Zusammenfassung "Sozialisation" des Moduls Bildungswissenschaften
Zusammenfassung
Leseprobe
Der Grundbegriff Sozialisation wird erstmals 1896 im wissenschaftlichen Kontext genannt, er hat keine vergleichbare Konnotation in der Alltagssprache.
Sozialisation kann als die Gesamtheit der Lernprozesse verstanden werden, die bewusst oder unbewusst durch den Einfluss der materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt, die Persönlichkeit ausmachen; spezifische Perspektive auf das Leben und das menschliche Verhalten (soziales Verhalten, Anpassungsphänomene, gesellschaftliche Strukturen).
Für die Bildungswissenschaft ist die Frage nach der gesellschaftlichen Determination und Reproduktion von großer Bedeutung.
Erzählungen
Thomas Bernhard, „Die Ursache“: es geht vor allem um den Einfluss der Stadt
(Salzburg) und ihre Bedeutung für das Leben und die Entwicklung der Persönlichkeit. Sie nimmt Einfluss auf den Charakter und die Geistesentwicklung sozialisationsrelevantes Umfeld Einfluss auf die Biografien.
Peter Handke, „Kaspar“: es geht um den Einfluss der Sprache als sozialisatorisches Element, es zeigt die Manipulierbarkeit durch die Sprache.
Interview mit einem Jugendlichen: es handelt von Lebensverläufen als sozialisierte und strukturierte Normen.
Der Begriff Sozialisation
Ist kein Ergebnis moderner, sozialwissenschaftlicher Theorien, schon Kant fragte wie der Mensch „in die menschliche Gesellschaft passe“ Zivilisierung (bei Kant erzieherisch steuerbar intentional).
Den Begriff sensus communis gibt es seit der Antike. Er beschreibt die Einführung in den Gemeinsinn = gemeinsam geteilte Normen, Werte, Einstellungen, Geschmäcker, Haltungen; war Teil der Erziehung und schulischen Bildung, vor allem aber soziale Lebensform. Er ist die Grundlage jeder sozialen Interaktion und Kommunikation. Sozialisation wird als Prozess der Aneignung des Gemeinsinns gesehen.
Drei Merkmale des Sozialisationsbegriffs
1. aus der Sicht der Gesellschaft: thematisiert wird die Entwicklung des Einzelnen im Spannungsfeld von Mensch und Umwelt; gesellschaftliche Einflüsse.
2. betrachtet menschliches Verhalten sowie dessen gesellschaftliche Reproduk- tionsmechanismen. Verhalten ist sichtbar und kann empirisch untersucht werden. Es geht um das Wollen des Handelns, das im Verhalten zum Ausdruck kommt.
3. ist ein lebenslanger Prozess; Lebensphasen in sich verändernden historisch gesellschaftlichen Kontexten. Biografien und Lebensläufe sind durch das gesellschaftliche System geprägt. Das Aufwachsen in einem bestimmten Milieu schafft spezifische Formen des Zugangs zur Welt.
Der Begriff Sozialisation dient der Legitimation der sozialen Reproduktion und dessen Kritik, und beschreibt die soziale Determination des Menschen, seine vernünftige Beteiligung am Sozialisationsprozess.
Im Blickfeld sind somit soziale Momente der Persönlichkeit und die Sozialisationsbedingungen.
Persönlichkeit: Verhaltensgefüge von Merkmalen, Kompetenzen, Fertigkeiten und Einstellungen.
Anlage und Umwelt: genetische Anlagen sind als Möglichkeit zu sehen; ihre Aktivierung ist abhängig von den sozialen Einflussfaktoren.
Bestimmungen von Sozialisation
Die Persönlichkeit entsteht bzw. bildet sich unter konkreten Lebensbedingungen:soziale Milieus und Schichten, Einflüsse der Medien, Rollenzuschreibung (Positionen im sozialen Raum).
Primär geht es nicht um die Anpassung an soziale Strukturen, sondern um die interaktive Dimension, die zur Bildung der Persönlichkeit führt.
Der Sozialisationsbegriff untersucht das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft in sozialen Milieus, die Interaktionen, materielle Umwelt und Regel-und Normsysteme umfassen.
Phasen und Instanzen der Sozialisation
Nach Tillmann gibt es vier analytische Ebenen des Sozialisationsprozesses, die in Wechselwirkung miteinander stehen.
1. Ebene: Subjekt erwirbt Erfahrungen, Einstellungen, emotionale Strukturen, kognitive Fähigkeiten. Durch die Interaktion mit anderen entstehen Persönlichkeitsmerkmale.
2. Ebene: Interaktionen und Tätigkeiten mittels Eltern-Kind-Beziehung, schu- lischer Unterricht, Kommunikation in Peergroups.
3. Ebene: Institutionen: Betriebe, Schulen, Kirche
4. Ebene: Gesamtgesellschaft: ökonomische, politische, kulturelle, soziale Strukturen.
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