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Die Gebärmutter. Medizinisches Grundlagenwissen

Form, Funktion und Krankheitsbilder

©2008 Akademische Arbeit 37 Seiten

Zusammenfassung

Die Gebärmutter ist ein auch nach der Reproduktionsphase wichtiges Organ, das stark symbolisch besetzt werden kann. Im vorliegenden Buch finden Sie medizinisches Grundlagenwissen zur Bedeutung der Gebärmutter und einen kurzen Überblick zur Rolle der Gebärmutter in der Medizingeschichte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 DIE GEBÄRMUTTER - medizinisches Grundlagenwissen
1.1 Aufbau und Lage der Gebärmutter
1.2 Funktionen der Gebärmutter
1.2.1 Die Gebärmutter als Sexualorgan
1.2.2 Einfluss der Gebärmutter auf die Eierstöcke und deren Hormonproduktion
1.2.3 Einfluss der Gebärmutter auf das Nervensystem
1.2.4 Die weiblichen Sexualhormone und ihre Rolle im ovariellen und uterinen Zyklus
1.2.5 Zusammenhänge zwischen dem Regelkreis der Sexualhormone und der Beta-Endorphine

2 Medizinisches Grundwissen über die Hysterektomie
2.1 Indikationen für eine Gebärmutterentfernung
2.2 Operationstechniken
2.3 Körperliche Reaktionen als Folge der Operation
2.4 Die Indikationendiskussion

3 Die „Krankheit Frau“
3.1 Medizingeschichtliche Betrachtung der Gebärmutter
3.2 Wissenschaftsmythen - die Erfindung der "Krankheit Frau"
3.3 Aus Sicht der Frauen: die Gebärmutter als Symbol
3.4 Selbstkonzept, Körperbild und "Vollwertigkeitsgefühl"
3.5 Das Objekt der Gynäkologie schaut zurück

Schlusswort

Literaturverzeichnis (und weiterführende Literatur)

Vorwort

Das Thema „Hysterektomie“ drängte sich mir geradezu auf - in Wartezimmern von Ärzten, im Autobus, sogar an der Supermarktkasse hörte ich Frauen über Gebärmutteroperationen sprechen.

Die Gebärmutterentfernung (Hysterektomie) ist eine der häufigsten Operationen bei Frauen über 40. Im Frauengesundheitsbericht Bremen 2001 heißt es:

„Jede vierte Bremer Frau zwischen 50 und 54 Jahren hat keine Gebärmutter mehr, bei den 55 bis 59 Jährigen ist es bereits jede dritte und bei den 65 bis 69 Jährigen sind es 40%. In der überwiegenden Mehrzahl waren gutartige Erkrankungen der Grund für die Entfernung der Gebärmutter. Konsequenzen für gesundheitspolitisches Handeln ergeben sich in erster Linie im Zusammenhang mit der Gebärmutterentfernung. Diese richten sich vor allem darauf, dass Frauen in der Lage sind, informiert darüber zu entscheiden, ob und wie sie ihre Beschwerden behandeln bzw. auch eine Hysterektomie durchführen lassen. Hierzu gehören sowohl eine bessere Information der Frauen wie eine höhere Transparenz des Angebots von Seiten der Krankenhäuser.“

In Deutschland werden pro Jahr etwa 150.000 Gebärmutterentfernungen durchgeführt, meist wegen Blutungsstörungen oder Myomen: 70 bis 90 Prozent der Gebärmutterentfernungen wären aber unnötig, sagt der Gynäkologe Dr. Möller. Er ist einer der deutschen Gynäkologen, die derartige Beschwerden gebärmuttererhaltend operieren, d. h. wenn eine Gebärmutterentfernung notwendig ist, bietet er Methoden an, bei denen nur jener Teil der Gebärmutter entfernt wird, der die Beschwerden verursacht. Dadurch werden die Senkungsbeschwerden, die gewöhnlich in Folge einer Gebärmutterentnahme auftreten, nämlich Harninkontinenz oder sexuelle Probleme, weitgehend vermieden.

Die Gebärmutter ist ein auch nach der Reproduktionsphase wichtiges Organ, das stark symbolisch besetzt werden kann. Die von Männern geprägten Bilder von Weiblichkeit sind in der Gesellschaft wie in unseren Köpfen sehr dominant, und es ist für viele Frauen ein langer Weg, sich hier von der Fremdbestimmung und vom Objektstatus zu befreien, ihre eigene Weiblichkeit zu finden und sich als Subjekt zu erleben. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Körperlichkeit ist hier sicher eine zentrale Frage: ganz speziell hat die positive Besetzung der Gebärmutter über die Funktion der Reproduktion hinaus etwas mit der eigenen Wertschätzung als Frau zu tun.

Meine subjektive Einstellung zu Theorie und Praxis der Mainstream-Gynäkologie ist kritisch - es behagt mir nicht, dass die FRAUEN-Heilkunde vorwiegend in männliche Hände geraten ist. Frauenforscherinnen wie auch kritische GynäkologInnen stellen fest, dass allzu oft Frauenfeindlichkeit in gynäkologischen Lehrbüchern und in der einschlägigen Fachliteratur in so genannten objektiven Theorien festgeschrieben wird. Deshalb sind Forschungen von Frauen an Frauen für Frauen besonders wichtig, gerade bei gynäkologischen Fragen.

Die operierenden Gynäkologen setzen ihre Patientinnen bezüglich möglicher negativer Folgen meist nur ungenügend in Kenntnis bzw. bagatellisieren sie die Fragen und Sorgen aber auch die Beschwerden der Frauen oft.

Tatsache ist, dass die Bedeutung des Uterus für die Gesundheit der Frau auch nach den Wechseljahren noch nicht ausreichend erforscht wurde und deshalb jeglicher Eingriff an diesem Organ sorgsam abzuwägen ist. Dem Gynäkologen obliegt hier die Pflicht, seine Patientinnen ausreichend nach dem neuesten Stand der Forschung über die Funktionen des Uterus für die Gesundheit der Frau zu informieren.

Wenn Frauen sich Gedanken über die Auswirkungen einer Hysterektomie auf ihre postoperative Sexualität machen, werden sie darauf hingewiesen, dass sowieso nur bereits vorher psychologisch auffällige Frauen nachher Probleme hätten. Der Frau wird mitgeteilt, sie leide an der "Krankheit Frau".

Wenn eine Frau sich mit psychosomatischen und/oder gynäkologischen Beschwerden zum Facharzt begibt, hat sie das (Menschen-)Recht, mit ihren Beschwerden ernst genommen zu werden.

Da sich immer mehr Forscherinnen und auf dem Gebiet der Frauengesundheit für eine Gynäkologie für Frauen engagieren, besteht die Hoffnung auf eine frauengerechte medizinische und therapeutische Versorgung.

Im 1. und 2. Kapitel des vorliegenden Buches finden Sie medizinisches Grundlagenwissen zur Bedeutung der Gebärmutter. Sie können sich über unterschiedliche Gebärmutteroperationen informieren – und in welchen Fällen Ihr Gynäkologe Ihnen wahrscheinlich zu einer Gebärmutterentfernung raten wird.

Im dritten Kapitel begleite ich Sie auf einem Streifzug durch die Rolle der Gebärmutter in der Medizingeschichte – wie die Medizin die „Krankheit Frau“ erfand. Die Betrachtung der Gebärmutter ist ambivalent - in der männlich geprägten Medizin- und Geisteswelt ebenso wie im Erleben der Frauen. Früher wie heute ranken sich um die Gebärmutter kollektive Phantasien und Symbolisierungen, die sie mit Potenz und lebensspendender Kraft, aber auch mit nervöser Schwäche oder Minderwertigkeit in Verbindung bringen.

Deswegen bietet dieses Buch einen Überblick über nötiges Grundlagenwissen und die Krankheitsbilder, die mit dem „Frausein“ einhergehen können.

1 DIE GEBÄRMUTTER - medizinisches Grundlagenwissen

1.1 Aufbau und Lage der Gebärmutter

Die Gebärmutter ist ein kräftiges Muskelorgan, das im kleinen Becken zwischen Blase und Enddarm an Bändern aufgehängt und gestützt ist, so dass sich die Gebärmutter im Beckenraum bewegen oder wachsen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Ein Blick auf die Gebärmutter (Blase, Dünn- und Dickdarm nicht abgebildet), aus: Föderation der Feministischen Frauen-Gesundheitszentren (USA)(Hg.): Frauenkörper - neu gesehen, S.67

Bei einer nicht schwangeren Frau ist die Gebärmutter etwa 7 bis 9 cm lang und hat eine längliche Form. Die Gebärmutter kann ihre Lage verändern und tendiert dazu, sich bei Berührung zurückzuziehen. Bei sexueller Stimulation, beim Orgasmus, beim Stillen und auch bei der Menstruation zieht sich die Gebärmutter ebenso zusammen. Während der Schwangerschaft nimmt die Größe der Gebärmutter um das 20 bis 30fache zu. Diese enorme Vergrößerungsfähigkeit ist in der spiralförmigen Anordnung der Gebärmuttermuskelfasern begründet.

Man unterscheidet den Uteruskörper (Corpus uteri), der die oberen zwei Drittel des Organs ausmacht, den Gebärmuttergrund (Fundus), der die oberste Kuppe bildet, und den Gebärmutterhals (Cervix uteri), der in die Vagina hineinreicht (siehe Abb. 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Die weibliche Gebärmutter, hervorgehoben ist die Zervix. Aus: Cutler/ Minker: Die fragwürdige Operation, S. 45

Die Außenwand der Gebärmutter (Myometrium) besteht aus glatter Muskulatur, deren Kontraktionen vom vegetativen Nervensystem sowie von Hormonausschüttungen beeinflusst werden (z.B. zieht sich die Gebärmutter bei hohem Östrogenspiegel als Ganzes zusammen, während sich bei hohem Progesteronspiegel nur einzelne Muskelpartien zu Klümpchen zusammenziehen).Die innere Schleimhaut (Endometrium) ist weich und schwammig und während der prämenstruellen Phase in jedem Zyklus mit zahlreichen Blutgefäßen durchsetzt (siehe Abb. 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Die Gebärmutterschleimhaut. Aus: Föderation der Feministischen Frauen-Gesundheitszentren (USA)(Hg.): Frauenkörper - neu gesehen

Sobald der Gelbkörper (Corpus luteum) in den letzten sieben Tagen vor der nächsten Blutung zu schrumpfen beginnt und immer weniger Östrogene und Progesteron produziert, verändert sich auch das Endometrium entsprechend (Aufbaustopp und Beginn des Schleimhautabbaus). Das Gewebe wird nicht mehr genügend mit Sauerstoff versorgt, die Blutgefäße verkümmern, die Zellen sterben ab (außer die Frau ist inzwischen schwanger geworden - dann wird aus dem Endometrium das nährende Nest für das befruchtete Ei, das sich in ihr einnistet). Das Blut unter der Oberfläche sammelt sich in kleinen Pools, die platzen, wenn sie gefüllt sind. Blut und tote Zellen von der obersten Schicht des Endometriums treten als Menstruationsblut aus. Durch den Verlust von Blut und anderen Flüssigkeiten beginnt die Schleimhaut zu schrumpfen. Die Schleimhaut wird während der Menstruation aber nicht vollständig abgestoßen. Die untere Zellschicht bleibt erhalten und beginnt sofort, sich wieder aufzubauen. Sie wird zur obersten Schicht der Zellen, die im nächsten Zyklus abgestoßen werden.

Das untere Ende der Gebärmutter (die Cervix) unterscheidet sich strukturell vom Gebärmutterkörper. Es hat nur etwa 20 % seiner Muskelmasse, dafür besitzt es aber zahlreiche Nervenendigungen, die elektrische Impulse an Rückenmark und Gehirn weiterleiten, wenn sie durch Berührung stimuliert werden. Die Cervix verbindet außerdem die Vagina mit dem Gebärmutterkörper und produziert den sogenannten Cervixschleim.

1.2 Funktionen der Gebärmutter

Viele der Gesundheitsstörungen, als deren Therapie heute Hysterektomien und Ovarektomien (Eierstockentfernungen) verschrieben werden, sind noch ungenügend erforscht. Zwar werden ständig neue Erkenntnisse über die Physiologie des weiblichen Reproduktionstrakts gewonnen, aber vieles ist einfach noch nicht bekannt.

Wenn Frauen also bis jetzt weisgemacht wurde, nach dem Aufhören ihrer Gebärfähigkeit sei ihre Gebärmutter nutzlos, entspricht das nicht dem neuesten Stand der Wissenschaft und stellt einen groben Irrtum dar. Es stimmt nicht, dass die Gebärmutter lediglich ein sogenanntes "Erfolgsorgan" für eine mögliche Schwangerschaft darstellt und dieser Eingriff keinen Einfluss auf die Hormonbildung und das sexuelle Leben hat!

Neuere Studien weisen auf die Vielfältigkeit der Gebärmutterfunktionen über die Aufgabe als "Fruchthalter" hinaus hin, ebenso auf die Interaktionen zwischen der Gebärmutter und anderen Organen (wie z.B. den Eierstöcken). Informationen über die Bedeutung der Gebärmutter werden v.a. aus Organstudien mit systematischen Analysen der Beschwerden von Frauen nach Gebärmutterentfernungen gewonnen.

Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft lassen sich folgende Funktionen der Gebärmutter ableiten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2.1 Die Gebärmutter als Sexualorgan

In den Lehrbüchern der Gynäkologie wird ebenso wie in Publikationen der Frauengesundheitsbewegung auf die Bedeutung der Gebärmutter für das sexuelle Empfinden der Frau hingewiesen:

"Auch dem Uteruskorpus wird eine kontrahierende Wirkung am Höhepunkt des Orgasmus (Akme) zugeschrieben (...) Der Orgasmus wird in Klitorisgegend, Scheide und Uterus mit Ausstrahlung ins Becken empfunden." (Gitsch& Janisch, 1991)

Trotzdem ist es heute noch üblich, dass Gynäkologen ihren Patientinnen versichern, dass nach einer Gebärmutterentfernung keine Veränderung ihres Sexuallebens stattfände.

Mit der steigenden Anzahl von Hysterektomiepatientinnen, die über Einbußen ihres Sexuallebens klagten, richtete sich das medizinische Interesse auf die Erforschung der Bedeutung der Gebärmutter für das Sexualleben.

Neben der Sensibilität der mit zahlreichen Nervenendigungen besetzten Cervix spielen auch die Gebärmutterkontraktionen für das orgasmische Erleben der Frau eine Rolle. Die Gebärmutter hat ebenso beim Geschlechtsverkehr auf die Scheidenfeuchtigkeit einen Einfluss. Die Feuchtigkeit der Scheide rührt aus zwei Quellen her: der Sekretion aus den Scheidenwänden (vaginales Transsudat) und dem Cervixschleim. Nach einer Hysterektomie, bei der auch die Cervix entfernt wurde (siehe Abb.6 und 7), fehlt die Hälfte des Systems, das die Scheide befeuchtet, was zu Scheidentrockenheit und damit verbunden zu sexuellen Problemen führen kann.

1.2.2 Einfluss der Gebärmutter auf die Eierstöcke und deren Hormonproduktion

Die Gesundheit der Eierstöcke hängt entscheidend von der Gebärmutter ab. Bestimmte Substanzen der Gebärmutter beeinflussen offensichtlich die Hormonproduktion. Obwohl das noch nicht genauer erforscht wurde, ist bekannt, dass bei vielen Frauen, denen vor der Menopause die Gebärmutter herausoperiert wurde, die nicht entfernten Eierstöcke aufhörten, in zyklischem Rhythmus Hormone zu produzieren.

Dr. Korbei, ein kritischer Wiener Gynäkologe, weist darauf hin, dass nach einer Gebärmutterentfernung vermehrt Zystenbildungen in den Ovarien auftreten, was dann weitere Operationen nach sich ziehen kann (persönliches Gespräch mit Dr. Korbei, 1998).

In vielen Studien wurden bereits Zusammenhänge zwischen einer Hysterektomie und dem anschließenden Auftreten von klimakterischen Beschwerden aufgezeigt. Innerhalb von drei Tagen nach der Operation lässt die Produktion der Eierstockhormone zeitweilig (manchmal auch dauerhaft) nach: Es kreisen deutlich weniger Östrogene, Progesteron, Androstendion und Testosteron im Blut. Ebenfalls unmittelbar nach der Operation verändert sich auch die Ausschüttung der Hormone LH, FSH sowie der Beta-Endorphine.

Aus zahlreichen Publikationen zur Rolle der Prostaglandine im Körper der Frau ist heute bekannt, dass Prostaglandine aus der Gebärmutter in die Venen zwischen der Gebärmutter und den Eierstöcken gelangen und von dort aus direkt in die Eierstöcke wandern. Da Prostaglandine auch eine wichtige Rolle für die Gelbkörperphase spielen, könnte ihr Vorhandensein in der Cervix erklären, warum die Eierstöcke bei annähernd 50% der hysterektomierten Frauen aufhören zu arbeiten. DieFrauen, deren Eierstöcke nach einer Hysterektomie weiterarbeiten, erhalten vermutlich die für die Funktion der Eierstöcke so wichtigen Prostaglandine durch sexuelle Aktivität, da Prostaglandine auch im männlichen Samen vorhanden sind (Cutler 1984).

1.2.3 Einfluss der Gebärmutter auf das Nervensystem

Die Gebärmutter ist eng mit dem Nervensystem verbunden. Eine Gebärmutterentfernung beeinträchtigt daher das Funktionieren des Nervensystems und damit auch die ganze Frau.

In drei wesentlichen Bereichen können Störungen entstehen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2.4 Die weiblichen Sexualhormone und ihre Rolle im ovariellen und uterinen Zyklus

Physiologisch gibt es den ovariellen und den uterinen Zyklus. Diese Zyklen sind über ein kompliziertes Nerven- und Hormonsystem miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Mit den anatomischen Veränderungen im ovariellen Zyklus treten synchron dazu charakteristische Veränderungen im Endometrium auf. Diese Aufeinanderfolge von Änderungen wird Menstrual- oder uteriner Zyklus genannt.

Die Steuerung der weiblichen Hormonausschüttungen ist ein zyklischer Vorgang. Im Lauf eines Menstrualzyklus werden Hormone in wechselnden Mengen abgegeben, was im Folgenden vereinfacht dargestellt werden soll:

Der Hypothalamus regt die Hypophyse zur Hormonproduktion an. Die Hypophysenhormone wirken auf die Hormonabgabe im Eierstock: In der ersten Hälfte des Menstruationszyklus (follikuläre Zyklusphase) werden unter dem Einfluss des FSH in den Graafschen Follikeln die Östrogene Östron und Östradiol gebildet. Die Östrogene regen das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut an. In der zweiten Hälfte des Menstruationszyklus (luteale Phase) bewirkt das LH den Follikelsprung. Nach der Ovulation wandelt sich der Follikel unter dem Einfluss von LH und LHT unter der Einlagerung von Lipiden zum Gelbkörper um. Im Gelbkörper werden in der lutealen Phase die Gestagene (v.a. Progesteron) aufgebaut. Das Progesteron ist für die Vorbereitung der Implantation eines befruchteten Eis zuständig.

Die Hormone des Eierstocks regeln das Schleimhautwachstum in der Gebärmutter, ihre Menge wirkt auf die Hypophyse zurück: Bei hohem Hormonspiegel wird die Hypophysentätigkeit gehemmt, wodurch die Hormonproduktion der Hypophyse und in Folge auch die der Eierstöcke nachlässt. Die fehlenden Eierstockhormone bewirken eine Ablösung der Schleimhaut und regen die Hypophyse wieder zu vermehrter Hormonproduktion an.

1.2.5 Zusammenhänge zwischen dem Regelkreis der Sexualhormone und der Beta-Endorphine

Die Gebärmutter und die Eierstöcke spielen neben der Aufrechterhaltung des Kreislaufs der weiblichen Sexualhormone auch eine Rolle im Kreislauf der Beta-Endorphine und der im weiblichen Hormonhaushalt in geringerer Menge vorhandenen männlichen Sexualhormone Androstendion und Testosteron.

Androstendion wird in den Fettzellen des Körpers in Östron umgewandelt. Östron scheint wichtig für den Schutz vor Osteoporose zu sein. Menstruierende Frauen produzieren die Hälfte dieses Hormons in den Eierstöcken. So besteht nach einer Hysterektomie eine hohe Wahrscheinlichkeit für das Absinken des Androstendionspiegels und damit einhergehend ein erhöhtes Osteoporoserisiko.

Testosteron, das ebenfalls zu 50 % in den Eierstöcken produziert wird, ist wichtig für die Erhaltung der Libido. Eine häufig geäußerte Klage von Frauen nach Gebärmutteroperationen stellt den Verlust bzw. das Nachlassen des sexuellen Verlangens dar.

Die Beta-Endorphine haben einen wesentlichen Einfluss auf die Schmerztoleranz und das allgemeine Wohlbefinden. Frauen mit normalem Monatszyklus produzieren um die Zeit ihres Eisprungs herum ca. fünfmal so viele Beta-Endorphine wie sonst. Frauen mit unregelmäßigen Zyklen mit gestörtem Östrogen-Progesteron-Rhythmus sowie Frauen, die unter dem Prämenstruellen Syndrom (PMS) leiden und zu Depressionen neigen, haben nicht diesen Beta-Endorphin-Anstieg, der ein Charakteristikum eines normalen Zyklus darstellt. Auch nach den Wechseljahren sowie nach einer Eierstockentfernung sinkt der Beta-Endorphin-Spiegel beträchtlich.

Wie es sich mit den Beta-Endorphinen nach einer Hysterektomie verhält, wurde bislang noch nicht untersucht. Es ist möglich, dass die Unterbrechung der Verbindung zwischen den Eierstöcken und der Gebärmutter (wie das bei einer Hysterektomie mit Erhaltung der Eierstöcke der Fall ist) einen postoperativen Abfall des Beta-Endorphin-Spiegels nach sich ziehen kann, was die Häufigkeit von Depressionen nach einer Hysterektomie erklären könnte.

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Details

Seiten
Jahr
2008
ISBN (eBook)
9783656666738
ISBN (Paperback)
9783656673606
Dateigröße
1.5 MB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Juni)
Schlagworte
gebärmutter medizinisches grundlagenwissen form funktion krankheitsbilder
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