Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Klarissenkloster Gnadental in Basel. Dabei sollen zunächst die Gründungs- und Konsolidierungsphase kurz umrissen und anschließend auf die Binnenstruktur des Konvents und die Beziehungen des Klosters zur Stadt Basel eingegangen werden.
Dafür stützt sich diese Arbeit besonders auf die Ergebnisse der Forschung von Brigitte Degler-Spengler und ihrem Werk „Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529“, sowie „Die Geschichte des Klarissenklosters St. Clara in Kleinbasel (1266-1529)“ von Veronika Gerz- von Büren, da das Kloster St. Clara an mehreren Stellen als Vergleichsmöglichkeit dient.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Gründungsphase
2. Konsolidierungsphase
3. Binnenstruktur des Konvents
4. Beziehungen zur Stadt Basel
III. Fazit
IV. Literaturverzeichnis und Quellen
I. Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Klarissenkloster Gnadental in Basel. Dabei sollen zunächst die Gründungs- und Konsolidierungsphase kurz umrissen und anschließend auf die Binnenstruktur des Konvents und die Beziehungen des Klosters zur Stadt Basel eingegangen werden.
Dafür stützt sich diese Arbeit besonders auf die Ergebnisse der Forschung von Brigitte Degler-Spengler und ihrem Werk „Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529“, sowie „Die Geschichte des Klarissenklosters St. Clara in Kleinbasel (1266-1529)“ von Veronika Gerz- von Büren, da das Kloster St. Clara an mehreren Stellen als Vergleichsmöglichkeit dient.
II. Hauptteil
1. Gründungsphase
Das Klarissenkloster in Basel gehörte zur Ostdeutschen Provinz und lag außerhalb der Stadtmauern. Am 17.04.1289 bestätigte Bischof Peter von Basel die Annahme der Regel der Heiligen St. Clara durch die Schwestern des Klosters.
Im Jahr 1231 kamen Franziskaner nach Basel und ließen sich vor der Stadtmauer nieder.1 Allerdings fehlen über diese Ansiedlung vor der Stadt sichere Zeugnisse. Laut Stumpfs Schweizerchronik erhielten sie das Gelände für ihren Klosterbau von einem Her N. Etzelin. Dieser soll die Franziskaner auch darüber hinaus unterstützt haben. 2 Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Chronik erst 300 Jahre später entstand. Die Franziskaner zogen schließlich ins Stadtinnere und verkauften ihr Kloster an den Chorherren Albert von St. Bernhard, welcher ihn wiederum an geistliche Schwestern weiterverkaufte.3 Im Jahr 1253 befindet sich das Kloster im Besitz geistlicher Schwestern aus Taenikon.4 Nachdem diese ihren Sitz verlegt hatten ließen sich die ersten Klarissen aus Schaffhausen in dem Kloster nieder.5 Vermutlich aufgrund des Einflusses von Heinrich von Isny, einem Bischof der Franziskaner, zogen diese jedoch kurze Zeit später nach Kleinbasel weiter.6 In das erneut leerstehende Kloster zogen zwischen 1279 und 1282 Frauen aus Gnadental im Aargau. Ihre Herkunft aus dem Kloster Gnadental bezeugen die Schwestern in einer Urkunde vom 02.01.1300.7 Entsprechend ihrer Herkunft gaben sie dem Basler Kloster ebenfalls den Namen Gnadental.8 Es ist nicht bekannt wie viele Schwestern aus Gnadental an der Reuß nach Basel kamen, aber vermutlich handelte es sich dabei um den gesamten Konvent.9 Ein Hinweis darauf wäre zum Beispiel die Weiterverwendung des Namens „Gnadental“.10 Die Gründe für die Umsiedlung sind ebenfalls nicht bekannt. Eine Möglichkeit wäre, dass die Schwestern nicht ausreichend geistlich betreut wurden und sich in einer Stadt mit mehreren Männerklöstern eine bessere Betreuung erhofften.11 Vielleicht erwarteten sie auch eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage, da sie von Almosen und den Einnahmen ihrer Handarbeit lebten. Die Inkorporation in den Klarissenorden fand am 17.04.1289 statt. Vollzogen wurde sie durch den „minister fratrum minorum Alemaniae, S. lector Basiliensis vicem gerens custodis Basiliensis et C. Gardianus eorundem fratrum Basiliensium“, was durch Bischof Peter von Basel bezeugt wurde.12
Die Schwestern folgten von da an der durch Papst Urban IV. vorgegebenen Klarissenregel.
Die Seelsorge übernahmen die Franziskaner der Stadt Basel. Dank der Inkorporation erhielt das Kloster die Privilegien des Franziskanerordens. Dazu zählten u.a. die Befreiung vom Zehnten und weiteren Abgaben.13
2. Konsolidierungsphase
Die Seelsorge für die Klarissen übernahmen die Basler Franziskaner scheinbar bereitwillig. Es gibt keine Hinweise auf einen Seelsorgekonflikt und auch wirtschaftlich scheinen die Klarissen und Franziskaner eng zusammen gearbeitet zu haben. In den Gnadentalurkunden treten die Franziskaner oft als Zeugen auf. Auch in den Augen der Bevölkerung gehörten sie offensichtlich zusammen, da viele Schenkungen an Gnadental mit Bestimmungen an die Franziskaner verbunden waren. Folglich besaßen die Klöster viele Güter zusammen, was zu Konflikten führte. Ab dem frühen 14. Jahrhundert treten die Franziskaner nicht mehr in den Gnadentalurkunden auf. Erst mit der Reform bessert sich das Verhältnis wieder. 14
Die erste Nonne, deren Name vollständig überliefert ist, ist die Äbtissin Anna von Fislis, welche aus einer Familie elsässischen Ursprungs stammt. Allgemein stammten aus dem Elsass viele Gönner des Klosters.15
Ein Großteil der Nonnen kam dementsprechend aus dem elsässischen Landadel, aber auch Mitglieder des städtischen Dienstadels sind überliefert. Die Einkaufssumme für die Aufnahme eines Mädchens ist nicht überliefert, aber es kann davon ausgegangen werden, dass sie sich nicht großartig von der St. Claras unterschied, wo sie in etwa 40 Silbermark betrug.16 Später änderte sich die soziale Struktur des Konvents. Die Schwestern entstammten häufiger den Reihen des ratsfähigen Bürgertums, welches nach und nach den Adel aus der Politik verdrängte. Das Kloster kann daher durchaus als Spiegel der politischen Entwicklung Basels gesehen werden.17
Die Regeln des Konvents sind nur spärlich überliefert, „da der Schreibstoff teuer und das Schreiben nicht selbstverständlich war“.18 Da die Schwestern von Gnadental jedoch die Urbanregel angenommen hatten und keine Skandale oder Beschwerden bekannt sind, kann davon ausgegangen werden, dass sie, wie vorgeschrieben, in strenger Klausur und Stillschweigen lebten.
3. Binnenstruktur des Konvents
Es existiert nur eine genaue Angabe zur Größe des Konvents. Im Jahr 1457 wandte sich das Kloster mit der Bitte, ihm einen Ablass zu gewähren, an Papst Calixt III., um so die Baukosten für eine Klostererweiterung decken zu können.
Der Bittschrift lässt sich entnehmen, dass damals 40 Frauen im Kloster wohnten und noch etliche mehr um Aufnahme baten.19 Das Kloster war für eine solche Anzahl an Mitgliedern nicht ausgelegt. Durch Vergleiche mit St. Clara lässt sich die Größe des Konvents vor seiner Reform auf etwa 10 bis 15 Mitglieder schätzen. Während der Reform stieg die Anzahl der Mitglieder also um mehr als die Hälfte. Dies änderte sich später jedoch, so dass vor seiner Auflösung gerade mal sechs Nonnen im Kloster verblieben.20
Die Leitung des Klosters übernahm die Äbtissin, welche vom gesamten Konvent auf Lebenszeit gewählt wurde und vom Provinzial im Amt bestätigt werden musste.21 Gemäß der Urbanregel ist die Zustimmung des Konvents bei wichtigen Entscheidungen von Nöten gewesen. Einmal wöchentlich informierte die Äbtissin die Schwestern über laufende Geschäfte und bestrafte jene, die gegen die Regeln verstießen.22 Neben der Äbtissin gab es in Gnadental spätestens ab der Mitte des 15. Jahrhunderts auch eine Priorin. Die erste Erwähnung einer Priorin stammt aus dem Jahr 1408, aber es ist nicht sicher ob dies nicht einfach nur eine ungenaue Bezeichnung für das Amt der Äbtissin ist.23 Laut Degler-Spengler ist anzunehmen, dass dieses Amt vor der Mitte des 15. Jahrhunderts nicht existierte und dass sich erst zu dieser Zeit das Vorsteherinnenamt in das der Äbtissin und Priorin aufteilte.24 Bekannte Priorinnen waren u.a. Kunigunt Harder und Merga von Büttikon, sowie Anna von Randeck.25 Die genauen Pflichten der Priorin sind nicht überliefert. Vermutlich kümmerte sie sich um das Innenleben des Konvents während sich die Äbtissin um die Geschäfte des Klosters kümmerte und es nach außen vertrat. Laut Urbanregel soll sich die Äbtissin des Weiteren mit vier Schwestern über die Geschäfte des Klosters beraten. Dies war wahrscheinlich auch in Gnadental der Fall. So sind z.B. bei der Schenkung des Johann David neben der Äbtissin vier weitere Schwestern genannt, die die Schenkung mit entgegennahmen.26
Neben diesen Ämtern gab es gewiss auch in Gnadental jene Ämter, die aus anderem Klarissenklöstern bekannt sind, wie z.B. die Novizenmeisterin oder die Siechmeisterin.
Es gibt zwei überlieferte Konventssiegel, welche die Auferstehung Christi zeigen. Eines zeigt Christus, wie er dem Grab entsteigt. Das andere zeigt ihn nach Rechts gewendet. Die gotischen Majuskeln lauten: S. COVENT . MON . SCE . CLARE IN GNADENTAL.27 Ein weiteres Siegel, welches von der Äbtissin geführt wurde, zeigt eine Kreuzwegszene. Auf dem Siegel findet sich folgende Umschrift in gotischen Majuskeln: S. ABATISSA . SOROR . SANCTE . CLARE . IN . GNADENTAL.28
Zahlen der Kinder in den Konventen vermuten lassen. Wahrscheinlich handelte es sich bei den meisten Kindern um Waisen, die unter der Bedingung später ins Kloster einzutreten, von den Nonnen aufgenommen wurden.29
Im Unterschied zu vielen anderen Frauenklöstern, in denen man sich auch um die Erziehung junger Mädchen kümmerte, welche später das Kloster wieder verließen, geschah dies in den Basler Frauenklöstern wohl nur in Ausnahmefällen, wie die niedrigen Es scheint zumindest in Gnadental auch kein besonderes Interesse an dem Erwerb und der Weitergabe von Wissen bestanden zu haben. So gab es zum Beispiel auch keine hauseigene Bibliothek.30 Die Schwestern waren eher für ihre Handarbeiten bekannt und standen damit zum Beispiel im Gegensatz zu den Nürnberger Klarissen, deren Chorschwestern größtenteils Lateinisch sprachen und die lateinische Bibel studierten.31
Zeugnisse für die Handwerkskunst der Gnadentalerinnen sind ein 95 cm x 85 cm großer Marienteppich, welcher einen Teil der Himmelsfahrt-Legende zeigt, sowie vermutlich auch der Pfaffenweiler Teppich, welcher nach der Auflösung des Klosters wohl über Freiburg nach Pfaffenweiler gekommen ist.32
Erst durch die Reform 1447 scheint das Bildungsniveau ein wenig anzusteigen.33 Dies geschah besonders aufgrund eines neuerwachten Interesses für Askese und Mystik und der Befassung mit den entsprechenden Texten.34 Aus diesem Grund kam es auch zu einer erhöhten Abschreibetätigkeit.
Neben dem Bildungsniveau stieg zur Zeit der Reform auch das soziale Niveau. So lassen sich erstmals Vertreter des Hochadels in den Reihen der Nonnen finden, z.B. Etteni und Gredenneli von Thierstein und Ursula von Rötteln.35 Ein Vergleich der Nonnenliste mit der Steuerzahlerliste von 1446 zeigt, dass sich zu jener Zeit Töchter aus den reichsten Familien Basels im Kloster befanden.36 Dementsprechend hoch waren auch die Einkaufssummen, die die Nonnen erbrachten. Beträge von bis zu 500 Gulden sind überliefert.37
Trotz dieser und weiterer durchaus positiver Auswirkungen der Reform auf das Kloster gab es Anfangs Widerstände gegen den Reformversuch. Zwar sind für Gnadental keine großen Missstände verzeichnet, dennoch wurde es auch hier nach und nach mit den Regeln nicht mehr so genau genommen. Persönlicher Besitz der Nonnen und die Möglichkeit der einzelnen Frauen, Schenkungen zu erhalten, Kauf-, Verkaufs- und Leihgeschäfte zu tätigen38, gewährten ihnen gewisse Freiheiten, die sie durch die Reform verlieren sollten. Dementsprechend gab es eine Vielzahl von Wechsel in andere Klöster. So ging zum Beispiel Brigida Liespergin in das Dominikanerinnenkloster Silo in Schlettstadt, um der Reform zu entgehen.39 Der Glassbergschen Chronik zu folge war auch Papst Felix gegen die Reform des Klosters.40
[...]
1 vgl. R. Wackernagel, Barfüsserkloster Basel, p. 166
2 Johann Stumpf, Schweizerchronik, Zürich 1606, p. 703
3 Basler UB 1, p. 208, Nr. 287
4 Ebd., p. 195, Nr. 296
5 AFH 4, 1911, p.677
6 vgl. Gerz, St. Clara, p. 39 ff
7 Basler UB 3, p. 277, Nr. 512
8 Basler UB 2, p. 291, Nr. 509
9 vgl. G. Boner, Die Gründung von Königsfelden, ZSKG 47, 1953, p. 187, sowie Die Urkunden des Klosterarchivs Gnadental, hrsg. v. P. Kläuli, p. 6, Nr. 8; p. 8, Nr. 13; p. 10, Nr. 16
10 vgl. Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 17
11 vgl. ebd. p. 18
12 Trouillat, Monuments de l'historie de l'ancien évêché de Bâle 2, p. 465-466, Nr. 365, 366
13 vgl. die Bullen von Bonifaz VIII., Benedikt XI und Johannes XXII. BF 5, p. 401, Nr. 77; p. 408, Nr. 88; BF 4, p. 469, Nr. 145; BF 5, p. 23, Nr. 43
14 eine ähnliche Entwicklung ist in St. Clara in Freiburg i. Br. zu sehen, vgl. Leo Ueding in AFA 7, p. 166-168, sowie Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 22
15 vgl. Gerz, St. Clara, p. 38
16 ebd.
17 vgl. Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 33
18 Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 65
19 Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 35
20 Aktensammlung zur Basler Reformation 3, p. 176-179
21 vgl. AFA 7, p. 162-164
22 BF 2, p. 509, Nr. 98, Kap. 22
23 StAB ratsbücher A 3, f. 56V, vgl. auch Gerz, St. Clara,p.55
24 vgl. Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 30
25 Nonnenliste Nr. 44, 96
26 Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 31
27 erstes Siegel abgebildet in Basler Kirchen 1, p. 81 und bei Weber, Siegel im mittelalterlichen Basel, in 125. Basler Neujahrsblatt 1947; zweites Siegel StAB Siegelsammlung (allerdings ohne Datum überliefert)
28 ebd.
29 Erdin, Steinenkloster, p. 41-42; Gerz, St. Clara, p. 79; Weis-Müller, Klingental, p. 21-22
30 Seegets, Passionstheologie und Passionsfrömmigkeit im ausgehenden Mittelalter: der Nürnberger Franziskaner Stephan Fridolin (gest. 1498) zwischen Kloster und Stadt, p. 38
31 ebd. p. 38-39
32 Kratz Bernd, Die Bildteppiche zur Legende von Mariae Himmelfahrt in Donaueschingen und Köln und ihre möglichen literarischen Vorlagen, in Amsterdamer Beiträge Zur älteren Germanistik, Band 56, p. 155-156
33.Seegets, Passionstheologie und Passionsfrömmigkeit im ausgehenden Mittelalter: der Nürnberger Franziskaner Stephan Fridolin (gest. 1498) zwischen Kloster und Stadt, p. 38
34 Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 79
35 ebd. p. 34
36 Schönberg, Finanzverhältnisse, p. 575-585, vgl. auch Degler-Spengler, Das Klarissenkloster, p. 34
37 Aktensammlung zur Geschichte der Basler Reformation 3, p. 424-426
38 StAB St. Martin 21, Gnadental B, f. 179v. Gnadental 200, StAB Klingental 1712
39 Degler-Spengler, Das Klarissenkloster Gnadental in Basel 1289-1529, p. 77
40 ebd. p. 78