Beschaffungscontrolling. Instrumente und Informationssysteme
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über das Aufgabengebiet des Beschaffungscontrollings zu geben. Nach einer Begriffsbestimmung erfolgt die Darlegung der Informationssysteme sowie der Instrumente zum Beschaffungscontrolling. Hierbei wird besonders die Informationsversorgungsfunktion herausgearbeitet.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Formellegende
Einleitung
1. Begriffsbestimmungen
1.1. Beschaffung
1.2. Controlling
1.3. Beschaffungscontrolling
2. Informationssysteme der Beschaffung
2.1. Produktspezifische Informationen
2.2. Marktspezifische Informationen
2.3. Lieferanteninformationen
3. Instrumente des Beschaffungscontrollings
3.1. Kennzahlensysteme
3.1.1. Kennzahlen zum Lieferantenserviceniveau
3.1.2. Kennzahlen zur Lieferantensteuerung
3.2. ABC-/XYZ-Analyse
3.3. Supplier Lifetime Value
3.4. Wertanalyse
3.5. Erfahrungskurvenanalyse
Zusammenfassung
Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Quellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Formellegende
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Die Bedeutung der Existenzsicherung und Wettbewerbsfähigkeit, die der Beschaffung in der Industrie zukommt, erfordert eine eigenständige aktive und zielgerichtete Informationsversorgung der Beschaffungsträger. Zur Aufgabenerfüllung muss dem Beschaffungsbereich ein umfassendes Informationsmanagement zur Verfügung stehen, um damit alle Teilfunktionen des Managementprozesses zu integrieren und die definierten Ziele der Beschaffung zu erreichen.[1]
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über das Aufgabengebiet des Beschaffungscontrollings zu geben. Nach einer Begriffsbestimmung erfolgt die Darlegung der Informationssysteme sowie der Instrumente zum Beschaffungscontrolling. Hierbei wird besonders die Informationsversorgungsfunktion herausgearbeitet.
1. Begriffsbestimmungen
1.1. Beschaffung
Die Beschaffung im Unternehmen hat die Aufgabe, alle unternehmens- und/oder marktbezogenen Tätigkeiten bereitzustellen, die darauf gerichtet sind, einem Unternehmen die benötigten, aber nicht selbst hergestellten Objekte verfügbar zu machen.[2]
Daraus ergibt sich die Versorgungsfunktion der Beschaffung im Unternehmen für die weiteren Organisationseinheiten mit Gütern, die für die Erfüllung der Funktionen von Bedeutung sind. Diese Einheiten werden aus diesem Grund als Bedarfsträger oder auch als interne Kunden der Beschaffung bezeichnet.[3]
1.2. Controlling
In der Literatur sind die Definitionen von Controlling vielschichtig. Die Einigung der Autoren liegt eher in der Definition von Aufgaben, die dem Controlling nicht entsprechen, als in einer, die die Aufgaben des Controllings genau beschreibt. Eine Aufgabe, die dem Controllingbegriff nicht entspricht, ist die Gleichsetzung mit der Aufgabe der Kontrolle und Revision im Unternehmen. Vielmehr hat das Controlling die Aufgabe der Lenkung, Steuerung und Regelung von betriebswirtschaftlichen Funktionen.[4]
Daraus ergibt sich folgende Definition, die für diese Arbeit gelten soll:
„Controlling ist ein funktionsübergreifendes Steuerungsinstrument, das den unternehmerischen Entscheidungs- und Steuerungsprozess durch zielgerichtete Informationser- und -verarbeitung unterstützt. Dabei ist dafür zu sorgen, dass ein irtschaftliches Instrumentarium zur Verfügung steht, das vor allem durch systematische Planung und die damit notwendige Kontrolle hilft, die aufgestellten Unternehmensziele zu erreichen.“[5]
1.3. Beschaffungscontrolling
Durch die vorangegangenen Begriffsbestimmungen lässt sich das Beschaffungscontrolling mit den Aufgaben des Aufbaus und der Weiterentwicklung eines beschaffungsspezifischen Informationssystems, der Verhaltensbeeinflussung der Beschaffungsträger sowie der Unterstützung bei der Planung, Steuerung und Kontrolle der Beschaffungsaufgaben beschreiben.[6]
2. Informationssysteme der Beschaffung
In der Beschaffung lassen sich drei Informationsarten charakterisieren, die für die Entscheidungsfindung von Interesse sind: produktspezifische Informationen, marktspezifische Informationen und Lieferanteninformationen.[7]
2.1. Produktspezifische Informationen
Zu den produktspezifischen Informationen gehören u. a. Informationen über die physische und chemische Zusammensetzung, die Lager- und Transportfähigkeit sowie den Herstellungsprozess. Bezüglich des Beschaffungsmarktes ist es von Bedeutung, über Produkteigenschaften und -bestandteile informiert zu sein, um auf Veränderungen auf dem Rohstoffmarkt, wie z. B. Veränderung der Rohölpreise oder Verknappung von Stahlblechen, durch die Verwendung von Substitutionsgütern reagieren zu können.[8]
2.2. Marktspezifische Informationen
Marktspezifische Informationen geben Auskunft über die Beschaffungsmarktstruktur. Damit wird sowohl die eigene als auch die Position von Anbietern und Wettbewerbern auf dem Beschaffungsmarkt untersucht und festgestellt, ob eine monopolistische, eine oligopolistische oder eine polypolistische Struktur vorliegt. Durch Information über die Marktform kann der Handlungsspielraum der Beschaffung definiert werden. Des Weiteren ist die Marktentwicklung zu untersuchen, um auf Veränderungen der Preise, der Qualität oder der Lieferbedingungen durch konjunkturelle, saisonale oder trendbedingte Ursachen reagieren zu können.[9]
2.3. Lieferanteninformationen
Da die Wahl von Lieferanten von großer Relevanz sein kann und Fehlentscheidungen verheerende Folgen für das Unternehmen haben können, sind Informationen über die Zulieferer von großer Bedeutung. Zu den wichtigsten gehören folgende Lieferantendaten:
technische Daten
moderne Fertigungsmethoden
technisches Know-how
Qualitätsmanagement
Produktionskapazitäten
wirtschaftliche Daten
Gewinn- und Kostenstruktur
soziale Daten
Kooperationsbereitschaft[10]
3. Instrumente des Beschaffungscontrollings
Das Beschaffungscontrolling verfügt über eine Vielzahl von Instrumenten zur Bereitstellung von Informationen. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden im Folgenden nur Instrumente vorgestellt, die auch als Informationsgrundlage für
Lieferantenbewertungen von Bedeutung sind.
3.1. Kennzahlensysteme
Ein wichtiges Instrument des Beschaffungscontrollings sind Kennzahlensysteme. Hierdurch können quantitativ erfassbare Sachverhalte und Tatbestände in vereinfachter, konzentrierter Form, z. B. durch eine Zahl oder einen Wert, wiedergegeben werden. Durch ihren hohen Verdichtungsgrad, die große Übersichtlichkeit und ihre Eindeutigkeit wird durch Kennzahlen die Strukturierung und Verarbeitung der Informationen für einen Entscheidungsträger vereinfacht. Um die Abhängigkeiten der verschiedenen Kennzahlen voneinander zu berücksichtigen, müssen diese in einem Kennzahlensystem berücksichtigt werden.[11]
3.1.1. Kennzahlen zum Lieferantenserviceniveau
Diese Kennzahlen sind Indikatoren für die Früherkennung der Versorgungssicherheit des Abnehmers, da diese mit dem Servicegrad des Lieferanten eng in Verbindung stehen. Der Servicegrad eines Zulieferers wird durch folgenden Quotienten ausgedrückt.[12]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Grad der Befriedigung des Beschaffers hinsichtlich seines Bedarfsvolumens setzt sich aus der Termintreue des Lieferanten sowie der Vollständigkeit und Einwandfreiheit der Lieferungen zusammen. Aus diesem Grund muss die oben beschriebene Kennzahl wie folgt aufgeteilt werden:[13]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Durch die Konkretisierung des befriedigten Bedarfsvolumens werden die Hauptkomponenten des Servicegrades des Lieferanten zum Zwecke einer ursachengerechten Analyse ins Verhältnis zu den gesamten Bedarfsvolumina des Abnehmers gesetzt.“[14]
K ontrolle der Lieferzuverlässigkeit
Zur Früherkennung und ursachengerechten Analyse der nach zeitlich und produktspezifisch differenzierten Kennzahlen müssen diese weiter untergliedert werden. Aus der oben angeführten Kennzahl ergibt sich die qualitative Lieferzuverlässigkeit des Lieferanten:[15]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Kennzahl spiegelt die Termintreue und die Qualitätstreue der Lieferanten wider, indem sie das Verhältnis von einwandfrei und termingerecht gelieferten Bedarfsvolumina zu dem gesamt angeforderten Bedarfsvolumen aufzeigt.[16]
K ennzahlen zur Rückstandsmenge
Durch die mangelnde Verfügbarkeit des Beschaffungsvolumens kann es zu Rückstandsmengen in der Versorgung durch den Lieferanten kommen. Die Rückstandsquote gibt die nicht ausgelieferten Anteile des Beschaffungsvolumens an:[17]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zur Analyse der Servicezeit kann folgende Kennzahl herangezogen werden:[18]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sie gilt als ein weiterer Frühwarnindikator für das Serviceniveau des Lieferanten. Die Servicezeit wird von dem Zeitpunkt der Auftragserteilung bis zum Empfang der Waren gemessen.
K ontrolle der Lieferzeit
Zur genaueren Bestimmung der Servicezeit des Lieferanten muss dessen Lieferzeit kontrolliert werden. Dabei wird die Lieferzeit, die für ein bestimmtes Bedarfsvolumen benötigt wird, durch folgende Kennzahl ausgedrückt:[19]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Insbesondere bei Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Anlieferkonzepten ist eine
Veränderung der Kennzahl ein Warnsignal ersten Grades.[20]
[...]
[1] vgl. Arnold (1997) S.222
[2] vgl. Arnold, (1997) S.3
[3] vgl. Large, (2006) S.2
[4] vgl. Piontek (2003) S.17
[5] Preißler (1999) S.14
[6] vgl. Arnold (1997) S.223
[7] vgl. Piontek (2004) S. 84
[8] vgl. Piontek (2004) S.84f
[9] vgl. Piontek (2004) S.85
[10] vgl. Piontek (2004) S.86
[11] vgl. Arnold (1997) S.237
[12] vgl. Piontek (2004) S.106
[13] vgl. Piontek (2004) S.107
[14] Piontek (2004) S.107
[15] vgl. Piontek (2004) S.107
[16] vgl. Piontek (2004) S.107
[17] vgl. Piontek (2004) S.108
[18] vgl. Piontek (2004) S.109
[19] vgl. Piontek (2004) S.110
[20] vgl. Piontek (2004) S.110