Die Substanzialismus-Relationalismus-Debatte
Betrachtung der Debatte über die Ontologie der Raum-Zeit und ihre Veränderung durch die Relativitätstheorie
Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I.) Einleitung
II.) Substanzialismus und Relationalismus in der klassischen Physik
II.1.) Newtons absolute Interpretation
II.2.) Leibniz relationale Interpretation
II.3.) Die Leibniz-Clarke-Kontroverse
III.) Einsteins Relativitätstheorie – Revolutionierung der Physik
III.1.) Die spezielle Relativitätstheorie
III.2.) Die Allgemeine Relativitätstheorie
IV.) Die allgemeine Relativitätstheorie und die moderne Substanzialismus-Relaismus-Debatte
IV.1.) Die relationalen Aspekte der allgemeinen Relativitätstheorie
IV.2.) Die absoluten Aspekte der allgemeinen Relativitätstheorie
IV.3.) Die moderne Subtanzialismus-Relationalismus-Debatte – Ein grober Überblick
V.) Die Relativitätstheorie zwischen Leibniz und Newton
Literaturverzeichnis
I.) Einleitung
„[Einstein] revolutionierte […] die Begriffe von Raum und Zeit […]. Er vollendete damals seine Allgemeine Relativitätstheorie zu einer neuen Theorie der Gravitation. Er zeigte, dass die Gravitation mit Hilfe der Struktur von Raum und Zeit ausgedrückt werden kann. Der Raum lebte in den Ereignissen der Natur. Die Himmelskörper formen Raum und Zeit in ihrer Umgebung derart, dass sich die vertrauten Regeln der Geometrie ebenso ändern, wie der Lauf der Zeit.“[1]
Dass Albert Einstein die Physik tiefgehend revolutionierte, ist heute allgemein bekannt. Die vorliegende Arbeit greift an dieser Stelle jedoch die Frage auf, in wie weit Albert Einstein mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie (ART) Einfluss auf die Ontologie der Raum-Zeit und der damit verbundenen, vorhergehenden Relationalismus-Substanzialismus-Debatte hatte. In dieser verfechtete vor allem Isaac Newton einen absoluten Raum und Leibniz hingegen interpretierte den Raum als relational. Dabei war „[d]ie frühe Rezeption der ART […] von der Idee geprägt, diese enthalte eine allgemeine Relativierung von Bewegung […].“[2] Jedoch wird nach einer ausgiebigeren Betrachtung der Aspekte der allgemeinen Relativitätstheorie deutlich, „[...]dass die ART keine umfassende Relativierung von Bewegung stützt, sondern wichtige Züge von Newtons absoluter Position beinhaltet.“[3] In wie weit dies der Fall ist und wie sich die Relationalismus-Subtanzialismus-Debatte durch die allgemeine Relativitätstheorie verändert hat, steht als zentrale Frage im Mittelpunkt dieser Arbeit.
Im Weiteren wird hierzu die Subtanzialismus- Relationalismus-Debatte historisch, also vor der allgemeinen Relativitätstheorie, betrachtet. Hierbei sollen vor allem Newtons und Leibniz gegnerische Positionen vorgestellt werden, da diese als bekannteste Vertreter der jeweiligen Strömung gelten. Weiter wird auch auf die so genannte Leibniz-Clarke-Debatte eingegangen. Diese ist für die Diskussion von zentraler Bedeutung, da hierbei eine paradigmatische Frontstellung zwischen den beiden Grundpositionen, in Form eines Briefwechsels zwischen Leibniz und Clarke, stattfindet und diese Debatte somit „[...] den Unterschied zwischen der leibnizschen relationalistischen Auffassung und der newtonischen substanzialistischen Auffassung des Raumes [...]“[4] dokumentiert. Clarke vertritt in dieser Debatte Newtons Ansichten, da es zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen Leibniz und Newton nie gekommen ist.
Anschließend sollen dann die wichtigsten Aspekte von Einsteins Theorie kurz vorgestellt werden. Damit hier der Übergang in der Physik und die Ansprüche Einsteins deutlich aufgezeigt werden können, wird erst die spezielle Relativitätstheorie vorgestellt, um dann anschließend auf die allgemeine Relativitätstheorie zu sprechen zu kommen. Diese Betrachtung ist notwendig, um die Diskussion der Raum-Zeit-Struktur in der Relativitätstheorie zu verstehen. Weiter werden dann die relationalen und die absoluten Aspekte dieser Theorie besprochen, um die moderne Substanzialismus-Relationalismus-Debatte erläutern zu können und so auf die Frage der Ontologie des Raumes oder der Raum-Zeit, aus der Sicht des modernen Standpunktes heraus, einzugehen. Wichtig für diese Betrachtung ist vor allem das Machsche Prinzip, das Einstein für die allgemeine Relativitätstheorie aufstellt, welches dabei aber nicht in voller Strenge eingehalten wird. Die Einhaltung des Machschen Prinzips ist hierbei jedoch essentiell für die Frage der absoluten oder relationalen Interpretation der Relativitätstheorie. Anschließend soll kurz auf das sogenannte „hole – Argument“ eingegangen werden, welches sehr zentral für die moderne Auseinandersetzung mit der Thematik ist. Hierbei soll jedoch vor allem die Vielseitigkeit der modernen Diskussion aufgezeigt werden.
Abschließend ist es das Ziel der Betrachtung zu zeigen, dass die vorgestellte Diskussion durch die Relativitätstheorie nach wie vor zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen ist und, „[...] dass auch und gerade in der modernen Physik die Frage nach dem ontologischen Status der Raumzeit eine weiterhin virulente Frage ist, die nicht nur in einer langen philosophischen Tradition steht, sondern, wie es scheint, auf absehbare Zeit auch noch weiter stehen wird.“[5]
II.) Substanzialismus und Relationalismus in der klassischen Physik
„Die Geschichte des neuzeitlichen Denkens über Raum und Zeit wird von der Frage durchzogen, ob Raum und Zeit eine selbständige Existenz neben den Körpern zukommt […] oder ob Raum und Zeit bloßer Inbegriff von räumlichen und zeitlichen Beziehungen zwischen Körpern sind und keine eigenständigen Größen […].“[6]
Diese Frage nach der Beschaffenheit der Raumzeit stellt die Debatte zwischen der relationalen und der absoluten Interpretation der Raumzeit dar, welche nun zuerst in ihrer klassischen, „vorrelativistischen“ Form, vorgestellt werden soll. Wobei vorerst zur Orientierung folgende kurze Definition der beiden Strömungen (bezüglich des Raumes) angegeben werden kann:
„ Substanzialismus: Der Raum ist eine Entität sui generis – ähnlich wie körperhafte Materie, wenn gleich von ihr verschieden.Insbesondere kann ein leerer Raum existieren.
Realtionalismus: Der Raum besitzt keinen eigenständigen Realcharakter, er kann als die Menge aller möglichen Lagebeziehungen von Körpern angesehen werden. Insbesondere kann kein leerer Raum existieren.“[7]
Hierbei wurde die absolute Sicht, im Rahmen der klassischen Physik, vor allem von Isaac Newton geprägt und die relationale Gegenposition vor allem vom Gottfried Wilhelm Leibniz und Ernst Mach vertreten.[8] Vorerst sollen nun die Positionen von Newton und Leibniz im Detail gesondert besprochen werden, bevor weiter auf das Aufeinandertreffen der Meinungen in der Leibniz-Clarke-Debatte eingegangen werden soll, wobei auch Einwände und andere Argumente von z.B. Ernst Mach kurz zum Tragen kommen werden.[9]
II.1.) Newtons absolute Interpretation
Die absolute, substanzialistische Position besagt im Allgemeinen, dass Raum und Zeit ihrer Natur nach unabhängig von den Körpern und Ereignissen sind, die in ihnen bestehen. Somit bilden Raum und Zeit quasi ein Behältnis, in welchem die verschiedenen Dinge bzw. Ereignisse ihre Stelle haben. Dieser feste Rahmen umschließt ein ausgezeichnetes und wahrhaft in Ruhe befindliches Bezugssystem. Dieses Bezugssystem ist der absolute Raum, in welchem Bewegung wirklichkeitsgetreu beschrieben werden kann. Zusammenfassend besagt der Substanzialismus[10], dass es räumliche und zeitliche Strukturen gibt, die für sich selbst existieren und die somit nicht auf Beziehungen zwischen Körpern oder Ereignissen zurückführbar sind. Die Strukturen wohnen also dem Raum und der Zeit inne. In der absoluten Sicht zeigen also räumliche und zeitliche Beziehungen zwischen Ereignissen die Raum- und Zeitverhältnisse an.[11]
Newton gab 1687 in seinen Mathematischen Prinzipien der Naturlehre seiner absoluten Position erstmals ihre Gestalt und formulierte diese anschließend im S cholium über Raum und Zeit der Principia in kompakter Form. Newtons Behauptung ist es hierbei, dass Raum und Zeit intrinsische Strukturen besitzen, zu welchen die Gleichförmigkeit der Zeit – die Reihenfolge von Gleichheit und Zeitintervallen – die Anordnung von Raumintervallen, so wie Ruhe und absolute Bewegung zählt. Denn, „Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfliesst an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig, und ohne Beziehung auf irgend einen äussern Gegenstand. […] Der absolute Raum bleibt vermöge seiner Natur und ohne Beziehung auf irgendeinen äusseren Gegenstand, stets gleich und unbeweglich […].“[12] Alle von Newton genannten Strukturen besitzen hierbei einen von den Messverfahren unabhängigen Sinn.[13] In Newtons Konzeption des absoluten Raumes ist außerdem mit einbezogen, dass dieser ein universelles Bezugssystem für sämtliche Bewegungsvorgänge darstellt.[14] Durch die Einführung des absoluten Raumes ist es Newton möglich zwischen sogenannter „wahren“ Bewegung, die sich gegenüber dem absoluten Raum abspielt, und einer nur scheinbaren relativen Bewegung zu unterschieden. Um hierbei den wahren Bewegungszustand eines Körpers zu ändern, sind laut dem Trägheitsgesetz dann äußere Kräfte aufzubringen. Hierbei lautet das Trägheitsgesetz nach Newton, wie folgt: „Eine gleichförmige geradlinige Trägheitsbewegung charakterisiert den kräftefreien Fall – umgekehrt enthält eine krummlinige Bewegung Beschleunigungs- oder Abbremsvorgänge, die von der Einwirkung äußerer Kräfte herführen.“[15] Allgemein enthält Newtons Ansatz vier Themen, die sich miteinander verknüpfen lassen. Diese sind: die absolute Bewegung, wobei Raum und Zeit mit verschiedenen Strukturen ausgestattet sind; der Subtanzialismus, der besagt, dass diese Strukturen ein Substrat des Raumes oder der Raum-Zeit-Punkte beinhalten; der Nicht-Konventialismus, der besagt, dass die Strukturen intrinsisch zu Raum und Zeit sind; Und die Unveränderlichkeit, die besagt, dass diese Strukturen fest und unveränderlich sind.[16]
Newton verdeutlicht seine Position durch Experimente, die er in seinem Scholium diskutiert. An dieser Stelle soll jedoch nur auf Newtons berühmten Eimerversuch eingegangen werden, der für die weitere Debatte in der klassischen Physik eine wichtige Rolle spielt. Dieses Experiment wird dabei in vier verschiedenen Stadien verdeutlicht und betrachtet einen an der Decke befestigten Eimer, der mit Wasser gefüllt ist und in Bewegung bzw. Drehung versetzt wird.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Quelle:http://www.google.com/imgres?imgurl=http://mitglied.multimania.de/perpetuum05/Rotationseimer%2520jpg.jpg&imgrefurl=http://mitglied.multimania.de/perpetuum05/Alles_im_Eimer.html&usg=__tSokTtiwWHAdV5bsGZdWdI9kmR8=&h=442&w=682&sz=35&hl=de&start=2&zoom=1&tbnid=0u7d6chifsW4oM:&tbnh=90&tbnw=139&ei=hFljUPmxJofNswak5YCwBA&prev=/search%3Fq%3DNewton%2BEimerversuch%26hl%3Dde%26tbm%3Disch&itbs=1)
Durch die Drehung des Seiles gerät als erstes der Eimer in eine Rotationsbewegung, wobei das Wasser vorerst in Ruhe bleibt. Im Verlauf wird dann jedoch auch das Wasser in Bewegung versetzt, bis sich dann das Wasser und der Eimer gleichermaßen drehen. Irgendwann kommt jedoch dann der Eimer wieder zur Ruhe, wohingegen sich das Wasser noch weiter bewegt. Im letzten Schritt kommt dann auch wieder das Wasser zum Stillstand, wobei sich dann Wasser und Eimer wieder gleichermaßen in Ruhe befinden. In den zwei Zuständen, in denen das Wasser rotiert, kommt es zu einer Wölbung der Wasseroberfläche, welche die Einwirkung von Zentrifugalkräften sichtbar machen soll. Newton sieht hierbei im Auftreten von Trägheitskräften die wahre Kreisbewegung des Wassers gegenüber dem absoluten Raum.[17] Er wollte durch den Versuch ein empirisches Indiz für die von ihm angenommen Strukturen ausfindig machen. Dabei können Inertialsysteme von Nicht-Inertialsystemen (oder nicht-interialen Bezugssystemen) anhand von Trägheitskräften unterschieden werden. Wenn also die Trägheitskräfte, wie hier an einem Körper angreifen, dann führt dieser eine beschleunigte Bewegung aus und dies verdeutlicht, dass er überhaupt sicher eine Bewegung ausführt und sich nicht in Ruhe befindet. Somit zeigen die Trägheitskräfte, nach Newton, die wirkliche Bewegung (in diesem Falle eine wahre Rotationsbewegung) empirisch an. Wichtig ist es, dass bei dem Experiment alle Kombinationen von relativen Bewegungszuständen zwischen den zwei Objekten, Wasser und Eimer, und dem Auftreten von Trägheitskräften realisiert sind und somit kann die Folge dieser nicht als Folge der beobachteten Relativbewegung gedeutet werden. Somit bleibt die Option übrig, die Zentrifugalkräfte als Ausdruck wirklicher Bewegung zu deuten und deshalb als wahre Bewegung gegen den absoluten Raum.[18] Newton schloss weiter: Wenn Bewegungen im absoluten Raum zu beobachten sind, dann muss dieser auch existieren.[19] Abschließend ist zu sagen, dass Newtons Argument bezüglich des Eimerversuches[20] zeigen soll, dass nicht nur relative Bewegung zwischen Körpern empirisch nachgewiesen werden kann, sondern auch einige Bewegungen gegenüber dem absoluten Raum.[21] Zudem können absolute und relative Bewegungen empirisch unterschieden werden, wobei einige wirkliche Bewegungen Trägheitskräfte als Wirkungen haben.[22]
II.2.) Leibniz relationale Interpretation
Die Gegenposition zur absoluten Position, ist die relationale Interpretation, oder auch der Relationalismus. Hier werden alle Bewegungen als relative Bewegungen von Körpern angesehen und es werden keine Raum-Zeit Strukturen vorausgesetzt. Somit sind Beziehungen zwischen Körpern und Ereignissen direkt und es gibt keine irreduzible, monadische zwischenzeitliche Beziehung.[23]
Newtons zeitgenössischer Widersacher, der diese Ansicht vertrat, war Leibniz, der Orte und Bewegungen alleine als relative Orte und relative Bewegungen ansah.[24] Bei Leibniz ist der Raum die Gesamtheit der relativen Lagen und Anordnungen der Körper und es gibt keinen Raum als eigenständige Größe neben den Körpern. Hierbei sind sich Raum und Zeit sich dahingehend ähnlich, dass beide nur Beziehungen zwischen den Größen zum Ausdruck bringen. Der Raum existiert also nicht unabhängig von den materiellen Objekten und den Ereignissen, sondern gibt z.B. die Lagebeziehungen von Objekten wieder. Leibniz vertritt zudem die These, dass die Zeitfolge von Ereignissen nicht darauf zurückgeführt werden kann und diese zu verschiedenen Zeitpunkten stattfindet, sondern diese muss in den Beziehungen zwischen den Ereignissen direkt ausgedrückt werden. Dafür zieht Leibniz als Beziehung die Kausalität heran, wodurch spätere Ereignisse bzw. Zeitpunkte durch die Wirkung der frühere Ereignisse bzw. Zeitpunkte gekennzeichnet sind.[25] Deshalb „[...] muss man wissen, daß Kraft ja etwas durchaus Reales ist […]; daß aber Raum, Zeit und Bewegung etwas vom Wesen der Vernunft haben und nicht durch sich wahr und real sind, sondern nur insofern sie die göttliche Eigenschaften,-Unbegrenztheit, Ewigkeit, Tätigkeit- oder die Kraft geschaffener Substanzen einschließen.“[26] Somit hält Leibniz den Raum und die Zeit für etwas rein Relatives – für eine Ordnung des Nebeneinanderbestehens oder Aufeinanderfolgens.
Ein Problem dem Leibniz sich hierbei stellen muss, ist es, die räumliche Anordnung nicht durch räumliche Beziehungen auszudrücken, da sonst ein Zirkel entstehen würde. Leibniz versucht dies durch zwei angeführte Merkmale – die gleichzeitige Existenz und das Absehen von besonderen Existenzweisen – zu lösen. Der Raumbegriff bezieht sich danach auf die mögliche Anordnung von Objekten, die gleichzeitig existieren. Hierbei werden bei den Objekten alle besonderen Bestimmungen nicht beachtet, wie z.B. die Wechselwirkung mit anderen Objekten. Zwei Prinzipien stützen hierbei Leibniz Argumentation: Das Prinzip des zureichenden Grundes und das Prinzip der Identität des Unteilbaren. Ersteres besagt, dass nichts ohne einen hinreichenden Grund geschieht, welcher erklärt, warum es so ist und nicht anders.[27] Das zweite Prinzip sagt aus, dass, wenn zwei Dinge als ununterscheidbar anzunehmen sind, obwohl sie als zwei verschiedene Dinge angenommen werden[28], gleichbedeutend ist, wie unter zwei Namen dafür dasselbe anzunehmen.[29] Insgesamt beinhaltet der Relationalismus zusammengefasst drei wichtige Punkte: Er besagt, dass alle Bewegungen eine relative Bewegung von Körpern sind; Er besagt, dass zwischenzeitliche Beziehungen zwischen Körpern und Ereignissen direkt sind; Er besagt, dass es keine irreduzible, monadische zwischenzeitliche Beziehung im korrekten zwischenzeitlichen Idiom gibt.[30]
II.3.) Die Leibniz-Clarke-Kontroverse
Die gegenüberstehenden Positionen von Newton und Leibniz wurden nun gesondert vorgestellt. In der Leibniz-Clarke-Kontroverse wird die Debatte zwischen den Positionen und die jeweiligen Argumente jedoch sichtbarer, da hier ein Briefwechsel zwischen Leibniz und Clarke, einem engen Vertrauten Newtons und Verteidiger dessen Sichtweise, stattgefunden hatte.[31] Die Debatte wird hierbei nicht ausführlich vorgestellt, jedoch sollen die wichtigsten strittigen Punkte kurz angesprochen werden.
[...]
[1] Maalampi, 2008, S. 5 unten – S.6 oben.
[2] Carrier, 2009, S.193, oben.
[3] Carrier, 2009, S.190, oben.
[4] Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, S.224, mitte.
[5] Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, S.243, unten.
[6] Carrier, 2009, S. 168, mitte.
[7] http://www.lyre.de/Lyre-WTBuch2007.pdf, Seite: 224, Zeile: 3 – 8.
[8] An dieser Stelle ist es zu erwähnen, dass die Debatte um den ontologischen Struktur der Raum-Zeit eine schon weitere zurückreichende philosophische Tradition darstellt, welche schon auf Platon und Aristoteles zurückgeht und in der Neuzeit vor allem von Descartes erst wieder aufgegriffen wird. Jedoch ist hierbei nicht klar, welchen Standpunkt genau Descartes in der Debatte einnimmt, da sich Elemente seiner kartesischen Metaphysik des Raumes sowohl bei Newton und Clarke, als auch bei Leibniz wiederfindet. (Vgl. Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, Seite: 224 – 226).
[9] Es gibt hier bezüglich der klassischen Debatte auch viele weitere Argumente und wichtige Vertreter von Positionen, die diese verfochten haben, wie zum Beispiel Kant. Jedoch beschränkt sich diese Betrachtung auf die wichtigsten Vertreter der beiden Hauptströmungen.
[10] Der Substanzialismus bezeichnet eigentlich eine Verschärfung der „nur“ absoluten Position und besagt, dass die Punkte des Raumes und der Zeit zu diesen genannten intrinsischen Strukturen zählen. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 171).
[11] Vgl. Carrier, 2009, Seite: 168 – 169.
[12] Newton, 1726, 25-27.
[13] Diese Strukturen sind hierbei auch empirisch unzugänglich und teilweise sogar in der Newtonischen Mechanik selbst nicht enthalten oder erfüllt. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 170 – 171).
[14] Dies ist eine Annahme, die über das Galileische Relativitätsprinzip hinausgeht, welches zwar von Newton im Bereich der Kinematik usw., anerkennt wird, jedoch ist es bezüglich des Auftreten von Kräften umgekehrt sein Anliegen, die Trägheitseffekte durch den absoluten Raum zu begründen. (Vgl. Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, Seite: 226).
[15] Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, Seite: 226, unten.
[16] Vgl. Earman, 1989, Seite: 7 – 9.
[17] Vgl. Bartels, Stöckler, (Lyre), 2007, Seite: 226 -227.
[18] Vgl. Carrier, 2009, Seite: 171 – 173.
[19] Wichtig ist, dass der absolute Raum keine Relation zu irgendetwas externem besitzt und somit immer gleich und unbeweglich bleibt. „This immovable Structure was assumed tob e that of the euclidean tree-space […].“ (Earman, 1989, Seite: 9, Zeile: 2 – 3).
[20] Zu einer ähnlichen Folgerung gelangt Newton auch durch sein Doppelkugelexperiment, wobei sich zwei durch ein Seil miteinander verbundene Kugeln, gedacht werden, die um einen gemeinsamen Schwerpunkt rotieren. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 173).
[21] Vgl. Esfeld, 2012, Seite: 14 – 15.
[22] Eine weitere Option zum Ausmachen wahrer Bewegung geht hier von den Ursachen aus und besagt, dass wenn eine Kraft, wie z.B. die Gravitation, an einem Körper angreit und durch keine andere Kraft kompensiert wird, dass erzeugt sie eine Bewegung des Körpers. Hier erlaubt es also der Rückgriff auf Kräfte als Wirkungen und Ursachen von Bewegungen, wirkliche Bewegung von Körpern auszumachen und in der Erfahrung nachzuweisen. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 173).
[23] Vgl. Earman, 1989, Seite: 12 – 13.
[24] Die Ursprünge der relationalen Theorie gehen hierbei, wie schon kurz angesprochen, auf Rene Descartes zurück, der die Ansicht vertrat, dass Ausdehnung das kennzeichnende Merkmal von Materie und Raum bildet und, dass diese sich deshalb nicht wesentlich unterscheiden. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 174).
[25] Vgl. Carrier, 2009, Seite: 174 – 175.
[26] Leibniz, 1716, Seite: 41 unten.
[27] Vgl. Carrier, 2009, Seite: 175 – 176.
[28] Leibniz machte die empirische Ununterscheidbarkeit zur Vorbedingung theoretischer Verschiedenheit und legte hier jedoch einen Grundstein, der später vom Logischen Empirismus (vor allem von Reichenbach) aufgegriffen wurde. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 177).
[29] Für Leibniz ist das zweite Prinzip eine Folge des ersten, denn wenn zwei Zustände ununterscheidbar sind, dann gibt es keinen zureichenden Grund, diese unter zwei Namen anzunehmen. (Vgl. Carrier, 2009, Seite: 176).
[30] Vgl. Earman, 1989, Seite: 12 – 15.
[31] Es ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die Kontroverse keineswegs auf die Debatte der Ansicht über Raum und Zeit begrenzt war, sondern viele Punkte der Naturphilosophie ansprach. Bezüglich des Themas der Arbeit, wird hier nur die Debatte über den Raum und Zeit betrachtet.