In der vorliegenden Arbeit soll zunächst der inhaltliche und fachbegriffliche Kontext der
Schönheitsoperationen erläutert werden. In einem weiteren Schritt werden Ursachen und
Auswirkungen der „Modeerscheinung“ Schönheitsoperation beleuchtet. Aus diesen Überlegungen sollen zuletzt ethische Fragen im Zusammenhang mit diesem Phänomen
reflektiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Der inhaltlich-fachbegriffliche Kontext
3. Ursachen und Auswirkungen
4. Ethische Aspekte
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Einleitung
Nie hatten Menschen einer Gesellschaft wie der unseren im 21. Jahrhundert so viel Zeit und so vielfältige Möglichkeiten, ihren Körper zu pflegen, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben. Nichtsdestotrotz steigt die Zahl derjenigen, die mit ihrem Körper bzw. ihrem Aussehen unzufrieden sind und sich deshalb an einen Mediziner wenden, um sich einen Körper nach „Wunsch“ erschaffen zu lassen.
In den modernen Unterhaltungs- und Kommunikationsmedien werden heutzutage körperliche Normen propagiert und als „schön“ dargestellt, die nur von einer kleinen Zahl der Menschen erreicht werden. Abweichungen von dieser Norm wie beispielsweise Anzeichen des Alters oder Übergewichtigkeit werden so dargestellt, als sei mit ihnen ein glückliches und erfolgreiches Leben nicht möglich. Der Einfluss dieser Medien auf unsere Gesellschaft ist hinlänglich bekannt, Normen der Mode oder körperlichen Schönheit gilt es einzuhalten. In den letzten Jahren ist das Tabuthema „Schönheitsoperation“ gesellschaftsfähig geworden. Während noch vor wenigen Jahren die Mehrzahl der in der Öffentlichkeit stehenden Personen eine Schönheitsoperation verschwiegen oder leugneten, ist die Tendenz heutzutage dahingehend, offen über solche medizinischen Eingriffe zu sprechen, ihre positiven Auswirkungen zu loben und die sichtbaren Veränderungen quasi als Statussymbol zu präsentieren.
Das Phänomen der konstruierten Schönheit beschäftigt natürlich vorwiegend die Medizin, aber auch die Soziologie und Politik. In der Bevölkerung spielt die Thematik eine sehr präsente Rolle. Viele Menschen beschleicht ein „ungutes“ Gefühl in der Auseinandersetzung mit der „Modeerscheinung“ Schönheitsoperation. Dieses ungute Gefühl ist jedoch schwer in Worte zu fassen, es scheint jedoch etwas mit Moral zu tun zu haben. Viele gedankliche Auseinandersetzungen und verbale Diskussionen um die Thematik enden mit dem Kompromiss „Jeder kann mit seinem Körper tun was er will.“. Das ungute Gefühl verschwindet damit jedoch nicht, es bleiben Zweifel und Fragen. Meist sind diese ethischer Natur, und wie in jeder ethischen Diskussion sind die Fragen schwer formulierbar, die Antworten sehr subjektiv und der Konflikt deshalb nur schwer auflösbar.
In der vorliegenden Arbeit soll zunächst der inhaltliche und fachbegriffliche Kontext der Schönheitsoperationen erläutert werden. In einem weiteren Schritt werden Ursachen und Auswirkungen der „Modeerscheinung“ Schönheitsoperation beleuchtet. Aus diesen Überlegungen sollen zuletzt ethische Fragen im Zusammenhang mit diesem Phänomen reflektiert werden.
2. Der inhaltlich-fachbegriffliche Kontext
Die Plastische Chirurgie beschäftigt sich einerseits in der rekonstruktiven Chirurgie mit Unfall- und Verbrennungsopfern und mit Patienten, die wegen einer bösartigen Neubildung operiert werden müssen. Das Ziel des Eingriffs ist therapeutisch, das heißt, deformierte, abnorme, verletzte oder funktionsuntüchtige Körperpartien in einen möglichst „normalen Zustand“ zu bringen.
Andererseits beschäftigen sich Plastische Chirurgen mit der ästhetischen Chirurgie. Hier liegt das Ziel darin, bei einem an sich gesunden, normal aussehenden „Klienten“ durch einen operativen Eingriff eine Veränderung zu erreichen. Es geht also um verbessernde Interventionen am Körper. Damit wandelt sich entscheidend das Selbstverständnis der Medizin, in der es nicht mehr nur um Heilung von Krankheiten oder die Erhaltung von Gesundheit geht.[1]
Sowohl rechtlich als auch ethisch sind plastische Operationen mit einem Heilzweck von ästhetisch-chirurgischen Eingriffen zu unterscheiden. Erfolgt eine Wiederherstellung von Form oder Funktion nach Krankheit, Verletzung oder angeborenen Form- und Funktionsanomalien durch die rekonstruktive, plastische Chirurgie, so besteht hier eine medizinische Notwendigkeit und damit auch eine ethische Rechtfertigung.
Die sogenannte Schönheitschirurgie ist differenziert zu betrachten. Sie bezweckt primär eine Verbesserung der äußeren Erscheinung anhand ästhetischer Gesichtspunkte und wird bei einem organisch gesunden Menschen angewendet. Sie ist nur dann als therapeutische Maßnahme qualifizierbar, wenn der Patient unter seiner Körperform oder gewissen Defekten unerträglich leidet.[2] Der plastische Chirurg Jacques Joseph argumentierte bereits um 1900, dass der kranke und unschöne Körper zu einem kranken Geist führt, und schuf damit den Begriff der ‚psychischen Gesundheit‘.[3]
Ethische Fragen stellen sich also vor allem im Zusammenhang mit der rein ästhetischen Chirurgie bzw. Schönheitschirurgie, bei der sowohl organisch-körperlich als auch psychisch gesunde Menschen sich dazu entscheiden, operative Veränderungen an ihrem Körper vorzunehmen. Die vorliegende Arbeit befasst sich im Folgenden also nicht mit rekonstruktiver Chirurgie und nicht mit nicht-operativen kosmetischen Eingriffen (wie beispielsweise dem Färben der Haare), da in diesen Fällen kaum eine ethische Fragwürdigkeit zu Grunde liegt.
3. Ursachen und Auswirkungen
Die Gründe und Ursachen für die Entstehung des Wunsches nach Veränderung bzw. Verbesserung des Aussehens der Menschen sind so vielfältig, dass sie an dieser Stelle nicht in ihrer Ganzheit genannt werden können. Es werden jedoch die gängigsten Motivationen für eine Schönheitsoperation dargestellt.
Ein häufig genannter Grund für den Wunsch nach einem Aussehen-verbesserndem Eingriff ist die Sehnsucht nach beruflichem Erfolg und sozialer Anerkennung. Dabei geht es jedoch nicht nur beispielsweise um junge Frauen, die durch besseres Aussehen versuchen, in einer Arbeitswelt mit meist männlichen Personen in Führungspositionen Vorteile zu erhalten.
Oft beabsichtigen Menschen, durch ihr Äußeres ihren Beruf oder die Botschaft des eigenen Unternehmens im wahrsten Sinne des Wortes zu verkörpern. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Kosmetikerinnen ‚geliftet‘ sind oder Berufstätige in der Tourismusbranche sich Tränensäcke operativ entfernen lassen, um immer jung und erholt auszusehen.
Eine derartige Motivation zu einer Schönheitsoperation erscheint auf den ersten Blick rational und legitim. Beruflicher Erfolg führt zu einer finanziellen Unabhängigkeit und ermöglicht ein glückliches Leben.
Viele Menschen empfinden sich oder bestimmte Körperregionen als unattraktiv, da sie einem vorherrschenden Schönheitsideal nicht entsprechen und hegen in chirurgischen Eingriff die Hoffnung, diesem Ideal gerecht zu werden. Das Nicht-Entsprechen einer ästhetischen Norm hat häufig ein mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu Folge: „Der Körper ist das Medium, das man verändert, wodurch man sich schließlich selbst und damit auch die Haltung der Umgebung zu einem selbst verändern wird.“[4] Hinter ästhetischen Eingriffen steckt also auch die Überzeugung, über den Körper Anerkennung, Wertschätzung und ‚Geliebt-sein‘ erlangen zu können.
[...]
[1] Vgl. Hildegunde Piza-Katzer u. Susanne Kummer: Schönheitschirurgie am ethischen Prüfstand. In: Imago
Hominis (2007, 4). S. 297-306, hier S. 298.
[2] Vgl. Dr. Josef Spindelböck: http://stjosef.at/artikel/medizinische_ethik_plastische_chirurgie.htm#_ftn39
(17.3.2013).
[3] Vgl. Karl Heinz Leven: Eine höchst wohltätige Bereicherung unserer Kunst. Plastische Chirurgie in
medizinhistorischer Perspektive. In: Zeitschrift für medizinische Ethik (2006, 52), S. 127-137.
[4] Hildegunde Piza-Katzer u. Susanne Kummer: Schönheitschirurgie am ethischen Prüfstand. In: Imago Hominis
(2007, 4). S. 297-306, hier S. 300.