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Tourismus und Tourismusforschung. Ein historischer Überblick

©2003 Akademische Arbeit 28 Seiten

Zusammenfassung

Der Ursprung des Wortes „Tourismus“, geht auf das Wort „tornus“ aus dem Lateinischen und auf das griechische Wort „tornos“ zurück, die mit den Begriffen Rundgang, Zirkel oder Wiederholung übersetzt werden können. Durch diese Herleitung wird der wiederkehrende, sich jährlich wiederholende Aspekt des Tourismus betont.
Die folgende Arbeit soll die historische Entwicklung des Tourismus wiedergeben. Deshalb wird der Tourismus zunächst in den unterschiedlichen Epochen der Antike und des Mittelalters, sowie die Anfänge des Massentourismus im 18. und 19. Jahrhundert betrachtet. Danach werden die Entwicklungen im 20. Jahrhundert sowie heute widergegeben.
Abschließend wird sich noch einmal ein größerer Punkt der Tourismusforschung und dem aktuellen Forschungsstand selbst widmen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

1. Definition von Tourismus

2. Historischer Abriss der Tourismusentwicklung
Tourismus in der Antike
Tourismus im Mittelalter
Tourismus im 18. und 19. Jahrhundert – Anfänge des Massentourismus
Tourismus des 20. Jahrhunderts
Aktuelle Entwicklungen im Tourismus

3. Forschungsstand

Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)

1. Definition von Tourismus

Der Ursprung des Wortes „Tourismus“, geht auf das Wort „tornus“ aus dem Lateinischen und auf das griechische Wort „tornos“ zurück, die mit den Begriffen Rundgang, Zirkel oder Wiederholung übersetzt werden können. Durch diese Herleitung wird der wiederkehrende, sich jährlich wiederholende Aspekt des Tourismus betont.

Im 17. und 18. Jahrhundert bezeichnete man mit dem Wort „Tour“, was sich auch in dem Begriff der „Grand Tour“ widerspiegelt, einen „Rund- oder Spaziergang“. Das ursprünglich französische Wort „Tour“ setzte sich aber in Deutschland nach dem deutsch-französischen Krieg (1870/71) nicht durch, so dass die Worte „Reise“, „Wanderung“ oder „Fahrt“ häufiger benutzt wurden.

Der eigentliche Begriff „Tourismus“ kam in Deutschland erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf und war ein aus der französischen („tourisme“) und englischen („tourism“) Literatur entnommenes Wort, das langsam den Begriff des „Fremdenverkehrs“ verdrängte.[1]

Der zeitweilig gebrauchte Begriff „Reiseverkehr“ umfasst zudem die Aspekte des Umzugs von einem Ort in den anderen, die Flucht oder Auswanderung.

Das heute seltener gebrauchte Wort „Fremdenverkehr“ wird in der Forschungsliteratur größtenteils als Synonym für „Tourismus“ angesehen.

Manche Tourismuswissenschaftler unterscheiden aber auch zwischen den beiden Begriffen, indem sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen, so dass bei der Anwendung des Bergriffs „Tourismus“ die Mobilität des Einheimischen betont wird, während durch den Begriff des „Fremdenverkehrs“ der Fremde, der für eine bestimmte Zeit in eine ihm unbekannte Gegend kommt, fokussiert wird. So bedeutet für Benthien der ältere, deutsche Begriff „Fremdenverkehr“ „der in einzelnen Orten und Gebieten gehäuft auftretende zeitweilige Aufenthalt von Ortsfremden, die dorthin reisen, ohne damit Erwerbstätigkeit zu verbinden oder dadurch eine ständige Niederlassung zu begründen“[2].

Auch die Definition von Hunziker und Krapf schließt sich dieser Tradition der Betonung des „Ortsfremden“ an. Sie verstehen unter „Fremdenverkehr“ den „Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen […], die sich aus der Reise und dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassung begründet und damit keine Erwerbstätigkeit verbunden wird“[3]. Diese Definition ist als fortschrittlich für die damalige Zeit anzusehen, da sie schon von einer gewissen Tourismuswirtschaft ausgeht, was durch die Begriffe „Beziehungen und Erscheinungen“ angedeutet wird.

Diese Unterscheidung zwischen „Fremdenverkehr“ und „Tourismus“ ist jedoch nicht stringent, da in beiden Fällen die Mobilität des „Touristen“ beschrieben wird.

Kaspar veränderte diese Definition des Fremdenverkehrs in eine Definition von „Tourismus“ ab, in dem er u. a. das Wort „Ortsfremde“ durch das Wort „Personen“ ersetzte. Für ihn bedeutet „Tourismus […] die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher und dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist“.[4] Diese Definition gehört heute innerhalb der deutschen Tourismusliteratur mit zu den gängigsten Definitionen.

Mundt versteht unter „Tourismus“ das Fortgehen für eine bestimmte Zeit aus einer „gewohnten Umwelt, bei dem die Rückkehr an den Ausgangspunkt von vorneherein feststeht und ohne deren Gewissheit man die Reise gar nicht erst angetreten hätte“[5]. Für ihn umfasst „Tourismus“ jegliche Art des Reisens wie beispielsweise den Verwandtenbesuch, die Geschäftsreise oder den „Besuch einer abendlichen Kulturveranstaltung in einer weit vom Wohnort entfernten Stadt“[6].

Die auf der Internationalen Konferenz der Welttourismusorganisation (WTO) im Jahr 1991 festgelegt allgemeine Definition des Begriffs „Tourismus“ beinhaltet „die Aktivitäten von Personen, die sich an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung begeben und sich dort nicht länger als ein Jahr zu Freizeit-, Geschäfts- und anderen Zwecken aufhalten, wobei der Hauptreisezweck ein anderer ist als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus vergütet wird“[7].

Zusätzlich wurde von der WTO zwischen dem „Nationalen Tourismus“, wozu der „Inlandstourimus“, d.h. der Tourismus der Inländer innerhalb des eigenen Landes, und der „Auslandstourismus“, d. h. der Tourismus der Inländer in andere Länder, unterschieden. Nach Festlegung der WTO gehören zum „Internationalen Tourismus“ der „Auslandstourismus“ und der „Ausländertourismus“ oder auch „Einreiseverkehr“ genannt, womit der Strom von ausländischen Touristen ins eigene Land aus der Perspektive des Einheimischen gemeint ist.[8]

Freyer zeigt auf, dass sich im allgemeinen der Begriff „Tourist“ gegenüber „Reisender“ oder „Urlauber“ behauptet hat, was auch an den Bezeichnungen „Tourist Information“ oder „Tourist Office“ deutlich wird, obwohl die Begriffsbezeichnung „Tourist“ bei vielen mit einer negativen Konnotation behaftet ist. Beispielsweise stellt man sich unter einem Touristen einen ungebildeten, mit einer Shorts bekleideten und mit einem Fotoapparat „bewaffneten“ Menschen vor.[9]

Zusammenfassend kann man feststellen, dass alle Tourismusforscher im Laufe der Zeit die mehrere Tage andauernde Erholungs- und Urlaubsreise zum „Tourismus“ dazu gezählt haben. Ob die Geschäftsreise (aufgrund der Motive), der Studienaufenthalt in einem anderen Land (wegen der längeren Aufenthaltszeit) oder die Tagessausflüge (aufgrund der geringen Entfernung vom Wohnort und der kurzen Reisezeit) zum „Tourismusbegriff“ dazugezählt werden, hängt von dem jeweiligen, von den Forschern favorisierten, weiter oder enger gefassten „Tourismusbegriff“ ab.

Laut Freyer kommen die Fachleute aus der Praxis der Tourismusbranche zu dem Schluss, dass die Begriffe „Fremdenverkehr“ und „Tourismus“ nicht wie in der wissenschaftlichen Forschungsliteratur zumeist als synonym angesehen werden, sondern für sie ist die Schwerpunktsetzung beim „Fremdenverkehr“ der „Nationale Tourismus“, während der Begriff „Tourismus“ den Gesichtspunkt des „Internationalen Tourismus“ hervorhebe.[10]

Im folgenden Verlauf der Arbeit wird die oben zitierte Tourismusdefinition der WTO von 1991 verwendet und somit auch der Geschäftsreiseverkehr mit einbezogen, da sowohl der geschäftlich Reisende als auch der Urlauber oftmals die gleichen touristischen Angebote wahrnehmen.

2. Historischer Abriss der Tourismusentwicklung

Folgendes Zitat von Benthien verdeutlicht die Voraussetzung zur Entstehung des Tourismus, den Drang nach Erholung[11], und verdeutlicht die heutigen Ausmaße des Tourismus, dessen historische Entwicklung, insbesondere innerhalb Deutschlands, in diesem Kapitel näher erläutert werden soll:

„Erholung ist ein grundlegendes Bedürfnis des menschlichen Daseins, und Tourismus macht heute für viele Menschen einen erheblichen Teil ihrer Aktivitäten in der Freizeit aus. Weltweit und zum Teil auch regional stellt die Tourismuswirtschaft einen der wichtigsten Wirtschaftszweige dar.“[12]

Tourismus in der Antike

Die Anfänge des Fremdenverkehrs gehen bis in die Zeit der Antike zurück, wo es bei den Griechen einen aus Sportbegeisterung heraus betriebenen Tourismus zu den olympischen Spielen gab, bei denen sie sich erholen oder etwas erleben wollten. Zudem reisten sie weit, um verschiedene heilige Stätten zu besuchen.

Auch die wohlhabenden Römer der Antike besaßen Häuser zum Erholen in den ländlichen Umgebungen der Städte, machten weite Erholungsreisen zu Orten mit Thermalquellen oder unternahmen Handelsreisen.

Als Fortbewegungsmittel bei diesen Reisen dienten entweder Schiffe, Pferde, bzw. Kutschen oder die eigenen Füße.[13]

Tourismus im Mittelalter

Zur Zeit des Mittelalters war Tourismus gekennzeichnet durch Handelsreisen und religiöse Wallfahrten der europäischen Christen nach Rom oder der Angehörigen des Islam aus Südwestasien und Nordafrika nach Mekka. Dadurch entstanden in größeren Orten und an den Hauptwegen verschiedene Herbergen und Hospize, die als Anfänge einer touristischen Infrastruktur bezeichnet werden können. Umstritten in der Tourismusforschung ist, ob die im Mittelalter stattfindenden „Wissensreisen“ der sogenannten Scholaren, die, um ihr Wissen zu vertiefen, von Universität zu Universität reisten, und die wandernden Handwerkergesellen dem Tourismus zuzurechnen sind, da manche Wissenschaftler eine engere Definition von Tourismus zugrunde legen und diese Art von Reisen aufgrund der beruflichorientierten Motive und der langen Reisedauer nicht zum „Tourismus“ dazuzählen.[14] Nimmt man die Definition des „Tourismus“ von Mundt als Basis, würde diese Art des Reisens durchaus mit zum Tourismus gezählt werden können.

Tourismus im 18. und 19. Jahrhundert – Anfänge des Massentourismus

Während im 18. Jahrhundert die Kavaliersreisen der jungen Adeligen, die auf „Grand Tour“ gingen, indem sie aus persönlich motiviertem Interesse andere Kulturen und Landschaften kennenlernen wollten, vorerst zur Bildung der oberen Adelsschicht Europas gehörten, wurde es nach und nach auch für den Bürgerlichen möglich, Bildungsreisen oder Reisen zu Orten mit Heilbädern zu unternehmen. Literatur in Form von Reiseführern begleiteten die Urlauber.

Durch die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten in den bevorzugten Urlaubsorten entstanden Gasthöfe, Herbergen und zudem private Übernachtungsmöglichkeiten bei Einheimischen.

An dieser Stelle seien auch die Forschungsreisen während dieser Zeit erwähnt, die oftmals die Phase der Kolonisierung einleiteten. Die Motive einer solchen Reise waren aber meist nicht nur Forschungs- und Eroberungsdrang, sondern auch „touristisch“ in Form von Reise- und Abenteuerlust.

Im 19. Jahrhundert erforschten Wissenschaftler zunehmend die gesundheitlichen Vorteile des Meeres, so dass das Meer immer attraktiver wurde und Heil- und Kurbäder an den Küsten entstanden.

Zudem wurde die Schönheit der Schweizeralpen insbesondere durch Rousseau entdeckt und löste eine regelrechte Massenbewegung in die Alpen aus, wo man in der Abgeschiedenheit die Natur genießen wollte.[15]

Ende des 19. Jahrhunderts baute man deshalb beispielsweise an von europäischen Reisenden bevorzugten Küstenorten oder in den Schweizer Alpen größere Hotelanlagen und Pensionen, so dass dadurch eine räumliche Absonderung der „Fremden“ zustande kam.

Der Ausbau des Straßennetzes in Verbindung mit der Erweiterung des Post- und Nachrichtenwesens und die Erfindung und Einführung des Dampfschiffes und der Eisenbahn beschleunigten von nun an die Mobilität der Bevölkerung, und so konnten auch entfernt gelegene Orte besucht werden.

Insbesondere der Engländer Thomas Cook war darauf aus, die modernen Transportmittel wie die Eisenbahn oder das Dampfschiff für den Tourismus zu nutzen, um somit dem mittleren Bürgertum Pauschalreisen zu ermöglichen. Die erste Pauschalreise, von Thomas Cook organisiert, fand am 05.07.1841 mit der Eisenbahn zwischen den 10 Meilen auseinander liegenden Orten Leicester und Loughborough statt. Für einen geringen Preis organisierte er für reiseunerfahrene Menschen eine Reise, in der Hin- und Rückfahrt, Verpflegung und Unterhaltung inbegriffen waren. Da diese Reise erfolgreich war, wurden nach gleichem Muster weitere Reisen organisiert.

Durch die Errichtung von Reiseagenturen zunächst in England, einige Jahre später auch in Deutschland, konnten nun Pauschalreisen innerhalb Europas, aber auch nach Übersee organisiert werden. Das erleichterte auch den zahlreichen Auswanderern nach Übersee die Ausreise enorm.[16]

Tourismus des 20. Jahrhunderts

Im Zuge des 20. Jahrhunderts begannen die Menschen sich vermehrt für die Natur zu interessieren. Der Radwander- und Wanderurlaub und der Wintersport z. B. in den Mittelgebirgen oder Alpen rückten in den Blickpunkt, so dass vereinzelte Gasthöfe und Wanderhütten auch außerhalb der Städte gebaut werden mussten, um die Besucherströme beherbergen zu können.

In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstand eine Jugendbewegung mit Reisen zurück zur Natur im Zuge derer im Jahr 1901 ein Ausschuss für Schülerfahrten, „Der Wandervogel“ genannt, gegründet wurde.

Bedingt durch den 1. Weltkrieg ging die Zahl der Touristen stark zurück, da vor allem die Bürgerlichen nicht mehr zur „Sommerfrische“, d. h. zum ländlichen Sommerurlaub in ihr Landhaus oder in eine Ferienwohnung, fuhren.

Durch ein im Jahr 1918 erlassenes Gesetz, das es dem Arbeitnehmer ermöglichte, unbezahlten Urlaub zur Erholung zu beantragen, war es dem Arbeiter möglich, einmal im Jahr ca. drei bis sechs Tage Urlaub zu nehmen und gegebenenfalls das Fremdenverkehrsangebot in Anspruch zu nehmen.

[...]


[1] Vgl. Benthien, 1997, S. 22.

[2] Benthien, 1997, S. 17.

[3] Hunziker, 1984, S. 48.

[4] Kaspar, 1991, S.18.

[5] Mundt, 2001, S. 3.

[6] Mundt, 2001, S.3.

[7] Opaschowski, 1996, S. 20.

[8] Vgl. Luft, 1996, S. 19-20.

[9] Vgl. Freyer, 2001, S. 70-71.

[10] Vgl. Freyer, 2001, S. 4; 399-401.

[11] Benthien bezieht sich hierbei auf den Kernbereich des Tourismus, die Urlaubs- und Erholungsreise. Vgl. hierzu Freyer, 2001, S. 400.

[12] Benthien, 1997, S. 7.

[13] Vgl. Freyer, 2001, S. 6.

[14] Vgl. Zimmers, 1995, S. 24-27; Freyer, 2001, S. 2.

[15] Vgl. Opaschowski, S. 72-73; 77.

[16] Vgl. Zimmers, 1995, S. 50-51.

Details

Seiten
Jahr
2003
ISBN (eBook)
9783656825821
ISBN (Paperback)
9783668140110
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Erscheinungsdatum
2014 (Oktober)
Note
1,3
Schlagworte
tourismus tourismusforschung überblick
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