Vorlesungsmitschrift in Stichpunkten und kurzen Abschnitten zu Supply Chain Management / Überbetriebliche Geschäftsprozesse. Aus dem Inhalt: Grundlagen, Koordination ökonomischer Leistungen, Electronic Data Interchange, Electronic Procurement, Elektronische B2B-Marktplätze, ...
Überbetriebliche Geschäftsprozesse und IV-Integration
1. Grundlagen
1.1 Beispiel für überbetrieblichen Geschäftsprozess Online-Buchbestellung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Benennen Sie den Geschäftsprozess!
A: Online-Buchbestellung aus Gesamtsicht, aus einzelner Sicht sind die Geschäftsprozesse verschieden.
Welche Absprachen zwischen den beteiligten Betrieben sind notwendig, um den Geschäftsprozess realisieren zu können?
A: Qualitätsvereinbarungen (Service Level Agreements), Rechtliche Vereinbarungen, Preisabsprachen, Kommunikationsabsprachen (Kommunikationsprotokolle, Datenformate), Modellierung der Geschäftsprozesse
Welche Funktionen sind notwendig, um den Geschäftsprozess bearbeiten zu können?
A: Pflege der Website, Auftragsbearbeitung, Data Mining / interne Marktforschung, Lagerverwaltung, Werbung und Abstimmung der Werbewirkung
Welche Daten müssen die beteiligten Betriebe während der Abwicklung des Geschäftsprozesses austauschen?
A: Kundenstammdaten, Artikelstammdaten, Bestandsdaten, Bewegungsdaten, Auftragsdaten, Daten über die Kundenbonität
1.2 Begriffsklärungen
1.2.1 Definitionen
a) Betrieb:
- Soziotechnisches System
- Ort der Leistungserstellung (Produkten / Dienstleistungen)
- Planvoll organisierte Wirtschaftseinheiten
- Auf Dauer angelegt
- Gewinnerzielung
b) Unternehmen:
Ein Unternehmen kann aus mehreren Betrieben bestehen.
c) „überbetrieblich“:
Überbetrieblich kann bedeuten:
„über die Grenzen eines Betriebs hinausgehend“, z. B.
- zu anderen Betrieben (business-to-business)
- zu Kunden/Konsumenten (business-to-customer)
- zu öffentlichen Einrichtungen (business-to-government) etc.
"Überbetrieblich" kann im Sinne von Inter- und Intra-Organisationssystemen abgegrenzt werden:
- Intraorganisationssysteme: betriebsinterne = intraorganisatorische Informationssysteme
- Interorganisationssysteme: überbetriebliche = interorganisatorische Informationssysteme
d) Interorganisationssysteme (IOS):
Interorganisationale Systeme (IOS) sind zwischenbetriebliche Anwendungen, durch die zwei oder mehrere unabhängige Organisationen strukturierte Daten zwischen Rechnern austauschen. IOS verbinden eine organisatorische und eine technische Perspektive.
e) Geschäftsprozess:
- Abfolge von Aktivitäten / Teilaufgaben
- Soll der Wertschöpfung dienen (Kunde muss Leistung fordern, Leistungsübergabe)
- Zwischen zwei oder mehreren Parteien oder Institutionen
Eine zusammengehörende Abfolge von Unternehmensverrichtungen zum Zweck der
Leistungserstellung, Ausgang und Ergebnis des Geschäftsprozesses ist eine Leistung, die von einem internen oder externen „Kunden“ angeboten und übernommen wird.
Eine Folge von logisch zusammengehörigen, aufeinander folgenden Aktivitäten, die
- Quer zu den betrieblichen Funktionsbereichen und
- Einen Beitrag zu Wertschöpfung liefert.
f) „überbetrieblicher Geschäftsprozess“:
- zwei oder mehr Betriebe
- sind aktiv an einem gemeinsamen Wertschöpfungsprozess beteiligt
- und nutzen dazu gemeinsame IV-Ressourcen
g) IV-Integration:
Integration betrieblicher Informationssysteme in verschiedenen Betrieben.
1.2.2 Versuch einer Klassifikation der Integrationsebenen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
1.3 Gründe und Ziele für die Bildung überbetrieblicher Geschäftsprozesse
1.3.1 Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Interorganisationssystemen
Globalisierung
- Erweiterung von Wirtschaftsräumen, internationale Arbeitsteilung
Individualisierung der Nachfrage
- Wandel der Märkte v om Verkäufer- zum Käufermarkt
Verkürzung der Produktlebenszyklen
- kürzere Amortisationsperioden, steigende Entwicklungskosten
Deregulierung
- EU-Binnenmarkt, Telekommunikationsmarkt, Energieversorgung
Druck von Geschäftspartnern
- Automobilbranche: EDI, elektronische Marktplätze, ...
Konvergenz verschiedener Branchen
- Telekommunikation
- Medien (Autoren, Produzenten, Sender, Verlage ...)
- Software
- Finanzdienstleistungen
- Verfügbarkeit globaler Telematikdienste
- globale, informationslogistische Infrastrukturen,
- Zugriff auf weltweit verteilte Daten und deren Weiterverarbeitung
1.3.2 Gründe für die Bildung überbetrieblicher Geschäftsprozesse
Arbeitsteilung bedeutet
- Zerlegung einer Gesamtaufgabe in Teilaufgaben und
- Zuweisung der Teilaufgaben an verschiedene Aufgabenträger
Arbeitsteilung
- ermöglicht Spezialisierungsvorteile
- erfordert Koordination der Teilaufgaben
1.3.3 Gründe für die Notwendigkeit der IV-Integration
- Eine arbeitsteilig gestaltete Aufgabe ist in der Regel mit einer IV in Form von „Insellösungen“ verbunden.
- Eine Integration der Teilaufgaben / Anwendungen erfordert eine Integration der IV
1.4 Zusammen überbetrieblicher Geschäftsprozesse und E-Commerce / E-Business
Electronic Commerce:
Unterstützung von Handelsfunktionen - primär zwischen Anbieter und Endverbraucher (Consumer) - durch internet-gestützte IS.
- z. B. Verkauf von Büchern durch Online-Bookshops an Konsumenten
- z. B. Vermittlung von Neu- und Gebraucht-PKW über internet-gestützte Plattformen
Electronic Business:
Unterstützung der Geschäftstätigkeit von Unternehmen - primär bei überbetrieblichen Aufgaben - durch internet-gestützte IS.
- z. B. überbetriebliche Lieferkette im Internet-Buchhandel
- z. B. gemeinsame Entwicklung von PKW-Komponenten durch Zulieferer und Automobilproduzenten auf elektronischen Marktplätzen
1.5 Typologien zwischenbetrieblicher Internetanwendungen
1.5.1 Formen von überbetrieblichen Beziehungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
1.5.2 Typologie zwischenbetrieblicher Internet-Nutzungsformen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Kriterien zur Bildung von Typen:
- Grad der Interaktivität
- Reichweite (Intensität der Internet-Nutzung)
- Automatisierungsgrad
- Informationsbereitstellung
- Informationsbereitstellung mit Kontaktangebot
- Anstoßen eines Vorganges
- Interaktive Vorgangsabwicklung
- Geschäftsprozessintegration
- Informationskooperation
1.6 Stufen der Geschäftsprozessintegration
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
2. Koordination ökonomischer Leistungen
2.1 Grundmodelle der Leistungskoordination
a) Hierarchie
Definition
- Leistungsaustausch auf der Grundlage langfristiger Verträge
Erscheinungsformen
- betriebliche Hierarchie (klassische Organisationsstruktur von Unternehmen)
- zwischenbetriebliche Hierarchie (z. B. von einem großen Hersteller abhängige Lieferanten)
- zentrale Planwirtschaften
Koordination
- über regelbasierte Weisungsbefugnisse, Macht, Autorität
Beispiel: Ersatzteilversorgung innerhalb einer Luftfahrtgesellschaft
b) Netzwerk / Hybride Koordinationsformen
Definition
- Kontinuum unterschiedlicher Koordinationsformen im Spektrum zwischen Markt und Hierarchie
Erscheinungsformen
- Unternehmensnetzwerke
- Kooperationen
- …
Koordination
- über Loyalität, Verträge, Vertrauen, Tradition, Korruption, …
Beispiel: Ersatzteilversorgung in einer Allianz / Kooperation von Luftfahrtgesellschaften
c) Markt
Definition
- (ökonomischer) Ort des Zusammentreffens von Angebot und Nachfrage
Erscheinungsformen
- inner- und überbetriebliche Märkte
- B2B- und B2C-Märkte
Koordination
-(Ausgleich von Angebot und Nachfrage) über Preismechanismus
Beispiel: Ersatzteilversorgung durch einen externen Anbieter
2.1.1 Das Spektrum zwischen Markt und Hierarchie dargestellt am Beispiel „Make or Buy“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
2.1.2 Warum entstehen Unternehmen
These: Koordinationsaufwand innerhalb eines Unternehmens ist geringer
- Kontrollaufwand
- Wissen um oder über die Fähigkeiten von Kooperationspartnern
- Kapitalbündelung
- Marktmacht
- Risikoausgleich, Risikoverteilung
- Konservierung / Bewahrung von Wissen
2.2 Transaktionskosten
2.2.1 Transaktionskostentheorie
- Ein Ziel der Transaktionskostenanalyse: Bei gegebenen Rahmenbedingungen diejenige Koordinationsform zu ermitteln, welche
- die geringsten Transaktionskosten verursacht = die Effizienteste ist
- Transaktion: Übertragung von Verfügungsrechten
- Transaktionskosten: alle mit einer Transaktion verbundenen Kosten, durch
- Anbahnung (z. B. Informationssammlung, Reisen, Beratung)
- Vereinbarung (z. B. Verhandlungen, Rechtsberatung)
- Abwicklung (z. B. Management der Austauschprozesse)
- Kontrolle (z. B. Qualitäts- und Terminüberwachung)
- Anpassung (z. B. bei Änderungen von Rahmenbedingungen)
- Durchsetzung (z. B. Kosten der Vertragsdurchsetzung bei Nichterfüllung)
2.2.2 Produktions- und Transaktionskosten
Produktionskosten: Kosten für die Entwicklung, Produktion und den Absatz von Gütern
Transaktionskosten:
Kosten der Information und Kommunikation für Anbahnung, Vereinbarung, Abwicklung, Steuerung, Kontrolle und Anpassung der Leistungserstellung.
2.2.3 Gesamtkosten in Märkten und Hierarchien
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2.2.4 Einflussgrößen der Transaktionskosten
a) Spezifität
„Der Spezifitätsgrad einer Transaktion ist umso höher, je größer der Wertverlust ist, der entsteht, wenn die zur Aufgabenerfüllung erforderlichen Ressourcen nicht in der angestrebten Verwendung eingesetzt, sondern ihrer nächstbesten Verwendung zugeführt werden.“
Arten von Spezifität
- Standortspezifität (Investitionen in ortsgebundene Anlagen)
- Spezifität des Sachkapitals (spezifische Maschinen und Technologien)
- Spezifität des Humankapitals (Investitionen in Mitarbeiterqualifikationen)
- Zweckgebundene Sachwerte (Investitionen in unspezifische Anlagen, die bei Wegfall der Transaktion aber Überkapazitäten darstellen würden)
b) Opportunismus
- Verhalten, bei dem Akteure ihren eigenen Nutzen (ggf. auch auf Kosten der Vertragspartner) maximieren.
- Transaktionskostentheorie empfiehlt, spezifische Transaktionen nicht über kurzfristige Markttransaktionen abzuwickeln, sondern stärker hierarchisch einzubinden, z.B. über langfristige Verträge
c) Strategische Bedeutung
d) Unsicherheit
e) Begrenzte Rationalität (= begrenzte Informationsverarbeitungskapazität)
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