Comics, Mangas und Graphic Novels
Comic-Analyse anhand von The Goon 6 - Böses Blut
Zusammenfassung
„Comic ist der gängige Begriff für eine Form der sequenziellen Kunst, die in einer Folge von Bildern einen Vorgang beschreibt oder eine Geschichte erzählt. In der Regel sind die Bilder gezeichnet und werden mit erzählendem Text und/oder wörtlicher Rede kombiniert.“
Die Unterschiede der Comic-Form und ihrer inneren Strukturen im Vergleich zum Film, zu Einzelbildern oder zur Literatur sind wesentlich. Dabei sind Comics keine wirklich neue Erzählform. Bildergeschichten sind seit langem etabliert. Aber sie entwickeln sich zügig weiter und nehmen grafische Möglichkeiten aus verschiedensten Bereichen aller bildgebenden Medien auf, die in ihren Bezügen zum Teil schwer nachzuvollziehen sind, da die entsprechenden Quellen zumeist verborgen bleiben.
Mittlerweile ist die Omnipräsenz der Comics nicht mehr zu übersehen und selbst die wissenschaftliche Ignoranz der Comic Thematik rückt in den Schatten. Sprich: Comics haben längst eine Faszination ausgelöst, die mehr als einen Blick hinter die Kulissen nach sich gezogen hat. Welche Unterschiede haben Erwachsenen-Comics zu Kinder- bzw. Jugend-Comics? Welche Analysebereiche stehen zur Verfügung, und was macht ein Comic an sich überhaupt aus? Dies sind nur einige Fragen, die man sich stellen könnte, wenn man willens ist, sich enger mit diesem Thema zu befassen. Hier soll allerdings nur erwähnt werden, welche Unterschiede zur gestalterischen Möglichkeit zwischen Film und Comic genutzt werden können. Dabei werden nur einige genannt um nicht den Rahmen dieser Arbeit zu sprengen. Weiterhin soll diese Arbeit einen Einblick in den Sinn einer Comic-Analyse bieten, denn auf den ersten Blick ist es oft schwer zu erkennen, welchen Hintergrund Analysen bieten und wofür jene überhaupt gut sind.
Dies soll im Kapitel Wofür Comic Analyse? geschehen.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Wichtige Bestandteile einer Comicanalyse
3. Film und Comic
4. Warum Comics analysieren?
4.1 Drei wichtige Aspekte der Comic Analyse
5. The Goon - Analysebeispiel an einem Comicauszug von Eric Powell
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Einer geläufigen, simplen und kurzgefassten Definition nach versteht man unter einem Comic folgendes:
„Comic ist der gängige Begriff für eine Form der sequenziellen Kunst, die in einer Folge von Bildern einen Vorgang beschreibt oder eine Geschichte erzählt. In der Regel sind die Bilder gezeichnet und werden mit erzählendem Text und/oder wörtlicher Rede kombiniert.“1
Die Unterschiede der Comic-Form und ihrer inneren Strukturen im Vergleich zum Film, zu Einzelbildern oder zur Literatur sind wesentlich. Dabei sind Comics keine wirklich neue Erzählform. Bildergeschichten sind seit langem etabliert. Aber sie entwickeln sich zügig weiter und nehmen grafische Möglichkeiten aus verschiedensten Bereichen aller bildgebenden Medien auf, die in ihren Bezügen zum Teil schwer nachzuvollziehen sind, da die entsprechenden Quellen zumeist verborgen bleiben.
Mittlerweile ist die Omnipräsenz der Comics nicht mehr zu übersehen und selbst die wissenschaftliche Ignoranz der Comic Thematik rückt in den Schatten. Sprich: Comics haben längst eine Faszination ausgelöst, die mehr als einen Blick hinter die Kulissen nach sich gezogen hat. Welche Unterschiede haben Erwachsenen-Comics zu Kinder- bzw. Jugend-Comics? Welche Analysebereiche stehen zur Verfügung, und was macht ein Comic an sich überhaupt aus? Dies sind nur einige Fragen, die man sich stellen könnte, wenn man willens ist, sich enger mit diesem Thema zu befassen. Hier soll allerdings nur erwähnt werden, welche Unterschiede zur gestalterischen Möglichkeit zwischen Film und Comic genutzt werden können. Dabei werden nur einige genannt um nicht den Rahmen dieser Arbeit zu sprengen. Weiterhin soll diese Arbeit einen Einblick in den Sinn einer Comicanalyse bieten, denn auf den ersten Blick ist es oft schwer zu erkennen, welchen Hintergrund Analysen bieten und wofür jene überhaupt gut sind.
Dies soll im Kapitel Wofür Comic Analyse? geschehen.
2. Wichtige Bestandteile einer Comic Analyse:
Nun, auf was muss man nun achten, wenn man ein solches Comic eingehender betrachten und analysieren will.
Um das Verständnis zu erleichtern, werden hier die wichtigsten Bestandteile und deren Funktion nacheinander genannt.
Der Rahmen, in denen ein Handlungsstück stattfindet, auch Frame genannt, ist im Comic genau so bedeutsam wie etwa im Film. So sagt Knut Hickethier:
„Der Rahmen trennt das Abgebildete von der Realität. Die Bildhaftigkeit des Gezeigten wird durch die Bildgrenze und die Bildfläche bestimmt. [...] Der Rahmen erklärt das in ihm Gezeigte als etwas Zusammengehörendes. Was in der Realität als zufällig und ungeordnet erscheint, erhält durch den Rahmen eine innere Ordnung.“2
Wichtig dabei ist aber nicht nur der äußere Rahmen, das Frame/Panel sondern auch andere symbolträchtige Einrahmungen, die manchmal erst auf den zweiten Blick ihre Bedeutung erkennen lassen. Dies ist nicht nur im Film so, aber ,,[D]ie Funktion des Rahmens wird [...] häufig noch dadurch betont, dass in speziellen Situationen, in denen innerhalb des [...]-geschehens ein besonderer Teilbereich isoliert werden soll, ein innerer Rahmen (Fenster, Spiegel, Türen) geschaffen wird, der das Gezeigte je nach Kontext in eine Atmosphäre der Beengtheit oder der Geborgenheit, der Distanzierung oder auch der besonderen Zuwendungversetzt.3 “
Weiterhin gibt es Zeichen, die verwendet werden, neben der Schrift natürlich auch in den Zeichnungen selber. Je nach Funktion und Wirkung dieser Zeichen, kann man auf die kulturellen Hintergründe des Zeichners aber auch der Leserschaft schließen.
Denn nur wer die Bedeutung jener Zeichen entschlüsseln kann, kann diese auch wahrlich verstehen.
Auch der Stil zudem Linien, Zeichenstil, Bild- Textverhältnis, Farben und deren Einsatz gehören(Gibt es überhaupt Farben, wenn ja wie viele und welche Wirkung haben diese?), ist wichtig zu beachten, um eine Analyse durchzuführen.
Erzählzeit und erzählte Zeit können in einem Comic ebenfalls stark voneinander abweichen. Während ein Frame eine Situation darstellen kann, die nur eine Zeitspanne von wenigen Sekundenbruchteilen beinhaltet, kann ein weiterer gleich großer Frame wiederum eine beliebig längere Zeitspanne abbilden.
Eine Hilfe beim Erkennen der Zeitspanne bilden oft die Texte oder Zeichen oder die Comicsprache, vielleicht sogar Dialoge.
Ein weiteres Kriterium ist das Verhältnis zwischen dem Abgebildeten Objekt oder den Objekten im ornamentalen Bereich und die des gegenüberstehenden figurativen Bereich. Ersteres bezeichnet die Ebene bei der sich das gezeichnete auf seine eigene Darstellung bezieht. Farb-, Form-, und Kontrastwiederholungen ohne Fremdreferenz. Salopp könnte man diese teilweise als „Schnörkel" bezeichnen, obwohl dies nicht heißen soll, dass es immer geschwungene sinnlose Linien sein müssen. Das Zweite hat einen [B]ezug zur Außenwelt, also meint eine Darstellung von Symbolik die vergleichbare reale Sachlagen zum Vergleich bietet4.
Es gibt also mannigfaltige Unterschiede in einem Comic, der auch innerhalb einer Geschichte beliebig oft zwischen diesen beiden Ebenen hin und herschalten kann.
Wenn man diese Dinge beachtet und einige Stunden mit der Analyse verbracht hat, erlernt man weitere Techniken, die den eigenen Horizont erweitern und das Auge schärfen für den Blick hinter die Kulissen des Comics bzw. seiner Entstehung und Intention.
Film und Comic
Man kann erkennen, dass Comics, ähnlich wie Bilderbücher filmähnliche Spannungsmomente mit Bildern und Texten versucht auszudrücken. Dabei können edukative Aspekte maßgeblich sein, also Lehreigenschaften, Mitteilen ethischer und moralischer Vorstellungen und gesellschaftlicher Tabubrüche. Immer dabei ist der künstlerische Aspekt, der dem Gesamtbild durch seine Kreativität Leben einhaucht.
Der Vorteil der Comics im Gegenteil zum Film ist unter anderem, dass Bilder überall auf der Welt erkannt werden, Sprache jedoch ist an Länder gebunden. Ein Chinese wird wohl kaum einen Film verstehen, der komplex fortlaufend und auf Finnisch ist. Bei Comics bestünde eher die Möglichkeit die Rahmenhandlung nachzuvollziehen, da die Bilder auf die wesentlichen und wichtigsten Momente und Panels beschränkt sind, auch wenn es vorkommt, das Sekundenbruchteile einer Aktion einen extra Panel erhalten, stört dies nicht das Verständnis der gesamten Reihenfolge
Vergleicht man die Gestaltungsmöglichkeiten des Films mit denen des Comics, so fallen doch einige aussagekräftige Unterschiede auf. Hier soll eine Gegenüberstellung beider Genres stattfinden, jedoch mit dem Hintergrund jene nicht zu werten.
Ausgehend davon, dass sich die Darstellungsmöglichkeiten seit Aufkommen der Filmindustrie und ebenso der des Comics stark gewandelt haben, kann man also annehmen dass sich auch das Erscheinungsbildes stark gewandelt hat. Dies ist nicht nur durch die Steigerung der finanziellen Mittel zu erklären die diese Unterhaltungsbranche mit sich führt, sondern hat soziale, gesellschaftliche und kulturelle Wandel hinter sich. Zweifelsohne liefen in den 60er Jahren anders arrangierte Filme mit anderen Ideen als es heutzutage der Fall ist. Während damals Western und Krimis, aber auch Kommödien über die Leinwand flimmerten, beobachten wir heutzutage eine neue Art von Gewalt, sexuellem Umgang miteinander und eine schier unendliche Vielfalt an SpecialEffects, die uns Filme von früher billig und nicht unterhaltsam erscheinen lassen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Gesellschaftliche Tabus haben sich stark gewandelt und es ist auch kein Geheimnis, dass z.B. in den 70ern keine Megan Fox halbnackt und extra sexy in Szene gesetzt, mit Push-Up BH auf der Leinwand zu sehen gewesen wäre. Das Verständnis von Sexappeal ist Richtung immer mehr nackter Haut und offensichtlichem sexuellen Akt gewandert.
Und so hat auch das Comic Genre ein Wandlung durchgemacht, wenn auch auf seine eigene Art und Weise. Natürlich gibt es im Film und bei den Comics immer noch Ausnahmen die eher traditionell oder klassisch auf uns wirken, dennoch ist ein Trend derVeränderung nicht abzustreiten.
Da ein längerer Bezug auf die Unterschiede zwischen Film und Comic den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, werden einige markante ausgewählt, die plausibel den Unterschied verdeutlichen.
Der Film hat aufgrund seiner technischen Herstellung nur einen begrenzten Schärfebereich der Kamera. Zwar sind diese durch Tricks kompensierbar, jedoch ohne diese von Natur aus nicht. Der Comic hingegen besitzt in allen Teilen eines Bildes eine Tiefenschärfe (irreal). Ein Detail im Hintergrund kann also beliebig scharf gezeichnet und hervorgehoben sein. Es ist präsent und agiert mit.
Dann gibt es Passagen im Film in denen ein Schauspieler denkt. Dies muss aus dem „Off“ hinterhereingesprochen werden. Der Comic besitzt dafür die bekannten Gedankenblasen.
Ein sehr auffälliges Merkmal welches dem Film gegenübersteht ist die Tatsache, dass der Comic nicht an ein Format gebunden ist (z.B. 16:9). Es gibt unzählige Frame-Gestaltungsmöglichkeiten, die auch ihren Sinn haben, wenn man an die Analyse denkt. Nicht umsonst sind einige Frame Größer, haben mehr oder weniger Ecken, sind gar rund oder überschneiden sich mit anderen. Der Film weist diese Variabilität der Panels des Comics nicht auf.
Und Im Gegensatz zum Film verfügt der Comic nicht wirklich über das Mittel der Kamerafahrt, die in einer Bildfolge nur simuliert, also eigentlich zitiert werden kann. Bilder aus gleichem Blickwinkel entsprechen der stehenden Kamera im Film, Bilder aus marginal wechselndem Blickwinkel haben ihre Entsprechung in Kamerafahrten oder (und das selten so konzipiert) aus der Hand mit wackelnder Kamera gefilmten Szenen.
[...]
1 Vgl. „Definition Comic“: http://www.google.de/search?hl=de&defl=de&q=def¡ne:Com¡c&sa=X&e¡=kYd3Tar_IcuUswa¡0_mCBQ&ved=0CbgQkAE>, [abgefragt: 09.03.2011].
2 Vgl. Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse, S.47.
3 Ebd.
4 Vgl. Aussage von Herrn Dr. J. Venus. Universität Siegen. 13.10.2010.