Doping. Interaktion verschiedener sozialer Subsysteme?
Eine soziologische Analyse
Zusammenfassung
Wenn es nämlich „für das Umfeld der Athleten darum geht, Arbeitsplätze durch Medaillenerfolge zu sichern, Sportmedizin im Interesse der Steigerung und nicht im Interesse der Gesundheit des Athleten zu betreiben [...], liegt nicht bloß die Duldung von, sondern die Ermunterung oder gar die Anordnung zum Doping nahe.“ Doch trotz der Beeinflussung außersportlicher Faktoren und der weitreichenden Verwurzelungen in gesellschaftliche Subsysteme besitzt Doping meistens nur eine Erscheinungsform, nämlich das deviante Verhalten des Sportlers.
Doping wird nämlich genau in dem Moment greifbar, in dem sich der Athlet für unerlaubte Mittel entscheidet. Es bleibt unklar, ob er eventuell durch verschiedene Faktoren gezwungen war, denn es ist „in der Tat wesentlich einfacher, über Normverstöße ertappter Sportler zu lamentieren, als über den Zusammenhang zwischen Individualhandeln und dessen strukturellen Bedingungen zu recherchieren, [...]“.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Athleten
3. Das System Hochleistungssport
4. Die Funktionäre
5. Das Publikum
6. Die Gesellschaft
6.1. Wirkung des Dopings auf die Gesellschaft
7. Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
1. Einleitung
Die aktuelle Situation des gesellschaftlichen Doping-Diskurses stellt eine Handlungsnot sicherlich außer Frage. Bette und Schimank beschreiben Doping daher als „zielgerichtetes Handeln, nicht bloß eine gedankenlos befolgte Gewohnheit oder das Ergebnis eines plötzlichen Affektausbruchs des Subjekts.“[1] Offensichtlich sind im heutigen Spitzensport soziale Dynamiken am Werk, die sich nicht linear aus den Handlungsintentionen einzelner Personen ableiten lassen.[2]
Objektiv ist Doping daher nur im Zusammenspiel mit übergeordneten Sozialsystemen zu betrachten.
Im Folgenden soll eine mehrperspektivische Sicht ansatzweise dargestellt werden, welche die Grundlage für die Bekämpfung des Problems darstellt. Wenn es nämlich „für das Umfeld der Athleten darum geht, Arbeitsplätze durch Medaillenerfolge zu sichern, Sportmedizin im Interesse der Steigerung und nicht im Interesse der Gesundheit des Athleten zu betreiben [...], liegt nicht bloß die Duldung von, sondern die Ermunterung oder gar die Anordnung zum Doping nahe.“[3] Doch trotz der Beeinflussung außersportlicher Faktoren und der weitreichenden Verwurzelungen in gesellschaftliche Subsysteme besitzt Doping meistens nur eine Erscheinungsform, nämlich das deviante Verhalten des Sportlers.
Doping wird nämlich genau in dem Moment greifbar, in dem sich der Athlet für unerlaubte Mittel entscheidet. Es bleibt unklar, ob er eventuell durch verschiedene Faktoren gezwungen war, denn es ist „in der Tat wesentlich einfacher, über Normverstöße ertappter Sportler zu lamentieren, als über den Zusammenhang zwischen Individualhandeln und dessen strukturellen Bedingungen zu recherchieren, [...]“.[4]
In diesem Gefüge aus Gesellschaft, Verbänden, Sponsoren und Medien ist der Athlet der sog. Hauptakteur. Daher ist es notwendig, über Motive und Beweggründe der Sportler zu diskutieren, um Zusammenhänge in den einzelnen Sozialsystemen zu verstehen.
2. Die Athleten
Die Soziologen Bette und Schimank haben schon vor fast einem Jahrzehnt die Mechanismen des Hochleistungssports wissenschaftlich und höchst differenziert aufgearbeitet:
„Abweichendes Verhalten ist demnach nicht allein eine individuelle Entscheidung. Bei entsprechendem Umfeld und Rahmenbedingungen kann ein Athlet in einer sog. biographischen Falle [5] landen.“[6]
Der dahin führende pfadabhängige Prozess läßt ihm kaum noch eine andere Wahl, als um jeden Preis den sportlichen Erfolg zu suchen.
Der Athlet befindet sich daher in einer Zwickmühle, wenn er leistungsorientierten Sport betreibt. Der Entscheidung, den eigenen Körper durch verbotene Substanzen leistungsfähiger zu machen, steht eine Nutzen- und Kostenabwägung voran. Auf der einen Seite verschafft sich der Sportler vielleicht den entscheidenden Vorteil gegenüber Mitstreitern und maximiert somit die Gewinnchancen, auf der anderen Seite geht er das Risiko der mit der Einnahme der Substanzen einhergehenden Gesundheitsschädigung ein. Für welche Richtung er sich entscheidet ist abhängig auch oder vor allem von ethisch moralischen Denkprozessen.[7] Bette und Schimank machen die Struktur von Sportlerkarrieren und ihre Umlagerung durch ein erfolgsabhängiges und die Devianz abpufferndes Umfeld für diesen Prozess verantwortlich.[8] Der Soziologe Gunter A. Pilz vertritt eine ähnliche Auffassung, spricht aber von einer Wandlung der Handlungsmoral und erläutert dies anhand der Unterscheidung zwischen dem „informellen Fair Play“[9] und dem „formellen Fair Play“.
Laut Pilz zielt das „informelle Fair-Play“ auf das Herstellen von möglichst absoluter Chancengleichheit und den Verzicht auf jeglichen zufälligen Vorteil ab. Dahinter verbirgt sich die ethische Grundhaltung des Miteinanders im sportlichen Wettkampf, die Achtung des sportlichen Gegners als gleichberechtigten Partner und das Bestreben, auch im sportlichen Wettkampf, den Spielcharakter aufrechtzuerhalten.
An Stelle dieser „informellen Fairneß“, die dem Verständnis des Sports als Selbstzweck entspricht, so Pilz, trat aufgrund von gesellschaftlichen und kommerziellen Entwicklungen die „formelle Fairneß“. Das heißt, dass das Herstellen von Wettbewerbschancen lediglich auf das Befolgen von bestehenden Regeln reduziert wurde.[10]
Aus Sicht der Ethik beinhaltet informelle Fairneß moralisches Handeln in ihrem Selbstverständnis, wohingegen die formelle Fairneß nicht von dem Handelnden verlangt sich moralisch, uneigennützig und hilfsbereit zu verhalten.
Pilz betrachtet daher Doping letztendlich nicht als moralisch verwerflich, sondern als rationale Form der Problemlösung „[...]mit der individualisierte Akteure flexibel und ohne innere Hemmungen auf ihre Freisetzung aus traditionellen Sozialmilieus und korrespondierende Entmoralisierungserscheinungen reagieren.“[11] Ebenso warnen Bette und Schimank[12] wegen der systemimmanenten Zwänge[13] davor, das Doping als abweichendes Verhalten des Athleten zu moralisieren.
Die Akteure im Sport sind insofern „individualisiert“, als dass der Leistungssportler im Sport seine Identität entwirft und sich mittels seiner Leistung von anderen abheben möchte. Die einzige Möglichkeit der Individualisierung besteht also darin, besser als die anderen Sportler derselben Sportart zu sein und somit Einzigartigkeit gegenüber den anderen zu erringen.[14] Im Dopingfall verändert sich diese Individualethik in rein zweckrationales Handeln.
Diese Art des Handelns wird von Bette und Schimank als Leistungsindividualismus bezeichnet.[15]
Diese sog. „Entmoralisierungserscheinungen“ beziehen sich demnach auf die Abkehr von traditionellen, offiziellen Wertorientierungen des Sports hin zu zweckrationalen Handlungslogiken wie der Verwendung von Dopingmitteln.
Laut Treutlein und Bette haben sich daher gezielte Strategien des Verschweigens, Unterlassens und gezielter Desinformation etabliert, um einerseits die Wertorientierungen in der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten und andererseits den vielfältigen Erfolgserwartungen des Systems gerecht zu werden.[16] So können auch Verhaltensweisen wie z.B. von der Athletin Marion Jones, die sogar von ihrem Ex-Mann des Dopings bezichtigt wurde, jedoch jegliche Einnahme von Doping bestreitet und ihre Unschuld beteuert, gedeutet werden.[17] Ebenso sind auch die Mitwirkenden des Sportsystem bemüht, Enthüllungsjournalisten oder geständige Sportler und Funktionäre klein zu halten und haben entrüstet auf kollektive Dopingpraktiken zu reagieren, um ihre eigene berufliche Zukunft nicht zu gefährden. Laut Berendonk bildet jede Doping-Gemeinschaft einen Geheimbund, in dem alle Mitglieder einander zu lebenslangem Schweigen verpflichtet sind und dafür vom Sportverband oder Staat belohnt wird. Wer jedoch sein Schweigen bricht, muß mit Nachteilen rechnen.[18] Bette und Schimank bezeichnen diese Abhängigkeitsstrukturen auch als „mafiöse Struktur“.[19]
„ Der Leistungssportler muss mit dem systematisch gestellten Strukturproblem umgehen können, zugleich siegen wollen „und“ ebenso entschieden für die Gerechtigkeit der Auseinandersetzung eintreten.“ [20]
Es stellt sich die Frage, ob für den Athleten ein Ausweg aus dieser paradoxen Lage besteht.
Die Soziologen Bette/ Schimank halten ihn jedenfalls für überfordert.[21] Obwohl es immer Athleten geben wird, die z.B. Wettkämpfe mit gedopten Sportlern boykottieren,[22] wird es auch immer Athleten geben, die Anti-Dopingkampagnen dazu nutzen, ihr eigenes „Fehlverhalten“ zu verstecken.[23]
In diesem Zusammenhang erscheint die durch den hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports und die damit verknüpfte große soziale Verantwortung von Spitzensportlern problematisch. Besonders schwierig erscheint jedoch die Tatsache, dass die Leistung eines Sportlers oft zum Maßstab seines gesellschaftlichen Erfolgs stilisiert wird.[24] Der Sportler ist gleichsam Vorbild für die Jugend[25] und „Aushängeschild einer Nation“.[26] Durch diese Einbindung des Athleten in all die Bedingungen, Mechanismen und Einschränkungen des Systems Hochleistungssport sowie bei dem Versuch der Rollenerwartung `Sieger` sowie der Rolle `Sportler` gerecht zu werden, ist die Einnahme von unerlaubten Substanzen geradezu logisch und erwartbar.[27]
Um sich fair gegenüber seinen Gegnern zu verhalten, müsste der Athlet sowohl Niederlagen in Kauf nehmen als auch gegen die Zwänge und den auferlegten Siegescode des Systems Hochleistungssport vorgehen. Dieser `fromme` Gedanke scheint jedoch realitätsfern.
Dennoch ist der Athlet stets für ein Dopingvergehen zu bestrafen, wobei es nicht möglich ist, sein Verhalten weder durch den Verweis auf mangelnde Chancengleichheit noch auf die nicht vorhandene Fairness zu legitimieren. Nach Möglichkeit und Nachweisbarkeit sind aber auch sein soziales Umfeld, die verantwortlichen Trainer, Ärzte und Verbandsoberen, die Dopingmaßnahmen vorschreiben, sowie im Idealfall die verantwortlichen Verbände, Unternehmen und Politiker, zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Ziel muss sein, dass ein Athlet zweifelsfrei davon ausgehen kann, dass er die Chancengleichheit wahrt, wenn er nicht dopt und nicht etwa, dass er sich dopen muss, um Chancengleichheit zu wahren. Dies wird in der aktuellen Situation nur der Fall sein, wenn er volles Vertrauen in die durchgeführten Kontrollen auf nationaler und internationaler Ebene hat.
3. Das System Hochleistungssport
Mundus vult decipi, ergo decipiatur. - Die Welt will betrogen werden, also soll sie betrogen werden. (Lateinisches Sprichwort)[28]
Es gilt zu erörtern, ob das System Hochleistungssport in seiner Struktur der Nährboden für betrügerische Phänomene wie Doping sein kann. Sind Kontrollmaßnahmen seitens der Verbände und das Nachdenken über ein staatliches Anti-Doping-Gesetz nicht doch nur eine Sisyphusarbeit, die allerhöchstens kurzfristigen Erfolg nachweisen kann?
Den Zusammenhang zwischen Doping und Sportsystem kommentiert Prof. Helmut Digel mit ernüchtender Deutlichkeit wie folgt:
„Das Doping-System ist Resultat der Systemlogik des Hochleistungssports Der Steigerungsimperativ [29] des Spitzensports bewirkt..., dass Athleten immer intensiver mit Fragen des Grenznutzens ihres Trainings und ihrer Wettkämpfe konfrontiert werden Dies führt zu der Vermutung, dass die Systemlogik des Hochleistungssports Dopingverstöße zwangsläufig bedingt, dass in gewisser Weise das System Hochleistungssport auf Selbstzerstörung ausgerichtet ist.“[30]
Digel zufolge erscheint ohnehin der Grenznutzen des Trainings immer fragwürdiger.[31] Eine derartige Kalkulation ist zugegeben aus moralischen Gründen nicht vertretbar, demnach wird ihr vorgebeugt, indem das Risiko der Dopingüberführung von vornherein übergroß erscheint, so dass durch die stete Verbesserung der Dopinganalytik und der daraus resultierenden Abschreckung die Versuchung der Amoralität mindert.
Obwohl sich die Einnahme von Dopingsubstanzen nicht nur im Spitzensport und im Bodybuilding, sondern auch längst im Breitensport etabliert hat und im großen Stil durchgeführt wird, unterscheidet sich der Hochleistungssport vom Breiten- und Freizeitsport im Wesentlichen in den Punkten Fairness, Fitness und Geselligkeit. Diese sind bei Hochleistungssportlern nur untergeordnete, wahrscheinlich nur schwach oder gar nicht existierende Motive. Hier stellen hingegen Siege und Niederlagen die maßgeblichen Fixpunkte dar. Das Streben des Leistungssports nach Siegen und Rekorden, treibt nicht nur den Athleten selbst an, sondern steigert sowohl die Unterstützungsbereitschaft der Trainer, Funktionäre, medizinischer Betreuer, Masseure, Vereinsfunktionäre und Manager sowie der Medien, Wirtschaft und Sportpolitik[32]. Der Athlet wird dadurch zum Exekutivorgan dieses komplexen Zusammenhangs von Akteuren. Seine sportliche Leistung ist somit immer das Ergebnis des Zusammenwirkens dieses Unterstützungsumfeldes mit dem Athleten.
Zusammenfassend ist der Athlet in das System Hochleistungssport mit all seinen Bedingungen, Einschränkungen und Mechanismen eingebunden und besonders aus ökonomischer Sicht von ihm abhängig. Sein Unterstützungsmilieu wird zunehmend für ihn zur „totalen Institution“.[33]
Lüschen zufolge kann dieses Umfeld zudem eine subkulturell determinierende Kontrollfunktion wahrnehmen und Doping somit eine kollektive Problemlösung darstellen.[34] Die daraus resultierende Abweichung von den „Olympischen Werten“ und weiteren offiziellen Verhaltensstandards erscheint in diesem Zusammenhang nicht als überraschend, sondern als erwartbar und natürlich.[35]
Die Rolle des Unterstützungsfeldes der Athleten muss also überdacht und neu definiert werden, um der Gratwanderung zwischen Sieg und Niederlage, respektive zwischen ökonomischen Nutzen und Schaden das Risiko zu nehmen.
Laut Mader bringt der Siegescode[36] den „Aufwand der Vielen und den Gewinn der Wenigen hervor.“ Auch gehe es nur noch um eine „Prämierung seltener und immer schwieriger zu erreichender Ereignisse.[37]
Dabei dürfen Unterstützungsressourcen und Fördergelder nicht ausschließlich an Bestleistungen geknüpft sein und auch bei zweiten Plätzen keine wirtschaftlichen Existenzen in Frage gestellt werden. Gefragt sind insbesondere diejenigen, die vom bedingungslosen Funktionieren des Systems und der Athleten profitieren; sie sind hier gefordert, Verbesserungen zu erzielen. Im Folgenden wird die Position der Funktionäre, der sportbegeisterten Öffentlichkeit sowie die Rolle der Gesellschaft innerhalb des Interaktionsgeflechts Doping zu analysieren sein.
4. Die Funktionäre
Der Funktionär besitzt im Hochleistungssport eine besondere Stellung und Bedeutung. Die Aufgabe des Funktionärs, als Interessenvertreter verschiedener im Hochleistungssport agierender Gruppen, erweist sich, in diesem auf Erfolg und Leistung angewiesenen Gefüge, als äußerst prekär und schwierig. In den letzten Jahrzehnten hat der Begriff „Sportfunktionär“ innerhalb einer Entwicklung von größeren und großen Sportvereinen und –verbänden, zu Wirtschaftsunternehmen und, wie in der Fußball Bundesliga, zu Aktiengesellschaften, eine Ausweitung erfahren. Aufgrund des zeitlichen Aufwands ist in diesen Vereinen eine ehrenamtliche Tätigkeit kaum noch möglich. In den Ehrenämtern von früher sind heute Manager tätig, und ihre Aufgaben gleichen denen der Führungskräfte in der freien Wirtschaft. Nach Adam[38] kann der Sportfunktionär „für den Leistungsaufbau die materiellen und organisatorischen Voraussetzungen schaffen.“ Letztendlich ist natürlich die vollbrachte Leistung das Resultat aus Talent und Motivation des Athleten.
Allerdings kann bewiesenermaßen das betreuende Umfeld zur Leistungsmaximierung motivieren. Ein gutes Unterstützungsmilieu, d.h. eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Funktionären, Medizinern und Trainern, stellt sich also als eine weitere Grundvoraussetzung zur sportlichen Höchstleistung dar.
Der Funktionär ist verantwortlich für die Förderung, den Sozialstatus des Athleten und die Sicherung seiner Ausbildung.
Der Funktionär definiert sich, unter der Prämisse des Erfolgs und des damit einher gehenden finanziellen Gewinns, in erster Linie über die Ziele und Interessen des Vereins oder des Verbandes. Wenn die deutschen Sportler keine internationalen Erfolge mehr erringen, verlieren sie nicht nur Förder- und Sponsorengelder sondern auch die Aufmerksamkeit der Massenmedien.[39] Daher muss sich der Funktionär auch mit den Massenmedien arrangieren, um deren Interessen bzw. deren Werbewirksamkeit, gerecht zu werden. Die Medien sind also eine Interessengruppe, die auf den Funktionär wirken. Eine weitere Interessengruppe bildet die Gesellschaft.
Dadurch, dass der Sport immer auch die eigene Nation repräsentiert, wird er genau in dieser Funktion durch Staat und Gesellschaft gefördert. Diese beanspruchen daher auch im Gegenzug eine Leistungssteigerung sowie sportliche Erfolge.
Der Sportfunktionär vertritt jedoch auch rein persönliche und egoistische Motive, da seine eigene finanzielle Situation im Wesentlichen abhängig vom Abschneiden seines Vereins oder seines Verbandes ist. Seine Hauptaufgabe besteht also im Vermitteln zwischen den einzelnen Interessengruppen möglichst zu Gunsten des Ansehens des jeweiligen Vereins oder Verbandes.
Der Sportfunktionär befindet sich in der Dopingfrage, als Repräsentant seines Sportverbandes, in einer prekären Situation.
Auf der einen Seite hat er über die Einhaltung des Dopingverbotes zu wachen, d.h. die bedingungslose Verfolgung der betrügerischen, unerlaubten Leistungssteigerung zu propagieren, und dafür zu sorgen, dass die Athleten sauber sind.
[...]
[1] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 12.
[2] Vgl. Gamper, M./ Mühlethaler, J./ Reidhaar, F., 2003, S. 92.
[3] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 189.
[4] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 13.
[5] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 110.
[6] Vgl. Artikel v. 13.11.2003: „ Die Sicht der Dinge von Theo Rous“ v. Rous, T. in http:// www.leichtathletik.de/dokumente/pressemitteilung_view.asp.; Zugriff: 04.09.2004.
[7] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 3, 31.
[8] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 3.
[9] Fair-Play und Fairneß sind im Sport synonym verwandte Begriffe.
[10] Vgl. Pilz, G., 1988, S. 25.
[11] Vgl. Pilz, . in Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 4f.
[12] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 29.
[13] Hiermit ist v.a. die Instrumentalisierung leistungssportlicher Erfolge, der Körperbezug des Sports als Unsicherheitsquelle sowie der Siegescode des Sportsystems als evaluative Leitorientierung gemeint.
[14] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U./ Wahlig, D./Weber, U., 2002, S. 25.
[15] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 32.
[16] Vgl. Treutlein in Bette, K.-H./Schimank, U., 1994, S. 155 und S. 158ff.- Darunter fallen auch Neutralisierungsrhetoriken, wobei z.B. Dopingmaßnahmen verharmlost etwa als Substitution bezeichnet werden.
[17] C.J. Hunter (Ex-Mann von M.Jones) sagt aus, er habe seiner damaligen Gattin Spritzen in die Taille gesetzt, später habe Jones die Injektionen selbst durchgeführt. Es handelte sich dabei, laut Hunter, um Wachstumshormone, Insulin, das Steroid THG und EPO.-Vgl. http://olympia.ard.de/nachrichten/, Zugriff: 04.09.2004.
[18] Vgl. Berendonk, B., 1992, S. 285.
[19] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 273.
[20] Vgl. Garz, D., 1988, S. 38.
[21] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 44.
[22] Zum Beispiel kündigten die Schweden bei der diesjährigen Olympiade in Athen ihren Rückzug an, falls die umstrittenen Athleten Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou nicht gesperrt würden.-Vgl. Süddeutsche Zeitung Artikel v. 16.08.2004, S. 37.
[23] Amensu Mensah war Werbeträgerin für die Anti-Doping-Kampagne „Keine Macht den Drogen“, wurde dennoch anhand positiver Dopingproben des Dopings mit Oxandrolon überführt. -Vgl. http://www.aerztezeitung.de/medizin/doping. Zugriff: 25.08.2004.
[24] Weber spricht in dem Zusammenhang auch von den Totalisierungstendenzen der Athletenrolle, Vgl. Weber, U., 2003, S. 104.
[25] Vgl. Krauß, M., 2000, S. 62.
[26] Vgl. Neckermann, J., 1995, S. 103.
[27] Vgl. Weber, U., 2003, S. 101.
[28] Vgl. König, E., 1993, S. 7.
[29] Gemeint ist Coubertin´s Maxime „citius, altius, fortius“, welche laut König im Kern, die Aufforderung zum Superlativ enthält und nicht nur ein konstitutiver Bestandteil der Olympischen Spiele, sondern des modernen Sportverständnisses überhaupt beinhaltet, -Vgl. König, E., Artikel v. 10.10.1998: Doping oder der Mythos vom sauberen Sport- in http://www.berlinonline.de/.bin/print.php/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/19.../0011, Zugriff: 25.09.2004.
[30] Vgl. Bette, K.-H., 1994, S. 133-152.
[31] Vgl. Digel, H., 1991, S. 300.
[32] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 28.
[33] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U., 1995, S. 134.
[34] Vgl. Lüschen, G. in: Philipp, M., 2002, S. 23.
[35] Vgl. Bette, K.-H., 1994, S. 31f..
[36] Dieser bezieht sich auf den Sieg/Niederlage-Code des Spitzensports, welches als ausdifferenziertes gesellschaftliches Teilsystem eine enge Nutzenverschränkung mit Politik, Wirtschaft und Massenmedien unterhält- Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U./ Wahlig, D./ Weber, U., 2002, S. 14.
[37] Vgl. Mader, A. in: Bette, K.-H./ Schimank, U., 1994, S. 29.
[38] Vgl. Adam, K, 1977, S. 72.
[39] Vgl. Bette, K.-H./ Schimank, U. in Gamper, M./ Mühlethaler, J./ Reidhaar, F., 2000, S. 102.