„Menschen sind immer in Bewegung gewesen und die großen Epochen der Menschheitsgeschichte wurden durch Massenmigrationen geprägt.“(Chacón 2007, S. 99). Die Gründe für Migration sind vielfältig. Armut, Krieg, Gewalt, Umweltkatastrophen führen ebenso zum Verlassen des Heimatlandes wie wirtschaftliche Perspektivlosigkeit, schlechte Infrastruktur oder die Abhängigkeit ärmerer von reichen Staaten.
2000 bis 2005 akzeptierten die USA mit 1.3 Millionen mehr legale und illegale Migranten als jedes andere Land. 2007 waren 37,9 Millionen US-Einwohner Migranten, über die Hälfte von ihnen kamen illegal in die USA (Danelo 2008, S. IX). Die USA gilt schon seit jeher als Haupteinwanderungsland, hat aber mittlerweile seine Grenze gegenüber seinem Nachbarstaat Mexiko geschlossen, denn seit 1965 ist die illegale Immigration in die USA ein „mexikanisches Phänomen“ (Huntington 2004, S. 287), das durch das große Wohlstandsgefälle zwischen den beiden Staaten zustande kommt. Früher wurden Mexikaner als billige Arbeitskräfte angeworben und ausgebeutet, heutzutage wird versucht, sie mit Einwanderungsgesetzen, einem großen Metallzaun, Mauern und Militär abzuwehren. Trotzdem schaffen es immer wieder unzählige Mexikaner, illegal über die Grenze zu kommen, um ihren amerikanischen Traum zu leben, denn der Einkommensunterschied zwischen den USA und den mexikanischen Grenzregionen ist einer der größten der Welt (Anderson 2008, S. 217). Der amerikanische Arbeitsmarkt ist vor allem im Niedriglohnsektor und in der Landwirtschaft abhängig von mexikanischen Migranten, da in den USA ein Mangel an „gering qualifizierten“ Arbeitern in Gewerben mit hoher Arbeitsintensität herrscht. Allerdings wird die massive Mexikanisierung der USA vor allem durch das teilweise hohe Armutsniveau, die kulturelle Abgrenzung und die damit verbundenen Integrationsprobleme der Migranten als eine „innergesellschaftliche Belastung“ angesehen (Gratius 2005, S. 13).
Die vorliegende Arbeit beleuchtet das gespaltene Verhältnis der USA zu ihren unerwünschten Migranten aus dem Nachbarstaat und beschäftigt sich mit den historischen Prozessen der illegalen Migration von Mexikanern in die USA, deren Gründe für die Flucht aus ihrem Heimatland und die Auswirkung auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der USA, insbesondere auf den Niedriglohnsektor der Grenzstaaten.
Inhaltsangabe
1. Einleitung
2. Illegale Einwanderungen in die USA
2.1. Ökonomische Gründe
2.2. Soziale Gründe
3. Die amerikanische Position zu Migration
3.1. Migrationspolitik
3.2. Grenzpolitik
4. Auswirkung mexikanischer Migration auf die USA
5. Folgen für den Arbeitsmarkt der Grenzstaaten
6. Fazit
7. Quellen
8. Anhang
1. Einleitung
„Menschen sind immer in Bewegung gewesen und die großen Epochen der Menschheitsgeschichte wurden durch Massenmigrationen geprägt.“1 Die Gründe für Migration sind vielfältig. Armut, Krieg, Gewalt, Umweltkatastrophen führen ebenso zum Verlassen des Heimatlandes wie wirtschaftliche Perspektivlosigkeit, schlechte Infrastruktur oder die Abhängigkeit ärmerer von reichen Staaten.
2000 bis 2005 akzeptierten die USA mit 1.3 Millionen mehr legale und illegale Migranten als jedes andere Land. 2007 waren 37,9 Millionen US-Einwohner Migranten, über die Hälfte von ihnen kamen illegal in die USA.2 Die USA gilt schon seit jeher als Haupteinwanderungsland, hat aber mittlerweile seine Grenze gegenüber seinem Nachbarstaat Mexiko geschlossen, denn seit 1965 ist die illegale Immigration in die USA ein „mexikanisches Phänomen“3, das durch das große Wohlstandsgefälle zwischen den beiden Staaten zustande kommt. Früher wurden Mexikaner als billige Arbeitskräfte angeworben und ausgebeutet, heutzutage wird versucht, sie mit Einwanderungsgesetzen, einem großen Metallzaun, Mauern und Militär abzuwehren. Trotzdem schaffen es immer wieder unzählige Mexikaner, illegal über die Grenze zu kommen, um ihren amerikanischen Traum zu leben, denn der Einkommensunterschied zwischen den USA und den mexikanischen Grenzregionen ist einer der größten der Welt4. Der amerikanische Arbeitsmarkt ist vor allem im Niedriglohnsektor und in der Landwirtschaft abhängig von mexikanischen Migranten, da in den USA ein Mangel an „gering qualifizierten“ Arbeitern in Gewerben mit hoher Arbeitsintensität herrscht. Allerdings wird die massive Mexikanisierung der USA vor allem durch das teilweise hohe Armutsniveau, die kulturelle Abgrenzung und die damit verbundenen Integrationsprobleme der Migranten als eine „innergesellschaftliche Belastung“ angesehen5.
Die vorliegende Arbeit beleuchtet das gespaltene Verhältnis der USA zu ihren unerwünschten Migranten aus dem Nachbarstaat und beschäftigt sich mit den historischen Prozessen der illegalen Migration von Mexikanern in die USA, deren Gründe für die Flucht aus ihrem Heimatland und die Auswirkung auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt der USA, insbesondere auf den Niedriglohnsektor der Grenzstaaten.
2. Illegale Einwanderungen in die USA
2.1. Ökonomische Gründe
Illegale Einwanderung in die USA erfolgt für die mexikanische Bevölkerung aus vielen Aspekten, Motiven und Zielen heraus. Klassisch sind dies die sogenannten Push- und Pull- Faktoren der Migrationssoziologie.6 Am Beispiel der nachfolgend aufgeführten Ausführungen werden die beiden Faktorengruppen näher betrachtet. Es sind „ … unter den „Push-Faktoren“ (Druckfaktoren) all die Faktoren des Herkunftsortes bzw. -landes der Migranten zusammengefasst, die diese zur Emigration (Auswanderung) zwingen.“7 Hierbei liegt der Fokus überwiegend auf der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation des Heimatlandes und deren Auswirkung auf die Bevölkerung. Auf der anderen Seite stehen die sogenannten „… „Pull-Faktoren“ (Sogfaktoren) …“,8 diese sind für die Emigranten die treibenden Anziehungsgründe für den Aufbau einer neuen Existenz im Zielland.
Die Beweggründe der mexikanischen Emigranten sind im Grunde für alle gleich. Als Anziehungskräfte können die Aussichten auf einen besseren Verdienst, die starke Nachfrage auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt nach Arbeitskräften im Niedriglohnsektor sowie die Vorstellung, den amerikanischen Traum zu leben benannt, werden.9 Am Vergleich des pro Kopf errechneten Bruttoinlandsprodukts verdeutlichen sich die sehr großen finanziellen Unterschiede zwischen Mexiko und den USA. Zwar sind in den letzten 10 Jahren beide Bruttoinlandsprodukte stetig bis zum Jahr 2009 gestiegen, im Jahr der Wirtschaftskrise eingebrochen, aber in den vergangenen drei Jahren wieder auf ein Niveau aus früherer Zeit angestiegen. Dennoch ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der USA (s. Anhang, Abb. 1) im Durchschnitt der letzten 10 Jahre fünf Mal größer als das mexikanische Bruttoinlandsprodukt (s. Anhang, Abb. 2).
Ein Blick auf den mexikanischen Arbeitsmarkt zeigt, dass es für die Erwerbstätigen nicht einfach ist, einen Arbeitsplatz zu finden. Das Land ist zudem geprägt durch zwei unterschiedliche Angebots- und Nachfragekurven im Norden und Süden. In den nördlich gelegenen bzw. grenznahen Städten existiert, aufgrund des Exportgeschäftes in die USA und der Vielzahl an ausländischen Investoren, eine stärkere Nachfrage nach potenziellen Arbeitskräften. Im Süden bzw. in den nicht grenznahen Städten ist die Lage des Arbeitsmarktes eine andere und verschafft dem Überangebot an den übrigen Erwerbstätigen keine Abhilfe. Von 1991 bis 2004 ist die Anzahl der potentiellen Erwerbstätigen “… jährlich um 1,1 Millionen gewachsen, während die Wirtschaft in derselben Periode nur durchschnittlich 336 875 neue Arbeitsplätze …“10 besetzen bzw. ins Leben rufen konnte, so dass die restlichen potentiellen Erwerbstätigen entweder auf andere Art und Weise einer Tätigkeit nachkamen oder z. B. in die USA einwanderten, auf legalem oder illegalem Weg,11 wobei die Bezahlung für die gleiche in Mexiko ausgeführten Tätigkeiten (z. B. Landwirtschaft, Baugewerbe und Dienstleistung, wie z. B. Servicekraft in Restaurants oder an der Kasse in einem Supermarkt), in Mexiko wesentlich schlechter bezahlt ist als in den USA.
Die mexikanischen Emigranten kommen nicht unbedingt wegen Arbeitslosigkeit im Heimatland in die USA, denn die mexikanische Arbeitslosenquote ist in den vergangenen 10 Jahren als relativ gering einzustufen (s. Anhang, Abb. 3). Im Jahr der Wirtschaftskrise stieg die Quote zwar von 3,97 % auf 5,46 % an, jedoch ist sie innerhalb der folgenden drei Jahre wieder um rund 1 % gesunken. Betrachtet man zusätzlich die Verteilung der Erwerbstätigen auf die Wirtschaftssektoren Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistung der Jahre 1999 bis 2009 (s. Anhang, Abb. 4), zeigt sich, dass diese im Grunde gleich geblieben ist und es keinen drastischen Rückgang der Anzahl an Erwerbstätigen aufgrund der Auswanderung in die USA zu erkennen ist. Als ökonomischer Hauptgrund kann die immer noch existierende Armut von mehr als fünfzig Millionen Menschen benannt werden, obwohl seit 1995 eine Reduzierung der armen Bevölkerung um rund 20 % durch gezielte Hilfs- und Förderungsmaßnahmen erreicht wurde. Trotzdem leben weiterhin ca. 40 % der ländlichen Haushalte unter der Armutsgrenze, was laut Weltbank ein tägliches Einkommen von unter 1 oder 2 US-Dollar bedeutet. Ein mexikanischer Haushalt besteht durchschnittlich aus 4,66 Personen und benötigt mindestens ein Einkommen pro Person.12 Diese Armut ist unter anderem der Grund dafür, dass jährlich mehr als Hunderttausende Mexikaner als illegale Einwanderer in die USA kommen und ihre in Mexiko zurückgebliebenen Familien durch Geldüberweisungen, sogenannte remesas, unterstützen.13
2.2. Soziale Gründe
Armut, Arbeitslosigkeit und die allgegenwärtig vorherrschende Kriminalität der Drogenkartelle ist Teil der mexikanischen Heimat. Das Einkommensgefälle zwischen den Grenzstädten - in Mexiko erhält man zwischen 1 und 2 Dollar am Tag vs. in den USA ab 5 Dollar in der Stunde - treibt viele junge mexikanische Menschen in die Kriminalität. In den meisten Fällen werden diese jungen Leute als Drogenkuriere für die Fahrt über die Grenze in die USA eingesetzt.14 Weiterhin wurde nach einer repräsentativen Umfrage in Mexiko, neben den oben genannten Punkten, die Korruption mexikanischer Politiker als ein weiteres gewichtiges Problem benannt. Die meisten der Befragten glauben an ein besseres Leben in den USA, einige von ihnen haben bereits Verwandte und/oder Freunde, die in den USA leben und den Migranten einen leichteren Einstieg ermöglichen.15 Andere wiederum haben das Ziel, mit den besseren Verdienstmöglichkeiten in den USA ihren Familien in Mexiko, durch Rücküberweisungen eines Teiles ihrer Löhne und Gehälter, einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen. Hierfür nehmen sie die Gefahren der illegalen Einwanderung in Kauf. Die Beweggründe für eine Auswanderung sind für viele Mexikaner gleich. Der Traum vom amerikanischen ”Way of Life“ wird für die Hauptgruppe aller Emigranten, sprich die geringer ausgebildeten und im Niedriglohnsektor beschäftigten Mexikaner, nicht immer Realität und endet nicht selten durch die Inhaftierung beim Versuch des Grenzübergangs.
3. Die amerikanische Position zur mexikanischen Migration
3.1. Migrationspolitik
Die Migrationspolitik der USA offenbart eine gewisse Doppelmoral, denn einerseits lockte die USA Mexikaner zum Arbeiten in das Land, um sie dann wieder zurückzuschicken, und später durch einen Grenzzaun abzuwehren. Das 1942 bis 1964 gemeinsam von den USA und Mexiko durchgeführte Bracero-Programm, bildete den Startschuss für die Einwanderung der Mexikaner. Da sich die einheimische Bevölkerung aufgrund der niedrigen Löhne dem Landwirtschaftssektor entzog, herrschte in den USA Arbeitskräftemangel. Das Gastarbeiterprogramm warb mexikanische Saisonarbeiter an und beinhaltete einen durch Verträge zeitlich befristeten Aufenthalt an einem staatlich bestimmten Arbeitsplatz.
Die Arbeiter verpflichteten sich, nach Beendigung der Ernte wieder nach Mexiko
zurückzukehren, Unterkunft und Fahrt wurden bezahlt, Essen und sonstiges wurde ihnen vom Lohn abgezogen, auch durften sie ihren Arbeitsort nicht ohne Erlaubnis verlassen. Die Erntehelfer stellten durch den zeitlich begrenzten Vertrag und die anschließende Heimreise nach Mexiko keinerlei steuerlich Belastung für die USA dar.
Zwischen den Jahren 1947 und 1949 wurden durch das Bracero-Programm 74 000 Mexikaner abgeworben, aber 142 200 illegale Arbeiter gezählt, die auch von Arbeitnehmern aus anderen Wirtschaftssektoren gerne gesehen wurden. Im Jahr 1951 wurde die gesamte Leitung des Programms von den USA übernommen. Die Braceros wurden gegenüber den einheimischen Landarbeitern oder bereits eingebürgerten Mexikanern bevorzugt, da man mit ihnen die Löhne niedrig halten konnte.16
Im Immigration and Nationality Act von 1952 wurde die Unterbringung illegaler Einwanderer gesetzlich verboten. 1954 wurden im Rahmen der Operation Wetback massenhaft illegale Einwanderer abgeschoben oder in Grenzgefängnisse gesteckt. Der Fokus lag dabei auf mexikanischen und mexikanisch aussehenden Einwanderern.17
Vor 1968 benötigten in die USA Einreisende keine Visa. Das änderte sich 1965 mit dem Erlass eines neuen Einwanderungsgesetzes, das 1968 in Kraft trat und die Einführung von Einreisebewilligungen vorsah. Dadurch kam es zu einem rapiden Anstieg der illegalen mexikanischen Migration, die bis 1985 anhielt.18 Illegale Einwanderer waren weiterhin hauptsächlich im Landwirtschaftssektor tätig.
Mit dem 1986 verabschiedeten Immigration Reform and Control Act sollte der zunehmende Zufluss illegaler Migranten gestoppt werden. Es wurden Strafen für die Arbeitgeber illegaler Einwanderer eingeführt und verschärft Grenzkontrollen durchgeführt. Im Gegenzug dazu sollten die in den USA lebenden „Illegalen“ legalisiert werden. Ca. 3,1 Millionen illegale Einwanderer bekamen eine Aufenthaltsgenehmigung.19 Nach der Erneuerung des Immigration Act von 1952 wurde im Jahr 1990 die Anzahl der arbeitsplatzgebundenen Visa von 54 000 auf 140 000 erhöht. Neben der Einreiseerlaubnis direkter Familienangehörigen, durften nun auch ferne Familienangehörige begrenzt einreisen. Das System der second- preference visa sah die Angleichung der Wartezeiten für Antragsteller vor und damit wurden die langen Wartezeiten für die aus Mexiko stammenden Antragsteller verkürzt, was dazu führte, dass im Jahr 1995 28 % der Anträge von mexikanischen Staatsbürgern stammten, ca. 3 Millionen „Illegale“ eine Aufenthaltsgenehmigung bekamen und die Eindämmung der illegalen Migration fehlschlug.20
Der 1994 in Kalifornien beschlossene, aber vom Federal Court abgelehnte Gesetzesentwurf Proposition 187, der vorsah, dass Immigranten erst eine Weile in den USA verbringen sollten, bevor sie von Sozialleistungen des Staates profitieren konnten, stieß bei der mexikanischen Bevölkerung der USA auf heftige Proteste. Er beinhaltete auch, dass Kinder von illegalen Immigranten von sämtlichen Sozialleistungen ausgeschlossen werden sollten.21 Der Bundesstaat Kalifornien zählt bis heute die meisten illegalen Einwanderer (s. Anhang, Abb. 5).
Die 1994 verabschiedete Freihandelszone NAFTA, versuchte die bestehende Differenz der Einkommensunterschiede anzugleichen und somit die Migration in die USA einzudämmen,22 denn im Zuge des Programms zur Industrialisierung der Grenzregion (PIF) von 1965, welches zum Schutz der durch die Beendigung des Bracero-Programms arbeitslos gewordenen Landarbeiter angedacht war, entstanden in Mexiko Montagebetriebe in ausländischem Besitz. In den sogenannten Maquiladoras wurden größtenteils mexikanische Arbeitskräfte aus den Grenzregionen angeworben, die für einen Hungerlohn arbeiteten. Sie verarbeiteten und setzen Produkte zusammen, deren Rohmaterial zollfrei nach Mexiko importiert wurde und nach der Weiterverarbeitung wieder zollfrei in die USA gelangten23. Aber auch seit Bestehen der NAFTA ist keine wirtschaftliche Angleichung der Länder oder ein Lohnanstieg in Mexiko zu sehen, sondern eher eine Abhängigkeit der Wirtschaft Mexikos von der ökonomischen Situation der USA erkennbar.24
Der Welfare Reform Act von 1996 schloss illegale Migranten von Sozialleistungen und öffentlichen Einrichtungen wie Schulen aus, und auch die im gleichen Jahr verabschiedeten Illegal Immigration Reform and Immigrant Responsibility Act beinhalteten unter anderem stärkere Grenz- und Betriebskontrollen, hohe Strafen für die Arbeitgeber „Illegaler“, mehr Plätze in Abschiebegefängnissen, schnellere Abschiebungen bei Grenzverstößen, und Einreiseverbote bis zu 10 Jahren bei illegalem Aufenthalt.25
Am 7. September 2001 kam es zu Verhandlungen über ein neues Migrationsabkommen zwischen den USA und Mexiko, welches unter anderem eine Erhöhung der Visa-Anzahl und ein Programm für befristete Arbeitsaufenthalte vorsah. Auch über die Behandlung illegaler Migranten sollte verhandelt werden. Doch mit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 stieg die Angst vor weiteren Anschlägen und dem Eindringen von Terroristen über die mexikanische Grenze. Die Pläne wurden nicht in die Tat umgesetzt und aus der Migrationspolitik wurde nun eine Sicherheitspolitik, welche die Einreisebedingungen für Migranten erheblich verschlechterte.26 Ein neu eingerichtetes Anti-Terror-System sollte bis zum Jahr 2005 alle „temporären Zuwanderer“ registrieren. Nach Ablauf von festgesetzten Fristen traten Zwangsabschiebungen in Kraft - so lag die Zahl der Zwangsabschiebungen im Jahr 2006 bei 187 513.27
Im Jahr 2004 sah US-Präsident George W. Bush eine Reformierung des Einwanderungsgesetzes vor, wonach „nicht-dokumentierte“ Einwanderer, die einen Arbeitsplatz nachweisen konnten und Teil eines Gastarbeiterprogramms waren, eine Legalisierung bekamen. Dieser Vorschlag wurde genauso wenig in die Tat umgesetzt, wie der Gesetzesvorschlag HR 4437, der illegale Migranten, und alle, die Umgang mit ihnen hatten, als Verbrecher abstempelte und jegliche Hilfe bei deren Einreise als „schweres Verbrechen“ verurteilte. Weitere Gesetzesentwürfe scheiterten und die Zahl der Abschiebungen stieg 2007 auf 276 912.28
Präsidentschaftskandidat Barack Obama versprach im Wahlkampf 2008, dass „eine umfassende Einwanderungsreform in der Tradition des Einwanderungslandes USA eine Hauptaufgabe seiner Regierung sein wird“.29 Aufgrund des Protests von Seiten der Republikaner fanden keinerlei Reformen statt. Nachdem Obama Passivität im Umgang mit den Migrationsreformen vorgeworfen wurde, versprach er im Januar 2011 einerseits eine Antragsbeschleunigung für Visa-Anträge von im Ausland lebenden Familienangehörigen von US-Bürgern, auf der anderen Seite kündigte er verschärfte Regelungen für die Abschiebung krimineller illegaler Migranten an.
Obwohl die Zahl der illegalen Migranten zurückgegangen ist, spielt die Thematik im aktuellen Vorwahlkampf für die Präsidentschaftswahlen 2012 wieder eine wichtige Rolle. Die Republikaner wollen hart gegen illegale Migranten vorgehen.
[...]
1 Chacón: 99
2 Danelo: IX
3 Huntington: 287
4 Vgl.: Anderson: 217
5 Vgl.: Gratius: 13
6 Vgl.: Han: 15
7 Han: 15
8 Vgl.: Han: 15
9 Vgl.: Knerr
10 Dussel: 15
11 Vgl.: Han: 12ff
12 Vgl.: Dussel: 16
13 Vgl.: Tuider: 204
14 Vgl.: Payan: 26
15 Vgl.: Pew Global Attitudes Project: 3
16 Vgl.: Chacón: 156 ff
17 Vgl.: Chacón: 226
18 Vgl.: Anderson: 213
19 Vgl.: Huntington: 288
20 Vgl.: Alscher: 33 f
21 Vgl.: Huntington: 309
22 Vgl.: Chacón: 128 ff
23 Vgl.: Alscher: 61
24 Vgl.: Scheerer: 13
25 Vgl.: Alscher: 35
26 Vgl.: Obergfell: 67
27 Heck: 188 ff
28 Vgl.: Heck: 232 ff; Chacón: 235
29 Newsletter Migration und Bevölkerung. Ausgabe: 04/09