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Mediation (Kompakt): Mediation anhand verschiedener Aufgabenstellungen

Einführung in die außergerichtliche Konfliktlösung

©2014 Examensarbeit 18 Seiten

Zusammenfassung

Die an der Fernuniversität Hagen eingereichte Abschlussarbeit soll Eltern, Schülern, Sozialwissenschaftlern, Juristen, Psychologen und interessierten Bürgern eine Einführung in die Mediation geben und somit die außergerichtliche Streitbeilegung fördern und publik machen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Aufgabe 1a) Was ist Mediation?

Aufgabe 1b) Wie läuft eine solche Mediation ab?

Aufgabe 1c) Bitte erklären Sie mir auch die in der Mediation geltenden Prinzipien (Grundsätze) der Neutralität, Selbstverantwortlichkeit, Freiwilligkeit, Informiertheit und Vertraulichkeit

Aufgabe 1d) Was ist denn der Unterschied zwischen Positionen und Interessen? Warum ist die Unterscheidung in der Mediation wichtig?

Aufgabe 1e) Welches sind die Voraussetzungen der Durchführung eines Mediationsverfahrens? Oder anders gefragt: Wann ist von einer Mediation abzuraten?

Aufgabe 2) Familienmediation / Sorgerecht bzw. Vorgehensweise Tochter Lilly

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

Autoreninfo

Vorwort

Diese Abschlussarbeit im weiterbildenden Studiengang Mediation/Kompakt wurde im Sommersemester 2014 von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversi-tät Hagen angenommen.

Diese Abschlussarbeit wurde mit einem Abschlusszertifikat und der Punktezahl von 92 von 100 möglichen Punkten für bestanden erklärt. Dies entspricht einer Abschlussnote von 1,4.

Die Prüfungsaufgaben sind für alle Studenten einheitlich gewählt worden; die Mediation sollte anhand verschiedener Aufgabenstellungen erläutert werden

Diese Veröffentlichung soll dazu beitragen, dass die Mediation sich in Zukunft weiter verbreitet und Konfliktparteien die Möglichkeit der eigenverantwortlichen und außergerichtlichen Konfliktbeilegung erkennen und nutzen.

Für das sehr interessante und bereichernde Studium möchte ich mich bei den Dozenten der FernUniversität Hagen (Herrn Dr. Blasweiler) sowie den Dozenten (Frau Barbara Claar der Zeugma ( Deutsche Studiengesellschaft für Rhetorik und Mediation mbH) bedanken. Weiterhin möchte ich mich bei meinen Kommilitonen für die immer spannenden und informativen Seminare bedanken.

Aufgabe 1a) Was ist Mediation?

Bei der Mediation handelt es sich um ein strukturiertes Verfahren, in dem die Konfliktparteien (mindestens zwei) mit Hilfe einer neutralen und allparteilichen Person, die wir Mediatorin oder Mediator nennen, eine außergerichtliche Konfliktlösung herbeiführen." Der Wortstamm des Begriffs Mediation findet sich sowohl im Griechischen wie auch im Lateinischen. Der Wortkern Mediatio leitet sich von dem lateinischen Adjektiv medius ab und bedeutet zwischen zwei Ansichten oder Parteien die Mitte halten, einen Mittelweg einschlagen, sich neutral verhalten".[1]

Der wichtigste Bestandteil der Mediation ist die komplette Eigenverantwortlichkeit der Streit- bzw. Konfliktparteien. Die Mediatorin oder der Mediator trägt bei dem Mediationsverfahren die Verantwortung für die Strukturierung des Mediationsprozesses, während die Konfliktparteien die Verantwortung für die Inhalte eben dieses Prozesses tragen. Hintergrund ist, dass die beteiligten Konfliktparteien die Inhalte und bestenfalls auch die Lösung ihres Konfliktes am ehesten selbst erkennen und bearbeiten können.

Die Mediatorin oder der Mediator strukturiert den Ablauf des Verfahrens und gibt als neutrale und allparteiliche Person mit verschiedenen Kommunikationstechniken Hilfestellung im Konfliktlösungsprozess, hat jedoch keine Entscheidungsbefugnis. Der Prozess der Mediation ist lösungsorientiert und setzt den Fokus in der Zukunft, ganz anders als die Vorgehensweise nach der juristischen Methode. Sie beinhaltet ein Anspruchsdenken, welches sich mit der Frage woraus ? auf die Anspruchsorientierung der Juristen bezieht. "Wer kann was von wem woraus verlangen".[2] Hierbei werden komplexe Lebenssachverhalte auf rechtsrelevante juristische Sachverhalte reduziert und im anschließenden juristischen Verfahren von einer dritten Person, der Richterin oder dem Richter, entschieden. Die juristische Methode fragt nach der Vergangenheit und interessiert sich nicht für die Beziehungskonstellation der Konfliktparteien. Diese Methode kennt nur Gewinner und Verlierer im Prozessgeschehen.Bestenfalls kann ein gerichtlicher Vergleich geschlossen werden, der aber nicht interessenorientiert, sondern in einem anspruchsorientierten Kompromiss mündet.

Die Mediation sucht nach Interessen hinter den Positionen der jeweiligen Konfliktparteien und wird in einem komplett freiwilligen Verfahren konsensorientiert durchgeführt. Das Mediationsverfahren kann von einer oder auch mehreren Konfliktparteien initiiert bzw. beauftragt werden. Maßgeblich ist, dass im Gegensatz zur juristischen Methode die Freiwilligkeit zur Teilnahme am Mediationsverfahren gegeben ist. Diese Freiwilligkeit ist wegbereitend für die konfligierenden Parteien und führt sie aus einer Sackgassen-Situation hin zu Lösungsmöglichkeiten, die in der sogenannten Win-Win-Situation (Gewinn-Gewinn-Situation) liegen. Die Parteien haben am Ende ihres Mediationsprozesses beide ein Mehr an Lösungsmöglichkeiten, können durch dieses Verfahren den Kuchen anders aufteilen oder sogar vergrößern, und es ist eine Beilegung und Befriedung des Konfliktes zu erwarten. Die Mediation löst nicht nur Konflikte, sondern sie befähigt bestenfalls auch die Mediandinnen und Medianden Konfliktsituationen in anderen Situationen achtsamer zu begegnen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abb.1) Vergrößerung des aufzuteilenden Kuchens durch Optionen

Die theoretischen Grundlagen der Mediation haben ihren Ursprung u.a. in dem "Harvard-Konzept";[3] dieses beinhaltet, dass Konfliktparteien unterschiedliche Positionen einnehmen, hinter denen sich oft Ängste, Sorgen und Wünsche verbergen. Diese Positionen sind meistens Indizien für Interessen. Diese Interessen wiederum motivieren das Verhalten von Menschen und fußen auf menschlichen Grundbedürfnissen wie Sicherheit, wirtschaftliches Auskommen, Zugehörigkeit, Anerkennung und Selbstbestimmung. Wenn hinter den eingenommenen Positionen die Interessen herausgearbeitet werden, beginnt in der Mediation der Lösungsvorgang.

Die Mediation kann in vielen Bereichen angewandt werden. Klassische Anwendungsfelder sind: Familienmediation, Wirtschaftsmediation, Umweltmediation, Nachbarschaftsmediation, Schulmediation - um nur einige zu nennen. Das Strafrecht findet im Täter-Opfer-Ausgleich gesetzliche Grundlagen für Mediation.

Dauer und Kosten eines Mediationsverfahrens sind im Vergleich zur juristischen Intervention um ein vielfaches geringer.

Aufgabe 1b) Wie läuft eine solche Mediation ab?

"Das Mediationsverfahren besteht aus einzelnen Phasen. In der Literatur finden sich unterschiedliche Modelle, die wenigstens drei und bis zu acht Phasen unterscheiden".[4] "Das Fünf-Phasen-Modell von Friedman/Himmelstein"[5] soll hier skizziert werden.

Erste Phase / Einführung in die Mediation

Die erste Phase setzt voraus, dass eine oder beide Parteien an die Mediatorin oder den Mediator herantreten, um ein Erstgespräch zu initiieren, in dem beide Parteien von der Mediatorin oder dem Mediator über Grundsätze des Verfahrens und Prinzipien aufgeklärt werden. Die Mediatorin oder der Mediator gibt einen kurzen Abriss über ihre/seine Person, ihre/ seine Ausbildung und über Ziele und den Ablauf der durchzuführenden Mediation. Die Grundregeln der Mediation werden erläutert; hierzu gehören anteilig gleiche Redezeiten und allgemeine Kommunikationsregeln und ihre Einhaltung. Es erfolgt keine Vorgabe der Themen durch die Mediatorin oder den Mediator. Der Verhandlungsprozess wird durch die Mediatorin oder den Mediator gelenkt, für den Inhalt und das Ergebnis sind die Konfliktparteien verantwortlich. Die erste Phase dient auch dem Vertrauensaufbau in die Mediatorin oder den Mediator und in das Verfahren allgemein; gleichzeitig sollen die Konfliktparteien ebenso wieder eine gegenseitige Vertrauensbasis finden, um ein Gelingen der Mediation zu ermöglichen. Erwartungshaltung und Vorstellungen über Ablauf, Inhalte und Ziele des Verfahrens werden besprochen und nötigenfalls eingehender erklärt. Die Mediatorin oder der Mediator prüft, ob eine Mediation im vorliegenden Fall überhaupt in Betracht kommt, oder ob die gerichtliche Lösung vorzuziehen wäre, um eventuelle Doppelkosten zu vermeiden. Voraussetzung der Mediierbarkeit sind die Bereitschaft der Parteien zum Gespräch sowie deren Verhandlungsfähigkeit. Sie beinhaltet zum einen die Fähigkeit der Mediandin oder des Medianden, die Interessen und sich selbst im Prozess einzubringen und zum anderen auch die andere Partei und ihre Interessen anzuerkennen und mit ihr zu kooperieren. Besteht dann der Entschluss, eine Mediation durchzuführen, müssen etwaige Machtungleichgewichte (überlegen/unterlegen - z.B. Vermieter/Mieter) durch Positionsstärkung der schwächeren Partei unter Wahrung der Neutralität der Mediatorin oder des Mediators ausgeglichen werden. Die Gesamtkosten sowie der Zeitaufwand werden kommuniziert und am Ende der ersten Phase steht die Mediationsvereinbarung, die der anwaltlichen Beauftragung ähnlich ist und als Rechtsgrundlage dem Verfahren dient. Hierin ist auch die Gebührenvereinbarung aufgenommen. Die Mediationsvereinbarung wird von der Mediatorin bzw. dem Mediator sowie den Parteien gleichermaßen unterzeichnet und regelt die Grundprinzipien des Verfahrens, die Rolle der Mediatorin bzw. des Mediators, sowie die Beziehung der Parteien untereinander. Zusätzlich kann eine Stundenhöchstklausel eingebaut werden.

[...]


[1] Rainer Ponschab/Angelika Flechsig/Adrian Schweizer - Mediation Kompakt - Mediation und Litigation S. 28

[2] Brox,Allgemeiner Teil des Bürgerlichen Gesetzbuches,Rn.787; Haft, Einführung in das juristische Lernen, S.267

[3] Rainer Ponschab/Angelika Flechsig/Adrian Schweizer 2013/ Mediation Kompakt - Mediation und Litigation S. 35 ff

[4] Rainer Ponschab/Angelika Flechsig/Adrian Schweizer - Mediation Kompakt 2013 - Mediation und Litigation - S. 46ff

[5] Rainer Ponschab/Angelika Flechsig/Adrian Schweizer - Mediation Kompakt2013 - Mediation und Litigation - S.47ff

Details

Seiten
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783656820253
ISBN (Paperback)
9783656820017
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
FernUniversität Hagen – Rechtswissenschaftliche Fakultät
Erscheinungsdatum
2014 (Oktober)
Note
1,4
Schlagworte
Mediation Mediation Kompakt FernUniversität Hagen

Autor

Oliver C.F.Merkle studierte von Januar 2014 bis September 2014 den Zertifikatsstudiengang Mediation Kompakt an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität Hagen. Er ist Psychologischer Berater (Studium am Institut für angewandte Psychologie und Psychosomatik) und arbeitete als Betriebspsychologe in mehreren großen Kurierunternehmen. Oliver C.F. Merkle führte nebenher über 25 Jahre als Goldschmied und Schmuckdesigner eine eigene Firma (merkle.design), die er im Jahre 2013 geschlossen hat. Er ist Mitglied im DGM (Deutsche Gesellschaft für Mediation).
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Titel: Mediation (Kompakt): Mediation anhand verschiedener Aufgabenstellungen