Neue Deutsche Literaturwissenschaft. Literaturgeschichte (18. - 20. Jh.)
Examensvorbereitung (Erstes Staatsexamen)
Zusammenfassung
Relevante Examensthemen 2007-2011, Aufklärung, Sturm und Drang, Kunstepoche, Romantik als Lebens- und Schreibform, Restaurationszeit, Poetischer/Bürgerlicher Realismus und Gründerzeit, Naturalisten als erste Generation der literarischen Moderne, Gegenströmungen zum Naturalismus: Krise und Aufbruchsstimmung, Literatur in der Weimarer Republik, Literatur im „Dritten Reich“, Deutsche Literatur des Exils, Deutsche Literatur nach 1945.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitendes
1. Relevante Examensthemen (2007-2011)
1.1. 2007
1.1.1. Frühjahr
1.1.2. Herbst
1.2. 2008
1.2.1. Frühjahr
1.3. 2009
1.3.1. Frühjahr
1.3.2. Herbst
1.4. 2010
1.4.1. Frühjahr
1.4.2. Herbst
1.5. 2011
1.5.1. Frühjahr
2. Aufklärung (1680/1720 - 1785/95)
2.1. Was ist politisch und gesellschaftlich neu?
2.2. Die Öffentlichkeit verändert sich, Der freie Schriftsteller meldet sich zu Wort
2.3. Die aufklärerischen Literaturtheorien von GOTTSCHED über LESSING bis zum Sturm und Drang
2.4. Subjektivität und Gesellschaftskritik in der Lyrik
2.5. Rationalismus und Empfindsamkeit. Zur Dialektik der Aufklärungsbewegung
3. Sturm und Drang (1765/67/70-1784/85)
3.1. Prometheus als Lichtgestalt
3.2. Wegbereiter des Sturm und Drang
3.3. Der junge GOETHE - Straßburger (1710/71)- und Frankfurter (1771-1775) Jahre
3.4. Der Kreis um den jungen GOETHE
3.5. Der Göttinger Hain/Göttinger Hainbund (1772-1774)
3.6. „In tyrannos!“ - Schubart und Schiller
4. Kunstepoche (-1832)
4.1. Zwischen Revolution und Restauration
4.2. Reaktionen auf die französische Revolution
4.3. Weimarer Klassik (1786-1805)
4.3.1. Einleitendes
4.3.2. Evolution statt Revolution oder: das Erbe der Aufklärung
4.3.3. Goethe
4.3.4. Schiller
4.4. Romantik als Lebens- und Schreibform (1790/93 - 1830/50)
4.4.1. Einleitendes
4.4.2. Gemeinsamkeiten der verschiedenen Schulen
4.4.3. Die Jenaer Schule - Die ältere Romantik
4.4.4. Die andere Seite der Romantik - Die schwarze Romantik - Die Schauerromantik
4.4.5. Heidelberger Romantik - Die jüngere Romantik - Die Hochromantik - Die Spätromantik
4.4.6. Schreibende Frauen in der Romantik
4.4.7. Schwäbische Romantik
4.5. Die Mainzer Republik und die Literaturpraxis der deutschen Jakobiner
4.6. Im Umkreis von Klassik, Romantik und Jakobinismus: Einzelgänger HÖLDERLIN - JEAN PAUL - KLEIST
4.7. Klassikverehrung und Klassikwirkung im 19. und 20. Jahrhundert
5. Restaurationszeit (1815-1848)
5.1. Allgemeines
5.2. Politische, soziale und wirtschaftliche Situation
5.3. Neue Gesellschaftslehren
5.4. Biedermeier
5.5. Das Junge Deutschland oder Die Jungdeutschen
5.6. Literatur des Vormärz
5.7. Literaturmarkt, Berufsschriftstellertum und Zensur
5.8. Wozu ist Literatur jetzt nützlich?
5.9. Das Programm der politischen Poesie
5.10. Rückblick auf eine Epoche: Neue Schreibweisen in Prosa, Lyrik und Drama
5.11. 1848 und das Zerbrechen der aufklärerischen Perspektive
6. Poetischer/Bürgerlicher Realismus und Gründerzeit (1848/50-1890)
6.1. Die widersprüchliche Situation und Versuche, sie darzustellen
6.2. Nationale und liberale Erziehung statt allgemeiner geistiger Freiheit
6.3. Hat die Reichsgründung 1871 neue Wege eröffnet?
6.4. Volksliteratur und Dorfgeschichte
6.5. „Haltungen“ als literarische Antwort auf die gesellschaftliche Entwicklung
6.6. Politisch engagierte Schriftstellerinnen und Schriftsteller zwischen 1848 und 1890
6.7. Die Lyrik in der Epoche des Realismus
7. Die Naturalisten als erste Generation der literarischen Moderne (1880-1900)
8. Gegenströmungen zum Naturalismus - „Die Unrettbarkeit des Ich“: Krise und Aufbruchsstimmung
8.1. Symbolismus
8.1.1. Einflüsse der französischen Symbolisten
8.1.2. Deutsche Vertreter des Symbolismus
8.2. Impressionismus
8.3. Expressionismus (1910-1920) - Das expressionistische Jahrzehnt
8.4. Dadaismus
9. Literatur in der Weimarer Republik
9.1. Nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs
9.2. Literatur als Ware
9.3. Ansätze zu einer proletarisch-revolutionären Literatur
9.4. Die Neue Frau
9.5. Neue Sachlichkeit in den 1920er Jahren
9.6. Zwischen Artistik und Engagement - Die Lyrik
10. Literatur im „Dritten Reich“
10.1. Die nationalsozialistische Machtübernahme
10.2. Die „Ästhetisierung der Politik“ oder faschistische Politik als „Gesamtkunstwerk“
10.3. Die Literatur der „Inneren Emigration“
10.4. Schreiben in der Illegalität
11. Die deutsche Literatur des Exils
11.1. Der Exodus
11.2. Kampf um die „Einheitsfront“ der Exilautoren
11.3. Kontroversen um ein neues Selbst- und Literaturverständnis der Exilautoren - Expressionismus- und Realismusdebatte
11.4. Antifaschistische Literaturpraxis
12. Deutsche Literatur nach 1945
12.1. „Als der Krieg zu Ende war“
12.2. Alliierte Kulturpolitik
12.3. Politisch-kulturelle Publizistik
12.4. Aporien des lyrischen Kahlschlags
0. Einleitendes
Die folgende Zusammenfassung soll einen Abriss über die Anforderungen nach LPO 1 (alt) für die Realschule geben. Des Weiteren ist sie auf Lyrik spezialisiert. Daher wurden im Teil der Literaturgeschichte Entwicklungen von Dramen und Prosa nicht berücksichtigt.
Für die Literaturgeschichte wurden folgende Materialien herangezogen:
Beutin, Wolfgang u.a. (Hg.): Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 7. Auflage. Stuttgart 2008. (Metzlers Lexikon der Literaturgeschichte)
Gigl, Claus J.: Deutsche Literaturgeschichte. Hallbergmoos 2010. (Abitur-Wissen Deutsch (G8), Stark-Verlag)
Jeßing, Benedikt/Köhnen, Ralph: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Stuttgart 2007.
Rothmann, Kurt: Kleine Geschichte der deutschen Literatur. 19. Auflage. Stuttgart 2009.
Rötzer, Hans Gerd: Geschichte der deutschen Literatur. Epochen, Autoren, Werke. 2. Auflage. Bamberg 2011.
Mitschrift des Examenskurses Lyrik an der Universität Würzburg im SoSe 2011 (Dr. Will)
1. Relevante Examensthemen (2007-2011)
1.1. 2007
1.1.1.Frühjahr
Thema Nr. 2: Vergleichende Interpretation (unter thematischen und formalen Aspekten) von GOETHES „Prometheus“ und „Ganymed“.
Thema Nr. 4: Vormärz, Biedermeier, Restauration. Erläutern Sie die Epochenbegriffe im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit zur Erfassung des literaturgeschichtlichen Zusammenhangs zwischen 1815 bis 1848!
Thema Nr. 6: Erläutern Sie den Begriff der literarischen Avantgarde an zwei Beispiel ih- rer Wahl!
Thema Nr. 7: Interpretieren Sie INGEBORG BACHMANNS Gedicht „Anrufung des großen Bären“, das 1955 erstmals veröffentlicht wurde! Beziehen Sie den Text anschließend auf den literaturhistorischen bzw. auch den gesellschaftsgeschichtlichen Kontext der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur!
1.1.2.Herbst
Thema Nr. 1: Analysieren Sie die beiden Mondgedichte [KLOPSTOCKS Die Sommernacht und GÜNTER EICHS Abschied vom Mond ] und nehmen Sie eine vergleichende Interpretation vor! Ordnen Sie die Texte auch in den jeweiligen Epochenkontext ein!
Thema Nr. 4: Analysieren Sie das folgende, 1838 erstmals publizierte Gedicht von CLEMENS BRENTANO [ Wenn der lahme Weber tr ä umt ] und stellen Sie es in den Kontext der literarischen Romantik! Arbeiten Sie genuin romantische Themen und Motive heraus und berücksichtigen Sie die poetische Form des Gedichts!
1.2. 2008
1.2.1.Frühjahr
Thema Nr. 6: Analysieren Sie das folgende Gedicht [ERICH KÄSTNERS Berlin in Zahlen ] und profilieren Sie vor diesem Hintergrund die Lyrik der Neuen Sachlichkeit! Vor wel- chen lyrischen Traditionen distanziert sich dieser Text und mit ihm die Lyrik der Neu- en Sachlichkeit?
Thema Nr. 8: Interpretieren Sie THOMAS KLINGS Gedicht „Bärenmarke, Moorfunde“ (2002) im Blick auf die poetologischen Implikationen des Gedichts! Stellen Sie in diesem Zusammenhang typische Merkmale der Gegenwartslyrik dar.
1.3. 2009
1.3.1.Frühjahr
Thema Nr. 1: Analysieren Sie das folgende Gedicht [ Der Frosch ] aus der Sammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“ (1738) von BARTHOLT HINRICH BROCKES und stellen Sie es in den literaturhistorischen Kontext der Frühaufklärung!
Thema Nr. 4: ANNETTE VON DROSTE-HÜLSHOFF, Der Knabe im Moor (1842): Analysieren Sie das Gedicht unter formalen, inhaltlichen und sprachlichen Aspekten und legen Sie abschließend dar, wie hier „Heimat“ dargestellt und erfahren wird!
Thema Nr. 5: Kunst = Natur - x. Erläutern Sie diese Formel von ARNO HOLZ anhand selbst gewählter Textbeispiele aus der Literatur des Naturalismus!
1.3.2.Herbst
Thema Nr. 2: Interpretieren Sie BÜRGERS „Lenore“ unter Berücksichtigung der Gattungsund Epochenkontexte!
Thema Nr. 4: Unterziehen Sie die beiden folgenden Gedichte JOSEPH FREIHERR VON EI- CHENDORFFS [ Waldgespr ä ch, Der stille Grund ] einer vergleichenden Analyse und Inter- pretation!
Thema Nr. 8: Beschreiben Sie Formen der Politisierung der Literatur in den 1960er Jahren! Berücksichtigen Sie dabei sowohl Entwicklungen in der DDR als auch Tendenzen in der westdeutschen oder schweizerischen oder österreichischen Literatur! Verdeutlichen Sie Ihre Überlegungen anhand von mindestens zwei Textbeispielen!
1.4. 2010
1.4.1.Frühjahr
Thema Nr. 2: Interpretieren Sie das folgende Gedicht von HEINRICH HEINE [ Mein Herz, mein Herz ist traurig ], zuerst erschienen im Zyklus Die Heimkehr, in: Reisebilder von H. Heine. Erster Theil. Hamburg: Hoffmann und Campe 1826. Beachten Sie bei Ihren Aus- führungen syntaktische, strukturelle, lautliche und semantische Aspekte, unter den letzteren besonders Heines Umgang mit dem romantischen Motivrepertoire.
Thema Nr. 5: Erläutern Sie anhand dreier selbstgewählter Beispiele einige Grundtendenzen der Lyrik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts!
Thema Nr. 6: Interpretieren Sie das Gedicht [ Middle Class Blues ] im Hinblick auf die formalen und inhaltlichen Elemente der Darstellung der bundesdeutschen Nachkriegs- gesellschaft und erläutern sie dabei ENZENSBERGERS Konzeption politischer Lyrik!
1.4.2.Herbst
Thema Nr. 2: Der Sturm und Drang: eine Charakteristik der Epoche nach Hauptvertretern, Grundbegriffen und zentralen Werken.
Thema Nr. 3: Interpretieren Sie das beiliegende Gedicht „Müllers Abschied“ aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1806-08)! Achten sie dabei auf Metrik, Reim, Rhetorik und Bildlichkeit und setzen Sie das Gedicht auch in Bezug zu ARNIMS und BRENTANOS Konzept der „Volkslieder“!
Thema Nr. 5: Skizzieren sie anhand von Textbeispielen die Phänomene expressionistischer Lyrik! Berücksichtigen Sie dabei sowohl formale Besonderheiten als auch programmatische Positionen! Analysieren Sie die prominentesten Themen im Hinblick auf den historischen Kontext!
Thema Nr. 6: Erörtern Sie anhand mindestens zweier Beispiele Begriff und thematische Schwerpunkte der „Neuen Sachlichkeit“!
Thema Nr. 7: Stellen Sie die Auseinandersetzung deutscher Autoren mit dem Zweiten Weltkrieg im Vergleich zweier selbst gewählter Texte unterschiedlicher Genres dar!
1.5. 2011
1.5.1.Frühjahr
Thema Nr. 1: Bestimmen Sie den Begriff der Aufklärung im Blick auf die Entwicklung der Literatur und Philosophie im 18. Jahrhundert!
Thema Nr. 2: Interpretieren Sie FRIEDRICH SCHILLERS Gedicht „Laura am Klavier“ (er- schienen in seiner „Anthologie auf das Jahr 1782“)! Gehen Sie dabei auch auf den Epo- chenkontext des Sturm und Drang sowie Veränderungen in der Liebeslyrik des 17./18. Jahrhunderts ein!
Thema Nr. 4: Entwickeln Sie Grundzüge der Naturlyrik des 19. Jahrhunderts an zwei oder mehr Beispielen!
Thema Nr. 6: Rekonstruieren Sie anhand einer Analyse der zentralen Textebenen des Gedichts Die Jugend hat das Wort, 1946) Diskurse bzw. Paradigmen der Literatur der späten 40er und frühen 50er Jahre!
Thema Nr. 8: Erörtern Sie die Bedeutung der Migration für die Gegenwartsliteratur an Beispielen ihrer Wahl!
2. Aufklärung (1680/1720 - 1785/95)
2.1. Was ist politisch und gesellschaftlich neu?
Kurzdefinition & Programm des Begriffs Aufkl ä rung nach KANT & LESSING: Befreiung des Menschen aus seiner geistigen & politischen Bevormundung (KANT) Schaffen eines Zustandes der Glückseligkeit aller mit der (sehr optimistischen) Voraussetzung von Vernunft & Mut zum selbstverantwortetem Denken (LESSING)
Epochenwende und Beginn der Moderne - Ein Jahrhundert der Vielfalt
- Literatur des gesamten 18. Jahrhunderts als Literatur der Aufklärung mit vielfältigen Strömungen (u.a. Empfindsamkeit & Sturm und Drang) Vielgestaltigkeit
- Ab Literatur der Aufklärung keine Aneinanderreihung von „Epochen“ möglich, son- dern paralleles Existieren dieser
Ideengeschichte - Frühe, mittlere und späte Aufklärung
- Aufklärung als geistige Bewegung Europas, beginnend in Westeuropa
- Frühe Aufklärung (1680/1700-1740): Bestimmung durch den Rationalismus mit DESCARTES „cogito ergo sum“1 (1596-1650) & LEIBNIZ (1646-1716)2 Rationale Ord- nung der Natur in verbindlichen & logisch begründbaren Zusammenhängen als Got- tes vollkommene Einrichtung der Welt; Bekanntmachen dieser Strömung in D durch CHRISTIAN WOLFF (1679-1754) Ablösung des mittelalterlichen Weltbildes3 o Mittlere Aufklärung (1740-1780): Bestimmung durch den Empirismus & dem Sensu- alismus auf Basis LOCKES (1632-1704) & HUMES (1711-1776) Sinneserfahrung als Basis einer erfahrungsunabhängigen Welt basierend auf einer logischen Ordnung mit einem Säkularisierungsschub (allmähliche Minderung des Einflusses dogmatischer Theologen auf das Geistesleben); Fokus nicht mehr auf das Jenseits, sondern das Diesseits
- Spätaufklärung (1780-1785/95): Kritizismus auf Basis KANTS (1724-1804) Kritik der Dimensionen menschlicher Erkenntnis als Übergang zur ersten großen Ge- schichtsphilosophie des 19. Jh., dem Idealismus
Das „Monstrum“ Deutschland (PUFENDORF)
- Vielzahl an Territorien, halbautonomen Städten & Gebieten: „Gräuel der deutschen Vielherrschaft“ Relikt des Mittelalters, Verstärkung durch den Dreißigjährigen Krieg
- Politische Systeme: Absolutismus („Der Staat bin ich!“) & aufgeklärter Absolutismus („erster Diener des Staates“)
- Reichsgewalt des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation bis 1806 beim dt. Kaiser (wenige Rechte, eher symbolische Bedeutung)
- Eigentliche Macht bei den einzelnen Territorialstaaten o Bezeichnung „Reich“ eher als formale Klammer
- Bedrückende Lebensbedingungen aufgrund der Finanzierung der Höfe o Leibeigenschaft
- Unterschicht ca. 2/3 der damaligen Gesellschaft
Wirtschaft und Gesellschaft - Aufstreben des Bürgertums
- Herausbildung einer neuen (kleinen) sozialen Schicht vor allem in den freien Reichs- städten: das Bürgertum (handeltreibend & kapitalbesitzend) ŭŢůŨŴŢŮŦġśŦųŴ t- zung der feudalen Gesellschaft, aber Einlösung seiner politischen Forderungen erst weit nach der Französischen Revolution
- Wandel der bürgerlichen Familie im 18. Jh. von einer Großfamilie hin zu einer Klein- familie (Wenden in das Private, die Innerlichkeit)4
- Entdecken von Kind/Kindheit & der Pädagogik Themen „Erziehung“ & „Erzieh- barkeit“ (vgl. KANTS Ü ber Erziehung, 1803)
- Konflikte im 18. Jh. zwischen Adel & Bürgertum: Kritik an der vorherrschenden Aris- tokratie durch Gottes Gnaden Berufen auf die Vernunft, nicht auf Gottes Gnaden o Grundsätze der Aufklärung: Vernunft als Maßstab allen Handelns, Diesseitsorientie- rung, positives Menschenbild, Gleichheit aller Menschen, Menschenrechte für alle Menschen, Religionskritik, Fortschrittsglauben, Perfektibilitätsdenken, Aufwertung des Individuums
2.2. Die Öffentlichkeit verändert sich, Der freie Schriftsteller meldet sich zu Wort
Hofpoeten & Analphabeten
- Literatur des 17. Jh.: Volksferne aufgrund höfischer Prägung & extreme Künstlichkeit Bewusste Abgrenzung vom Volk
- Kritik an Heldenromanen, schwülstigen erotischen Gedichten etc. o Entlassung von Hofpoeten (Sparmaßnahmen)
- Hinwendung der Literatur in große Handelsstädte (Leipzig) mit Herausbildung einer eigenständigen Literaturgesellschaft (städtische Theater & Opern)
- Inhalte der neuen Literatur: Würdigung des bürgerlichen Lebens & Aufklärung des bürgerlichen Lesers
- Probleme: Analphabetismus (1770: 85%; 1800: 75%) & meist nur Lektüre religiöser Literatur Keine Kenntnis von schöner Literatur (1800: 1% Leser der schönen Li- teratur; ca. 25 Mio. Einwohner)
- Ziel: Schaffen einer literarisch interessierten Öffentlichkeit
Moralische Wochenschriften - Popularisierung aufklärerischen Gedankenguts
- Beispiele: Der Biedermann, Der Patriot
- Erschließung neuer Leser über populärwissenschaftliche Abhandlungen, moralphilo- sophische Erörterungen etc.5
Lesergesellschaften - Beschränkung auf männliche Bürger und Adlige o Geselligkeitskreise: Lektüre & Diskussion
- Gründungen von ca. 430 Vereinigungen zwischen 1760 und 1800
- Meist der Aufklärung verpflichtet: Lektüreauswahl, Organisation (Demokratie)
- Probleme: Hohe Mitgliedsbeiträge (Beschränkung auf Bürgertum & Adlige) & Be- schränkung auf Männer (Studenten ebenfalls ausgenommen)
„Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (HABERMAS) - Hin zu freien Schriftstellern
- Wandel von besoldeten Hofdichtern hin zu freien Schriftstellern
- Vorteile: Finanzielle Unabhängigkeit vom Fürsten und dem Klerus
- Nachteil: Unsicheres Einkommen alleinige Finanzierung durch Autorendasein nicht möglich (geringe Auflagen: Nathan (LESSING) 2000, Schriften (GOETHE) 6000)
Honorare - Kaum Leben vom Schreiben möglich
- Bezahlung der Autoren nach Bogen (5-7 Taler)
- Ausnahmefälle: Einkommen in Höhe eines Beamten (KLOPSTOCK, LESSING, WIELAND)
- Meist Nebeneinkünfte nötig (Beamter)
Fremd- und Selbstzensur
- Vermeidung von kritischer Literatur gegenüber Staat, Religion & Gesellschaft
- Beispiel: Verbot der Publikation religionskritischer Schriften LESSINGS, WIELANDS Aga- thon, GOETHES Werther (oftmals regionale Zensur)
- Anwendung von Selbstzensur
- Versuch der Abschaffung der Zensur u.a. durch WIELAND
- Verstärkung der Zensur nach 1789
Literarischer Markt - Expansion & Organisation
- Herausbildung ab Mitte des 18. Jh.
- Rascher Anstieg der Buchproduktion & der Schriftstelleranzahl
- Entwicklung des modernen Verlagswesens & des modernen Buchhandels (Gewinno- rientierung & Barzahlung)
- Festlegen fester Buchpreise
- Kaufen von Büchern das ganze Jahr über möglich (vorher: jährlich auf Messen)
Selbstverständnis des Autors
- Notwendigkeit einer Anpassung an den literarischen Geschmack der Gesellschaft
- Literatur als „Kaufmannswaare“
- Meist Beklagen der Abhängigkeit vom Verleger
- Scheitern der schriftstellerischen Autonomie
Urheberrecht
- Urheberrecht bei den Verlagen
- Aufkommen von verlagsunabhängigen Nachdrucken (Verbot 1837/1845)
2.3. Die aufklärerischen Literaturtheorien von GOTTSCHED über LESSING bis zum Sturm und Drang
Zentrale Kategorien der aufklärerischen Literatur: Vernunft, Nützlichkeit & Humanität Versuch der Übertragung dieser Kategorien auf alle Gattungen
Die Literaturtheorie GOTTSCHEDS (1700-1766) in der Frühaufklärung - Beginn der literarischen Aufklärung
- Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen (1730) Rationalismus & Normativität
- Abwendung von den Regel- und Anweisungspoetiken des Barock & Ablehnung der gesamten Literatur des Barock („Schwulstformen“), aber Festhalten an gültigen Re- geln („drei Einheiten“ & Ständeklausel Orientierung am franz. Klassizismus ) o Forderung nach einer Verbindung von aufklärerischem Gedankengut auf verständli- che Art und Weise mit HORAZ´ Ansatz „prodesse et delectare“ (nützen und gefallen) o Aufgaben der Literatur: „delectare et prodesse“ (HORAZ) & Nachahmung der Natur (ARISTOTELES) Betonung der „Nützlichkeit“ von Literatur
- Regeln der Vernunft gleichbedeutend mit den Gesetzen der Natur Regeltreue =
Naturnachahmung
- Naturnachahmung: Nicht im Sinne einer realistischen Abbildung der Natur, sondern Ähnlichkeit mit ihr
- Forderung nach den aristotelischen drei Einheiten im Drama (Ort, Zeit, Handlung) Kritik durch LESSING
- Ständeklausel: Tragödie, Staatsromane, Heldengeschichten: Fürsten & Adlige; Komö- die, Schäfergedichte, Romane: Bürger & Landleute
- Moralpädagogische Lehrsätze Autor als Lehrmeister & Erzieher
- Inhalt der Literatur Gottscheds: Messen des Adels am bürgerlichen Moralkodex
Keine eigentliche Literatur für das Bürgertum, da Adelshof als Schauplatz der Litera- tur
- Kritik dieses Ansatzes v.a. durch LESSING: Briefwechsel mit Mendelssohn und Nicolai ü ber das Trauerspiel (1756/1757)
LESSINGS Ansatz - Eine Kritik an GOTTSCHED in der Hochaufklärung/Spätaufklärung
- Verwerfen der aristotelischen drei Einheiten, der Ständeklausel, des Nachahmungs- prinzips & der moralpädagogischen Funktionalisierung von Literatur
- Neue Funktionsbestimmung der Literatur: Abkehr von moralischen Lehrsätzen, Hinwendung zur sittlichen Läuterung durch Abkehr von der Ständeklausel (Rührung durch das Unglück „normaler“ Personen (= gemischter Charakter (weder gut noch böse)) Abkehr vom Adelshof als Schauplatz, Hinwendung zum Bürgertum
- Sittliche Läuterung/Reinigung von den Affekten (Katharsis) durch Furcht & Mitleid (eleos & phobos): Identifikation & Mitfühlen mit dem Helden, Furcht vor selbst erlit- tenem Unglück
- Abkehr vom Prinzip der Nachahmung der Natur (ARISTOTELES bzw. GOTTSCHED), Hin- wendung zur poetischen Nachahmung (Konzentration auf das Wesentliche & Typi- sche)
- Aufwertung des Autors als künstlerisches Subjekt (GOTTSCHED: Lehrmeister & Erzie- her)
Sturm und Drang (vgl. 3.)
- Herleitung des Namens von KLINGERS Drama Sturm und Drang (1776)
- Aufgreifen der Ansätze LESSINGS
- Mittelpunkt: Genie, die schöpferische Kraft des dichterischen Individuums starke Aufwertung des autonomen Autors (Geniekult); Genie als „Ersatz“ des regelkonfor- men „poeta doctus“ Genie: Schaffen einer neuen Welt aus sich selbst mit gottglei- cher Kreativität & künstlerischer Originalität; Schaffen von Regeln aus sich selbst
- Dichter als autonomer, nur für sich selbst verantwortliche Persönlichkeit Überge- ordneter Standpunkt des Dichters mit daraus resultierender Kritik an den bestehen- den Verhältnissen
- Kunst nicht mehr erlernbar
- SHAKESPEARE als Sinnbild eines genialen Dichters und Vorbild der dichterischen Pra- xis
Geniekult - „Waffe im Konkurrenzkampf“ (A. HAUSER)
- Begriff Genie als herausragendes Merkmal von Autoren im wachsenden Konkurrenz- kampf
- Genie als irrationaler Begriff Aufklärerisches Prinzip der Rationalität6
- Schlagworte des Sturm und Drang bzw. des Geniekults: Genialität, Spontanität, Indi- vidualität, Gefühl, Empfindung, Natürlichkeit, Originalität
- Ergänzung der Rationalität durch einen Gefühlskult Verbindung der ursprüngli- chen Gegenpole Verstand & Gefühl Andere Bezeichnung für die Epoche des Sturm und Drang „Genieperiode“
- Sturm und Drang keine Gegenbewegung zur Aufklärung, sondern eine Weiterführung o Thematisierung der Hemmnisse der bürgerlichen Emanzipationsbewegung (auch Einbezug des Kleinbürgertums)
- Forderung nach einer Kunst „von Gelehrten, aber nicht für Gelehrte, sondern für das Volk“ (GOTTFRIED AUGUST BÜRGER) Dichter als „Volksdichter“, Dichtung als „Volks- poesie“
2.4. Subjektivität und Gesellschaftskritik in der Lyrik
Ablösung von der höfischen Dichtung in der Lyrik in der Wende 17./18. Jh.
Prägung der Formen & Inhalte durch die Aufklärung
Vielfalt der Themen & Unterschiedlichkeit der Ausdrucksmittel DIE Lyrik der Aufklärung nicht existent
Physikotheologie in der Frühaufklärung: Verbindung von Naturwissenschaft & christlichem Glauben (z.B. BROCKES´ Irdisches Vergn ü gen in Gott, 1721-1748)7 Zentrum bei BROCKES: Schönheit & Zweckmäßigkeit in der Natur in Bezug auf den Menschen, Entdecken des Schöp- fers im Geschöpf
Formen der Lyrik in meist sehr kunstvollen Formen
- Lehrgedichte/Lehrdichtungen & Gedankenlyrik: Vermittlung der aufklärerischen Gedanken unter häufigem Rückbezug auf die Antike
- Landlebendichtung: Meiden von Hof, Stadt & Gesellschaft zugunsten einer empfind- samen Naturzuwendung
- Pathetische Oden, Hymnen & Epen8 (v.a. KLOPSTOCK):9 Thematisierung religiöser & philosophischer Inhalte
- Balladen (v.a. BÜRGER): Oftmals Darstellung von Ereignissen aus dem bürgerlichen Alltagsleben
- Volkslieder
- Elegie, Epigramm, Anakreon,10 & Xenie Adaption klassischer lyrischer Gattungen o Liebes-, Erlebnis- und Naturgedichte:11 Persönlicher und gefühlsbetonter Ausdruck des lyrischen Ich (Willkommen und Abschied (GOETHE, 1771), Mailied (GOETHE, 1771), Ganymed (GOETHE, 1774))
- Gesellschaftskritische/politische Lyrik: Kritik an Missständen der Gesellschaft (Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen (BÜRGER, 1773), F ü rstengruft (SCHUBART, 1779), Prometheus (GOETHE, 1773))
Zentraler Fokus & Neuerung der Epoche: Subjektivität & Artikulation des Individuums Lyrik als private Form der Selbsterfahrung und -darstellung mit direkter oder indirekter Vermittlung aufklärerischer Gedanken
Zum einen sehr kunstvolle Formen, zum anderen Versuch einer „volkstümlichen“ Gestaltung; Forderung BÜRGERS nach einem Schreiben „nicht für Göttersöhne“, sondern „für Menschen“ & der Heranziehung des Materials von „Bauern, Hirten, Jägern (...)“ Orientierung an den Interessen & der Aufnahmefähigkeit des Volkes
Vorbild für „volkstümliche“ Gestaltung: Volkslieder Sammeln von Volksliedern im Elsass durch HERDER & GOETHE
Volkslieder als Beweis für schöpferische Kraft im Volk & Vorlage für eigene lyrische Produktionen (B ü rger und Vo ß (SCHUBART))
Ausnahmeerscheinung ANNA LOUISA KARSCH (1722-1791)
- Unterschicht, keine Gelehrte, nicht dem Schönheitsideal entsprechend
- Berühmtheit als „preußische Sappho“
- Auserlesene Gedichte (1764)
- Kritische Auseinandersetzung mit ihrem Leben & dem damaligen Literaturbetrieb
2.5. Rationalismus und Empfindsamkeit. Zur Dialektik der Aufklärungsbewegung
Aufklärung nicht als einheitliche Bewegung, sondern Aufteilung in mehrere Phasen
LESSING als Fortführer & Kritiker der literarischen Aufklärung (Beginn durch GOTTSCHED)
Sturm und Drang als Fortführung Gottscheds/Lessings mit Begründung einer neuen Traditi- on mit Geniekult und Betonung des Gefühls (Basis: Sensualismus) Vernunft & Sinnlichkeit
Aktuelle Forschung: Betonung der Kontinuität von Aufklärung & Sturm und Drang; ältere Forschung: Sturm und Drang als Gegenstück zur Aufklärung; Empfindsamkeit ebenfalls als eine Ergänzung zur Aufklärung aufgrund der weiteren Verbindung von Verstand & Gefühl (vgl. K.D. KÜSTERS Beschreiung eines empfindsamen Menschen (1773): „vortreffliche und zärtliche Beschaffenheit des Verstandes, des Herzens und der Sinnen (...)“ ); Empfindsamer Erzieher mit der Aufgabe der Heranziehung empfindsamer Menschen
Empfindsamkeit als Anschluss an STERNES Sentimental Journey (1768) & die Romane RICHARDSONS Gefühl als Maßstab & Aufgeschlossensein für innere Regungen mit Thematisierung von Mitleid, Freundschaft, Menschenliebe & daraus resultierender Glückserfüllung; spätere Verspottung als „grassierende empfindsame Seuche“ durch Siegwart (MILLER, 1776) und den Werken von SCHUMMEL & THÜMMEL
Miteinander & Gegeneinander von Rationalismus & Empfindsamkeit: Dialektik der Aufkl ä rung (HORKHEIMER & ADORNO, 1944) Ausgleich zwischen „Kopf“ und „Herz“ nicht gelungen
Preis für den Ausgang aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ (KANT): Verkümmerung & Verstümmelung der emotionalen & sinnlichen Kräfte zugunsten der Durchsetzung der bür- gerlich-kapitalistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung (Metzlers Literaturlexikon) Keine Vernachlässigung der Sinnlichkeit duldbar (sinngemäß nach KANT) (RÖTZERS GddL)
Literatur der Empfindsamkeit als „Modeliteratur“ mit der Absicht des „Tränenflusses“ & als Form der erfolgreichen Unterhaltungsliteratur der letzten Jahrhunderte
3. Sturm und Drang (1765/67/70-1784/85)
3.1. Prometheus als Lichtgestalt
Möglicher Beginn mit HERDERS Fragmente ü ber die neuere deutsche Kultur (1767), Ende mit SCHILLERS Kabale und Liebe (1784)
Gefühl, Leidenschaft und Geniekult - Erweiterung und Radikalisierung der Aufklärung
- Prometheus 12 (GOETHE, 1774) als Symbolfigur des Sturm und Drang auf dem Höhe- punkt der Geniebegeisterung (GddL) Höhepunkt in der Zeit der Klassik (Metzlers Literaturlexikon)
- Keine Ablehnung der Ideen der Aufklärung, sondern Erweiterung & Radikalisierung (Kontinuität):Konstitution des Menschen nicht nur aus der Vernunft, sondern auch aus Wesen mit Fleisch & Blut, Leidenschaften, Gefühlen mit dem Ziel der schöpferi- schen Selbstverwirklichung
- Sturm und Drang als Jugendbewegung rebellischer Bürgersöhne mit Beschränkung auf den dt. Raum Gleichzeitiger Verlauf mit der Aufklärung, aber Beschränkung ih- res Wirkens
Politischer Aspekt - Gegen bestehende Herrschaftsverhältnisse
- Politisches System: Aufgeklärter Absolutismus (Friedrich II.) Wandel von einer höfischen, absolutistischen Herrschaftsform zu einer aufgeklärten
- Kritik an bestehenden Herrschaftsverhältnissen: „Ich dich ehren? Wofür?“ (Prome- theus)
- In Prometheus Entwurf eines gesellschaftlichen Zustandes politischer Selbstbestim- mung historische Wirklichkeit
Dichterischer Aspekt - Anknüpfen an SHAFTESBURY und SHAKESPEARE
- Aufgreifen & Zuspitzen der Ideen SHAFTESBURY (1671-1713): Wahrer Dichter kein Nachahmer der Natur, sondern ein Baumeister/Schöpfer Schaffen aus sich selbst heraus; Übernahme dieser Ansicht durch Herder
- Dichterselbstverständnis im Sturm und Drang: Hinwegsetzen über Regeln & Schaffen von Werken aufgrund seines eigenen Genies Vorbild SHAKESPEARE (1564-1616) aufgrund seiner Originalität, Regellosigkeit & Genialität: „ein Sterblicher mit Götter- kraft begabt“ (HERDER)
Lyrik des Sturm und Drang - Erlebnislyrik und Ballade
- Erlebnislyrik mit Dominanz des schaffenden Künstlers, des Genies: Regellosigkeit in Strophenbau & Metrum Ablehnung starrer Formen (u.a. Sonett); oftals Gefühlsre- gungen als Inhalte (Es schlug mein Herz, Maifest)
- Ballade als „Ur-Ei“ (Goethe) der Dichtung aufgrund ihrer Vereinigung von Lyrik, Drama & Epik (Erlk ö nig, Der Fischer, Lenore)
3.2. Wegbereiter des Sturm und Drang
Poesie/Dichtung als Ursprache der Menschheit - HAMANN, HERDER und SHAKESPEARE
- JOHANN GEORG HAMANN (1730-1788) & JOHANN GOTTFRIED HERDER (1744-1803) als Wegbereiter des Sturm und Drang
- HAMANNS Bibellektüre mit folgendem Ergebnis: Ablehnung einer rein vernunftorien- tierten Lektüre der Bibel (Gegenposition zu KANT) Kommunikation Gottes mit den Menschen nicht durch die Vernunft, sondern in Bildern & Gleichnissen Poe- sie/Dichtung als „Muttersprache des menschlichen Geschlechts“ (Aesthetica in nuce, 1762) & göttlichen Ursprungs
- Nahezu religiöse Qualität der Dichtung durch Hamanns Zuschreibungen Dichter als zweiter Schöpfer
- Weiterentwicklung dieses Ansatzes durch seinen Freund & Schüler HERDER zur Na- tur- und Volkspoesie13 mit unverfälschter Natürlichkeit aufgrund seines Kulturpes- simismus & Naturoptimismus (Basis: ROUSSEAU) Große Auswirkungen auf die Romantik
- Herders Ansatz: Jedes Volk mit gleichwertiger Kultur Ablehnung der Nachahmung von Völkern mit potentiellem Vorbildcharakter (v.a. Frankreich), sondern Besinnung auf die eigene nationale Kultur mit ihren Wurzeln im Mittelalter & v.a. in der Volks- poesie14
- Lob HERDERS auf SHAKESPEARE als Verkörperer der Volkspoesie: „Dolmetscher der Na- tur in all ihren Zungen“
Naturpoesie: Kenntnis einer ursprünglichen Poesie, einer Naturpoesie mit Hervorhebung der Natürlichkeit (gegen die Künstlichkeit) Weiterleben in der Volkspoesie, der Dichtung des Volkes15
3.3. Der junge GOETHE - Straßburger (1710/71)- und Frankfurter (1771-1775) Jahre
Gedichte im Ton des Volksliedes nach Bekanntschaft mit HERDER Loslösen von der Regelstarre der franz. Klassik durch den Geniebegriff & der Vernunftgläubigkeit der dt. Aufklärung: In seiner Studienzeit Wanderungen durch das Elsass zum Sammeln von Beispielen von Volksdichtung Nachahmung des schlichten Volksliedtones (z.B. Sesenheimer Gedichte, Heider ö slein, Ein Veilchen auf der Wiese stand, Der K ö nig in Thule, Mailied)
Sesenheimer Gedichte
- Pfarrerstochter FRIEDERIKE BRION als angesprochene Geliebte (Kennenlernen in Se- senheim) Widmung des Gedichts Willkommen und Abschied
- Verkörperung der Sehnsucht nach ihr durch die belebten Naturkräfte o Lob BRIONS als natürliches, unbefangenes Kind des Volkes
HERDERS Lob an die Ode
- Ode „als Form des antiken Preisgedichts in freien, feierlichen Rhythmen, als das schönste Gefäß für das neue Naturgefühl“16
- GOETHES Hymnen während der Frankfurter Zeit (1771-1775): An Schwager Kronos, Prometheus, Ganymed & Mahomets Gesang
3.4. Der Kreis um den jungen GOETHE
Mitglieder des Kreises des jungen GOETHE in Straßburg & Frankfurt: FRIEDRICH MAXIMILIAN KLINGER (1752-1831), HEINRICH LEOPOLD WAGNER (1747-1779) & JAKOB MICHAEL REINHOLD LENZ (1751-1792)
KLINGERS Drama Wirr-Warr (1776): Familienkonflikte & Standesgegensätze vor dem Hinter- grund des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges als bürgerliche Kritik an den bestehenden
Verhältnissen Spätere Umbenennung des Dramas in Sturm und Drang (Namensgeber der Literaturströmung)
LENZ´ Dramen ebenfalls als Kritik an den bestehenden Verhältnissen: Der Hofmeister (1774) & Die Soldaten (1776) als Beispiele dieser Kritik mit Durchschnittsmenschen ( u.a. GOETHES Prometheus), aber mit stets versöhnlichem Ende
3.5. Der Göttinger Hain/Göttinger Hainbund (1772-1774)
Gründung 1772 durch Göttinger Studenten aus Nord- und Süddeutschland als Freundschaftsund Dichterbund mit dem Ehrenmitglied KLOPSTOCK Spätere Benennung nach KLOPSTOCKS Der H ü gel und der Hain (1767):17 Stellen der national-germanischen Dichtung über die Werke der griechischen Antike ( Klassizismus) unter Beeinflussung von HERDERS Volksdichtung als ursprüngliche Poesie einer Nation
Verbindung mit dem Sturm und Drang in der Naturbegeisterung als Gegengewicht zum Rati- onalismus der Aufklärung, aber auch Beeinflussung durch die Empfindsamkeit Feierstun- den zum Triumph Klopstocks (Um den Hals fallen, Weinen & Feiern jeden Tages als wäre es der letzte)
Ziel des Göttinger Hains: Förderung einer patriotischen Volksdichtung mit der Befreiung von fremdländischen Einflüssen Herausgabe des G ö ttingers Musenalmanachs (ab 1770)
Vertreter: u.a. FRIEDRICH LEOPOLD GRAF ZU STOLBERG (Mein Vaterland; 1750-1819), JOHANN HEINRICH VOSS (Idyllen; 1751-1826), MATTHIAS CLAUDIUS (1740-1815), LUDWIG CHRISTOPH HEINRICH HÖLTY (1748-1776) Verfassen der Werke meist in Lyrik18
Die Kunstballade und GOTTFRIED AUGUST BÜRGER (1747-1794)
- Entstehung der Kunstballade im Göttinger Hain anfangs mit Liebes- und Schauerge- schichten anstatt historischer Stoffe Inspiration durch THOMAS PERCYS Reliques of Ancient English Poetry (1764)
- GOTTFRIED AUGUST BÜRGER als Begründer der dt. Kunstballade (GddL: Erzählgedichte): Die Weiber von Weinsberg, Das Lied vom braven Mann, Der Kaiser und der Abt, Leono- re
- Auch bei BÜRGER Kritik an den bestehenden Verhältnissen: Der Bauer - An seinen durchlauchtigen Tyrannen (1773)19
3.6. „In tyrannos!“ - Schubart und Schiller
Übersetzung: „Gegen landesväterliche Willkür!“ Politisch-literarisches Programm für
CHRISTIAN FRIEDRICH DANIEL SCHUBART (1739-1791) & FRIEDRICH SCHILLER (1759-1805) aufgrund selbst erfahrener politischer Willkür & Ungerechtigkeit
SCHUBART - Haftstrafe durch Herrschaftsmissbrauch
- Gründung der Zeitschrift Deutsche Chronik (1774) nach einer Landesverweisung
Entwicklung zum Sprachrohr der bürgerlichen Opposition gegen den absolutistischen Landesherren
- Verhaftung 1777 ohne Gerichtsurteil (Unrecht & adliger Herrschaftsmissbrauch) Umerziehung
- Entstehung des Gedichts Die F ü rstengruft (1781) aufgrund einer versprochenen, aber nicht eingehaltenen Freilassung Haftverlängerung
SCHILLER - Besuch der Karlsschule und Die R ä uber
- Widerwilliger Besuch der Karlsschule für künftige Offiziere & Beamte (Militäraka- demie) Acht Jahre Dauer mit anschließender Anstellung als Regimentsarzt & Schreiben an seinem Erstlingsdrama Die R ä uber
- Die R ä uber (Uraufführung 1780): Protest gegen die Individualität unterdrückende Karlsschule mit großem Publikumserfolg
- Schreibverbot und Flucht 1782 über die Landesgrenze (Entstehung der Anthologie auf das Jahr 1782) Bis dahin: Stuttgarter Zeit
4. Kunstepoche (-1832)
4.1. Zwischen Revolution und Restauration
Allgemeines
- Bezeichnung als „Kunstperiode“ durch HEINE & HEGEL
- Maßgebliche Prägung durch GOETHE bzw. seine Werke Ende der „Kunstepoche“ durch seinen Tod 1832
Autonomie der Kunst?
- HEINE: Autonomie der Kunst & Autonomie des Künstlers; Verhältnis Kunst-Leben zu Gunsten der Kunst
- Besondere Rolle der Kunst zwischen den beiden Revolutionen 1789 & 1830: „Zeital- ter der deutschen Klassik und Romantik“, „Zeitalter GOETHE und SCHILLERS“, „Blütezeit der deutschen Dichtung“ etc.
- Problem: Bezeichnungen nicht neutral Bezeichnung als „Kunstepoche“: Zeit zwi- schen den beiden europäischen Revolutionen, Verortung zwischen Revolution & Res- tauration
Deutsche Sonderentwicklung
- Keine Revolution wie in Frankreich; aber: Reformbewegung des aufgeklärten Absolu- tismus mit einer behutsamen Veränderung von Staat & Gesellschaft (u.a. Allgemeines Landrecht, 1794)
- Zeit großer militärischer Auseinandersetzungen: Polnische Teilungen, Koalitions- kriege, Napoleonische Kriege, Befreiungskriege
- Langsamer Beginn der Industrialisierung o Beginn der Bauernbefreiung
- Allmähliche Durchsetzung der Gewerbefreiheit o Proletarisierung
- 1806: Untergang des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation
- 1815: Wiener Kongress (Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen)
Reduzierung der 314 selbstständigen Territorien Deutschlands & der 1400 Reichsritterschaften in 39 Einzelstaaten; zwar immer noch Zersplitterung, aber erster Schritt auf dem Weg zur Reichseinigung 1871
- Frankreich: Monarchie (-1789) Republik (1789) Monarchie (Napoleon) auf- geklärter Absolutismus (nach Napoleon); anschauliches Beispiel für ein Wechselspiel von Revolution & Restauration
- Entstehung einer national geprägten Literatur nach den napoleonischen Erobe- rungskriegen (E.M. ARNDT & THEODOR KÖRNER)
4.2. Reaktionen auf die französische Revolution
Ablehnung der Revolution - Von der Begeisterung zur Ablehnung
- Abkehr von der relativen Einheitlichkeit der Literatur von GOTTSCHED bis zum Sturm und Drang im Sinne einer Vermittlung aufklärerischen Gedankenguts o Zunächst Begeisterung über die franz. Revolution in Deutschland („Jahrhundert edelste That“ (KLOPSTOCK)) Entwicklung einer tiefen Abscheu nach der Hinrich- tung des Königs, den Septembermorden & der Jakobinerherrschaft20 o Einsetzen einer Reflexion über die Veränderbarkeit der Gesellschaft & der Rechtmä- ßigkeit revolutionärer Umwälzungen mit Gewalt
- Diskussion der 1790er Jahre: Führt Aufklärung zur Revolution? Werden gewaltsame Revolutionen durch Schriftsteller gefördert?
Literatur als Medium der geschichtlichen Erfahrung
- Einsetzen einer Neubestimmung der Funktion von Literatur: Abkehr von einem er- zieherischen Wert der Literatur (Aufklärung)
- Bildung von drei Hauptrichtungen
1) Klassik (GOETHE & SCHILLER)
2) Romantik (u.a. BRÜDER SCHLEGEL & NOVALIS)
3) Jakobinismus (revolutionäre Demokraten)
Deutschland nicht reif für die Revolution - Ansicht der Klassik - Idealisierungstheorie
- Zentrum der Klassik: Weimar
- Ablehnung der Revolution: Dt. Volk nicht reif genug; aber: Befürwor- tung/Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen allmählich, nicht revolutionär
- Rolle der Literatur: Moralische Verbesserung des Menschen und des Volkes (SCHIL- LERS Ü ber die ä sthetische Erziehung des Menschen (1794/1795)) mittels eines Aus- gleichs der sinnlichen & rationalen Natur des Menschen neue Stufe der Sittlichkeit mit der Erkenntnis einer nicht-revolutionären Umwälzung (soziale Funktion der Li- teratur)
- „Klassische Helden“ in der Literatur als Vorbild des Ausgleichs von Sinnlichkeit & Ra- tionalität
Idealisierung der Wirklichkeit
- Notwendiger Verzicht auf eine realistische Darstellung der Wirklichkeit Idealisie- rung der Wirklichkeit (v.a. Romantik)
- Problem: Bildungsstandard der damaligen Gesellschaft Verstehen der Idealisie- rung & Veredelung der menschlichen Natur nur von einer Elite Veredelung der breiten Masse nur Illusion
Romantische Opposition - Autonomieauffassung
- Ebenfalls Ablehnung der Revolution in Frankreich; auch wie Klassiker Gesellschafts- kritik Andere literarische Konsequenzen als Klassiker
- Brechen mit der sozialen Funktion der Kunst Ansatz eines Autonomieanspruchs der Dichtung
- Rückzug in das Reich der Phantasie, zu spielerischen Formexperimenten & zu ironi- schen Improvisationen
- Spätromantik (1815-1830): E.T.A. HOFFMANN, EICHENDORFF,
Kunst und Leben
- Reflexion über das Wesen der Poesie
- Ziel: Aufhebung einer Trennung von Kunst & Leben, Endlichkeit & Unendlichkeit, Ge- genwart & Vergangenheit Poetisierung statt Politisierung des Lebens
- Schaffen einer poetischen Gegenwart im Kontrast verachteten Gegenwart
- Anknüpfung an die Genievorstellungen des Sturm und Drangs bis hin zur Vergöttli- chung der Kunst & des Künstlers Stilisierung der Kunst zur Religion als Kompen- sation einer politischen Ohnmacht
- Zentrum der romantischen Dichtung: Gestaltung der Künstlerproblematik (erfahre- ner Widerspruch zwischen künstlerischem Selbstverständnis & bürgerlicher All- tagswelt)
Haltung der Jakobiner - Die „eingreifende Literatur“
- Begrüßung der franz Revolution Erstreben einer revolutionären Umwälzung in
Deutschland
- Orientierung an der französischen Jakobinern
- Orientierung am „prodesse et delectare“-Prinzips vor 1789
- Funktion der Literatur: Wecken eines revolutionären Bewusstseins durch Aufde- ckung sozialer & politischer Missstände durch eine zugespitzte Volkstümlichkeit (vgl. Sturm und Drang) = Parteinahme für die Unterdrückten & Ausgebeuteten
Gegen Sklaverei
- Teilweise Blick nach außerhalb Europas gegen Ende des 18. Jahrhunderts
- Lebhaftes Echo in Deutschland durch die Befreiungskriege der afro-amerikanischen Sklaven in Santo Domingo (1791-1803) Auslösen einer anthropologischen Debat- te
- Beispiele: SEKENDORFS Das Schreckliche und Niedertr ä chtige des Negersklavenhandels (1791), KLEISTS Die Verlobung in St. Domingo (1811)
„Erklärung der Rechte der Frau“
- Gemeinsamkeit der drei Strömungen: Kein Interesse an der Veränderung der Ge- schlechterverhältnisse
- Beginn einer Emanzipationsbewegung: Forderung nach einer Anwendung der Men- schenrechte auf Frauen (OLYMPE DE GOUGES´ Erkl ä rung der Rechte der Frauen (1791))
- Wandelndes Selbstverständnis von Frauen
- Literarische Aufbruchsversuche & Befreiungsphantasien
Kunstepoche - eine überraschende Vielfalt
- Eine der fruchtbarsten Perioden der deutschen Literaturgeschichte
- Vielfalt der Themen aufgrund der drei Strömungen bzw. ihren Ansichten
- Weitere Vielfalt aufgrund von Einzelgängern: HÖLDERLIN, KLEIST & JEAN PAUL
- Aufkommen von Trivialliteratur aufgrund des gesteigerten Leseinteresses Ende des 18. Jahrhunderts
Trivialliteratur - Reaktion & Konformismus
- Auseinanderentwicklung & Trennung von Kunst- und Trivialliteratur in nachaufklä- rerischer Zeit
- Antwort auf die für die breite Masse nicht verständlichen Konzepte der ästhetischen Erziehung & dem Autonomienestreben der romantischen Dichtung Erreichen des Massenpublikums
Ausblicke
- Beginn des Vormärz: Erste Werke HEINES & MÖRIKES
- Spätromantik: E.T.A. HOFFMANN, EICHENDORFF
- 1815-1830 als Zeit der Überschneidungen literarischer Strömungen
4.3. Weimarer Klassik (1786-1805)
4.3.1.Einleitendes
Begriffsbestimmung - Viele Wandlungen des Begriffs bis heute
- Ableitung vom lat. Wort classicus (erstklassig, vorbildlich)
- Begriffswandlungen: Antike: Soziale Kategorie (höchste Steuerklasse) Bezug auf die vorbildhaften antiken Schriftsteller (scriptora classici) Bezug auf die antiken Dichter nacheifernden Autoren Bezug auf nationale Autoren & Lite- raturepochen mit vorbildhaftem, mustergültigem oder richtungsweisendem Charakter
- Allgemeine heutige Definition: Blütezeit oder schöpferischer Höhepunkt ein- zelner Nationalliteraturen, aber immer in Bezug auf die Antike (Nachahmen, Wetteifern, Übertreffen, Überwinden)
Erste klassische Epoche in D zur Stauferzeit („Staufische Klassik“) um 1200 ohne Bezug auf die Antike
Datierung - Zwischen GOETHES Italienreise und SCHILLERS Tod
- Heute klar eingrenzbare Strömung: GOETHES (1749-1832) Italienreise (1786) & SCHILLERS (1759-1805) Tod (1805) in Weimar In damaliger Rezeption flie- ßende Übergänge von Aufklärung, Sturm und Drang & Klassik; bessere Annä- herung an die Klassik als eine allmähliche Ablösung des Sturm und Drang
- Aufgrund der Vielzahl an Literaturströmungen Bezeichnung als „Weimarer Klassik“ für die GOETHE-SCHILLER-Zeit besser als „Deutsche Klassik“
- Spätere Rezeption: Bezeichnung als Wertmaßstab literarischen Lebens Zur Zeit Goethes & Schillers keine bestimmende Literaturrichtung
Vorstufen, Vorbilder und Einflüsse auf die Weimarer Klassik
- GOETHES Italienreise: Erkenntnis des Weiterlebens der Antike in Italien Ver- arbeitung des gr. Mythos z.B. in Iphigenie & Braut von Messina; Perspektiven- wechsel von der röm. zur gr. Antike auf Basis des Kunsthistorikers JOHANN JOACHIM WINCKELMANNS (1717-1786)21 Verwirklichung der „edlen Einfalt und einer stillen Größe“ in der Kunst der attischen Demokratie (800-336 v.Chr.) Verwirklichung idealer Kunst nur in einer optimalen Staatsverfassung
- SCHILLERS Beschäftigung mit der Philosophie: dt. Idealismus
- Philosophische Basis: KANTS Vernunftorientierung, seine Kritiken (vgl. unten) & harmonische Vervollkommnung des Menschen
- Französische Revolution & ihre Auswirkungen auf D (Jakobinerherrschaft in Mainz, Annahme & Ablehnung der franz. Revolution, Nationalgedanke etc.)
- Ablösung der Rebellion (Prometheus) durch ein Bestreben nach Versöhnung von Gegensätzen Ausgleich & Harmonie durch „ästhetische Erziehung“ als beste Begriffe zur Charakterisierung der Klassik
- Einfluss des radikalen Subjektivismus des Sturm und Drang & der Gefühlskul- tur der Empfindsamkeit
4.3.2.Evolution statt Revolution oder: das Erbe der Aufklärung
Staatsverfassung - Vom Absolutismus zum aufgeklärten Absolutismus
- Absolutistische & zentralistische Staatsverfassung durch Stützung einer Beam- tenschaft Wachsender Anteil Bürgerlicher in der Beamtenschaft
- Änderung der politischen Denkens durch Einfluss eines aufgeklärten Bürger- tums Entstehung des aufgeklärten Absolutismus:22 Fürst nicht mehr als Verkörperung der Staatssouveränität, sondern als erster Diener des Staates mit Verantwortung für das Allgemeinwohl
- Einsetzen von Reformen: Allgemeine Schulpflicht, Förderung von Universitäten
- Einsicht der Autoren der Weimarer Klassik: Allmähliche Verbesserung des All- gemeinwohls statt gewaltsamer Umwälzung (Evolution statt Revolution) mit der Leitidee der Humanität auf der philosophischen Basis KANTS23 Einbin- dung der individuellen Freiheit in übergeordnete Notwendigkeiten eines men- schenwürdigen Gemeindewesens
KANTS Kritiken als philosophische Basis der Weimarer Klassik
- Kritik der reinen Vernunft (1781/1787): Keine Erkenntnis der Dinge an sich, sondern nur aufgrund ihrer Erscheinung (Erfahrung) Keine absolute Er- kenntnisfähigkeit des Individuums;24 aber: Existenz von Begriffen vor aller Er- fahrung (Verstandesbegriffe) wie Kausalität, Notwendigkeit & Zufälligkeit zur Erklärung der Erscheinungswelt und ihrer inneren Ordnung Sinngebung der Welt um uns herum mit der Entstehung von nicht beweisbaren, aber hand- lungsbestimmenden Ideen
- Kritik der praktischen Vernunft (1788): Bestimmung des menschlichen Han- delns durch ein moralisches Gesetz: Handeln wie man es vom Gegenüber wünscht: „Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit als Prinzip der allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte!“ („kategorialer Imperativ“) Basis einer allgemeinen Gesetzgebung ohne naturgesetzliche Notwendigkeit, son- dern Produkt der sittlichen Freiheit (Wille zu Pflicht und Verantwortung) Glück der Allgemeinheit aufgrund der moralischen Entscheidung des Men- schen (Tugend); Unterschied zur übrigen Natur: Sinngebung des eigenen Tuns o Kritik der Urteilskraft (1790): Kriterien zur Beurteilung von Dingen oder Vor- gängen Wichtigstes Kriterium: Innere & äußere Zweckmäßigkeit; Kunst- werk nur mit innerer Zweckmäßigkeit mit ihrer Manifestation in vollendeter Gestalt & einem harmonischen Zusammenspiel der Teile Autonomie der Kunst (Autonomieästhetik); Vorwegnahme der Idee der verwirklichten Frei- heit in der Harmonie des Schönen im Kunstwerk (SCHILLER: „Freiraum der Kunst“)
Lyrik der Weimarer Klassik: Abkehr vom Erlebnishaften Thematisierung überzeit- lich gültiger Anliegen & Aufgreifen von fremden Kulturgut (v.a. Griechenland & Asien)
4.3.3.Goethe
Wende nach 1789: GOETHES Weichen bereits 1775 gestellt (Umzug nach Weimar)
Kritik durch Freunde & Weggefährten (MECK); eigene Begründung: Neuer Spielraum für sein Wesen (Ausdruck seines bürgerlichen Aufstiegswillens Abkehr von seiner Sturm und Drang-Zeit)
Residenz Weimar - Klassik als Literaturbewegung der Provinz
- Renommee unter Intellektuellen & Kunstfreunden durch Herzogin ANNA AMA- LIA Idee eines „Musenhofs“ durch literarische Geselligkeit, Lesungen & Hof- theater
- Rezeption der Schriften WINCKELMANNS Prägung seiner Ansicht von der An- tike
- Berufung GOETHES nach Weimar (ca. 6000 Einwohner) 1775 durch CARL AUGUST (Sohn ANNA AMALIAS) Beginn Goethes vorklassischer Periode („Erste Weima- rer Jahre“)
- Enge Freundschaft mit der verheirateten Frau CHARLOTTE VON STEIN (1742- 1827)
- Beteiligung GOETHES an Regierungsgeschäften & verschiedenen Kommissionen o Weitere Geisteswissenschaftler in Weimar: SCHILLER, FICHTE, HUMBOLDT, WIE- LAND, LENZ, HERDER
- Schattenseiten GOETHES: Beteiligung an der Unterdrückung von Protesten, Bei- behaltung der Todesstrafe bei Kindsmorden & Soldatenhandel
GOETHE als Hofmann
- Staatsaufgaben realistischere Dichtungen
- Kulturelle Aufgaben: Dichter, Regisseur & Schauspieler am Weimarer Liebha- bertheater & später am Weimarer Hoftheater; Gründung der „Gesellschaft hochgebildeter Männer“
- Reisen: Harz (1777), Schweiz (1779/1791), Italien (1786-1788/1790 Be-
ginn der Weimarer Klassik) Abstand vom Hof & den dortigen Aufgaben
Leben am Hof & Künstlerproblematik
- Erweiterung des Horizonts in Weimar vs. Klagen über das dortige Leben am Hof („Resignation“, „Distanz“ & „Entfremdung“); Erleben von Kränkungen & Enttäuschungen Schwierigkeiten mit der Anpassung an die Weimarer Ver- hältnisse (Verarbeitung u.a. in Tasso)
- Konzentration eher auf Staatsangelegenheiten anstatt auf literarische Dichtun- gen
GOETHES Krise & Revolutionäre Schwärmerei
- Lebenskrise GOETHES & Staatskrise Frankreichs 1789
- Teilnahme am Koalitionskrieg 1792 gegen Frankreich (Campagne in Frankreich & Belagerung von Mainz)
- Auseinandersetzung mit der französischen Revolution u.a. Der B ü rgergeneral & Die Aufgeregten
- Wandel von einer Revolutionsbegeisterung zu Abscheu & Widerstand; Verar- beitung u.a. in Hermann und Dorothea (1797; Abwehren der Revolution, Ideali- sierung & Stilisierung des kleinbürgerlichen Lebens)
Freundschaft GOETHES & SCHILLERS (1794) - Höhepunkt der Weimarer Klassik
- Annäherung beider in den 1790er Jahren aufgrund der einer gemeinsamen Ba- sis, der Ablehnung der Revolution („Freundschaftsbund“) GOETHES Ableh- nung aufgrund seines Anliegens von Ausgleich & Harmonie
- SCHILLERS Umzug nach Weimar 1787 zunächst ohne Kontakte zu GOETHE
- Langsamer Annäherungsprozess mit späterer intensiver Zusammenarbeit (u.a. produktive Kritik SCHILLER an GOETHES Wanderjahren) Einflüsse von SCHIL- LERS Geschichts- und Philosophiearbeit auf GOETHE
- Gemeinsame Herausgeberschaft der Zeitschrift Die Horen: Ziel einer Plattform für Autoren mit dem „Ideal veredelter Menschheit“ (Wohlanständigkeit, Ord- nung, Gerechtigkeit, Friede); anfangs 1800 Abonnenten, bald sinkende Abneh- merzahl
- Gemeinsame Arbeit am Xenien -Almanach: Satirische & polemische Auseinan- dersetzung mit anderen Autoren und Zeitschriften in Epigrammen Vorwurf des Elitedenkens, der Arroganz & der Inhumanität
Erlebnislyrik GOETHES: Typisch für seine Straßburger & Frankfurter Jahre (Sturm und Drang) Ausdruck eines gesteigerten Lebensgefühls: Betrachtung der Welt & der Natur aus dem erlebenden Ich (Einssein mit der Natur & Rebellion gegen äußere Zwänge) im Volksliedton, in Oden & Hymnen
Gedankenlyrik GOETHES: Typisch für die ersten Weimarer Jahre: Übergang von der Geniezeit zur Klassik Allgemeine Aussagen über den Menschen und die ihm gesetzten Grenzen (Abkehr vom prometheischen Rebellen, Hinwendung zur Einsicht, dass der Mensch Teil eines Ganzen ist; Grenzen der Menschheit); Offenbarung des Göttlichen im Menschen durch die Selbstverwirklichung (Das G ö ttliche)
Römische Elegien (1788-1790):25 Typisch für seine erste Italienreise Entstehung nach einer Begegnung mit der mediterranen/römischen Kultur26
GOETHES „Alterslyrik“: Typisch für den späten GOETHE Besonderes Interesse an der Lyrik des Orients, v.a. am Dichter HALFAZ (14. Jh.) & einem Dialog zwischen den Kulturen; West- ö stlicher Divan (1819/1827) Annehmen romantischer Züge
„Lyrik des Bleibenden“: Typisch für die letzten Lebensjahre GOETHES Suche nach dem Bleibenden im Wechsel der Geschichte (Verm ä chtnis, 1829)27
Balladenjahr 1797
- Austausch literarischer Ideen zwischen GOETHE & SCHILLER seit 1794
- Bezeichnung durch SCHILLER Unzufrieden mit der Ballade als triviale Schau- ergeschichte Wunsch nach einer Charakterballade mit historischem Stoff
- Musenalmanach mit zahlreichen Balladen GOETHES & SCHILLERS
- Ballade als populäre Form vs. antike & antikisierende Genres (Iphigenie)
- Ballade als Mischung von lyrischen, epischen & dramatischen Elementen („Ur- Ei“) als eine sehr volkstümliche Form
- Beispiele: Die B ü rgschaft, Die Kraniche des Ibykus, Der Ring des Polykrates, Die Braut von Korinth, Der Zauberlehrling, Der Gott und die Bajadere28
[...]
1 DESCARTES greift Kant vorweg, indem er sagt, dass die Vernunft dem Menschen die Möglichkeit gibt, über die Natur zu herrschen, da sie nach überprüfbaren Gesetzen eingerichtet ist Diese Aussage bzw. ihre Gegenpositionen (u.a. HALLER) stellen die Grundlage der Ästhetikdebatte des 18. Jh. dar.
2 LEIBNIZ versucht in seinem Werk Theodizee eine Antwort auf das Erdbeben von Lissabon zu geben und zieht hierfür das Konzept des Deismus (Existenz eines Schöpfergottes, der nicht mehr in das Weltgeschehen eingreift: „Uhrpendel“) als Gegenstück zum Theismus (Existenz eines persönlichen, eingreifenden Gottes) heran. Ferner ist er der Ansicht, dass diese Welt die „beste aller möglichen Welten“ aufgrund Gottes „prästabilisierten Harmonie“ ist.
3 Durch den Ausspruch „cogito ergo sum“ wird das grenzenlose Vertrauen in die Fähigkeiten des Verstandes deutlich.
4 Die Innerlichkeit drückt sich neben der Empfindsamkeit im Pietismus (u.a. SPENER & FRANCKE) aus. In dieser Bewegung ging es u.a. um eine innere Erneuerung des Menschen aufgrund einer persönlichen Got- teserfahrung. Diese Erneuerung soll zur Arbeit für die Gemeinschaft bewegen. Ferner zeichnet sich diese Strömung durch eine Abkehr von der Institution Kirche und einer Hinwendung auf den Einzelnen, das Subjekt, aus.
5 Durch die Verwendung der Begriffe Moral und Tugend wird die Abkehr von einem religiösen Wertesystem vollzogen.
6 Dieser Ansicht des Metzlers Literaturlexikon widerspricht unter Rückgriff auf KANT die Kleine Geschichte der deutschen Literatur (reclam): „Genie ist das Talent (Naturgabe), welches der Kunst die Regel gibt. (...) Genie ist die angeborene Gemütslage (ingenium), durch welche die Natur der Kunst die Regel gibt. Der Begriff Genie ist demnach nicht als Konkurrenz zum Prinzip des Rationalismus zu sehen. Viel mehr geht es um eine Verbindung der ratio und des Gefühls.
Dies ist in der Praxis so zu verstehen, dass der Künstler durch seine Werke eigene Regeln schafft, d.h. der Künstler schafft Regeln für die Kunst und nicht umgekehrt.
7 ALBRECHT HALLER knüpft mit seinem Reisetagebuch Crossing the Alps (1729) an BROCKES an und stellt noch vor ROSSEAU das einfache Leben über das bequeme naturferne Leben in den Städten (Loblied auf das einfache Leben). Seine Schilderungen gelten als Vorbild der klassizistischen Landschaftsschilderungen.
8 KLOPSTOCK (1724-1803) wurde für sein Epos Messias (1748), das in Anlehnung an die Antike in Hexametern verfasst ist, u.a. im Göttinger Hain verehrt.
9 HERDER lobt in seinem Ossian-Aufsatz die Ode als das schönste Gefäß für das neue Naturgefühl.
10 Das Anakreon ist nach seinem Schöpfer, dem antiken Lyriker Anakreon benannt. Ein Anakreon ist ein Gedicht, das das Leben und seine Annehmlichkeiten preist. Vor allem der Kreis um Johann Wilhelm Lud- wig Gleim (1719-1803), der Hallerscher Dichterkreis, versuchte diese Gedichte nachzuahmen. Themen dieser Gedichte sind Wein, Liebe, Gesang, Natur und Freunde, die durch einen leichten und spielerischen Rhythmus (dreihebiger Jambus) betont werden. Weiterhin dient die Wiederholung der vierten Strophe der Betonung. Mit ihren Themen wendet sich diese Art Lyrik gegen Gottscheds moralische und tugendhaf- te Literatur.
11 In den Naturgedichten wird häufig nach dem Prinzip „ut pictura poesis“ (HORAZ) verfahren, in dem ein Gedicht wie ein Bild aufgebaut ist, d.h. es findet eine Aneinanderreihung von Einzelbildern ohne eine erkennbare Handlung oder Einsicht statt. Eine verspielte Variante der Naturgedichte ist die Anakreontik. Hierbei handelt es sich um die Darstellung einer lieblichen Landschaft, in der Freunde und Liebende in schäferlicher Verkleidung zum Spiel zusammenkommen und dabei das Glück genießen. In D ist v.a. JOHANN WILHELM LUDWIG GLEIM (1719-1803) für diese Art Dichtung bekannt.
12 Prometheus hat in der gr. Mythologie als Bringer des Feuers und Erschaffer des Menschen eine doppelte Funktion inne. Ferner lehnt er sich gegen den höchsten Gott Zeus auf, was diese Figur für den Geniekult und den Sturm und Drang interessant macht (Identifikationsfigur).
13 Entgegen KANT geht HERDER davon aus, dass das Subjekt nicht immer ein Vernunftwesen, sondern ein geschichtliches Wesen ist, für das die historisch-geographische Prägung maßgeblich ist.
14 Ferner ist bei HERDER das Individuum von höchster Bedeutung. Bei LESSING war es die Allgemeinheit („Glückseligkeit aller“).
15 HERDER prägte hierfür den Begriff Volkslied, den er allerdings nie klar definierte. So finden sich in seiner Sammlung Volkslieder/Stimmen der Völker in Liedern (1778/1807) Volkslieder, volkstümliche Dichtung sowie Kunstlieder, in denen HERDER den „wahren Ausdruck der Empfindung und der ganzen Seele“ ver- nahm.
16 In GOETHES Werther (1774) wird u.a. die Naturbegeisterung der Enge & Begrenzung des bürgerlichen Lebens gegenübergestellt Kontrast von Wunsch & Wirklichkeit.
17 Den Hain sehen die Mitglieder dieses Bundes als Äquivalent des „Hügels“, also dem Helicon als Sitz der Musen.
18 Das bekannteste Werk des Göttinger Hains ist das Abendlied (Der Mond ist aufgegangen).
19 Bis heute Berühmtheit erlangte BÜRGER durch seine Bearbeitung der Lügengeschichten des Barons von Münchhausen (1786).
20 Nicht zuletzt stieß die französische Revolution auf Ablehnung, da die Ideale der Humanität Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit radikal und eben nicht gemäß des Humanismus umgesetzt wurden.
21 Sein Verständnis der Antike legte WINCKELMANN u.a. in der Geschichte der Kunst des Altertums (1764) dar. In der Antike sah er aufgrund der Einfachheit, Schlichtheit und somit Klarheit in der Kunst ein zeitloses Schönheitsideal. GOETHE griff das Antikeverständnis WINCKELMANNS in Iphigenie auf Tauris auf.
22 Der aufgeklärte Absolutismus setzt in Frankreich nach der Französischen Revolution mit dem „Volkskönig“ LOUIS-PHILIPPE ein.
23 Abgesehen von HERDER wandten sich Größen wie GOETHE, SCHILLER und KANT nach anfänglicher Begeisterung für die franz. Revolution und ihren Idealen (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) nach den Septembermorden von ihr ab.
24 KANT geht davon aus, dass das Ding an sich unerkennbar ist, da es von den Anschauungsformen Raum und Zeit (Geschichtlichkeit), den menschlichen Apriori der Wahrnehmung, abhängig ist. Der Mensch nimmt also die Dinge nur so wahr, wie sie seinen Sinnen erscheinen (Transzendentalphilosophie). Diese Erkenntnis hat u.a. große Auswirkungen auf die Romantik (FICHTES Wissenschaftslehre (1795)) und auf KLEIST.
25 Das Vorbild der Antike spiegelt sich auch in den Formen wieder. So standen der Epos (von MILTON (Paradise Lost) neu belebt, durch KLOPSTOCKS Messias in die dt. Literatur eingeführt) und die Elegie im Mittelpunkt der Dichtung.
26 Formal zeichnen sie sich durch weniger Liedhaftigkeit und weniger Schwung aus. Stattdessen rückt eine Antikisierung sowie eine geistvolle Betrachtung ins Zentrum.
27 GOETHE versucht nicht, die Antike oder das Mittelalter in der Gegenwart wiederzubeleben. Er suchte in der Literatur das Allgemeine, das über Zeiten und Grenzen hinweg Gültigkeit besitzt.
28 GOETHES Ballade Erlkönig entstand vor dem Balladenjahr (1782).