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Die Bedeutung sozialer Rollen in unserem gesellschaftlichen Leben

©2009 Seminararbeit 11 Seiten

Zusammenfassung

Meine Hausarbeit thematisiert die Frage der Stellung sozialer Normen im Rahmen des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Ich gehe dabei im ersten Teil auf grundlegende Begriffe, wie soziale Rollen, Role-set, Bezugsgruppen und Rollenerwartungen ein und werde die Konsequenzen ihrer Abweichung in Form der Rollenkonflikte näher betrachten. Im 3. größeren Abschnitt beleuchte ich Normen und Werte als Einflussfaktoren der sozialen Rolle, die aus Sozialisationsprozessen hervorgehen. In meinem Schlussteil werde ich schließlich mitunter auf meine Kernfrage, welchen Stellenwert die soziale Rolle in unserer Gesellschaft einnimmt, eingehen.

Ralph Linton, ein amerikanischer Anthropologe setzt in seinem Werk „The study of men“ die jeweilige Position, die ein Individuum innehat, er nennt ihn den sozialen Status, in Beziehung zur sozialen Rolle. Der soziale Status sei mit definierten Rechten und Pflichten verknüpft, während eine soziale Rolle die Art und Weise darstelle, wie eine Position ausgestaltet ist.... Aufgrund unserer Rechtskultur ist diese Trägerschaft durch das Gesetz der Rechtsfähigkeit von Geburt an festgelegt. Da Menschen in ihrem Umfeld immer in Beziehung zu ihren Mitmenschen treten, ähnlich dem homo sociologicus bzw. überwiegend auch ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, werden an eine Position automatisch Erwartungen gerichtet. Mitarbeiter aus der Leitungsebene erheben Qualitätsansprüche gegenüber den Arbeitern. (…) Ein Säugling ist für die Sicherung seiner Existenz u.a. auf die Brust der Mutter angewiesen. Eine soziale Rolle ist demzufolge die Gesamtheit von Erwartungen an eine solche Stellung.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Grundbegriffe Position und soziale Rolle
2.2. Der Rollensatz
2.3. Die Bezugsgruppen
2.4. Erwartungen an den Rollenträger nach Ralph Dahrendorf
I Muss-Erwartungen
II Soll- Erwartungen
III Kann-Erwartungen
2.5. Die Sanktionen aufgrund von Devianz
I negative Sanktionen
II positive Sanktionen
2.6. Rollenkonflikte
I Intra- Rollenkonflikte
II Inter-Rollenkonflikte
2.7. Rollendistanz
2.8.Werte, Normen und Sozialisation als Einflussgrößen

3. Schlussteil

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Aus dem Alltag einer modernen Arbeiterfamilie:

Vater: „Schatz, hast du die Kinder geweckt, es ist schon viertel nach sechs. Ich muss heute eine Stunde früher zur Arbeit, wir haben in der Firma ein wichtiges Meeting.“ Mutter (gereizt): „Na typisch, an mir bleibt mal wieder die gesamte Hausarbeit hängen. Florian hat hohes Fieber und ich muss dringend mit ihm zum Arzt fahren. Kannst du wenigstens für Jasmin schnell ein paar Schulbrote und ein wenig Obst einpacken.“ Jasmin(wütend und laut rufend): „Mama, hast du meine rote Haarschleife gesehen, sie ist vom Erdboden verschwunden. Flori hat mal wieder seine ganzen Klamotten in unserem Zimmer verstreut, dass ich gar nichts mehr wieder finde, kannst du nicht endlich mit ihm schimpfen, mich nimmt er doch nicht ernst (…)

Diese morgendliche Situation verdeutlicht die Rollenerwartungen innerhalb einer Familie, wie sie zwischen den sozialen Schichten und Kulturen variieren können. Sie soll bei Ihnen als Leser ein Verständnis dafür wecken, dass jedes Individuum, ob Tier (z.B. Blindenhunde) oder Mensch, mit einer gewissen Anzahl an Pflichten ausgestattet ist, die durch ihr soziales Umfeld eingefordert werden.

Meine Hausarbeit thematisiert die Frage der Stellung sozialer Normen im Rahmen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Ich gehe dabei im ersten Teil auf grundlegende Begriffe, wie soziale Rollen,

Role-set, Bezugsgruppen und Rollenerwartungen ein und werde die Konsequenzen ihrer Abweichung in Form der Rollenkonflikte näher betrachten.

Im 3. größeren Abschnitt beleuchte ich Normen und Werte als Einflussfaktoren der sozialen Rolle, die aus Sozialisationsprozessen hervorgehen.

In meinem Schlussteil werde ich schließlich mitunter auf meine Kernfrage, welchen Stellenwert die soziale Rolle in unserer Gesellschaft einnimmt, eingehen.

2. Hauptteil

2.1. Grundbegriffe Position und soziale Rolle

Ralph Linton, ein amerikanischer Anthropologe setzt in seinem Werk

„ The study of men“ die jeweilige Position, die ein Individuum innehat, er nennt ihn den sozialen Status, in Beziehung zur sozialen Rolle. Der soziale Status sei mit definierten Rechten und Pflichten verknüpft, während eine soziale Rolle die Art und Weise darstelle, wie eine Position ausgestaltet ist Aufgrund unserer Rechtskultur ist diese Trägerschaft durch das Gesetz der Rechtsfähigkeit von Geburt an festgelegt.

Da Menschen in ihrem Umfeld immer in Beziehung zu ihren Mitmenschen treten, ähnlich dem homo sociologicus bzw. überwiegend auch ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, werden an eine Position automatisch Erwartungen gerichtet. Mitarbeiter aus der Leitungsebene erheben Qualitätsansprüche gegenüber den Arbeitern. (…) Ein Säugling ist für die Sicherung seiner Existenz u.a. auf die Brust der Mutter angewiesen.

Eine soziale Rolle ist demzufolge die Gesamtheit von Erwartungen an eine solche Stellung.

2.2. Der Rollensatz

Im Laufe eines Lebens bekleiden Menschen, je nachdem wie intensiv sie sich mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, unterschiedlich viele Positionen, z.B. im Beruf, als Bassist in einem Orchester, als Autofahrer, Elternteil oder Ehepartner, als Patient oder als Narr beim Karneval.

Diese Bündelung bezeichnet den Rollensatz (role-set), wobei einige Rollen auch zeitgleich „gespielt“ werden müssen. Ein Verkehrsteilnehmer muss sich gleichzeitig auf das Autofahren und evtl. auch auf einen hilfebedürftigen Insassen konzentrieren.

Der Autofahrer gilt hierbei als erworbene Rolle während die Nationalität ihm/ihr zugeschrieben wird.

Dein bestimmter Ausschnitt einer Rolle, etwa wenn man die Stellung eines Lehrers betrachtet und sie ausschließlich in Bezug zu seinen Schülern sieht, bezeichnet die Fachsprache als Rollensegment.

2.3. Die Bezugsgruppen

Bezugsgruppen sind alle Personen im sozialen Umfeld, die Erwartungen an den Rollenträger stellen. Im Zusammenhang mit der Stellung als Patient richten Ärzte, MTA oder andere Pflegekräfte Wünsche oder Pflichten an denselben. Die Position des Musikers ist mit Anforderungen des Dirigenten und anderer Orchestermusiker bzw. denen des Publikums verbunden.

2.4. Erwartungen an den Rollenträger nach Ralph Dahrendorf

Jede dieser o.g. Bezugsgruppen erhebt Ansprüche oder stellt Forderungen an den jeweiligen Rolleninhaber, um z.B. bezogen auf berufliche Positionen, reibungslose Arbeitsabläufe zu gewährleisten. Teilweise handelt es sich dabei aber auch um sog. stille Erwartungen, also Wünsche an den Rollenträger, die aber nicht auf Umsetzung drängen.

Der Soziologe Ralph Dahrendorf spricht in diesem Rahmen von 3 Formen der Erwartungen:

I Muss-Erwartungen

Diese Form der Ansprüche stehen oftmals in Verbindung mit Gesetzen und Auflagen.

Ärzte müssen spezielle gefährliche Erkrankungen gegenüber dem Gesundheitsamt melden z.B. Aids , und ihren Versorgungsauftrag gemäß dem Hippokratischen Eid leisten.

II Soll-Erwartungen

Diese betreffen den Kern der Pflichten, die ein Träger einer Rolle innehat.

In der Arbeitswelt entsprächen sie dem Umfang einer Stellenbeschreibung

Eltern erfüllen ihren Erziehungsauftrag, indem sie ihr Kind seinen Bedürfnissen nach kleiden, ernähren oder ihm Schutz geben.

III Kann-Erwartungen

Diese Form an Erwartungen gehen mit freiwilligen, zusätzlichen Leistungen einher, die keinerlei Erfüllung bedürfen, im Vergleich zu Muss- und Soll Erwartungen. Da sie keinem Zwang unterliegen, dienen sie eher der Qualitätssteigerung und werden bereitwillig ausgeführt , gerade dann, wenn ein Mensch in seiner Position Anerkennung erfährt, bzw. diese Handlungen sozial akzeptiert sind.

Ein Arbeitnehmer ist eher zur Leistung von Überstunden bereit, wenn ihm die Arbeit Freude bereitet.

Ein Passant hilft einem blinden Mann über die Straße, da dieses Verhalten von der Bevölkerung honoriert wird.

2.5. Die Sanktionen aufgrund von Devianz

Im Kontext der sozialen Rolle sprechen Wissenschaftler von zwei verschiedenen Formen der Sanktion, der negativen und der positiven Konsequenz des Handelns. Muss- bzw. Sollerwartungen entsprechen den normativen Erwartungen und werden daher nicht honoriert oder von ihrem sozialen Umfeld besonders gewürdigt. Anders sieht es bei den Kann-Erwartungen aus. Wird eine Aufgabe aus freien Stücken geleistet, loben oder belohnen die entsprechenden Bezugsgruppen dieses Verhalten, es wird positiv sanktioniert.

I Negative Sanktionen

Verhält sich der Rollenträger nicht rollenkonform, entwickeln sich Konflikte mit seinem unmittelbaren Umfeld. Ausschließlich betrifft es die Abweichung (Devianz) von den oben beschriebenen Muss -und Sollerwartungen.

Ein Beispiel verdeutlicht diese Problematik:

Ein Verkehrsteilnehmer missachtet die StVo und gefährdet dabei ein Kind, das seinen Ball von der Straße zurückholt.

Der Autofahrer gerät dabei sowohl mit dem Gesetz, als auch mit der Familie (externe Sanktionen) und seinem Gewissen (interne Sanktionen) in einen Konflikt, der mit Strafen, wie Geldbußen oder negativen Konsequenzen seitens der Familie des Kindes einhergeht.

II positive Sanktionen

Die Bewertung einer freiwilligen Leistung, die also nicht an Erwartungen anderer Bezugsgruppen geknüpft ist, verdient eine positive Sanktionierung s.o..

Diese Kann Erwartung spiegeln sich z.B. in ehrenamtlichen Tätigkeiten wider.

Einen besonderen Stellenwert nehmen unter anderem Menschen mit geistigen Behinderungen, oder Demenzkranke ein. Sie stehen primär nicht im unmittelbaren Rampenlicht der Gesellschaft, da sie unter speziellem Schutz einer Institution oder der Familie stehen. Wenn sie Normen z.B. Nackig machen im Supermarkt missachten, tragen ihre Erzieher dafür die Verantwortung.

Auf der anderen Seite sollen sie selbstverständlich auch gewisse Pflichten übernehmen, wie hauswirtschaftliche Aufgaben oder das Besuchen einer WfbM, sowie auch allgemeingültige Normen verinnerlichen, um nach dem Grundsatz der Normalisierung einen größtmöglichen Grad der Selbständigkeit zu erlangen und Eigenverantwortung übernehmen.

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Devianz in unserer gesellschaftlichen Entwicklung durchaus konstruktive Ansätze bereithält. So gibt es in der Geschichte, sowie auch in der Gegenwart immer wieder Proteste der Bevölkerung zu verzeichnen, die sich gegen die Rechtsnormen richten, wenn diese ein soziales Ungleichgewicht bewirken oder die Lebensqualität einiger Gruppen einschränken (z.B. Montagsdemos gegen Hartz 4; Studentenproteste) Sie sind auf die Einführung von Fairness-Normen gerichtet.

Genauso haben Jugendbewegungen in den 60-er Jahren die „alte Gesellschaft“ immer wieder daran erinnert, sich zu reformieren und neue Denkansätze bzw. Bedürfnisse zuzulassen.

[...]

Details

Seiten
11
Jahr
2009
ISBN (eBook)
9783668000667
ISBN (Buch)
9783668000674
Dateigröße
432 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Stendal
Erscheinungsdatum
2015 (Juni)
Schlagworte
bedeutung rollen leben
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Titel: Die Bedeutung sozialer Rollen in unserem gesellschaftlichen Leben