Klick. Das Sprach- und Lesebuch 5, S.242-245) auf metasprachliche und metakommunikative Aktivitäten ausgerichtet, die ich nun chronologisch näher spezifizieren werde.
Der explizit genannten Überschrift ,Schriftlich erzählen: Präteritum‘, die neben der Aussage auf die referierte Form des Tempus auch schon andeutet, dass im Folgenden wohl hauptsächlich die primärsprachliche Handlung des Schreibens im Vordergrund steht, folgt eine kurze Einführung in eine Geschichte, die im Folgenden in Aufgabe 1 in einen schlichten Arbeitsauftrag mündet: „Lies den Anfang ihrer Reiseerlebnisse.“ (Doppelklick, S.242) Die doch sehr vage Aufgabenstellung gibt andererseits durch die nebenstehende Bemerkung „Präteritumformen erkennen“ das eigentliche Ziel aus; die Lernenden sollen wohl selbst die neue Verbform selbst entdecken, auch wenn diese im Text zur Aufgabe schon markiert sind. Womöglich sollen die neuen Verbformen auch von den Lernenden noch einmal unterstrichen werden, was aber in der Aufgabenstellung nicht gesondert formuliert wird. Diese Aufgabe ist eher einer metakommunikativen Aktivität als einer metasprachlichen Aktivität zuzuordnen.
Aufgabe 2 kann als eine metasprachliche Handlung bestimmt werden, die operativen Charakter hat, da auf einen primärsprachliche Sprachverarbeitungsprozess, das Lesen, verwiesen wird.
[...]