Als Epochenbegriff bezieht sich Realismus auf das nachrevolutionäre bürgerliche Zeitalter. Die Literatur des Realismus wurde durch ihre Hinwendung zur Realität und durch eine besonders betonte Wirklichkeitstreue geprägt, wobei unter Wirklichkeit in erster Linie das Leben in der bürgerlichen Gesellschaft und die erlebte Alltagswirklichkeit verstanden wurde. Trotz der gescheiterten Revolution, dem erfolglosen Streben nach nationaler Einheit und der fortdauernden Zersplitterung in deutsche Einzelstaaten, bekannte sich das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum demonstrativ zu der bestehenden Ordnung. Aus "Angst vor dem Chaos" grenzte man sich gegen proletarische Protestbewegungen ab und arrangierte sich bereitwillig mit den alten Eliten in Staat und Gesellschaft. Die proletarische Wirklichkeit blieb in der Literatur des "bürgerlichen Realismus" weitgehend ausgespart. Diese hier nur kurz umrissenen gesellschaftlichen Verhältnisse bildeten den thematischen Hintergrund eines großen Teils der zeitgenössischen Literatur und beeinflussten auch die Programmatik des Realismus. Ihre Vertreter wandten sich entschieden gegen die Literatur des Jungen Deutschland und des Vormärz und natürlich auch gegen die Literatur des Idealismus und der Romantik.
Gliederung
1. Begriffsklärung
2. Realismus als Epochenbegriff
3. Zeitgeschichtlicher Hintergrund
4. Welt- und Menschenbild im Zeitalter des Realismus
5. Buch- und Zeitschriftenmarkt
6. Programmatik des Realismus
7. Poetischer Realismus
8. Kontroverse um die Photographie
9. Erzählende Literatur im Realismus: Roman und Novelle
10. Zusammenfassung
1. Begriffsklärung
"Realismus" in der bildenden Kunst
Wie die Epochenbegriffe "Impressionismus" und "Expressionismus" weist auch der Begriff des "Realismus" in der Literatur eine Affinität zur bildenden Kunst auf. Anlässlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1855 zeigte der französische Maler Gustave Courbet (1819 - 1877) eine Auswahl seiner Werke und nannte sie "le réalisme". Unter diesem programmatischen Begriff propagierte er eine in der damaligen Kunstwelt als provozierend empfundene Malweise, mit der die Wirklichkeit nicht nach den vorformulierten Idealen einer "höheren" Realität und den Regeln einer normativen Ästhetik dargestellt, sondern als sichtbare Alltagswirklichkeit ungeschönt, d. h. mit all ihren gewöhnlichen und hässlichen Seiten, gezeigt werden sollte. Mit Bildern wie "Les casseurs de pierres" ("Die Steinklopfer", 1849) erteilte er der konventionellen bürgerlichen Salonkunst und der idealisierenden Historienmalerei eine eindeutige Absage und stieß auf den erbitterten Widerstand der zeitgenössischen Kunstkritik, die sich sowohl am Thema (das harte Los einfacher Straßenarbeiter) als auch an der Malweise (ungekünstelte Darstellung der Wirklichkkeit) stieß und das Bild als hässlich empfand.[1]
Bedeutungsebenen des Begriffs "Realismus"
In Anlehnung an seine Verwendung in der bildenden Kunst lässt sich "Realismus" allgemein als eine Geisteshaltung beschreiben, die - ausgehend von der Annahme einer real existierenden äußeren Welt und im Unterschied zur Verherrlichung ästhetischer oder ethischer Ideale - sich an der sinnlich wahrnehmbaren Wirklichkeit orientiert und zu deren ungeschminkter
Darstellung bekennt. Aus literaturwissenschaftlicher Sicht muss der Begriff "Realismus" - ähnlich dem der "Romantik" - von einer unspezifischen, unscharfen, nicht eindeutig
umrissenen alltagssprachlichen Verwendung unterschieden werden. Darüberhinaus konkurriert er als Bezeichnung einer Epoche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts anzusiedeln ist, mit einer ganzen Reihe weiterer literarischer Bewegungen dieser Zeit, gegen die man ihn abgrenzen müsste.
"Realismus" : ein nicht zeitgebundenes Phänomen
Als stiltypologischer Begriff bezeichnet "Realismus" in Anlehnung an den aristotelischen Begriff der "Mimesis" (Nachahmung) eine Methode, soziale, ökonomische und politische Zeiterscheinungen sowie menschliche Charaktere und ihre Beziehungen zueinander wirklichkeitsgetreu darzustellen. Damit wird er zu einem überzeitlichen Begriff und kann auf fast alle Literaturen aller Epochen bis in die Gegenwart hinein angewendet werden. Dies gilt insbesondere für die Gattungen der Epik und der Dramatik, beispielsweise die Tragödien des Euripides, die Komödien des Aristophanes, die römischen Satiren, die Novellen und Schwänke des Mittelalters und der Renaissance (das "Decamerone", 1348 - 1353, des Boccaccio), aber auch die Dramen Shakespeares und die Schelmenromane des Barock ("Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch", 1669, von Johann Jacob Grimmelshausen). Mit den Anfängen des psychologischen Romans im 18. Jahrhundert, insbesondere Henry Fieldings und Samuel Richardsons in England, weitete sich der Realismusbegriff aus und erstreckte sich auch auf die realistische Darstellung seelischer Vorgänge. Von Friedrich Schiller ("Über naive und sentimentalische Dichtung", 1795/96) wurde der Begriff mit seinem Gegenbegriff "Idealismus" in die theoretische Debatte aufgenommen. In Abgrenzung zum "bürgerlichen Realismus" des 19. Jahrhunderts entstanden im 20. Jahrhundert der "kritische" und der "sozialistische Realismus". Dadurch rückte die literaturhistorische Bedeutung des Begriffs "Realismus" stärker in den Vordergrund.
Alltagssprachliche Verwendung des Begriffs "Realismus"
Als alltagssprachlicher Begriff bezeichnet "Realismus" (gemäß seiner Herleitung von lat. "res" = Sache, Ding und lat. "realis" = Wirklichkeit) "eine Haltung, die durch besonderen Sinn für das Wirkliche, Sachliche, Maßvolle, Angemessene und Machbare charakterisiert ist" (Aust, 6). Was als realistisch angesehen wird, ist keine unverrückbare feste Größe, sondern wandelt sich und passt sich veränderten Verhältnissen und zeittypischen Auffassungen an. Daher gilt: "Realismus ist relativ; was jeweils realistisch ist, ist das Repräsentationssystem, das für eine gegebene Kultur oder Person zu einer gegebenen Zeit die Norm ist" (Nelson Goodman,: "Sprachen der Kunst. Ein Ansatz zu einer Symboltheorie". Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1973, 47, Anm. 49) Mit dieser Beschreibung wird der Prozesscharakter des Realismusbegriffs hervorgehoben und gleichzeitig verdeutlicht, warum es problematisch ist, diesen Begriff eindeutig zu umschreiben. Im heutigen Sprachgebrauch gibt es jedoch trotz aller Unschärfen in wesentlichen Kernbereichen Übereinstimmungen. Als Realist gilt zum Beispiel jemand, der fest mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen steht, sich keinen utopischen Wunschträumen oder idealistischen Schwärmereien hingibt, der genau weiß, was er will und wie er seine Ziele erreicht.
Wissenschaftlicher Sprachgebrauch
Der wissenschaftliche Sprachgebrauch wird die alltagssprachliche Verwendung nicht völlig ignorieren, aber für diesen Bereich gelten natürlich besondere Kriterien. Je nach dem zugrunde gelegten Fachbereich (Philosophie, Sprachwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Ästhetik, Literaturwissenschaft), verbindet man mit dem Begriff "Realismus"
unterschiedliche, in Teilbereichen jedoch auch sich überschneidende, Wesensmerkmale. Nach Hugo Aust ist "Realismus" ein "Schlüsselwort" (Aust, 12) der Literaturwissenschaft. Als Epochenbegriff umschreibt er einen Zeitraum von rund vierzig Jahren, dessen Eckdaten die gescheiterte Revolution von 1848/49 und das Jahr 1890 (Entlassung des Reichskanzlers Otto von Bismarck) bilden. (vgl. Plumpe: "Einleitung", in: McInnes/Plumpe, 17).[2]
2. Realismus als Epochenbegriff
Alltagswirklichkeit und "bürgerlicher Realismus"
Als Epochenbegriff bezieht sich Realismus auf das nachrevolutionäre bürgerliche Zeitalter. Die Literatur des Realismus wurde durch ihre Hinwendung zur Realität und durch eine besonders betonte Wirklichkeitstreue geprägt, wobei unter Wirklichkeit in erster Linie das Leben in der bürgerlichen Gesellschaft und die erlebte Alltagswirklichkeit verstanden wurde. Trotz der gescheiterten Revolution, dem erfolglosen Streben nach nationaler Einheit und der fortdauernden Zersplitterung in deutsche Einzelstaaten, bekannte sich das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum demonstrativ zu der bestehenden Ordnung. Aus "Angst vor dem Chaos" (McInnes/Plumpe, 28) grenzte man sich gegen proletarische Protestbewegungen ab und arrangierte sich bereitwillig mit den alten Eliten in Staat und Gesellschaft. Die proletarische Wirklichkeit blieb in der Literatur des "bürgerlichen Realismus" weitgehend ausgespart. Diese hier nur kurz umrissenen gesellschaftlichen Verhältnisse bildeten den thematischen Hintergrund eines großen Teils der zeitgenössischen Literatur und beeinflussten auch die Programmatik des Realismus. Ihre Vertreter wandten sich entschieden gegen die Literatur des Jungen Deutschland und des Vormärz und natürlich auch gegen die Literatur des Idealismus und der Romantik.
Zwischen Spätromantik und Naturalismus
Die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Bewusstsein vieler deutscher Bürger als Wendepunkt und Eintritt in eine Epoche erlebt, in der man sich gegen die unruhigen Zeiten vergangener Jahre abschotten wollte. Zugleich markierte sie den Beginn des literarischen Realismus:
- Die literaturgeschichtliche Epoche, die man 'Realismus' nennt, fällt ihrem Schwerpunkt nach in die zweite
- Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie liegt zwischen Biedermeierzeit (d. i. Spätromantik, Biedermeier, Junges
- Deutschland, Vormärz) und Naturalismus; von jener setzt sie sich ab durch ihre Kritik an der romantisch-
- subjektiven Willkürlichkeit und dem spekulativen Idealismus, von diesem durch ihre Abwehr des
- entpoetisiert verwissenschaftlichen Wirklichkeitsbezugs und des pessimistischen Weltbilds. (Aust, 56)
Normales bürgerliches Mittelmaß
Mit der soeben zitierten Beschreibung werden Beginn und Ende der Realismusepoche von vorausgehenden und nachfolgenden literarischen Bewegungen und ihren charakteristischen Wesenszügen abgehoben. Das Welt- und Menschenbild der Realisten sollte sich nicht an einer
glorifizierten mittelalterlichen Vergangenheit, an mystifizierender Naturverehrung und -verklärung, am Mythischen und Irrationalen, an menschlichen Nacht- und Schattenseiten, an
seelischen Abnormitäten unter Einbeziehung von Wahnsinn und Kriminalität, an mit dem gesunden Menschenverstand nicht fassbaren Phänomenen des Übernatürlichen und Wunderbaren und am Wirken geheimnisvoller Zauberwesen orientieren. Man wollte Extreme um jeden Preis vermeiden. Richtschnur des Denkens sollte das normalen bürgerliche Mittelmaß sein, nicht die biedermeierliche Neigung zu privater Zurückgezogenheit, Beschaulichkeit und Gemütlichkeit. Es ging nicht darum, Schonräume oder idyllische Refugien weltabgewandter Innerlichkeit zu entwerfen und geheime Sehnsüchte nach ungestörter Harmonie zu stillen, wenn diese Sehnsüchte in der bürgerlichen Leserschaft auch weit verbreitet waren und von den Fortsetzungsgeschichten beliebter Familienzeitschriften wie "Die Gartenlaube" regelmäßig bedient wurden. Mit Entschiedenheit distanzierte man sich auch von der oppositionellen Haltung sogenannter Vormärz-Literaten wie Georg Büchner mit seiner aufrührerischen Flugschrift "Der Hessische Landbote" (1834) und seinem Revolutionsdrama "Dantons Tod" (1835). Missbilligend beäugte man die "staatsgefährdenden Schriften" der Vertreter des Jungen Deutschland wie Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludwig Börne und Heinrich Heine. Ihr militantes Eintreten für Liberalismus, staatliche Einheit nach republikanischem Vorbild und demokratische Freiheiten war vielen suspekt. Als Dorn im Auge empfand man auch die Beschäftigung der Naturalisten mit sozialen Konflikten und den hässlichen Seiten der Realität, der zunehmenden Landflucht und Verstädterung und der Proletarisierung und Verelendung breiter Bevölkerungsschichten im Zuge der Industrialisierung. Mit der Darstellung dieser unerfreulichen Realitätsanteile verband sich zugleich die Kritik an der Gleichgültigkeit eines selbstzufriedenen Bürgertums gegenüber den wachsenden Problemen der modernen Industriegesellschaft und ihren negativen Begleiterscheinungen wie Armut, Gewalt, Verbrechen, Prostitution, Alkoholismus, Krankheit und die Bedrohung durch das soziale Abseits. Dies alles war nicht Gegenstand der Literatur des bürgerlichen Realismus.
"Butzenscheibenlyrik": der ängstliche Blick nach draußen
In diesem Zusammenhang verdient die seit 1848 nach dem Vorbild von Josef Victor von Scheffels Versepos "Der Trompeter von Säckingen" (1854) entstandene und bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts andauernde Literatur der sogenannten "Butzenscheibenlyrik" Erwähnung. Damit erlaubte sich - bildlich gesprochen - ein ängstliches Bürgertum einen verstohlenen Blick aus dem Fenster des vertrauten Wohnzimmers nach draußen. Dort entdeckte es eine von Industrialisierung und sozialen Problemen unberührte, gleichsam in einem ungeschichtlichen Mittelalter angesiedelte, idealisierte Welt ohne Technik, Finanzspekulation, Proletariat, parteipolitischen Zwist und sonstige unangenehme Begleiterscheinungen. Mit dieser "altdeutschen" Versepik wurde den Bedürfnissen einer nach Sicherheit, Überschaubarkeit, einem festen Wertesystem und heilen zwischenmenschlichen Beziehungen strebenden bürgerlichen Leserschaft Rechnung getragen, die durch die Hektik des modernen Lebens zu kurz kamen. Die damit verbundene Realitätsverdrängung, die Berührungsscheu vor den harten Tatsachen des Alltags, der Rückzug auf die Privatsphäre und die Tendenz zur Innerlichkeit hinterließen als Erbe des Biedermeier in der Literatur und der Programmatik des deutschen Realismus deutliche Spuren .
3. Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Rückkehr zur alten Ordnung
Nach den Unruhen der französischen Revolution und den Befreiungskriegen gegen die französische Besatzung unter Napoleon wurde auf dem Wiener Kongress (1814/15) die Restauration der politischen Verhältnisse von 1792 und die Rückkehr zur alten gesellschaftlichen Ordnung angestrebt. Dabei ging es auch um eine Neuordnung Deutschlands, das damals immer noch aus 39 Einzelstaaten bestand, die durch die Gründung des "Deutschen Bundes" (1815 - 1866) nur locker zusammen gehalten und von Österreich und Preußen dominiert wurden. Dem schon während der Befreiungskriege gegen Napoleon verbreiteten Wunsch nach nationaler Einheit wurde durch die Gründung der "Heiligen Allianz" (Russland, Österreich und Preußen) der Riegel vorgeschoben. Ihre Monarchen beriefen sich auf das Gottesgnadentum und unterdrückten vehement alle Ansätze zu nationaler Einheit und die
liberalen Bestrebungen eines mit der Industrialisierung wirtschaftlich erstarkten Bürgertums. Aber in der deutschen Studentenschaft, deren Vertreter sich unter dem Wahlspruch "Ehre, Freiheit, Vaterland" 1817 auf dem Wartbergfest versammelten und im Jahr darauf zur "Deutschen Burschenschaft" zusammenschlossen, wurden die Forderungen nach Freiheit und nationaler Einheit immer deutlicher artikuliert. Dies führte bald darauf zu den "Karlsbader Beschlüssen" mit massiven Unterdrückungsmaßnahmen gegen Studenten und Professoren: Verbot der Burschenschaften, Pressezensur, Einschränkung der Meinungsfreiheit, Überwachung der Universitäten und Entlassung unbequemer Hochschullehrer. 1832 kam es auf dem "Hambacher Fest" in Deutschland zum ersten Mal zu einer Massendemonstration, bei der Menschen aus allen Volksschichten Freiheit und nationale Einheit forderten. Dies hatte weitere Unterdrückungsmaßnahmen zur Folge und führte dazu, dass missliebige Autoren wie Heinrich Heine, Ludwig Börne und Georg Büchner ins Exil getrieben wurden.
Streben nach nationaler Einheit
Ausgehend von der französischen Februarrevolution, bildete die bürgerliche Revolution im März 1848 das große Ereignis der Jahrhundertmitte, mit dem die Forderungen nach bürgerlichen Freiheiten, einer geschriebene Verfassung und der Einrichtung eines gesamtdeutschen Parlaments verbunden waren. Am 18. Mai trat in der Frankfurter Paulskirche eine frei gewählte Nationalversammlung zusammen. Deren Arbeit wurde aber durch die Spaltung zwischen Liberalen, die nur eine politische Veränderung anstrebten, und Republikanern, die sich auch für eine Änderung der sozialen Verhältnisse einsetzten, erschwert. Als schließlich im März 1849 eine neue Verfassung verkündet wurde, lehnte der preußische König Friedrich Wilhelm IV die von der Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone als gesamtdeutsches Staatsoberhaupt ab. Damit waren die Bestrebungen, einen einheitlichen Nationalstaat zu schaffen, gescheitert. Die Fürsten übernahmen als Landesherren wieder die gewohnte Macht. Viele enttäuschte Bürger zogen sich aus der Politik zurück und wandten sich ihrem Privatleben zu. Erst nach dem siegreichen Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) gegen den "Erbfeind" Frankreich kam es am 18.01.1871 im Spiegelsaal von Versailles unter dem Jubel der deutschen Bevölkerung zur Gründung des "Deutschen Kaiserreichs". Damit war im Herzen Europas eine neue Großmacht entstanden, die durch ihre militärische Stärke und ihre Hinwendung zu Nationalismus und Imperialismus das europäische Gleichgewicht zu erschüttern drohte und eine europäische Vormachtstellung
[...]
[1] Courbets Kustauffassung schlägt sich in folgendem Zitat nieder: "Ich halte dafür, daß die Malerei ihrem Wesen nach eine konkrete Kunst ist und einzig in der Darstellung der wirklichen und vorhandenen Dinge bestehen kann. Sie ist eine ganz und gar körperliche Sprache, die sich anstelle von Worten aus allen sichtbaren Dingen zusammensetzt; ein abstraktes, nicht sichtbares, nicht vorhandenes Ding hat im Bereich der Malerei nichts zu suchen." (Duden Kunst, 144)
[2] Nach Gerhard Plumpe (McInnes/Plumpe, 17) und Hugo Aust (Aust, 56) hinterließ die Revolution von 1848/49 einen tiefen Einschnitt und markierte damit den Beginn einer neuen Epoche, während für das Ende dieser Epoche keine absolut eindeutige Jahreszahl genannt werden kann. Für manchen Literaturwissenschaftler klingt diese Epoche erst mit dem Ausgang des Jahrhunderts ab.