Die Forschungsfrage lautet: „In welchem Maß beeinflussen wissenschaftlich
benannte Einflussfaktoren das Vertrauen in die Polizei?“ Das Thema besitzt eine große
Relevanz, da es auch für den Staat, der auf die Polizei als zentrales
Strafverfolgungsorgan angewiesen ist, Priorität haben muss, dass diese allgemein
positiv wahrgenommen bzw. ihr mit Vertrauen begegnet wird. Es ist deshalb bedeutend
herauszufinden, in welchen Bevölkerungsgruppen Nachholbedarf für Imagekampagnen
oder Ähnliches besteht, um zu verhindern, dass beispielsweise die
Gewalthemmschwelle gegenüber Polizisten abnimmt oder Menschen aufgrund
mangelnden Vertrauens Straftaten nicht mehr bei der Polizei anzeigen.
Hierzu werden im Folgenden zunächst gängige wissenschaftliche Theorien zu den
Faktoren, die für das Polizei- oder auch allgemeiner das Institutionenvertrauen der
deutschen Bevölkerung eine Rolle spielen, betrachtet. Anschließend werden aus
diesen Theorien Forschungshypothesen abgeleitet, die dann mit Hilfe des
Statistikprogramms STATA auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht werden können.
Nach einer kurzen Einführung in den verwendeten Datensatz des ALLBUS werden die
den Hypothesen zuzuordnenden Variablen aus dem Datensatz so rekodiert, dass sie
für die nachfolgenden uni-, bi- sowie multivariaten Analysen geeignet sind. Sind diese
abgeschlossen und ausgewertet, können die Forschungshypothesen oder die
zugehörigen Nullhypothesen bestätigt und somit letztlich die Forschungsfrage
beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Problemstellung
2. Theorie
2.1 Lektüre
2.2 Forschungshypothesen
3. Daten, Operationalisierung und Stichprobenverteilung
4. Deskriptive Analyse
5. Multivariate Analyse
6. Fazit
7. Quellenverzeichnis
8. Anhang
1. Einleitung und Problemstellung
Die Polizei ist unter den deutschen Institutionen der Primus in Bezug auf das ihnen entgegengebrachte Vertrauen. Laut Emnid Umfrage aus dem Jahr 2010 verlassen sich auf sie 91 Prozent der deutschen Bevölkerung (vgl. Bühnen 2010). Sie scheint demnach tatsächlich als „Freund und Helfer“ wahrgenommen zu werden und besitzt im Vergleich zu anderen - insbesondere politischen - Institutionen ein herausragend hohes Ansehen.
Von einer institutionellen Vertrauenskrise, wie sie in der fachspezifischen Literatur zum Teil postuliert wird kann demnach zumindest die Polizei betreffend keine Rede sein. Umso interessanter ist es, zu untersuchen, ob das Ergebnis der dichotomen Umfrage zum Institutionenvertrauen durch die differenzierteren Ausprägungen im ALLBUS gestützt wird. Sollte dies der Fall sein, ist die Frage, wie diese positive Ansicht zustande kommen. Es gilt also in der vorliegenden Hausarbeit zu untersuchen, welche Faktoren in der Literatur als das Vertrauen in die Polizei beeinflussend genannt werden und inwieweit diese die Umfrageergebnisse tatsächlich erklären.
Die Forschungsfrage lautet folglich: „In welchem Maß beeinflussen wissenschaftlich benannte Einflussfaktoren das Vertrauen in die Polizei?“ Das Thema besitzt eine große Relevanz, da es auch für den Staat, der auf die Polizei als zentrales Strafverfolgungsorgan angewiesen ist, Priorität haben muss, dass diese allgemein positiv wahrgenommen bzw. ihr mit Vertrauen begegnet wird. Es ist deshalb bedeutend herauszufinden, in welchen Bevölkerungsgruppen Nachholbedarf für Imagekampagnen oder Ähnliches besteht, um zu verhindern, dass beispielsweise die Gewalthemmschwelle gegenüber Polizisten abnimmt oder Menschen aufgrund mangelnden Vertrauens Straftaten nicht mehr bei der Polizei anzeigen.
Hierzu werden im Folgenden zunächst gängige wissenschaftliche Theorien zu den Faktoren, die für das Polizei- oder auch allgemeiner das Institutionenvertrauen der deutschen Bevölkerung eine Rolle spielen, betrachtet. Anschließend werden aus diesen Theorien Forschungshypothesen abgeleitet, die dann mit Hilfe des Statistikprogramms STATA auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht werden können.
Nach einer kurzen Einführung in den verwendeten Datensatz des ALLBUS werden die den Hypothesen zuzuordnenden Variablen aus dem Datensatz so rekodiert, dass sie für die nachfolgenden uni-, bi- sowie multivariaten Analysen geeignet sind. Sind diese abgeschlossen und ausgewertet, können die Forschungshypothesen oder die zugehörigen Nullhypothesen bestätigt und somit letztlich die Forschungsfrage beantwortet werden.
2. Theorie
2.1 Lektüre
Den grundlegenden theoretischen Unterbau für die vorliegende Hausarbeit wird der wissenschaftliche Aufsatz „Vertrauen in die Polizei und staatliche Institutionen. Konstanz und Wandel in den Einstellungen der Bevölkerung“ von Karl-Heinz Reuband bilden. Der Autor geht dabei auf einige Theorien zur Beeinflussung der Sichtweise auf Institutionen ein und legt dabei den Schwerpunkt auf die Polizei. Die Basis für seine Ausführungen bilden verschiedene bundesweite Umfragen zu dem Thema, unter anderem der auch in dieser Arbeit benutzte ALLBUS. Die sich mit der Zeit teilweise wandelnden Ergebnisse setzt Reuband in Bezug zu den Annahmen anderer Sozialwissenschaftler.
In der Literaturgrundlage wird mit Verweis auf vorangegangene Studien auf den Einfluss des Alters, des Bildungsstandes und Geschlechts auf das Vertrauen in die Polizei hingewiesen. Im Fall des Alters führt Reuband dies auf die „Akkumulation von Erfahrungen“ (Reuband 2012: 20) zurück, welche dafür verantwortlich ist, dass jüngere Menschen der Polizei insgesamt distanzierter gegenüberstehen als ältere. Die Gründe für das geringere Vertrauen von höher Gebildeten in die Institution sieht er vor allem in der höheren „kognitiven Kompetenz und Kritikfähigkeit“ (Reuband 2012: 20) sowie dem Postmaterialismus, der zudem gesondert untersucht werden kann. In Bezug auf das Geschlecht spricht der Autor lediglich von Anzeichen für eine ablehnendere Haltung von Männern gegenüber der Polizei (vgl. Reuband 2012: 20).
Wie bereits angesprochen, ist in der Fachliteratur die Annahme verbreitet, dass auch der Postmaterialismus an sich Einfluss auf das Institutionenvertrauen hat. Demnach neigen Postmaterialisten eher zu einer kritischen Betrachtung von Autoritäten und stehen somit auch der Polizei eher negativ gegenüber (vgl. Reuband 2012: 23).
Nicht in der verwendeten Basislektüre zu finden, allerdings nicht weniger wichtig, ist die Untersuchung des Erhebungsgebietes. Dieter Walz, der zentrale Beiträge zur Forschung auf dem Gebiet des Institutionenvertrauens geleistet hat, stellt nach der Wiedervereinigung ein signifikantes Ost-West-Gefälle fest (vgl. Walz 1996: 70). Die Bevölkerung der Neuen Bundesländer begegnet Institutionen, besonders auch der Polizei, somit mit weniger Vertrauen. Zwar stellt Walz im Verlauf der Jahre nach der Wiedervereinigung eine Annäherung zwischen den Werten fest, der Unterschied ist aber zum Zeitpunkt der Veröffentlichung trotzdem noch vorhanden, und es ist zu überprüfen, ob und wie er sich aktuell auswirkt (vgl. Walz 1996: 79).
Ein interessanter Faktor, der womöglich Einfluss darauf hat, wie die Polizei wahrgenommen wird, ist die Herkunft der Befragten. So könnte man annehmen, dass das teilweise harte Vorgehen der Ordnungshüter bei der Bekämpfung von Kriminalität als ethnische Diskriminierung gedeutet wird, falls es Personen mit Migrationshintergrund betrifft (vgl. Gesemann 2003: 204). Dies könnte zu einem Vertrauensverlust in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund führen. Mangels Frage nach dem Migrationshintergrund muss sich die Analyse an dieser Stelle auf die Staatsbürgerschaft der Befragten beschränken.
2.2 Forschungshypothesen
Aus den theoretischen Grundlagen geht nun hervor, welche (möglichen) Einflussfaktoren im Rahmen der Hausarbeit betrachtet werden. Zu untersuchen wird sein, ob und wie stark Kriminalitätsfurcht, erwartete Kriminalitätsentwicklung, Alter, Geschlecht, Bildungsstand, Postmaterialismus und Erhebungsgebiet das Vertrauen in die Polizei erklären können. In Bezug auf die theoretischen Annahmen lassen sich die folgenden konkreten Forschungshypothesen aufstellen:
H1 : Je jünger eine Person ist, desto geringer ist tendenziell ihr Vertrauen in die Polizei.
H2: Ist eine Person männlich, hat sie tendenziell geringeres Vertrauen in die Polizei.
H3: Mit steigendem Bildungsstand sinkt das Vertrauen in die Polizei.
H4: Je postmaterialistischer eine Person eingestellt ist, desto geringer ist ihr Vertrauen in die Polizei.
H5: Personen aus den Neuen Bundesländern haben tendenziell geringeres Vertrauen in die Polizei.
H6: Personen ohne ausschließlich deutsche Staatsbürgerschaft vertrauen der Polizei tendenziell weniger als solche mit ausschließlich deutscher Staatsbürgerschaft.
Die Nullhypothese lautet stets, dass der benannte Faktor keinen Einfluss auf das Polizeivertrauen hat.
3. Daten, Operationalisierung und Stichprobenverteilung
Die Datengrundlage für die vorzunehmenden Untersuchungen bildet die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS). Es handelt sich dabei um die größte „langfristig angelegte, multithematische Umfrageserie zu Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland" (GESIS). Die Umfrage wird seit 1980 durchgehend im Zweijahresrhythmus durchgeführt. Aufgrund der wechselnden Schwerpunktsetzung ist es möglich, eine Vielzahl von Themengebieten zu untersuchen. Für das Thema des Vertrauens in die Polizei eignet sich die Allbusvollversion von 2008, da dieses nur in besagtem Jahr sowie 1984, 1994 und 2002 abgefragt wurde. Da diese Hausarbeit aktuelle Einflüsse untersuchen will und zudem das Schwerpunktthema der Version von 2008 „politische Partizipation und politische Kultur" zu der Forschungsfrage passt, liegt es nahe, auf die Umfrage von 2008 zurückzugreifen.
Die abhängige Variable sowie die verwendeten x-Variablen, die in der Reihenfolge der zugehörigen Forschungshypothesen geordnet sind, lassen sich wie folgt konstruieren:
Vertrauen in die Polizei: Das Item, welches das Vertrauen in die Polizei misst, wird aus der Variable 80 des Datensatzes gebildet und stellt die y-Variable dar. Die Skala besitzt ordinales Messniveau und reicht von (0) „Überhaupt kein Vertrauen" bis (6) „Sehr großes Vertrauen" in die Institution. Für die vorzunehmenden Rechenoperationen kann sie aufgrund ihrer Ausprägungen als quasi-metrisch behandelt werden.
Alter: Das Alter der Befragten wird zum einen metrisch zum anderen kategorial gemessen, um für alle Rechenoperationen zugänglich zu sein. Im ersten Fall bildet V154 die Grundlage und der Wert der Variable ist gleichbedeutend mit dem Alter des Befragten. Bei der kategorisierten Altersangabe, die auf V155 basiert, gibt es die Altersgruppen (0) „18-29 Jahre", (1)„30-44 Jahre", (2) „45-59 Jahre", (3) „60-74 Jahre", (4) „75-89 Jahre" und (5) „90+ Jahre".
Geschlecht: Das Geschlecht der Befragten wird nominal mit Hilfe einer Variable gemessen, die bei den Interviewten zwischen (0) „Männlich“ und (1) „Weiblich“ unterscheidet. Sie wird mit Hilfe derVariable 151 aus dem ALLBUS 2008 erstellt.
Bildungsstand: Der Bildungsstand der Umfrageteilnehmer wird durch die rekodierte Variable 173 abgebildet. Das ordinale Item hat die Werte (0) „Kein Abschluss", (1) „Hauptschulabschluss", (2) „Mittlere Reife", (3) „Fachabitur" sowie (4) „Abitur".
Postmaterialismus: Der Inglehart-Index, der im Datensatz die Variable 105 ausmacht, aus verschiedenen anderen Variablen zur politischen Prioritätensetzung gebildet wird und zwischen vier materialistischen bis postmaterialistischen Personentypen unterscheidet, wird für die Zwecke dieser Hausarbeit dichotomisiert und zeigt bei den Befragten, ob sie (0) „Eher Postmaterialist" oder (1) „Eher Materialist" sind.
Erhebungsgebiet: Auf V3 basierend misst die Variable zum Erhebungsgebiet nominal, ob der Befragte aus dem Gebiet der ehemaligen DDR oder der BRD kommt. Entsprechend besitzt sie die Werte (0) „Alte Bundesländer" und (1) „Neue Bundesländer".
Staatbürgerschaft: Für das Item, welches die Staatbürgerschaft der interviewten Personen aufzeigen soll, wird die Variable 4 rekodiert. Die neue Variable hat nun die dichotomen Ausprägungen (0) „Ausschließlich deutsche Staatsbürgerschaft" sowie (1) „Nicht ausschließlich deutsche Staatsbürgerschaft".
Für alle Variablen gilt: Ausprägungen, die nicht in die eben genannten Kategorien passen - dazu zählen fehlende Angaben sowie individuelle Antworten, die keinem Wert zugeordnet werden können - werden als Missing Values kodiert. Die Fälle, die keine gültigen Werte für die Variablen besitzen, werden aus dem Datensatz entfernt.
Stichprobenverteilung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: ALLBUS 2008 (eigene Berechnung)
Nach dem Löschen der Fälle ohne gültige Angaben, die 168 Personen umfassen, bleibt eine Stichprobengröße von 3301 Personen. In Bezug auf die für die Untersuchung relevanten Items ergibt sich die folgende Verteilung:
Für das Polizeivertrauen zeichnet sich in der Befragungen mittels Skala kein so extrem positives Bild wie bei der Emnid Umfrage. Der Durchschnittswert liegt etwa bei 3,8 mit einer Standardabweichung von 1,37. In Verbindung mit der linksschiefen Verteilung lässt sich dennoch sagen, dass das Vertrauen in die Polizei relativ hoch ist.
Das Alter der Befragten - an dieser Stelle metrisch gemessen, um genaue Rechenergebnisse zu erhalten - reicht im Jahr 2008 von 18 bis 97 Jahren. Von dem Mittelwert von ca. 50 Jahren weicht das Alter durchschnittlich 17,8 Jahre ab. Hinzu kommt ein in der Stichprobe minimales Übergewicht weiblicher befragter Personen von 50,65 Prozent.
Der Modus für den Bildungsstand liegt bei 1, entsprechend machen Menschen mit Hauptschulabschluss den relativ größten Anteil der Befragten aus. Zudem ist der Prozentsatz von Abiturienten und Personen mit Mittlerer Reife einen anteilsmäßig groß, während Fachabiturienten und insbesondere Menschen ohne Schulabschluss in der Stichprobe selten sind.
Nach den im ALLBUS verwendeten Kriterien sind 48,14 Prozent der Befragten eher Postmaterialisten. Ihnen stehen 51,86 Prozent eher materialistisch eingestellte Personen gegenüber. Aus den Alten Bundesländern kommen 68,13 Prozent der Interviewten und somit die klare Mehrheit, was darauf beruht, dass bei der Stichprobenauswahl nach Einwohnerzahlen gewichtet wird. Zuletzt besitzen 6,85 Prozent der Umfrageteilnehmer mit gültigen Antworten nicht nur die deutsche Staatsbürgerschaft.
4. Deskriptive Analyse
Die deskriptive Analyse wird bivariat durchgeführt.
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