Die Psychoanalyse aus der Sicht der Wissenschaft ist nicht nur Wissenschaft der unbewussten psychischen Vorgänge, sondern hat seit Freud den weitaus höheren Anspruch, eine umfassende Konzeption des Mentalen und seiner Verbindungen zu den Sphären des Körperlichen (Somatischen) und des Soziokulturellen zu entwickeln. Aus diesem Grund wurde sie von Alfred Lorenzer auch als eine Wissenschaft zwischen den Wissenschaften bezeichnet, die sich inmitten eines Dreiecks von Biologie, Psychologie und Soziologie befinde.
Psychoanalytiker der auf Freud folgenden Generationen haben die Psychoanalyse in vielfältige Richtungen weiterentwickelt, teils mit Freud übereinstimmend, teils weit von ihm abweichend. Diese stetige Differenzierung der psychoanalytischen Theorie und Methodik hat, ergänzt um integrative Bemühungen, zur Entstehung einer Vielzahl von psychoanalytischen Schulen mit unterschiedlichen Konzeptionen und Schwerpunkten geführt. Dazu zählen z.B. die Funktionen des Ich und seine Abwehrmechanismen. Dies wird in meiner Arbeit noch näher erläutert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2 Das Ich in der Psychoanalyse
3.Funktion des Ich
4.Entstehung des Ich
5. Die analytischen Techniken
5.1 Die hypnotische Technik
5.2 Die freie Assoziation
5.3 Die Traumdeutung
5.4 Die Symboldeutung
5.5 Die Fehlhandlungen
5.6 Die Übertragung
6. Das Eisbergmodell
7. Abwehrmechanismen
7.1 Frühe Formen der Abwehr
7.2 Einige reifere Formen der Abwehr:
7.2.1 Die Verdrängung
7.2.2 Die Regression
7.2.3 Die Reaktionsbildung, Verkehrung ins Gegenteil
7.2.4 Die Isolierung
7.2.5 Das Ungeschehenmachen
7.2.6 Die Projektion
7.2.7 Die Introjektion/ Identifikation
7.2.8 Die Wendung gegen sich selbt
7.2.10 Die Verschiebung / Verlagerung
8.Fallbeispiel: 1 Name geändert
9. Resümee
10. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Psychoanalyse aus der Sicht der Wissenschaft ist nicht nur Wissenschaft der unbewussten psychischen Vorgänge, sondern hat seit Freud den weitaus höheren Anspruch, eine umfassende Konzeption des Mentalen und seiner Verbindungen zu den Sphären des Körperlichen (Somatischen) und des Soziokulturellen zu entwickeln. Aus diesem Grund wurde sie von Alfred Lorenzer auch als eine Wissenschaft zwischen den Wissenschaften bezeichnet, die sich inmitten eines Dreiecks von Biologie, Psychologie und Soziologie befinde.
Psychoanalytiker der auf Freud folgenden Generationen haben die Psychoanalyse in vielfältige Richtungen weiterentwickelt, teils mit Freud übereinstimmend, teils weit von ihm abweichend. Diese stetige Differenzierung der psychoanalytischen Theorie und Methodik hat, ergänzt um integrative Bemühungen, zur Entstehung einer Vielzahl von psychoanalytischen Schulen mit unterschiedlichen Konzeptionen und Schwerpunkten geführt. Dazu zählen z.B. die Funktionen des Ich und seine Abwehrmechanismen. Dies wird in meiner Arbeit noch näher erläutert.
2 Das Ich in der Psychoanalyse
Das Ich ist neben dem Es und dem Über- Ich eine der drei Instanzen des seelischen Apparates.
Die Funktionen des Ich sind die Selbsterhaltung und die Regulation zwischen Es (Triebe) und Über- Ich (Gewissen).
Das Ich ist autonom und besitzt bestimmte Abwehrmechanismen, durch die das Ich geschützt werden soll. (Vgl. LOCH 1999, S. 47) „Das Ich ist sozusagen das Medium, durch das wir ein Bild der beiden anderen Instanzen zu erfassen versuchen.“ (Vgl. FREUD 1987, S. 9)
Beim Ich spricht man von einem Sekundärprozess. Kennzeichen hierfür sind:
Die Rücksichtnahme auf die Realität und Über-Ich, um die eigenen Grenzen zu sichern. Dies geschieht durch Abwehrmechanismen. (Vgl. FREUD 1987, S. 10)
3.Funktion des Ich
Ich bezeichnet jene psychische Strukturinstanz, die mittels des selbstkritischen Denkens (Verstand und Vernunft)und mittels kritisch-rational gesicherter moralischer Prinzipien, Normen, Werte und Weltbild-Elementen realitätsgerecht vermittelt "zwischen den Ansprüchen des Es, des Über-Ichs und der sozialen Umwelt mit dem Ziel, psychische und soziale Konflikte konstruktiv aufzulösen.( Rupert Lay, Vom Sinn des Lebens, S.212)
4.Entstehung des Ich
Nach den ersten Lebensmonaten erfährt ein Neugeborenes immer deutlicher, dass es von Dingen und anderen Menschen unterschieden ist. Es entwickelt ein erstes Bewusstsein von den eigenen Körpergrenzen und Selbstgefühlen. "In den folgenden vier Lebensjahren lernt ein Kind (vorsprachlich und deshalb auch unbewusst) die Fragen zu beantworten: 'Wer bin ich?' - 'Was kann ich?' und somit sein Selbstbewusstsein auch inhaltlich zu füllen.
(Rupert Lay, Ethik für Wirtschaft und Politik, S.68)
Um das Es herum wird also eine Zone aufgebaut, die man als frühes Ich bezeichnen kann. Das frühe Ich, das sich wie eine Hülle um das Es legt, wird somit von den frühen Körperrepräsentanzen und den frühen Selbstrepräsentanzen gebildet. Die frühen Körperrepräsentanzen sind die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte über Körperbereiche. Zu den frühen Selbstrepräsentanzen zählen die kindlich grundgelegten Bewusstseins- und Gefühlsinhalte bezüglich der eigenen Person. Sie bestimmen den Sozialcharakter und all unsere später erworbenen Selbstvorstellungen (wer wir sind, was wir fürchten und erhoffen, was wir uns zutrauen...) auf unterschiedliche Weise mit. Zum frühen Ich zählte Freud auch den sozialisationsgebildeten Charakter eines Menschen: die bewusstseinsfähigen Emotionen und Bedürfnisse, die in Art und Intensität aus den Grundtrieben des Es durch den Sozialisationsprozess geformt worden sind. Dabei bezeichnete Freud die sozialisationsgeformten Emotionen und Bedürfnisse als Triebabkömmlinge des Es im Ich. Das Es mit seinen angeborenen Triebimpulsen wird hier mit einem Baumstamm verglichen, aus dem das frühe Ich als Krone herauswächst. Deswegen nennt Freud diesen Teil des Ichs ein Produkt des Es: er ist aus dem Material des Es (Grundtrieben) entwickelt worden. Man sollte die Emotionen und Bedürfnisse aber unter das Es subsumieren, weil dies begrifflich klarer und weniger verwirrend ist. Man ist vielleicht verführt, die Emotionen und Bedürfnisse zum Ich zu zählen, weil man alles Bewusste mit dem Ich gleichsetzen möchte und die Emotionen und Bedürfnisse ja bewusst werden können. Aber nicht alles Bewusste gehört zum Ich, denn Überichinhalte können bewusst werden. Und nicht alles Unbewusste gehört zum Es, wie die Überichinhalte zeigen. Bei allen drei psychischen Strukturen gibt es Bewusstes, Unbewusstes und Vorbewusstes ( = was bewusst gelernt wurde, aber zu einem unbewussten Habitus wurde wie Autofahren, Fremdsprache...). Zum Beispiel kann ein durch Ich-Einsatz bewusst eingeübtes Handeln automatisiert werden und damit vorbewusst sein. Und was man bewusst erlebt hat, kann im Gedächtnis versinken, es kann vergessen werden und damit unbewusst sein, aber auch wieder erinnert werden.
5. Die analytischen Techniken
Die analytischen Techniken dienen dem Studium der drei psychischen Instanzen des Es, Ich und Über- Ich. (FREUD 1987, S. 12)
5.1 Die hypnotische Technik
In dieser Technik hat das Ich eine negative Rolle, denn das Ziel ist, das Unbewusste (also das Es) zu erforschen, wobei das Ich als Störfaktor gilt.
Durch die Hypnose gelingt es zeitweise, das Ich auszuschalten, um an das Es heranzukommen. (Vgl. FREUD 1987, S. 12f)
5.2 Die freie Assoziation
Auch hier hat das Ich zuerst eine negative Rolle. Daher wird durch die Technik der freien Assoziation versucht, dass sich das Ich von selbst ausschaltet. Freie Assoziation meint das ungehemmte Erzählen dessen, was dem Patienten in den Sinn kommt. Leider gelingt das nicht vollständig. Das Ich wird immer wieder Abwehrmechanismen zeigen und sich „einschalten“. (Vgl. FREUD 1987, S. 13ff)
5.3 Die Traumdeutung
Diese Technik ähnelt der der freien Assoziation, denn der psychische Zustand während eines Traumes ist fast gleich, wie der eines Patienten, der frei assoziiert. Ziel der Traumdeutung ist die Erkundung des Es, sowie des Ichs und dessen Abwehrmechanismen. (Vgl. FREUD 1987,S. 15f)
5.4 Die Symboldeutung
Hierbei geht es um Traumsymbole. Man schließt von bewussten Traumsymbolen auf Unbewusstes. Es ist ein „Sprung von der obersten Schicht des Bewusstseins zur untersten Schicht des Unbewussten mit Auslassung der dazwischenliegenden Schichten (Vgl.FREUD 1987, S. 16)
5.5 Die Fehlhandlungen
Fehlhandlungen sind zufällige Es- Durchbrüche, wie z. B. Versprecher. Dadurch kommt ungewollt ein Stück Unbewusstes zum Vorschein. (Vgl. FREUD 1987, S. 16f)
5.6 Die Übertragung
Die Übertragung ist keine Technik an sich, sondern geschieht eher automatisch. Unter
Übertragung versteht man die „Regungen des Patienten dem Analytiker gegenüber, die nicht in der aktuellen analytischen Situation neu entstehen, sondern aus frühen und frühesten Objektbeziehungen stammen und unter dem Einfluß des Wiederholungszwanges in der analytischen Situation nur neu belebt werden“. (Vgl. FREUD 1987, S. 17)
Es gibt verschiedene Übertragungstypen, auf die im Rahmen dieser Arbeit nicht eingegangen werden kann.
6. Das Eisbergmodell
Bei diesem Modell wird das Bewusstsein mit einem im Meer treibenden Eisberg verglichen.
Nur 10- 20 % von dem, was menschliches Denken und Handeln bestimmt, ist bewusst und somit über der Wasseroberfläche.
Die 80- 90% unter Wasser sind unbewusste Ängste, verdrängte Konflikte, Triebe und traumatische Erfahrungen. Sie sind in Schichten übereinander angeordnet, manche nah an der Wasseroberfläche, manche weit weg von ihr.
Das Eisbergmodell nach Sigmund Freud
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Sigmund Freud geht davon aus, dass in der Psyche des Menschen die zwei Instanzen Es und Über- Ich immer im Konflikt miteinander sind. Das Es umfasst die Triebe, Wünsche und Bedürfnisse eines Menschen und das Über- Ich umfasst das Wert- und Normsystem. Aufgabe des Ichs ist es, den Konflikt der beiden zu regulieren, einen Kompromiss zu finden und sich mit der Realität auseinander zusetzen. Dazu benutzt das Ich Abwehrmechanismen.
Das Unbewusste lässt sich ganz klar dem Es zuordnen, während das Ich und das Über - Ich Teile des Bewussten und des Vorbewussten haben. Vorbewusst bedeutet, dass etwas momentan nicht im Bewusstsein ist, man sich aber jederzeit daran erinnern kann. (Vgl. http://www.teachsam.de/psy/psy_pers/psy_pers_freud/psy_pers_freud_5.htm) Da jeder Mensch Triebe und Phantasien besitzt, die von der Gesellschaft als unmoralisch eingestuft werden, benutzt auch jeder Mensch Abwehmechanismen. Werden diese Abwehrmechanismen zu häufig eingesetzt, kann eine Neurose entstehen. Bei bestimmten Abwehrmechanismen treten bestimmte psychische Krankheiten auf: z. B. Verdrängung bei Hysterie, Projektion bei Paranoia und Isolierung und Reaktionsbildung bei Zwangsneurosen. Schafft es das Ich, schlimme Lebensereignisse durch Abwehrmechanismen ins Unbewusste zu verdrängen, sind sie deshalb nicht vergessen, sondern beeinflussten unterbewusst das Denken und Handeln.
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