"Fuente Ovejuna" ist eines der vielschichtigsten Dramen Lope de Vegas. Geschrieben zu Anfang des 17. Jahrhunderts, angesetzt jedoch in den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts, zur Zeit der Erbstreitigkeiten um den spanischen Thron und dem Aufstieg der "reyes católicos", wartet es mit einer Idee auf, die scheinbar demokratischer nicht sein könnte: Bauernehre. Die Bewohner eines kleinen andalusischen Dorfes gestehen sich selbst ein Recht zu, das ausschließlich Adligen vorbehalten ist, und ziehen daraus die extremste Konsequenz, den Mord an ihrem Feudalherrn. "Fuente Ovejuna" ist zudem nicht das einzige Drama, das den "honor" auf niedrigere Schichten überträgt. Lope selbst stellte die Konflikte der Ehre zwischen Bauern und Adligen ebenfalls in seinem Drama "Peribáñez y el Comendador de Ocaña" dar, welches manche Parallele zu "Fuente Ovejuna" aufweist. Auch Calderón de la Barca griff die Idee der Bauernehre in "El alcalde de Zalamea" auf. Einfache Bauern, die sich gegen ihre noblen Herren stellen und sich ihre vermeintlichen Rechte selbst erstreiten – diese Vorstellung klingt nach einem Durchbrechen der monarchistisch-absolutistischen Herrschaftsstruktur, nach Gleichheit, nach einer Wandlung der Gesellschaft zu liberaleren Strukturen. Doch waren solche Ideen im 17. Jahrhundert denkbar? Kann von Anzeichen eines Umbruchs in Lopes Drama ausgegangen werden? Ist das Konzept der bäuerlichen Ehre ein revolutionäres?
Inhaltsverzeichnis
1 Die Frage nach dem revolutionären Element der Bauernehre
2 Fuente Ovejuna: Inhaltlicher Abriss
3 Die Herausbildung des Ehr-Konzepts im Rahmen der historische Ausgangssituation
3.1 Gesellschaftliche Faktoren im barocken Spanien
3.2 Der historisch motivierte Ehrbegriff
4 Die Bauernehre in Fuente Ovejuna
4.1 Legitimation der bäuerlichen Ehre
4.2 Der revolutionäre Aspekt
5 Fazit: Das bäuerliche Ehr-Konzept als Stütze der Monarchie
6 Bibliographie