Stundenentwurf. Personenbeschreibung zum Thema Indien für eine 7. Klasse
Kriteriengeleitetes Feedback durch Erstellen einer Textlupe
Zusammenfassung
Leseprobe
1. Einordnung der Unterrichtsstunde in die Unterrichtsreihe
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Angestrebte Lernziele/ Kompetenzbeiträge
Stundenlernziel:
- Die SuS sollen mit Hilfe einer kriterienorientierten Textlupe zum Thema Personenbeschreibung lernen, fremde Texte begründet zu kommentieren, um anschließend das fremde Feedback für die Überarbeitung des eigenen Textes nutzen zu können.
Teilziele:
- Die SuS reaktivieren ihre bisherigen Kenntnisse zum Thema Personenbeschreibung, indem sie einzelne Kriterien bzw. Begriffe einer guten Personenbeschreibung an die Tafel schreiben.
- Die SuS erkennen, dass ihre zum Thema Schilderungen angefertigten Textlupen-Kommentare nicht präzise und konkret genug waren, indem sie die Mängel der von der Lehrerin vorgelesenen Kommentare herausstellen.
- Die SuS erstellen ein differenziertes Feedback zu der Personenbeschreibung ihres jeweiligen Partners, indem sie für jedes Kriterium auf der Textlupe einen passenden Smiley vergeben und ihre Wahl schriftlich begründen.
- Die SuS reflektieren den Ertrag des von dem Partner gegebenen Feedbacks, indem sie aufschreiben, was ihnen bereits gelungen ist, was sie noch verändern sollten und wie sie dies verändern sollten.
- Die SuS bewerten die Methode der Textlupe, indem sie ein römisches Feedback zu dem Verfahren abgeben und ihre Wahl anschließend mündlich begründen.
Kompetenzen:
Lernbereich „Schreiben“
- „Die Schülerinnen und Schüler gestalten Schreibprozesse selbstständig“1
- Die SuS können Texte „ziel-, adressaten- und situationsbezogen“2 gestalten
- Die SuS überprüfen „Aufbau, Inhalt und Formulierungen eigener Texte hinsichtlich der Aufgabenstellung“3
- Die SuS können „Texte inhaltlich und sprachlich überarbeiten“4
3. Zentrale didaktisch-methodische Begründungen
Die Unterrichtsreihe „Indien – Beschreiben und Erklären“ knüpft sowohl an das schulinterne Curriculum als auch an den Kernlehrplan der Sek. I für das Gymnasium an. Der Fokus der Unterrichtsreihe liegt in dem Bereich „Schreiben“ mit dem Aufgabenschwerpunkt „Texte schreiben“. Im Rahmen dieser Vorgaben sollen die SuS lernen, zu informieren, indem sie einen Vorgang oder einen Gegenstand in seinem funktionalen Zusammenhang beschreiben und einen Vorgang schildern.5 Die durchgeführte Unterrichtssequenz ergänzt diese Inhalte des Kernlehrplans um die Aspekte der Personen- und der Bildbeschreibung.
In jeder Teilsequenz zu den unterschiedlichen Formaten des Beschreibens und Erklärens geht es darum, dass sich die SuS sowohl mit dem Inhalt als auch mit der Form und Sprache der jeweiligen Beschreibungsform auseinandersetzen. Zu den Kriterien einer guten Beschreibung gehören generell die Nennung des Anlasses und des Zwecks der Beschreibung, die Genauigkeit des Beschriebenen (durch die Verwendung von aussagekräftigen Adjektiven), die Beachtung einer sinnvollen Reihenfolge der aufgezählten Merkmale und die Anschaulichkeit des Beschriebenen. Die Struktur einer jeden Beschreibung sollte der üblichen Gliederung in Einleitung, Hauptteil und Schluss folgen. Im spezifischen Fall der Personenbeschreibung, die in dieser Stunde den Gegenstand bildet, sollte die Einleitung den Anlass der Beschreibung beinhalten (z.B. Vermisstenanzeige, schriftliche Beurteilung oder Erinnerungsbild), während in dem Hauptteil die äußeren Kennzeichen der Person detailliert beschrieben werden sollten. Dazu gehören u.a. Angaben zu Geschlecht, Alter, Gestalt, Gesicht, Bekleidung und besondere Merkmale der Person. Im Schlussteil sollten die SuS die Wirkung der Person beschreiben.6
Da sich für das Thema „Beschreiben“ vor allem Gegenstände, Bilder oder Personen eignen, die den SuS noch weitestgehend fremd sind, bietet sich die fremde Kultur Indiens besonders gut als übergeordnetes Themengebiet an. Die farbenreiche und glanzvolle Kleidung von indischen Personen stellt einen genauso guten Schreibanlass für Personenbeschreibungen dar, wie die zahlreichen Götterverehrungsrituale einen Anlass für die Vorgangsbeschreibung liefern. Außerdem ist das Interesse der SuS einer 7. Klasse an fremden Ländern, anderen Religionen und exotischen Festen besonders stark.7
Da das Thema Indien so vielfältige und individuelle Möglichkeiten der Auseinandersetzung und der kreativen Bearbeitung und Gestaltung einer Mappe bietet, legen die SuS der Klasse 7c ein prozessorientiertes Portfolio für diese Unterrichtsreihe an, das als Ersatz einer Klassenarbeit gewertet wird. Mit der Wahl eines Portfolios als wichtige Methode der prozessorientierten Schreibdidaktik wird ein weiterer Akzent der Unterrichtsreihe auf den Aufgabenschwerpunkt „Schreiben als Prozess“ gelegt. Die schriftlichen Produkte und Reflexionen, die von den SuS in das Portfolio geheftet werden, geben Auskunft über den Entwicklungsprozess der SuS und beinhalten sowohl Vorarbeiten, erste Entwürfe, Überarbeitungen als auch Endfassungen von Texten.8 „So wird der Weg vom ersten Entwurf bis zum fertigen Text transparent.“9 Da sich die Benotung des prozessorientierten Portfolios also nicht primär auf die endgültigen Texte bezieht, sondern vielmehr auf die von den SuS angefertigten „Zwischentexte“, ist es besonders wichtig, den SuS Strategien der Textüberarbeitung und –optimierung zu vermitteln.
Die Methode der Textlupe ist hierfür besonders geeignet. Becker-Mrotzek und Böttcher zufolge ist sie eines der „effektivsten Verfahren beim planvollen Untersuchen und [Ü]berarbeiten.“10 Die Bezeichnung „Textlupe“ erklärt sich dadurch, dass ein von den SuS konzipierter Text näher unter die Lupe genommen wird, indem bestimmte Aspekte des Textes ‚vergrößert‘ werden. Bei der sogenannten Standard-Textlupe arbeiten die SuS in Kleingruppen (3-4 SuS): Jeder Schüler hat seinen eigenen Text vor sich auf dem Tisch liegen, den er zusammen mit dem Standard-Textlupen-Arbeitsblatt11 an den (rechten) Nachbarn weiterreicht. Dieser liest sich den Text des Nachbars genau durch und füllt das Arbeitsblatt aus, indem er Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu dem Text anführt. Nach einer bestimmten Zeit (ca. 10 Min.) werden der Schülertext und die dazugehörige Textlupe wieder an den nächsten (rechten) Nachbarn gereicht, sodass am Ende der Runde jeder seinen eigenen Text zusammen mit der Textlupe erhält, auf der die Kommentare der Mitschüler zu finden sind. Die Kommentare werden geprüft und in der häuslichen Überarbeitung des Textes berücksichtigt.12
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1 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Sekundarstufe I. Gymnasium. Deutsch. Kernlehrplan. Frechen: Ritterbachverlag 2007. S. 29.
2 Kernlehrplan, S. 15.
3 Kernlehrplan, S. 16.
4 Kernlehrplan, S. 17.
5 vgl. Kernlehrplan, S. 31.
6 Vgl. Schurf, Bernd u.a. (Hrsg.): Deutschbuch. Sprach- und Lesebuch 7. Neue Ausgabe. Berlin: Cornelsen 2006. S. 46ff. und Grunow, Cordula u.a. (Hrsg.): Deutschbuch. Arbeitsheft 7. Berlin: Cornelsen 2006. S. 10.
7 Vgl. Schurf, Bernd u.a. (Hrsg.): Deutschbuch. Handreichungen für den Unterricht 7. Neue Ausgabe. Berlin: Cornelsen 2006. S. 48.
8 Vgl. Becker-Mrotzek, Michael/ Ingrid Böttcher: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. 3. Aufl. Berlin: Cornelsen Scriptor 2001. S. 105.
9 Ebd.
10 Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen. S. 46.
11 Siehe Abb. 1 Standard-Textlupe. S. 5.
12 Vgl. Beste, Gisela (Hrsg.): Deutsch Methodik. Handbuch für die Sekundarstufe I und II. 4. Auflage. Berlin: Cornelsen 2011. S. 70.