Burnout. Theoretische Grundlagen
Zusammenfassung
Es bedarf kaum eines zusätzlichen Erklärungsbedarfs, dass sich alle diese Punkte auf die Arbeitsbedingungen auswirken. Jeder einzelne Arbeitnehmer fühlt sich somit immer mehr dem Druck der Arbeitswelt ausgesetzt und vielfach wird es so umso schwerer eine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben zu machen.
Während die Arbeit vor 50 Jahren vor allem noch körperlich anstrengend respektive zum Teil sogar schädigend war, waren es in den letzten 20 Jahren immer mehr Herzinfarkte die zu Besorgnis in der Arbeitswelt führten. Auch Burnout durchlief eine ähnliche Entwicklung und wurde erst in den letzten 5 bis 10 Jahren populär, obwohl der Begriff bereits 1974 zum ersten Mal durch den Psychiater Freudenberger (1974, S.159-166) in einer Arbeit thematisiert wurde. So gilt Burnout bereits heute als Ablöser der Managerkrankheit Herzinfarkt. Daraus ableitend vergleicht Petermann (2005, S.2) Burnout mit der Kreissäge von 1910 und mit der Asbestfaser aus den Sechziger-Jahren. Für die Gesundheit des Arbeitnehmers weisen alle drei ein mehr oder weniger grosses Potential einer Gefährdung auf. Dieser Vergleich soll aufzeigen, welche Dimension Burnout bereits angenommen hat. So erstaunt es auch nicht, dass das Burnout-Syndrom in vielen Kreisen bereits als die Berufskrankheit des 21.Jahrhunderts bezeichnet wird (Petermann, 2006a, S.20-21).
Burnout ist jedoch keine Managerkrankheit. Es kann jeden treffen. Wurde es ursprünglich als Helferkrankheit bezeichnet, so ist Burnout mittlerweile von allen Forschern als ein Syndrom, welches jede Berufsgruppe treffen kann, anerkannt.
Aus dem Inhalt:
- Entwicklung,
- Symptome,
- Einflüsse,
- Auswirkungen auf ein Unternehmen,
- die Rolle des Unternehmens
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theoretische Grundlagen von Burnout
2.1 Die Entwicklung von Burnout
2.2 Der Krankheitsstatus von Burnout
2.3 Heutige anerkannte Erklärung von Burnout
2.4 Symptome und Phasen von Burnout
2.5 Einflüsse auf die Entstehung eines Burnout-Falles
2.5.1 Einfluss der Persönlichkeit auf ein Burnout
2.5.2 Einfluss des Unternehmens auf ein Burnout
2.6 Rechtliche Situation für Arbeitgeber
2.7 Abgrenzung zu Arbeitsunzufriedenheit, Depression, Müdigkeit und Stress
2.8 Messung von Burnout
2.9 Burnout-Prävention
2.10 Stand der Burnout-Forschung
2.11 Auswirkungen von Burnout auf ein Unternehmen
2.12 Weitere finanzielle Einflussfelder von Burnout
2.12.1 Die Krankentaggeldversicherung
2.12.2 Die Krankenkasse
2.12.3 Die Invalidenversicherung
2.12.4 Schadensersatzklagen / Gerichtsurteile
2.13 Die Rolle der Unternehmen auf die Ausbreitung des Syndroms
2.14 Herleitung der Theorie
2.15 Aus der Theorie abgeleitete Hypothesen
3 Literaturverzeichnis (inkl. weiterführender Literatur)
4 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
4.1 Abbildungsverzeichnis
4.2 Tabellenverzeichnis
5 Anhang
1 Einleitung
Die letzten Jahre ergaben einen großen gesellschaftlichen Wandel. Klingler (2005a, S.5) nannte als Gründe für diesen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel vor allem folgende Schlagwörter: „Globalisierung, Ökonomisierung, Flexibilisierung, Leistungs- und Informationsgesellschaft, Turbokapitalismus, Outsourcing und Individualisierung“.
Es bedarf kaum eines zusätzlichen Erklärungsbedarfs, dass sich alle diese Punkte auf die Arbeitsbedingungen auswirken. Jeder einzelne Arbeitnehmer fühlt sich somit immer mehr dem Druck der Arbeitswelt ausgesetzt und vielfach wird es so umso schwerer eine klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben zu machen.
Während die Arbeit vor 50 Jahren vor allem noch körperlich anstrengend respektive zum Teil sogar schädigend war, waren es in den letzten 20 Jahren immer mehr Herzinfarkte die zu Besorgnis in der Arbeitswelt führten. Auch Burnout durchlief eine ähnliche Entwicklung und wurde erst in den letzten 5 bis 10 Jahren populär, obwohl der Begriff bereits 1974 zum ersten Mal durch den Psychiater Freudenberger (1974, S.159-166) in einer Arbeit thematisiert wurde. So gilt Burnout bereits heute als Ablöser der Managerkrankheit Herzinfarkt. Daraus ableitend vergleicht Petermann (2005, S.2) Burnout mit der Kreissäge von 1910 und mit der Asbestfaser aus den Sechziger-Jahren. Für die Gesundheit des Arbeitnehmers weisen alle drei ein mehr oder weniger grosses Potential einer Gefährdung auf. Dieser Vergleich soll aufzeigen, welche Dimension Burnout bereits angenommen hat. So erstaunt es auch nicht, dass das Burnout-Syndrom in vielen Kreisen bereits als die Berufskrankheit des 21.Jahrhunderts bezeichnet wird (Petermann, 2006a, S.20-21).
Burnout ist jedoch keine Managerkrankheit. Es kann jeden treffen. Wurde es ursprünglich als Helferkrankheit bezeichnet, so ist Burnout mittlerweile von allen Forschern als ein Syndrom, welches jede Berufsgruppe treffen kann, anerkannt.
2 Theoretische Grundlagen von Burnout
2.1 Die Entwicklung von Burnout
Wie später noch detaillierter erläutert wird, gibt es für Burnout heute noch erhebliche Definitionsprobleme. Diese fehlende Definition und auch die geschichtliche Entwicklung von Burnout sind heute wahrscheinlich immer noch hauptverantwortlich für die Problematik, wie Unternehmen damit umgehen. Um dies genau verstehen zu können und weil es von zentraler Bedeutung ist, damit der heutige Stand der Forschung verständlich ist, wird nachfolgend die geschichtliche Entwicklung von Burnout aufgezeigt.
Der erste, der zu diesem Thema eine Veröffentlichung machte, war der Psychiater Freudenberger (1974, S.159-166). Er umschreibt darin meist ehrenamtliche Sozialarbeiter in alternativen Selbsthilfe-Kliniken wie zum Beispiel therapeutische Wohngemeinschaften oder Frauenhäuser, bei denen er auffällig gleichartige Phänomene feststellte. Am Anfang stand immer das grosse Engagement für die Arbeit, welches jedoch nach etwa einem Jahr übermässigem Einsatz in einem psychischen und physischen Zusammenbruch endete. Diese Erscheinung betitelte er als „burn-out“ und stellte weiter fest, dass es zu vermindertem Arbeitsengagement und Arbeitsleistung und zudem zu zunehmender Distanzierung vom Klienten führt. Die Betroffenen hatten eine Erschöpfung durch zu viel entgegengebrachtes Mitgefühl, ein so genanntes „compassion fatigue“. Schon dazumal erkannte Freudenberger die Problematik als so ernsthaft, dass er davon ausging, dass ohne externe Hilfe für die Sozialarbeiter die ganze Institution „sozialen Schaden“ erleiden würde. Er stellte weiter fest, dass nur Leute ausbrennen können, welche engagiert sind, respektive sehr lange sehr intensiv arbeiten. Heute wird diese Aussage von vielen Fachkräften folgendermassen übersetzt: „Ausbrennen kann nur, wer vorher gebrannt hat“ (u.a. Rösing S.34).
Auch Christine Maslach (1982, S.29-30, 46) beschreibt Burnout vor allem im Zusammenhang mit Sozialberufen als Helfer-Syndrom. Sie beschreibt dies als Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und persönlicher Leistungseinbusse. Solche Symptome treten primär bei Personen auf, die in irgendeiner Art mit Menschen zusammenarbeiten. Dies wird in der Rolle als „Helfer“ aufgrund andauernder emotionaler Belastung verstärkt.
Maslach, Freudenberger und auch weitere Autoren widersprachen sich jedoch in vielen Punkten und daher fehlt eine klare Theorie. Die Ursache diesbezüglich sieht Demerouti (1999, S.4) folgendermassen: „Die frühe Burnout-Literatur geht überwiegend auf Praktiker zurück, die direkt mit dem Burnout-Problem konfrontiert waren. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass der Schwerpunkt dieser Publikationen auf der klinischen Beschreibung des Syndroms sowie auf der Interventionsmöglichkeit und nicht auf der Theoriebildung liegt.“ So fehlt eigentlich bis heute eine anwendbare und von allen akzeptierte Definition.
So erstaunt es weiter nicht, dass das später noch näher beschriebene Maslach Burnout Inventory (MBI) sich bis heute nahezu konkurrenzlos als Messinstrument für Burnout durchgesetzt hat. Dies obwohl es eigentlich ursprünglich 1981 von Maslach und Jackson nur als Vorschlag zur Messung von Burnout beschrieben wurde. Das Verfahren hatte jedoch klare Mängel und musste noch mehrmals überarbeitet und weiterentwickelt werden. Dennoch wurde es praktisch durchgehend als Messinstrument aufgenommen und die Messkriterien wurden stillschweigend als Deutung der Symptome akzeptiert.
Eine Gruppe um Aronson (1983) erkannte dann aber zumindest, dass das Syndrom Burnout auch ausserhalb der bis zu diesem Zeitpunkt mit Burnout in Verbindung gebrachten Gruppe der Sozialberufe, den so genannten Helfern, auftauchen kann.
Mittlerweilen sind sich sogar nahezu alle Experten einig, dass Burnout auch ausserhalb der Helferberufe vorkommen kann. Dies hat auch Maslach in ihren neueren Büchern entsprechend revidiert. Diesbezüglich hat Burisch (2006, S.21-24) in seinem Buch Arbeiten respektive Untersuchungen bezüglich Burnout in über 60 Berufs- oder Personengruppen ausgewiesen. Dies zeigt die mittlerweile anerkannte Verbreitung von Burnout auf. So kann man sich zum Beispiel beim Gefängnispersonal sehr gut die teilweise auftretende Hilflosigkeit gegenüber den Gefangenen vorstellen, welche eine Haupttreiberin zum Burnout sein kann. Ein Gefängniswärter lebt mit der Hilflosigkeit, den Insassen nicht „heilen“ zu können, respektive auch durch Rückfälle immer wieder die gleichen Verurteilten betreuen zu müssen. Diese Hilflosigkeit kann irgendwann zu Sinnlosigkeit übergehen und führt zu verringerter Leistungszufriedenheit oder Demoralisierung. Bei Arbeitslosen kommen zum Beispiel immer wieder Gefühle der Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit auf, wenn sie sich nach unzähligen Bewerbungsschreiben immer wieder mit Absagen abfinden müssen. Der Glaube an sich selbst geht verloren und man erhält eine negative Selbsteinschätzung. Daher können wahrscheinlich nahezu alle Berufs- oder Arbeitsgruppen von der Krankenschwester bis zum Manager vom Burnout befallen werden.
Aufgrund der fehlenden Definition hat Burisch 1993 vorgeschlagen (2006, S.15), den Begriff „randunscharfe Menge („fuzzy set“) aus der Mengenlehre zu verwenden. Damit soll erkennbar werden, dass Burnout nicht klar abtrennbar ist. Er umschreibt diese Thematik mittels eines Beispiels von Forney et al. (1982, S.436):
„Burnout ist wie Pornographie – ich bin nicht sicher, ob ich es definieren kann, aber wenn ich es sehe, weiss ich, was es ist“.
Dass eine klare Abgrenzung nicht möglich ist, wird nachfolgend bei den Symptomen und Abgrenzungen zu Stress und Depression genauer erläutert.
2.2 Der Krankheitsstatus von Burnout
Aufgrund der im letzten Kapitel geschilderten Entwicklung von Burnout ist es wenig erstaunlich, dass es bis heute keine eigentliche „Krankheit“ Burnout gibt.
Für Krankheiten gibt es zwei Klassifizierungssysteme: Das „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-IV, in der vierten Auflage) der American Psychiatric Association (APA) und die „International Classification of Disorders“ (ICD-10, in der zehnten Auflage) der World Health Organization (WHO).
Während man im DSM-IV vergebens nach Burnout sucht, wird man im ICD-10 (WHO, 2007) fündig. Darin sind unter der Ziffer Z73 Probleme in Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung zu finden. Weiter findet man unter Z73.0 „Burn-out“ mit der Erklärung „State of vital exhaustion“ („Zustand der körperlichen Erschöpfung“) aufgelistet. Somit ist Burnout nicht als eigentliche Diagnose, sondern als Zustandsbild mit einer kaum vorhandenen Definition aufgeführt.
Dieses Nichtvorhandensein einer medizinischen Definition erschwert den heutigen Umgang mit Burnout erheblich. Daher kann eine entsprechende Diagnose für einen potentiellen Burnout-Fall je nach Arzt unterschiedlich ausfallen und dies wiederum kann die Absenzenstatistik eines Unternehmens erheblich beeinflussen. Nur wenn in einem Betrieb als Absenzgrund Burnout überhaupt bekannt ist und dies statistisch erfasst wird, kann ein klares Bild bezüglich der Häufigkeit dieser Absenz gemacht werden.
Obwohl Burnout medizinisch nicht als Krankheit erfasst ist, wird Burnout in dieser Arbeit zur Vereinfachung immer als Krankheit bezeichnet.
2.3 Heutige anerkannte Erklärung von Burnout
Von den meisten internationalen Forschern und Autoren (unter anderem Rösing, 2003, S.72, Burisch, 2006, S.41, Schulze, 2005, S.17-18) sind mittlerweile folgende drei Komponenten des Burnout akzeptiert und verschiedentlich dokumentiert.
Emotionale Erschöpfung
Diese Komponente ist die wohl wichtigste und auch die meist genannte. Jedoch kann diese Komponente alleine nicht zu einem Burnout führen. Emotionale Erschöpfung ist das „Ausgelaugt sein“, die emotionale Überforderung oder mit anderen Worten ausgedrückt „man kann einfach nicht mehr“. Die betroffene Person hat keine Energie mehr und keine Lust, sich der nächsten Herausforderung, dem nächsten Kunden oder auch einem neuen Arbeitstag zu stellen.
Depersonalisation
Auf den persönlichen Kontakt mit dem Kunden oder Patienten bezieht sich diese Komponente. Die Einstellung des Burnout-Betroffenen gegenüber der anderen Person verändert sich und diese wird nur noch als Objekt aber nicht mehr als Person wahrgenommen. Daraus resultiert eine negative Wahrnehmung des Kunden.
Gemäss Rösing (2003, S.72) kann diese Stufe auch eintreten, wenn man nicht im direkten Kundenkontakt steht. Dann ändert einfach die Einstellung gegenüber dem Bereich in dem man arbeitet oder gegenüber dem Objekt, welches man zu bearbeiten hat.
Gefühl von persönlicher Leistungsreduktion
Diese Stufe wird oft auch als reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit ausgewiesen. Dies kann jedoch mit dem Gefühl der persönlichen Leistungsreduktion gleichgestellt werden, da dies eine gewöhnliche Reaktion auf die Selbstreflexion ist. Denn eine negative Selbstbewertung führt dazu, dass man sich inkompetent, unproduktiv und falsch positioniert fühlt. Dies hat dann unabhängig von der vorgängigen objektiven Leistungsbeurteilung einen negativen Einfluss und kann zu wirklichen Einbussen in der Produktivität des Einzelnen führen.
Gemäss Maslach (2007, S.2-3) könnte man die drei Komponenten folgendermassen umschreiben: Burnout ist verlorene Energie, verlorene Begeisterung und verlorenes Vertrauen in sich selber. An diesem Punkt angelangt ist es schwer, einen Grund zum Weitermachen zu finden.
Obwohl eine medizinische Definition der Krankheit (noch) nicht erfolgt ist, haben sich gemäss Demerouti (1999, S.8) die meisten Wissenschaftler darauf geeinigt, dass es sich bei Burnout um eine bedrohliche Situation mit Prozesscharakter handelt. Rösing (2003, S.72-73) umschreibt dies so, dass Burnout nicht als Zustand, sondern als ein chronischer Prozess der physischen, emotionalen und mentalen Erosion zu verstehen ist. Dieser schleicht sich ein und entwickelt sich. Von Maslach und Leiter (1997, S.17) wird dies folgendermassen formuliert:
„It is a malady that spreads gradually and continuously over time, putting people into a downward spiral from which it’s hard to recover“.
Frei übersetzt resultiert daraus etwa folgende Aussage:
Es ist eine Krankheit, welche sich fortlaufend verbreitet und über die Zeit weiterentwickelt. Es versetzt den Betroffenen in eine Spirale nach unten, aus welcher er kaum entkommen kann.
Diese Spirale nach unten und die zunehmende Erschöpfung beeinflussen auch die Arbeitsleistung und das Selbstvertrauen negativ.
2.4 Symptome und Phasen von Burnout
Für den richtigen Umgang mit der Problematik ist es für die Unternehmen respektive den Vorgesetzten, Human Resources Betreuer oder auch den Mitarbeiter wichtig, die Symptome zu kennen, um möglichst früh im Entwicklungsstadium reagieren zu können. Dies ist ausserdem eine wichtige Voraussetzung, um nötige Präventionsmassnahmen entwickeln und einsetzen zu können. Deshalb soll in diesem Kapitel auf die Symptome von Burnout eingegangen werden. Wobei beim Gefährdeten respektive Betroffenen nicht die Symptome einzeln betrachtet werden sollten, sondern eher die Veränderungen.
Burisch (2006, S.25-34) hat aus der kompletten Burnout-Literatur die Symptome zusammengetragen und festgestellt, dass sie zwar sehr vielschichtig, aber auch überraschend einheitlich sind. Jedoch wird klar festgehalten, dass bei einem Burnout-Fall nicht zwingend alle Symptome vorhanden sein müssen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass bei mehreren zutreffenden Symptomen auch die Gefahr einer Burnout-Gefährdung steigt.
In der folgenden Tabelle werden die Symptome kurz aufgelistet. Dabei ist auch wieder der im vorangegangen Kapitel erläuterte Prozesscharakter von Burnout ersichtlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Burnout Symptome nach Burisch (2007, S.25-26)
Die erste Kategorie Warnsymptome in der Anfangsphase ist geprägt durch einen überhöhten Energieeinsatz und erste Zweifel am eigenen Tun. Diese Phase ist für eine Früherkennung in einem Unternehmen sicherlich die Wichtigste und hat auch Einfluss auf einen allfälligen Krankheitsverlauf.
Beim reduzierten Engagement geht es vor allem darum, dass plötzlich die Gegenreaktion einsetzt. Hat man vorher noch mit einem Übermass an Engagement geglänzt, dreht man in dieser Situation eigentlich den Spiess um und will vor allem nehmen. Daraus resultieren steigende Ansprüche. Dies kann auch informell sein, in dem man es sich einfach herausnimmt, die Pause zu überziehen oder auch häufiger mit Fehlzeiten seinen erhöhten Ansprüchen gerecht wird. Besonders bei Berufen mit Kontakten zu Menschen leidet hier sehr schnell die interpersonelle Ebene. In dieser Phase ist auch eine starke Abneigung gegen die Arbeit erkennbar, welche einem das morgendliche Aufstehen für die Arbeit schwerer macht und die Arbeitszeit länger erscheinen lässt. Daraus resultiert eine negative Einstellung gegenüber der Arbeitswelt und oft wird hier auch bereits von innerer Kündigung gesprochen.
Bei der emotionalen Reaktion respektive Schuldzuweisung wird die Schuld für den unbefriedigenden Zustand sich selbst oder seinem Umfeld zugeschoben. Wenn die Schuld bei sich selbst gesucht wird, entstehen oft Depressionen. Im anderen Fall entstehen Aggressionen gegenüber dem Umfeld.
Der Abbau ist vor allem geprägt durch Leistungsabfall. Dieser äussert sich mittels Flüchtigkeitsfehlern oder verpassten Terminen. Es besteht zusätzlich die Gefahr, dass plötzlich nur noch „Dienst nach Vorschrift“ geleistet wird. In dieser Phase sind infolge von Produktivitätsverlusten erste direkte Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung erkennbar, welche sich durch weniger Gewinn für ein Unternehmen zeigen.
Die Verflachung bedeutet dann schon eine bewusste Distanzierung von der Umwelt. So geht man zum Beispiel plötzlich Freundschaften oder Hobbies nicht mehr nach, respektive legt auf diese Kontakte keinen Wert mehr.
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