Lade Inhalt...

Lebensmittelethik

„Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen werdet“ – Ein ethischer, kritischer Blick auf die moderne Lebensmittelindustrie unter Heranziehung des Dokumentarfilms „We feed the World“

©2013 Hausarbeit (Hauptseminar) 14 Seiten

Zusammenfassung

„Es ist nicht zum Essen, es ist nur zum Verkaufen“ !
In dieser Arbeit wird sich mit der modernen Lebensmittelindustrie befasst. Die Grundlage für dieses Thema legt die Bergpredigt, in welcher auch davon gesprochen wird, man solle sich nicht um das Essen sorgen, welches man am nächsten Tag essen möchte. Vor 2000 Jahren waren dies trostspendende Worte, selbst bis in die moderne Neuzeit hinein.
Aber wie verändert sich die Agrar- und Landwirtschaft seitdem, bzw. wie sieht ein moderner Betrieb heute aus? Der Dokumentarfilm „We feed the World“ beschreibt dies sehr eindrucksvoll und zeigt impulsiv durch Bilder, wie der Mensch den Globus und das Ökosystem beherrscht.

Leseprobe

Inhalt

1. Einleitung

2. Der Dokumentarfilm „We feed the Worl
2.1. Die Moderne Lebensmittelindustr
2.2. Schlüsse und ethische Grundsätze des Films

3. Schöpfungstheolog
3.1. Der Schöpfungsauftr
3.2. Gentechnik und die eigentliche Schöpfung Gottes

4. Fazit

5. Literaturangaben

1. Einleitung

„Es ist nicht zum Essen, es ist nur zum Verkaufen“[1] !

In dieser Arbeit wird sich mit der modernen Lebensmittelindustrie befasst. Die Grundlage für dieses Thema legt die Bergpredigt, in welcher auch davon gesprochen wird, man solle sich nicht um das Essen sorgen, welches man am nächsten Tag essen möchte. Vor 2000 Jahren waren dies trostspendende Worte, selbst bis in die moderne Neuzeit hinein.

Aber wie verändert sich die Agrar- und Landwirtschaft seitdem, bzw. wie sieht ein moderner Betrieb heute aus? Der Dokumentarfilm „We feed the World“ beschreibt dies sehr eindrucksvoll und zeigt impulsiv durch Bilder, wie der Mensch den Globus und das Ökosystem beherrscht.

Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Dokumentarfilm, wird sich insbesondere auf die Aspekte der Schöpfung und den Schöpfungsauftrag gelehnt, welche mit dem modernen Anbau von Lebensmitteln verglichen werden. Zum Ende hin wird noch einmal der Aspekt von genveränderten Lebensmitteln und der Schöpfung im Allgemeinen verglichen und ob dies ethisch vertretbar ist, bzw. ob dies ethisch für die Entwicklung der Menschheit vertretbar ist.

2. Der Dokumentarfilm „We feed the World“

Der Film „We feed the World“ ist ein österreichischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2005, welcher 2003 bis April 2005 gedreht wurde[2]. Erwin Wagenhofer, welcher selbst drehte, führte die Regie und entwickelte diesen Film. Zuerst sollte der Film von den Wiener Märkten und den dort verkauften Produkten handeln[3], jedoch weitete sich das Projekt immer weiter auf ganz Europa aus und wurde somit eine Dokumentation über die europäische Lebensmittelindustrie.

2.1. Die Moderne Lebensmittelindustrie

Der Film beginnt mit dem Wandel der Landwirtschaft und ökonomischen Zahlen und Fakten. Ein Landwirt berichtet, dass sein Großvater damals als er den Betrieb übernommen hat, 12 Hektar Land besaß und dort u.a. Weizen anbaute. Mit diesem Betrieb konnte er seine komplette Familie tadellos ernähren. Heute musste der junge Landwirt ebendiese Fläche insgesamt versechsfachen, also 72 Hektar Land erhöhen, um den gleichen Standard seines Großvaters halten zu können und seine Familie zu ernähren. Der Preis des Weizens ist in den letzten Jahrzenten drastisch gesunken, dass im Jahr 2005 der Preis für eine Tonne Weizen bei 100€ lag. Ein weiterer Landwirt verurteilt dafür den Konsum der heutigen Gesellschaft. Der Trend geht dazu, dass alle Nahrungsmittel möglichst günstig auf dem Markt sind. Eine logische Konsequenz dessen muss dann einfach sein, dass die Betriebe sich entsprechend vergrößern müssen. Somit gibt er auch an, dass die Gesellschaft durch solche günstigen Preise „selbst Schuld“ sei für Tierfabriken und Mastbetriebe.[4]

In Wien wird Brot nach insgesamt 2 Tagen ausgemustert. Eigentlich ist es noch essbar und könnte für einen deutlich günstigeren Preis in einer Bäckerei verkauft werden. Allerdings werden diese Massen an Brot, welche nicht gekauft werden, in einem extra Transport in eine große Halle befördert, wo diese Produkte vernichtet werden. „In Wien wird täglich eine Menge an Brot als Retourware vernichtet, mit der die zweitgrößte Stadt Österreichs – Graz – versorgt werden kann“[5]. Dies ist auch darauf zurück zu führen, dass eine Auswahl an Angeboten bis kurz vor Ladenschluss möglichst groß bleiben soll, dass auch zu später Zeit jeder Kunde zufrieden ist und die entsprechende Backware erhält, die er sich wünscht.

Um wieder auf die Landwirtschaft zurück zu kommen, 10% seiner kompletten Besitzfläche muss der Landwirt Brachland haben, auf welchem nichts angebaut wird. Dann stehen ihm Gelder durch die EU zu, welche dies fördern sollen. Jedoch wird inzwischen auf dem Großteil der eigentlichen Brachfläche Mais angebaut, da dort der Ertrag für den Anbauer deutlich größer ist, als die Fördergelder der EU. Derzeit besteht ein höher Bedarf und somit ein Mangel an Mais in Mitteleuropa, da dieser für die Fernwärme genutzt wird. Was heißt das nun im Klartext? Der Mais wird nicht als Nahrungsmittel angebaut, sondern um in Kraftwerken verbrannt zu werden und daraus elektrischen Strom zu gewinnen.

In Rumänien werden viele andere Gemüsesorten für Deutschland, Frankreich, Österreich usw. angebaut. Dumpinglöhne für die Erntehelfer machen dies möglich und den Verkauf in anderen Ländern günstig. Karl Otrok, ein hochrangiger Angestellter der Saatgutherstellerfirma „Pioneer“, führt das Kamerateam über die riesigen Anbauflächen Rumäniens. Hier ist ein großer Punkt, dass viele Hybridsamen und „Genfood“, also jeweils im Erbgut veränderte Produkte, angebaut werden. Da es sich bei Pioneer um einen der größten Herstellerfirmen dieser Saat handelt, ist es umso spannender und interessanter, dass Karl Otrok sehr persönlich spricht und nicht direkt seine Firma anpreist. „Hybride haben den Vorteil, über die genetisch unterschiedlichen Eltern mit einem breiteren Repertoire verschiedener genetischer Informationen ausgestattet zu sein, wodurch sich die so genannte Heterosis (Bastardwüchsigkeit) erklären lässt. Dieser Heterosis-Effekt lässt Pflanzen größer und widerstandsfähiger werden und wird daher in der Landwirtschaft bei vielen Kulturpflanzen ausgenutzt. Bei Mais oder Zuckerrüben werden z.B. fast ausschließlich Hybridsorten angebaut“[6]. Es werden zwei unterschiedliche Auberginen gezeigt, die Eine sehr prall, satte Farbe und gut für das Auge. Die andere Aubergine sieht ein wenig verkümmert aus und hat nur eine Matte Farbe. Otrok erklärt, dass der Konsument sich für die genveränderte, satt farbige Aubergine entscheidet. Er würde sich allerdings für die „Unschöne“ entscheiden, da diese vom Geschmack eindeutig besser seien. Dennoch entscheidet der Konsument, was angebaut werden soll und das sind dann die Pflanzen, welche aus Hybridsamen gewachsen sind. Allerdings sind „Hybridsamen […] für eine zweite Aussaat nicht zu gebrauchen“[7]. Von daher muss jede Saison der Landwirt bei der Firma Pioneer (oder jeglicher anderer Saatguthersteller) die neue Aussaat bestellen und kaufen. Otrok ist sehr ehrlich und prangert die Wahl der Konsumenten an. Denn „der Standard bei Lebensmitteln wird runtergehen, der Geschmack wird runter gehen, […] die Kinder werden sich nicht mehr erinnern, wie eine Tomate, ein Apfel oder irgendetwas anderes geschmeckt hat“[8].

Bei der Fleischherstellung sieht es auch für die Menschen unschön aus. Durch die niedrigen Preise in den Supermärkten müssen, wie bereits schon oben erwähnt, möglichst viele Tiere in einem Betrieb gezüchtet und geschlachtet werden. Diese Tiere müssen auch ernährt werden. Durch importierte Sojabohnen wird dieses Problem gelöst. „Europa importiert 90% Soja für die Masttierfütterung aus Übersee[9] “. Aber ein neues, viel schwerwiegenderes Problem klafft auf. Für den Sojaanbau in Brasilien werden täglich neue Gebiete im tropischen Regenwald gerodet und somit Lebensraum für viele Tiere zerstört. Das „Ausmaß der gerodeten Urwaldfläche in Brasilien seit 1975: Frankreich plus Portugal“[10], zeig eindeutig welche riesigen Flächen dort vernichtet werden. Zu Beginn waren die Rohstoffe (Holz) die Gründe für die Zerstörung. Inzwischen werden die größten Teile der neuen Flächen abgebrannt und somit die letzten großen Gebiete vernichtet.

Es wird ein Mastbetrieb aus der Steiermark gezeigt. Dort werden Mastküken gebrütet und schlüpfen dort, ehe sie weiter verkauft werden. Dies sind ca. 400.000 Küken in der Woche. Vom Ei bis zur Schlachtung liegt ein Zeitraum von insgesamt 8 Wochen. „An sich interessiert den Handel nur der Preis. Der Geschmack ist eigentlich kein Kriterium“[11], wird hier erneut genannt. Profitmaximierung ist letztenendes das was zählt. „Profitmaximierung ist die mörderische Strategie der Konzerne dieser Welt“[12], schließt der Schweizer Jean Ziegler.

Ein Sprung in die Fischerei.

Fisch zählte schon immer zu den Lebensmitteln der Menschen. In der heutigen Zeit wird (fast) ausschließlich industriell gefischt. Riesige Schiffe fahren auf das Meer hinaus, bleiben dort ca. 14-20 Tage und fangen dort mit ihren großen Netzen die Fische. Durch Gesetze der Europäischen Union werden die kleinen Fischer immer weiter verdrängt und müssen sogar ihr Wissen an die großen industriellen Firmen weiter geben.

Die industriellen Fischer fahren auf das Meer hinaus und fischen teilweise in 500 bis 900 Metern Tiefe. Dort kommt es meist dazu, dass die Augen der Fische platzen. Dies ist die Folge, dass die Fische relativ schnell aus der Wassertiefe gezogen werden und der Druckunterschied zu hoch ist. In dem Dokumentarfilm wurden diese Fische gezeigt, welche absolut nicht appetitlich aussahen, wo auch der Satz viel, welcher am Anfang der Einleitung genannt war. Natürlich kann man solche Fische nicht als Qualitätsprodukte auf den Markt bringen, deshalb gibt es dort andere Methoden. „Dieser Fisch wird filetiert. Das gibt dann ein schönes weißes Filet ohne Gräten. Und ohne Geschmack“[13], so nennt es Philippe Cleuziou, welcher das Produktionsteam durch eine Halle einer industriellen Fischereifirma führt.

Ein weiteres Problem, welches die industrielle Fischerei darstellt, ist die Gefahr von Überfischung. Viele Fischarten sind schon vom Aussterben bedroht oder akut gefährdet dies bald zu werden und dürften eigentlich nicht mehr gefangen werden.

2.2. Schlüsse und ethische Grundsätze des Films

„Europa verbrennt Mais und Weizen zur Stromerzeugung“[14] und die Vernichtung der extremen Brotmengen zeigen auf in welchem Zustand die heutige europäische Gesellschaft ist. Lebensmittel werden vernichtet oder nur zur Gewinnung des elektrischen Stroms genutzt, wohingegen auf der halben Welt Hungersnöte auf der Tagesordnung stehen. Maismehl ist Grundnahrungsmittel in Mittel- bzw. Südamerika und hat eine sehr sättigende Wirkung. Wenn Mais gebraucht werden sollte, dann sollte dies wohl eher in den Gebieten angebaut werden, in denen dies zur Stillung des Hungers benötigt wird. Die Menschen beherrschen diesen Planeten und benehmen sich, als würde ihre Herrschaft unendlich sein können. Kriege haben in der Vergangenheit häufig viele Menschenleben ausgelöscht und in Zukunft, wenn die Weltbevölkerung weiterhin einen so hohen Zuwachs hat, wird dies auch wieder geschehen. Der Krieg wird nicht um Meinungsverschiedenheiten handeln, sondern um Nahrung, und Trinkwasser. Trinkwasser ist eine der größten Ressourcen der Welt. Leider wird diese Ressource in diesem Dokumentarfilm nicht erwähnt, jedoch gehört dies ebenso zu dem Thema des Welthungers, wie auch die Herstellung von weiteren Lebensmitteln.

[...]


[1] We feed the World, 21:45.

[2] Vgl. Simone Baur, We feed the World. Unterrichtsmaterial, Berlin 2006, 4-7.

[3] Vgl. ebd.

[4] Falls nicht anders angegeben, bezieht sich dieses Kapitel auf den Film „We feed the World“ woraus die Informationen entnommen wurden. Zitate aus dem Film wurde gekennzeichnet, außerdem wann dieses Zitat im Film genannt wird.

[5] We feed the World, 4:42.

[6] Simone Baur, 18.

[7] We feed the World, 44:23

[8] We feed the World, 45:40.

[9] We feed the World, 1:08:12.

[10] We feed the World, 59:37.

[11] We feed the World, 1:15:06.

[12] We feed the World, 1:26:48.

[13] We feed the World, 21:03.

[14] We feed the World, 1:08:14.

Details

Seiten
Jahr
2013
ISBN (eBook)
9783656558552
ISBN (Buch)
9783656558538
DOI
10.3239/9783656558552
Dateigröße
534 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Erscheinungsdatum
2013 (Dezember)
Note
2,7
Schlagworte
ev. Theologie Ethik Bergpredigt We feed the world Lebensmittelethik Lebensmittelindustrie
Zurück

Titel: Lebensmittelethik