Der Fokus der vorliegenden Schrift richtet sich auf die Frage, ob Öffentlichkeit und Privatheit diametral wirkende Ebenen sind oder ob die Trennschärfe nicht so stark ist. Dies wird anhand von Theorien Hannah Arendts, Jürgen Habermas und Elisabeth Klaus geschehen. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit allerdings richtet sich auf die Geschichte und Entwicklung von Frauenöffentlichkeiten. Hier gilt es festzustellen, dass im Vorhinein der Bemühungen der Begriff der Frauenöffentlichkeiten genauer untersucht und eine Definition von Öffentlichkeit stattfinden musste. Das Interesse dieser hausarbeit gilt im Besonderen der Wahrnehmungsverschiebungen von Frauenöffentlichkeiten in Zeiten moderner Medien. So soll der Wandel untersucht werden, welcher durch Facebook, moderne Telekommunikation und Chats verursacht wurde.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Öffentlichkeit vs. Privatheit
1.1. Hannah Arendt
1.2. Jürgen Habermas
1.3. Elisabeth Klaus
2. Frauenöffentlichkeiten in Zeiten moderner Medien
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Es existieren diverse Definitionen von Öffentlichkeit und Privatheit und ebenso zahlreiche Forschungsansätze, welche ihr Interesse darauf fokussieren, ob Öffentlichkeit und Privatheit auf einem Gegeneinander oder Miteinander beruhen. Das Forschungsinteresse dieser Arbeit gilt der Wahrnehmungsverschiebung von Frauenöffentlichkeit im Zeitalter moderner Medien. Dies heißt nichts anderes, als das eine Untersuchung der Frauenöffentlichkeit im Bezug auf die Auswirkungen moderner Medien auf diese und das Hineindrängen der Privatheit in die Öffentlichkeit vorgenommen werden soll. Hierzu müssen zunächst die Begrifflichkeiten der Frauenöffentlichkeit, der Öffentlichkeit und der Privatheit erläutert werden. Diesen drei Begrifflichkeiten nähern wir uns anhand der Theorien von Hannah Arendt, Jürgen Habermas und Elisabeth Klaus. Um ein hermeneutisches Tiefenverständnis für die Problematik zu entwickeln, habe ich ausgewählte Publikationen einiger der oben genannten und anderer Wissenschaftler gelesen und miteinander in Verbindung gebracht um beim erneuten Durchlesen eine erweiterte Sicht auf das Themenfeld zu erlangen. Da eine Vielzahl von Definitionen von Öffentlichkeit und Privatheit besteht, ist es umso wichtiger grundlegen zu dieser Arbeit eine diese Begriffe explizit zu definieren um im weiteren Verlauf der Arbeit Klarheit darüber zu haben, was mit Öffentlichkeit bzw. Privatheit gemeint ist. Dies wird im Kapitel über die Auffassung von Elisabeth Klaus geschehen. Wie ein roter Faden wird sich auch die historische Betrachtung von Frauenöffentlichkeit durch diese Arbeit ziehen, da diese notwendig ist um analysieren zu können, inwiefern sie sich durch die modernen Medien entwickelt hat. Veränderungen sind sicherlich auch für den Laien in diesem Bereich leicht erkennbar, jedoch bedarf es eines kontinuierlichen Vergleichs mit Frauenöffentlichkeit in vergangenen Tagen um eine detaillierte Wiedergabe davon anzufertigen, wie eine heutige Bestandsaufnahme ausfällt und wodurch sie bedingt sind. Auf diesem Pfad wird aufgezeigt, dass es auch zu Zeiten der Märzrevolution in Deutschland schon eine Aktivität der Frauen im Bereich der „bürgerlichen“ Öffentlichkeit gab und dies Bewusst wahrgenommen wurde bis sie schließlich im Verlauf der Jahre zurückgedrängt wurde. Es ist von immenser Wichtigkeit der Bedeutung von Frauenöffentlichkeit in der Gesellschaft ihr rechtmäßiges Gewicht einzuräumen und dies spiegelt sich darin wieder, dass man überhaupt darauf hinweisen muss. Es ist erfreulich, dass heutzutage das Bewusstsein, dass Frauen das Gleiche, wenn nicht noch mehr, als Männer, leisten können und sich die Gesellschaft auf einem Weg befindet, welcher sich dieser Erkenntnis nicht mehr verschließt. Es gilt dieses Bewusstsein durch die Forschung zu fundieren und stagnierende Strukturen zu reformieren. Im Fazit schließlich wende ich mich einer Bewertung der Folgen der modernen Medien für die Frauenöffentlichkeit zu und erläutere ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft. Ebenso möchte ich es wagen eine Einschätzung der zukünftigen Entwicklung abzugeben. Dies bedarf jedoch im Vorhinein, wie zuvor erläutert, eines Rückblicks und einer Analyse von Theorien bestimmter Forscher. Ein weiterer fundamentaler Punkt im Hinblick darauf einen Ausblick geben zu können sind Entgrenzungsdynamiken, welche für Umbrüche im Geschlechterverhältnis sorgen und einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen. Diese haben eine Wandlung der Teilöffentlichkeiten zur Folge, welche in dieser Arbeit nicht unbehandelt bleiben sollen, da ihnen eine wichtige Rolle für die Konstruktion der Öffentlichkeit innewohnt. Die Medien sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, da sie eine wichtige Rolle in dieser Arbeit spielen. In der Genderforschung geht man davon aus, dass sowohl das soziale, als auch das biologische Geschlecht Konstruktionen sind. Sie „werden […] in Kommunikationsprozessen zwischen mindestens zwei Akteur_innen her- und dargestellt. Diese Kommunikationsprozesse können medial vermittelt sein“(Kannengießer et al. 2013: 7).
Dieses Zitat verdeutlicht, warum es unerlässlich ist, in dieser Arbeit den Bezug zu den modernen Medien herzustellen, da gerade in der heutigen Zeit die Kommunikation durch moderne Kommunikationsmittel und Medien enorm erleichtert wird. Ebenso ist darauf hinzuweisen, dass die modernen Medien den Raum entgrenzen und so die Möglichkeit schaffen zu jeder Zeit an jedem Ort mit der gewünschten Person oder einem Personenkreis in Kontakt zu treten, was wiederum ein Eindringen der Öffentlichkeit in die Privatheit bedeutet. Nachdem nun dargestellt wurde, wie diese Arbeit aufgebaut ist und welches Vorgehen gewählt wurde, gilt es nun eine Synthese aus den verschiedenen Betrachtungen herzustellen und diese unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen zu bewerten.
1.Öffentlichkeit vs. Privatheit
1.1. Hannah Arendt
„‘Öffentlichkeit‘ ist der zentrale Begriff der Aufklärung und avanciert damit zum wichtigsten Begriff der Moderne“ (Imhof/Schulz 1998a; Imhof 1996,1998; zitiert nach Klaus o.J.: 16). So erklärt Elisabeth Klaus einführend den Begriff der Öffentlichkeit. Hierbei gilt es festzustellen, dass es das Ziel der Aufklärung war, einen kritischen und gebildeten Menschen zu formen. So erklärt Klaus:
„Das Öffentlichkeitsideal der Aufklärung ist der rationale, frei von partikularem Interesse freie Diskurs der Staatsbürger, in dem diese die Allgemeininteresse zum Ausdruck bringen“ (Klaus o.J.: 16).
Dies bedeutet, dass die Öffentlichkeit eine Ebene ist, welche dem Privaten entgegensteht, da das Private durch Partikluarinteressen geleitetes Handeln beinhaltet. Hierbei gilt es jedoch anzumerken, dass auch das Handeln in der Öffentlichkeit durchaus von solchen geleitet werden kann, wie wir später noch sehen werden. „Grundlegend für sozialwissenschaftliche Theorien um Öffentlichkeit ist Hannah Arendts Werk (Benhabib 1998; Imhof 1998; zitiert nach Klaus o.J.:16). Weiterhin schreibt Klaus:
„In ‚Vita Activa: oder vom tätigen Leben‘ (Arendt 1985) hat sie […] den auf Aristoteles zurückgehenden Dualismus von Öffentlichkeit und Privatheit zur Grundlage ihrer kritischen Sicht auf die Moderne gemacht“ (Klaus o.J.: 16).
Arendt sieht somit Öffentlichkeit und Privatheit in einem antagonistischen Spannungsfeld. Diese Sicht auf Öffentlichkeit und Privatheit widerspricht daher dem heute stattfindenden Eindringen dieser Sphären ineinander. Nach Arendts Thesen sieht Klaus „vernunftgeleitetes politisches Handeln“ (Klaus o.J.: 16) nur dort möglich, „wo der Mensch von den Notwendigkeiten der individuellen Reproduktion und Produktion befreit ist“ (Klaus o.J.: 16). Bei dieser Sicht wird das Bedürfnis auf Reproduktion und Produktion in der Öffentlichkeit außen vor gelassen, weshalb sie als unvollständig anzusehen ist. Aber insofern richtig ist, dass „der private Haushalt als das Reich der Notwendigkeiten“(Klaus o.J.:16) einen Ausschluss der Frauen aus der Öffentlichkeit bedeutet, da am Beispiel der athenischen Polis, welche Arendt zu Grunde legt, im politischen Diskurs nur Männer auftreten durften. Insofern ist die Möglichkeit auf ein Eindringen der beiden Sphären ineinander nur bedingt gegeben und mit Blick auf die Polis bedeutet dies eine anders einzuordnende Frauenöffentlichkeit als heute, da für die Frauen keine Möglichkeit auf Partizipation bestand. Dies wiederum bedeutet einen Ausschluss der Frauen aus dem politischen Leben und der Selbstbestimmung. Die Arbeit der Frauen war an den Haushalt gebunden, was eine Verbannung in die Privatheit bedeutet. Hierin drückt sich also auch ein Dualismus „zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit“ (Klaus o.J.:16) aus. Es wird somit eine Gegensätzlichkeit zwischen Mann und Frau formuliert, welcher unter heutiger Betrachtung nur in Teilen aufrecht erhalten werden kann. Es sind Probleme, wie die ungleiche Bezahlung von Mann und Frau, welche auf dieser fälschlichen Annahme beruhen. In ihren Ausführungen erläutert Klaus im Bezug auf Arendts Theorie: „eine positive gesellschaftliche Entwicklung wird an das Ideal des im öffentlichen Raum agierenden Staatsbürgers geknüpft, der Kultur, Vernunft, Ratio und Männlichkeit repräsentiert und dem gesellschaftliche Macht zuerkannt wird“ (Klaus o.J.: 16). Geht man von dieser falschen Voraussetzung aus, so könnte es so etwas, wie Frauen in der Politik oder an entscheidenden Stellen nicht geben. Jedoch erkennt auch Arendt „das zunehmende Eindringen und die wachsende Bedeutung des Privaten in der Moderne“ (Klaus o.J.:17). So schreibt Klaus über Arendts kritische Sicht auf dieses Phänomen: „Das freie Handeln des Menschen werde außengesteuert, sinke zum bloßen Verhalten konsumorientierter ‚Jobholders‘ ab“ (Klaus o.J.:17. Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob diese Außensteuerung durch innere Impulse bedingt ist, welche Wechselwirkungen mit äußeren Impulsen eingehen oder ob es sich tatsächlich hauptsächlich um Elemente der Außensteuerung handelt. Da ich zuvor davon Sprach, dass es sich ausschließe, dass die beiden Sphären, die der Öffentlichkeit und die der Privatheit, unter den Voraussetzungen von Arendts Theorien ineinander eindringen, so soll hier gesagt sein, dass der Dualismus nicht auf einem absoluten Antagonismus beruhen muss und auch die Eventualität besteht, dass sich unter wandelnden Umständen hier eine Entwicklung hin zu einer Wechselwirkung zwischen den Sphären entsteht. Jedoch für das Beispiel der athenischen Polis muss dies im Bezug auf die Frauenöffentlichkeit ausgeschlossen werden. Arendts Überlegungen haben Jürgen Habermas kritische Theorie und auch seine Arbeit „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ stark beeinflusst (vgl. Klaus o.J.: 17)
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