Die Botschaft Jesu vom Reich Gottes im Vater Unser "Geheiligt werde Dein Name"
Zusammenfassung
Auch der Begriff Reich Gottes sollte den meisten Christen geläufig sein, allerdings ist nicht sicher, ob sie eine genaue Vorstellung davon haben, was dieses Reich genau ist. Oftmals wird das Reich Gottes mit den Gleichnissen in Verbindung gebracht, aber auch das Vater Unser spricht davon, beten wir doch „Dein Reich komme“. Hier stellt sich nun die Frage, ob das Vater Unser nur in dieser expliziten Bitte vom Gottesreich spricht oder ob die anderen Bitten auch damit zusammenhängen.
Was ist denn nun das Reich Gottes? Was genau ist Sinn und Zweck des Vater Unser? Und wie hängen diese beiden wichtigen Bestandteile unserer Religion zusammen?
Diese Fragen sollen in dieser Arbeit geklärt werden, des Weiteren rückt die erste Bitte „Geheiligt werde Dein Name“ in den Mittelpunkt der Betrachtung, wobei diese Bitte in seine einzelnen Teile zerlegt wird, d.h. es wird auf den Aspekt Heilig/Heiligkeit/geheiligt und den Aspekt des Namens eingegangen.
Natürlich sollten die wissenschaftlichen theologischen Erkenntnisse im Mittelpunkt dieser Ausarbeitung stehen, aber ich denke, auch die Ansichten der Nicht-Theologen, wie z.B. von Schülern, Kommunionkindern, Firmanden oder Konfirmanden, sollten nicht gänzlich außen vor gelassen werden.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Reich Gottes
3. Das Vater Unser
4. Die erste Vater Unser Bitte
4.1 Heilig, Heiligkeit, geheiligt
4.2 Der Name Gottes
4.3 „Geheiligt werde Dein Name“
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Welcher Christ kennt nicht das Vater Unser, jenes Gebet, welches wir von Jesus gelernt haben und bei allen Zusammenkünften beten.[1] Allerdings wird dieses Gebet oftmals gebetet, ohne über seinen Sinn und Zweck nachzudenken.
Auch der Begriff Reich Gottes sollte den meisten Christen geläufig sein, allerdings ist nicht sicher, ob sie eine genaue Vorstellung davon haben, was dieses Reich genau ist. Oftmals wird das Reich Gottes mit den Gleichnissen in Verbindung gebracht, aber auch das Vater Unser spricht davon, beten wir doch „Dein Reich komme“. Hier stellt sich nun die Frage, ob das Vater Unser nur in dieser expliziten Bitte vom Gottesreich spricht oder ob die anderen Bitten auch damit zusammenhängen.
Was ist denn nun das Reich Gottes? Was genau ist Sinn und Zweck des Vater Unser? Und wie hängen diese beiden wichtigen Bestandteile unserer Religion zusammen?
Diese Fragen sollen in dieser Arbeit geklärt werden, des Weiteren rückt die erste Bitte „Geheiligt werde Dein Name“ in den Mittelpunkt der Betrachtung, wobei diese Bitte in seine einzelnen Teile zerlegt wird, d.h. es wird auf den Aspekt Heilig/Heiligkeit/geheiligt und den Aspekt des Namens eingegangen.
Natürlich sollten die wissenschaftlichen theologischen Erkenntnisse im Mittelpunkt dieser Ausarbeitung stehen, aber ich denke, auch die Ansichten der Nicht-Theologen, wie z.B. von Schülern, Kommunionkindern, Firmanden oder Konfirmanden, sollten nicht gänzlich außen vor gelassen werden.
2. Das Reich Gottes
Der Begriff Reich Gottes scheint auf den ersten Blick recht unanschaulich. Er lässt sich nicht eindeutig begrenzen und kann sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht unterschiedliche Akzente aufweisen und somit insgesamt verschiedene Bedeutungen annehmen.[2] Denn auch theologisch betrachtet bleiben Inhalt, Kontext und Tragweite umstritten, die Verwendung führt in der Regel zu Kontroversen. Hier besteht nach wie vor ein großes Lehrdefizit.[3]
Es ist aber nicht nur wichtig, was die Theologen denken bzw. wissen, sondern auch, woran die Gläubigen beim Begriff Reich Gottes denken. Ihnen kommen dabei Bilder gegen Waffen für Frieden, gegen Armut und Hunger für Gerechtigkeit und ein menschenwürdiges Zusammenleben in den Sinn.[4]
Kinder verstehen unter „Reich Gottes“ einen konkret lokalisierbaren Herrschaftsbereich, welcher im Himmel lokalisiert wird und die Identifizierung mit Gott selber darstellt. Wird die Erde auch mit in das Reich Gottes gezählt, dann allerdings im Sinne eines Herrschaftsterritoriums, welches Gott untersteht. Konkrete Aussagen sind z.B. „In das Reich Gottes kommt man nach dem Tod“, „Im Reich Gottes gibt es keinen Krieg. Da ist Frieden.“, „Gottes Reich beginnt dort, wo Hass und Gewalt endet und Liebe herrscht.“, „Wenn wir beten, zum Beispiel in der Kirche alle zusammen, dann ist das wie im Reich Gottes.“[5]
Die Aspekte Gerechtigkeit, Liebe und Frieden finden sich auch in der Wissenschaft wieder.[6] Die Ankündigung des Reich Gottes ist eine Botschaft des Gerichts, des leiblichen und geistlichen Heilwerdens und der Hoffnung, sie ist das Urbild all unserer Hoffnung, sie spricht die Tiefe Sehnsucht auf eine erneuerte und vom Bösen befreite Welt an. Sie ist Gericht, wenn wir anstatt in Gedanken, Worten und Werken auf Gottes Barmherzigkeit, auf uns selbst, unsere Macht und Ehre, vertrauen. Letztlich bringt das Reich Gottes die unüberbietbare Gottesherrschaft, welche das ungehinderte Zusammensein Gottes mit seiner Kreatur beinhaltet.[7]
Ist eine theologische Definition des Begriffs Reich Gottes auch schwer, so steht außer Frage, dass das Reich Gottes einen zentralen Inhalt der Verkündigung Jesu darstellt.[8]
Aber aber auch Jesus definiert nirgendwo, was dieses Reich ist[9], dies hängt allerdings damit zusammen, dass er diesen Begriff nicht als erster benutzt, sondern eine Vorstellung mit langer Vorgeschichte aufgreift, die im zeitgenössischen Judentum bekannt war. Jesus setzt diese Vorstellung voraus und nimmt nur noch Akzentuierungen für seinen Gebrauch vor. Er spricht auf der einen Seite vom Kommen des Gottesreiches in der Zukunft, benutzt den Begriff auf der anderen Seite aber auch präsentisch. Er bringt Gegenwart und Zukunft miteinander in Verbindung, die Zukunft ragt in gewisser Weise in die Gegenwart hinein und prägt diese. Die Verkündigung des Gottesreiches bei Jesu ist besonders an deren Wirksamkeit orientiert, wie z.B. seine Wundertaten, die als punktuell schon gegenwärtiges Wirken des Reich Gottes verstanden werden.[10] In der Person Jesu ist der Welt das Leben im Reich Gottes schon einmal vor Augen geführt.
Was das Reich Gottes ist, bringt auch die Bibel nicht auf einen abstrakten Begriff, sondern redet in Bildern. Jesus erzählte Gleichnisse, wenn er vom Reich Gottes sprach. Diese sollen uns zeigen, wie die Welt fähig wird, das Reich Gottes abzubilden und darzustellen. Das Reich Gottes wird durch eine weltliche und alltägliche Geschichte vermittelt, die von der besonderen Eigenart des Gottesreiches geprägt ist. Jesus verkündet das Reich Gottes in der Nähe und es wirkt schon unter uns. Auch dann, wenn wir es nicht sehen, nicht wahrnehmen können oder seine Nähe leugnen.[11] Jesu Botschaft beginnt mit Glückwünschen, mit deren Hilfe er aufzeigen möchte, an wen seine Botschaft gerichtet ist. Denn seine Botschaft richtet sich in erster Linie nicht an die Frommen, die leben, schon gestorben sind oder auf wundersame Weise weiterleben dürfen, sondern an diejenigen Menschen, die Not leiden, die Armen, die Leidenden und die Unterdrückten. Gott kommt nämlich diesen Menschen mit seiner Königsherrschaft zu Hilfe.[12]
In der Regel sprechen wir von Reich Gottes oder Gottesreich, aber genau übersetzt spricht die Bibel von der Königsherrschaft, diese Bezeichnung spricht dann nicht nur explizit den Bereich Gottes an, sondern auch die Tatsache, dass Gott herrscht. Richten wir unseren Blick noch weiter auf die biblischen Texte, dann erfahren wir, dass nach ihnen das Reich Gottes an all dem was es bringt zu erkennen ist. Es bringt eine neue Schöpfung, in der Sünde, Not und Tod nicht mehr existieren, es bringt eine befreite Welt der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude in uneingeschränkter Gemeinschaft mit Gott.[13] Wie wir schon gesehen haben hat sich Jesus einer jüdischen Vorstellung des Gottes Reiches bedient, deshalb findet sich auch im Alten Testament oftmals der Begriff Reich Gottes, z.B. Ps 103,19; 145,10-13. Hier hat das Reich Gottes eine kosmische Dimension, Gott ist als Schöpfer nicht nur Herr der Welt, sondern auch des Kosmos. Außerdem wird die Gottesherrschaft immer mehr als Hoffnung formuliert, was wohl mit den wachsenden Leiderfahrungen, vor allem dem Exil, zu begründen ist. Es entsteht die Hoffnung, dass Gott sich entgegen aller negativen Erfahrungen am Ende durchsetzen und sein Reich errichten wird.
Herrschaft oder Reich, das griechische Wort basileia kann beides bedeuten und somit werden die Vorstellungen, die an diesen beiden deutschen Worten haften, miteinander verbunden. Im Griechischen wird gleichzeitig der Aspekt des Handelns (Herrschaft) und der räumliche Aspekt (Reich) angesprochen. Beide Aspekte zusammen kennzeichnen das Kommen und Wirken Gottes.Der räumliche Aspekt ist so zu verstehen, dass wir in das Reich Gottes kommen oder in ihm sein können oder aber es zu den Menschen kommt.[14]
Eine Definition für das Reich Gottes könnte also sein:
Die Begriffe Reich Gottes, Königsherrschaft Gottes oder griechisch basileia tou theou bezeichnen ein und dasselbe und stehen für viele für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden, sowie für das Fehlen von Sünde und Gewalt. Für Jesus ist das Reich Gottes die endzeitliche Selbstdurchsetzung Gottes, welche erst in der Zukunft sichtbar verwirklicht wird, aber schon gegenwärtig greift und zwar im Reden und Handeln Jesu. Das Reich Gottes wird von ihm in Gleichnissen beschrieben, sie ist ihr zentrales Thema. Er bedient sich dabei der jüdischen Tradition. In alttestamentlichen Texten, wurde die Erwartung der Königsherrschaft meistens in der nachexilischen Prophetie verkündet.[15] Aufgabe der Welt ist es, sich so zu verändern, dass sie die Würdigkeit erlangt Gottes Reich zu werden.[16]
3. Das Vater Unser
Die Botschaft von der Anwesenheit und vom Kommen des Gottesreiches auf der Erde ist der zentrale Inhalt der Botschaft Jesu. Sie ist auch die Hoffnung des Vater Unser, wenn wir beten „dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf der Erde“. Jesus hat uns ermächtigt dieses Gebet zu beten, aber je länger man das Vater Unser betet, um so mehr erkennt man, wie wenig wir davon verstehen, aber wie wichtig und wertvoll es ist, verstanden zu werden.[17] Das Vater Unser hatte die Funktion eines Glaubensbekenntnisses und soll der Gruppe Identität und Einheit gibt. In ihm ist die Rede vom Vater, welcher von Jesus auf ganz persönliche Weise angesprochen wird, vom Kommen des Gottesreiches, von der göttlichen Vorsehung, die sich auch um die weltlichen Dinge des biologischen Lebens und des sozialen Lebens (Brot und Vergebung als Überwindung von Brüchen) sorgt, sowie von der Krise und der Versuchung.[18] Das Vater Unser stellt im Prinzip eine Zusammenfassung der Botschaft Jesu dar, das Besondere ist die Form in der er diese Botschaft übermittelt. Er überbringt sie in Form eines Gebetes an Stelle einer Lehre.[19] In diesem Gebet sind Jesu Worte darauf konzentriert nur das wirklich Wichtigste zu sagen, d.h. kein Wort zu viel und kein Wort zu wenig. Der Kirchenvater Tertullian bezeichnete es deshalb als breviarium totius Evangelii und Bischof Cyprian als colestis doctrinae compendium.[20]
[...]
[1] Vgl. Boff, Leonardo: Vater unser – Das Gebet umfassender Befreiung (1981), S.20.
[2] Vgl. Müller, Peter u.a.: Die Gleichnisse Jesu/ Ein Studien- und Arbeitsbuch für den Unterricht (2008), S.110.
[3] Vgl. Votum des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union: Die Bedeutung der Reich-Gottes-Erwartung für das Zeugnis der christlichen Gemeinde (1986), S.49.
[4] Vgl. Votum des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union (1986), S.50.
[5] Vgl. Müller, Peter u.a. (2008), S.114-115.
[6] Vgl. Boff, Leonardo (1981), S.18.
[7] Vgl. Votum des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union (1986), S.50-52.
[8] Vgl. Müller, Peter u.a. (2008), S.110.
[9] Vgl. Boff, Leonardo (1981), S.32.
[10] Vgl. Müller, Peter u.a. (2008), S.110-111.
[11] Vgl. Votum des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union (1986), S.52-54.
[12] Vgl. Eichholz, Georg: Von grenzenloser Güte – Die Botschaft Jesu (1999), S.93-95.
[13] Vgl. Votum des Theologischen Ausschusses der Evangelischen Kirche der Union (1986), S.51.
[14] Vgl. Müller, Peter u.a. (2008), S.110-111.
[15] Vgl. ebd., S.206.
[16] Vgl. Boff, Leonardo (1981), S.76.
[17] Vgl. Schröder, Rudolf Alexander u.a.: Das Vaterunser – Eine Auslegung (1963), S.27-28.
[18] Vgl. Boff, Leonardo (1981), S.39.
[19] Vgl. ebd., S.20.
[20] Vgl. Lohse, Eduard: Vater unser – Das Gebet der Christen (2010), S.93-96.