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Ulrich Becks Individualisierungsthese. Eine kritische Betrachtung

©2014 Hausarbeit 14 Seiten

Zusammenfassung

Ulrich Becks Individualisierungsthese hinterfragt klassische Sozialisationstheorien beziehungsweise zweifelt ihre Anwendbarkeit auf die moderne Gesellschaft an. Der in den letzten Jahrzehnten stattgefundene kategoriale Wandel im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, erzwingt nach seiner Ansicht einen gänzlich neuen Blickwinkel. Diesem versucht er mit seinen Theorien bezüglich der Risikogesellschaft und der Individualisierungsthese, in seinem ihm eigenen Stil, Rechnung zu tragen. Der Fokus dieser Ausarbeitung wird auf den daraus stammenden Themenkomplex der Individualisierung und Becks Überlegungen diesbezüglich gesetzt. Diese werden detailliert aufgezeigt und kritisch betrachtet.
Einleitend wird Becks Individualisierungsthese allgemein dargestellt. Anschließend werden einzelne Aspekte und daraus abzuleitende Thesen näher behandelt. So wird der Fahrstuhlef-fekt analysiert, die Rolle der Frauen im gesellschaftlichen Wandel beleuchtet sowie der wich-tige Bereich der „riskanten Freiheiten“ thematisiert. Ein anschließendes Kapitel widmet sich den Eigenheiten von Becks Schreibstil. Abschließend wird im Rahmen einer Schlussbetrach-tung ein Fazit erarbeitet, in dem unter anderem die oben dargestellte Frage beantwortet wird.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Individualisierungsthese
2.1 Der Fahrstuhleffekt
2.2 Arbeitsmarktbezogene Teilkomponenten
2.3 Frauen als Hauptgewinnerinnen des Wandels?
2.4 Riskante Freiheiten

3 Analyse von Becks Schreibstil

4 Schlussbetrachtung

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„`Individualisierung sozialer Ungleichheit`- wird damit nicht alles vergessen, alles verkannt, alles in den Wind geschrieben: der Klassencharakter, die Systemhaftigkeit, die Massengesellschaft, die Kapitalverpflechtungen, der ideologische Schein, die Entfremdung, die anthropologischen Konstanten und die Differenziertheit der sozialhistorischen Wirklichkeit? Kommt mit dem Begriff des Individualisierungsprozesses nicht zwangsläufig die Soziologie an ihr frühes Ende, wird ihr möglicherweise damit das Sterbeglöcklein geläutet?“[1]

Ulrich Becks Individualisierungsthese hinterfragt klassische Sozialisationstheorien beziehungsweise zweifelt ihre Anwendbarkeit auf die moderne Gesellschaft an. Der in den letzten Jahrzehnten stattgefundene kategoriale Wandel im Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, erzwingt nach seiner Ansicht einen gänzlich neuen Blickwinkel.[2] Diesem versucht er mit seinen Theorien bezüglich der Risikogesellschaft und der Individualisierungsthese, in seinem ihm eigenen Stil, Rechnung zu tragen. Der Fokus dieser Ausarbeitung wird auf den daraus stammenden Themenkomplex der Individualisierung und Becks Überlegungen diesbezüglich gesetzt. Diese werden detailliert aufgezeigt und kritisch betrachtet.

Einleitend wird Becks Individualisierungsthese allgemein dargestellt. Anschließend werden einzelne Aspekte und daraus abzuleitende Thesen näher behandelt. So wird der Fahrstuhleffekt analysiert, die Rolle der Frauen im gesellschaftlichen Wandel beleuchtet sowie der wichtige Bereich der „riskanten Freiheiten“ thematisiert. Ein anschließendes Kapitel widmet sich den Eigenheiten von Becks Schreibstil. Abschließend wird im Rahmen einer Schlussbetrachtung ein Fazit erarbeitet, in dem unter anderem die oben dargestellte Frage beantwortet wird.

2 Die Individualisierungsthese

Eines der wichtigsten Stichworte gesellschaftlichen Wandels wurde 1986 von Beck in die Diskussion eingebracht. Der Begriff der Individualisierung darf jedoch nicht mit dem ähnlich klingenden psychologischen Konzept der Individuation im Sinne eines individuellen Entwicklungsprozesses verwechselt werden.[3] Allgemein gesprochen meint Individualisierung vielmehr „[…] bestimmte subjektiv-biographische Aspekte des Zivilisationsprozesses […].“[4] Der Versuch, Becks Individualisierungsthese zu erschließen, führt in ein sehr viel komplexeres Denkmuster, welches im Wesentlichen drei Dimensionen umfasst:

1. Die „Freisetzungsdimension“: eine Herauslösung der Individuen aus historisch vorgegebenen Sozialformen und –bindungen im Sinne traditionaler Herrschafts- und Versorgungszusammenhänge. Zum Beispiel der Zerfall von lebensweltlichen Kategorien wie Klasse und Stand, Geschlechterrollen, Familie, Nachbarschaft etc.; oder auch der Zusammenbruch staatlich verordneter Normalbiographien, Orientierungsrahmen und Leitbilder (bspw. ehemalige DDR).[5]
2. Die „Entzauberungsdimension“: ein Verlust von traditionalen Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen.
3. Die „Kontroll- bzw. Reintegrationsnorm“: eine neue Art der sozialen Einbindung,[6] durch institutionelle Anforderungen, Kontrollen und Zwänge. Anhand von Arbeitsmarkt, Wohlfahrtsstaat und Bürokratie wird das Individuum in Verstrickungen von Regelungen, Maßgaben und Anspruchsvoraussetzungen eingebunden. Jede institutionelle Vorgabe (z.B. Rentenrecht, Erziehungsgeld o.ä.) beinhaltet den besonderen Aufforderungscharakter, ein eigenes Leben zu führen.[7]

Durch die dritte Dimension wird die Bedeutung des Individualisierungstheorems an sich bereits wieder in ihr Gegenteil verkehrt. Individualisierung der Lebenslagen, als Loslösung von traditionellen Mustern, geht einher mit der Anpassung an richtungsweisende Institutionen. Offensichtlich bieten also bereits diese drei Momente einen enormen Pool der Missverständnisse. „Sie bilden ein allgemeines, ahistorisches Modell der Individualisierung[…]“[8] ab. Doch das homomorphe, modellhafte Abbild komplexer Zusammenhänge, muss, der Verständlichkeit geschuldet, vereinfachend fungieren[9], weshalb Widersprüche und Missverständnisse entstehen können. Beck differenziert daher sein Individualisierungsmodell begrifflich, indem er eine zweite Dimension hinzuzieht. Es wird somit zusätzlich nach „objektiver Lebenslage“ und „subjektivem Bewusstsein“, im Sinne von Identität, Selbstfindung, differenziert. Zur Verdeutlichung kann die folgende Sechs-Felder-Matrix genutzt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Sechs-Felder-Matrix „Individualisierung“[10]

[...]


[1] Beck, Ulrich (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt am Main: Suhrkamp-Taschenbuch-Verlag, S. 130.

[2] Vgl. Beck, Ulrich (1986), S. 205.

[3] Vgl. Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend: Individualisierung in der Risikogemeinschaft, URL: http://www.bmfsfj.de/doku/Publikationen/spfh/9-Theoretische-grundlagen/9-1/9-1-1-individualisierung-in-der-risikogesellschaft.html, (19.03.2014).

[4] Beck, Ulrich (1986), S. 206.

[5] Vgl. Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (1994): Individualisierung in modernen Gesellschaften - Perspektiven und Kontroversen einer subjektorientierten Soziologie, in: Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (Hrsg.): Riskante Freiheiten, Frankfurt am Main: Edition Suhrkamp, S. 11.

[6] Vgl. Beck, Ulrich (1986), S. 206.

[7] Vgl. Beck, Ulrich/ Beck-Gernsheim, Elisabeth (1994), S. 12.

[8] Beck, Ulrich (1986), S. 206.

[9] Modell, URL: http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/modell/modell.htm, (19.03.2014).

[10] Eigene Abbildung, in Anlehnung an Beck, Ulrich (1986), S. 207.

Details

Seiten
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783656689003
ISBN (Buch)
9783656688990
Dateigröße
422 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Erscheinungsdatum
2014 (Juli)
Note
1,7
Schlagworte
ulrich becks individualisierungsthese eine betrachtung
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Titel: Ulrich Becks Individualisierungsthese. Eine kritische Betrachtung