Lade Inhalt...

Der Sinn der Intersektionalität als biographische Ressource bei Lutz Helma, Davis Kathy: "Geschlechterforschung und Biographieforschung"

©2010 Essay 6 Seiten

Zusammenfassung

Dieses Essay behndelt das Thema der Intersektionalität. Als Beispiel und Untersuchungsobjekt wie man Intersektinalität nutzt, wird eine außergewöhnlich Frau betrachtet, deren Lebensweg eine Form der Intersektinalität aufzeigt. In ihrer Form wirft die Intersektinlität wiedersprüchliche Meinungen hervor. Gerade der Nutzen und der Gebrauch der Intersektionalität muss kritisch betrachtet werden. Denn in ihrer Form bildet sie in der modernen Forschung einen essenziellen Bestandteil der Datenerfasusung und -verarbeitung.

Leseprobe

Lutz Helma, Davis Kathy: Geschlechterforschung und Biographieforschung: Intersektionalität als biographische Ressource am Beispiel einer außergewöhnlichen Frau.

In diesem Essay soll behandelt werden, ob die Verwendung der Intersektionalität sinnvoll ist. Der Text beginnt, damit dass die Geschlechterforschung in Laufe ihrer Entwicklung den „doing gender“-Begriff einführte und diesen weiterausbaute. Im Laufe seines Gebrauchs mussten weitere Kategorien im Alltagsleben betrachtet werden und einbezogen werden. Auf Grund dieser Erweiterung soll verhindert werden, dass nur additive Momente untersucht werden, vielmehr soll ein entstandenes Gesamtkonstrukt dieser Elemente betrachtet werden. So wird ein Subjekt in der modernen Betrachtung nicht als ein stereotypes Teil eines Kollektivs gesehen, sondern als ein selbstständiges und vielschichtiges Individuum. Durch die Einführung und Verwirklichung dieser These wird der gender-Begriff laut Autorin überflüssig, da nun ein Gesamtbild betrachtet wird. So soll eine Abwendung von zugeschriebenen Merkmalen hin zu sozialen Positionen in der Gesellschaft passieren. Hierfür wird der Begriff der Intersektionalität eingeführt. Diese soll die verschiedenen Kategorien eines Subjekts vereinen und ein individuelles Gesamtbild erzeugen. Bei der Erstellung dieses Gesamtbildes sollen alle Kategorien gleichwertig untersucht werden. Somit fragt Intersektionalität nicht nur nach der offenkundigen Stellung eines Subjekts, sondern hilft dabei die Stellung des Subjekts in der Gesellschaft zu definieren.

Der nächste Abschnitt beinhaltet die Frage wie Intersektionalität bei Biographieforschung und Geschlechterforschung angewandt wird. Biographieforschung handelt davon individuelle Geschichten darzustellen und ein einzigartiges Muster dieser Geschichten aus zeitlich versetzten Perspektiven zu erzeugen. So stellt sich die Frage, wie das Geschlecht in die Biographie eingebaut wird und wie man es in dieser konstruieren könnte. Da man Geschlecht also konstruieren kann, kann man es auch bewusst aus einer Biographie ausblenden. Die Autorin hingegen meint, dass man Kategorien nicht nur auf Geschlecht oder Klasse beschränken kann. Im Folgenden wird zur Verdeutlichung dieser These ein Interview mit Mamphela Ramphele untersucht. Die Analyse des Interviews soll aufzeigen, dass gender als flexibles Teil eines Konstruktionsprozesses gilt, Intersektionalität als Ressource verwendet werden kann und Intersektionalität zur Erweiterung der Biographie dient.

In diesem Abschnitt erfolgt eine kurze Auflistung über bedeutende Etappen in Mamphela Rampheles Leben. Angefangen von ihrer familiären Lage hin zu ihrer beruflichen Laufbahn, die von der ersten schwarzen Ärztin in Südafrika bis zur Beraterin der Weltbank hinreicht. Im Interview jedoch präsentiert sie sich hauptsächlich als Feministin. Was sowohl für Irritation bei der Interviewerin, als auch der Autorin führt. Da diese eher eine Selbstpräsentation als schwarze Ärztin oder Kämpferin für die Anti-Apartheid-Bewegung erwartet hätte. Eine Klärung dieser Irritation soll im folgenden Abschnitt kommen.

Der folgende Abschnitt beinhaltet insgesamt drei Fragmente aus dem Interview. Im ersten Fragment stellt sich Mamphela Ramphele als jüngste Schwester von fünf Brüdern vor. Während ihrer gesamten Vorstellung konstruiert sie ihre Biographie über ihre feministische Lebenseinstellung.

Im zweiten Fragment versucht die Interviewerin das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken und spricht Mamphela gezielt auf rassistische Ereignisse in ihrem Leben an. Diese weicht der Frage insoweit aus, dass sie zwar ein offensichtlich rassistisches Ereignis aus ihrer Kindheit erzählt, es aber wieder in einen feministischen Zusammenhang einbaut. Es handelt sich um einen Buren-Pfarrer, der einer schwarzen Frau das Begräbnis auf dem Dorffriedhof, aus angeblich religiösen Gründen verweigerte. Mamphela hingegen geht nicht auf den offensichtlich rassistischen Grund des Pfarrers ein, sondern beschreibt ihn einfach als schlechten Menschen und „Chauvinisten“. Desweiteren distanziert sie sich vom rassistischen Vorfall zum einen wegen ihrer Sonderstellung und der ihres Vaters als Gelehrter im Dorf, zum anderen stellt sie sich nicht als Opfer, sondern als Handelnde dar, zum weiteren beschreibt sie den Pfarrer nicht direkt als Rassisten, sondern als schlechten Menschen und zuletzt führt sie den männlichen Chauvinismus ein. Sie benutzt also die Intersektionalität um die Geschichte des Pfarrers zu zeigen. Im dritten Fragment bestärkt sie ihre Aussage, dass sie eine Sonderrolle in der Anti-Apartheid-Bewegung inne hatte, dadurch, dass sie sich sowohl von der Bewegung durch ihren Feminismus dissidiert, aber auch dissidiert sie sich von den anderen Feministinnen durch ihre engagierte Teilnahme in der Bewegung der Anti-Apartheid.

Im nächsten Abschnitt wird untersucht, warum Mamphela Ramphele sich selbst durch ihre feministische Überzeugung beschreibt und nicht wie von der Autorin erwartet, durch ihren Einsatz für die Anti-Apartheid-Bewegung. Hierfür werden drei Ebenen untersucht. Die interaktionelle Ebene geht davon aus, dass sie eine Gemeinsamkeit mit ihrer Interviewerin herstellen und so eine Ausgangslage über das Geschlecht schafft. Die zweite intersektionelle Ebene geht davon aus, dass der Feminismus lediglich als Gerüst für die Meilensteine in ihrem Leben dient. Die Ebene der Machtverhältnisse geht davon aus, dass sie sich durch ihre Selbstpräsentation als Feministin eine aktive Rolle zuschreibt und nicht als Opfer des Rassismus oder passive Geliebte eines berühmten Mitglieds der Anti-Apartheid-Bewegung abgestempelt werden kann.

[...]

Details

Seiten
6
Jahr
2010
ISBN (eBook)
9783656750260
ISBN (Buch)
9783656749912
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen – Soziologie
Erscheinungsdatum
2014 (September)
Note
2,0
Schlagworte
sinn intersektionalität ressource lutz helma davis kathy geschlechterforschung biographieforschung
Zurück

Titel: Der Sinn der Intersektionalität als biographische Ressource bei Lutz Helma, Davis Kathy: "Geschlechterforschung und Biographieforschung"