„Wenn die Frauen ein Recht aufs Schaffot haben, so haben sie auch ein Recht auf die Rednertribüne“, formulierte Olympe de Gouges ihre Forderung in „der Erklärung der Rechte von Frauen und Bürgerinnen“. Diese und weitere Forderungen sind kennzeichnend für Olympe de Gouges Kritik und dem Protest an der männlich dominierten Verfassung, die Frankreich am 3.11.1791 zu einer konstitutionellen Monarchie erhob. Sie fordert Teilhabe und Mitspracherecht an der Nationalversammlung und somit an politischen Prozessen innerhalb der Monarchie. Die folgende Hausarbeit wird sich verstärkt mit der Person von Olympe de Gouges auseinandersetzen und ihre Biographie sowie ihre berühmte Schrift „Die Erklärung der Rechte von Frauen und Bürgerinnen“ genauer beleuchten. Der Fokus bei der Betrachtung der Schrift soll vor allem auf der Kritik an den allgemeinen Menschenrechten liegen. Weiterhin ist es ein Ziel, die historische Bedeutung herauszuarbeiten und zu benennen. Schließlich handelt es sich um die erste universale Erklärung der Menschenrechte, die einen allgemeingültigen Anspruch sowohl für die Männer als auch für die Frauen erhebt und sich gleichzeitig kritisch mit bestehenden Ordnungen auseinandersetzt.
In einem weiteren Schritt wird außerdem die Person von Karl Marx eingeführt, der seinerseits mit den Überlegungen „zur Judenfrage“ 1843 auch Kritik und Unverständnis an den Menschenrechten äußerte. Ziel hierbei ist ebenfalls die genaue Charakterisierung der Kritik und das Gegenüberstellen der Positionen von de Gouges und Marx.
Inhalt
Einleitung
Über die Rechte der Frau - Kritik an den Menschenrechten
Biographie Karl Marx
Zur Judenfrage - Marx Kritik an den Menschenrechten
Schlusskapitel - vergleichende Betrachtung
Einleitung
„Wenn die Frauen ein Recht aufs Schaffot haben, so haben sie auch ein Recht auf die Rednertribüne“, formulierte Olympe de Gouges ihre Forderung in „der Erklärung der Rechte von Frauen und Bürgerinnen“. Diese und weitere Forderungen sind kennzeichnend für Olympe de Gouges Kritik und dem Protest an der männlich dominierten Verfassung, die Frankreich am 3.11.1791 zu einer konstitutionellen Monarchie erhob. Sie fordert Teilhabe und Mitspracherecht an der Nationalversammlung und somit an politischen Prozessen innerhalb der Monarchie.
Die folgende Hausarbeit wird sich verstärkt mit der Person von Olympe de Gouges auseinandersetzen und ihre Biographie sowie ihre berühmte Schrift „Die Erklärung der Rechte von Frauen und Bürgerinnen“ genauer beleuchten. Der Fokus bei der Betrachtung der Schrift soll vor allem auf der Kritik an den allgemeinen Menschenrechten liegen. Weiterhin ist es ein Ziel, die historische Bedeutung herauszuarbeiten und zu benennen. Schließlich handelt es sich um die erste universale Erklärung der Menschenrechte, die einen allgemeingültigen Anspruch sowohl für die Männer als auch für die Frauen erhebt und sich gleichzeitig kritisch mit bestehenden Ordnungen auseinandersetzt.
In einem weiteren Schritt wird außerdem die Person von Karl Marx eingeführt, der seinerseits mit den Überlegungen „zur Judenfrage“ 1843 auch Kritik und Unverständnis an den Menschenrechten äußerte. Ziel hierbei ist ebenfalls die genaue Charakterisierung der Kritik und das Gegenüberstellen der Positionen von de Gouges und Marx.
Das Vorgehen bei der Arbeit wird dementsprechend unter diesen Gesichtspunkten behandelt: Zunächst wird die Person von Marie Olympe de Gouge vorgestellt und charakterisiert. Nach einem biographischen Abriss über ihr Leben, soll in einem weiteren Schritt ihr Standpunkt und vor allem ihre Kritik an den Menschenrechten herausgearbeitet werden. Als Basisliteratur wird hierzu zunächst der Seminartext „Über die Rechte der Frau“ dienen.
Anschließend wird das gleiche Verfahren bei Karl Marx angewendet. Dementsprechend folgt, nach einer kurzen Einführung zur Person von Marx, seine Kritik an den Menschenrechten.
In dem Schlusskapitel werden die Standpunkte miteinander verglichen, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede Untersucht und erläuternd gegenübergestellt.
Biographie Olympe de Gouges
Olympe de Gouges wird am 7.Mai 1748 in Montauban geboren. Im Register der Kirche heißt es „Marie Gouze, legitime Tochter des Pierre Gouze, Metzger, und der Anne-Olympe Gouze, verheiratet aus dieser Kirchengemeinde, wurde am 7.Mai 1748 geboren und am nächsten Tag getauft“ (Noack 1992: S.13). Der Vater von Olympe de Gouges meidet die kirchliche Zeremonie, da er sich ziemlich sicher ist, dass er aufgrund langer Abwesenheit nicht der leibliche Vater von Olympe sein kann. Stattdessen soll es sich um Jean-Jacques Lefranc de Caix des Lisle et de Pompignan, dem Präsident der Cour des Aides und damit, hierarchisch gesehen, dem Dritthöchsten Amtsträger der Stadt handeln.[1]
Pierre Gouze stirbt, als Marie-Olympe gerade zwei Jahre war. An ihren legitimen Vater hat sie demnach keinerlei Erinnerungen, ihr leiblicher Vater ist nicht dazu bereit, sie anzuerkennen. Dementsprechend ist es ihr nicht möglich gewesen, einen Bezug oder ein Verhältnis zu ihnen aufzubauen. Sie wächst prinzipiell ohne männliche Vertrauensperson im Mittelstandmilieu von Montauban auf.
Mit siebzehn Jahren wird sie mit Louis-Yves Aubry verheiratet. Er war aus Paris nach Montauban gekommen und so haben der Bruder und ihre Mutter, ohne Einverständnis von Marie-Olympe, die beiden miteinander verkuppelt. Am 29.August 1766 wird mit Pierre Aubry ihr einziges Kind geboren.
Die arrangierte Ehe mit Louis-Yves Aubry endete schließlich ziemlich zügig. Bereits im ersten Ehejahr verschwand der ungeliebte Ehemann. Die Umstände hierzu bleiben ungeklärt. Olympe de Gouges empfindet das Verschwinden ihres Ehemanns als Befreiung und Erlösung. Diese eine, kurze Eheerfahrung war für sie vollkommen ausreichend, denn trotz aller künftigen Verbindungen zu Männern, kam es nie wieder zu einer festen Bindung.[2] Die Herkunft und die Entwicklung von Olympe de Gouges sind demnach von einer zentralen Bedeutung, da sie ein atypisches Verhalten für Frauen in dieser Zeit präsentierten. Sie lehnte es folglich ab, sich an einen Mann zu binden, obwohl sie zu keiner Zeit eine materielle Sicherheit besaß. Sie war es, die bereits früh für die Scheidung kämpfte, für das Recht der Frau, diese ebenso erstreiten zu dürfen, wie es den Männer vorbehalten war[3]
Ihre ersten ernsthaften Schritte als Autorin vollzog Olympe de Gouges im Jahr 1784. Sie schreibt den Briefroman „Memoiren der Madame Valmont über die Undankbarkeit und die Grausamkeit der Familie der Flaucourt gegenüber der ihrigen“. Mag sein, dass es Olympe de Gouges erst jetzt möglich war, sich mit Hilfe der Verkleidung durch eine Romanfigur, zu ihrer illegitimen Herkunft zu bekennen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass ihr persönliches Zutrauen in die Schreibfähigkeiten erst jetzt anstieg, so dass es ihr möglich war, ein komplexes literarisches Werk zu verfassen.[4] Ihre wahre Leidenschaft galt allerdings dem Schreiben von Theaterstücken. 1785 reichte sie ihr Theaterstück „Zamore et Mirza“ bei der Comédie Francaise ein. Hierbei handelt es sich um ein Stück, das sich kritisch mit der Sklaverei in den Kolonien auseinandersetzte. Erfolg erlangte sie damit allerdings nicht, sondern in großem Maße Abneigung und Missgunst. So war Olympe de Gouges von Beginn an mit diversen Anfeindungen von Kritikerin konfrontiert, für die es nicht nachvollziehbar gewesen ist, dass sich eine intellektuell geschulte Frau an seriöse Theaterstücke mit politisch-kritischen Inhalt an die Öffentlichkeit wagte.[5]
Aus welchem Grund sich Olympe der Sklaverei in den Kolonien widmete, ist aus heutiger Sicht rein spekulativ. Vermutlich erkannte sie Parallelen zwischen dem Status des Sklaven und den der Frauen. Die Art und Weise wie Menschen über andere Menschen Macht ausüben durften und die Fremdbestimmung missfiel ihr. So erscheint es nicht wundersam, dass sich Olympe de Gouges während der französischen Revolution als eine Verfechterin von Frauen- und Bürgerinnenrechten präsentierte. Sie kämpft für die Rechte der Frauen, aber sie keine Feministin. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass die Welt anders aussehen würde, hätte ein Matriarchat anstelle eines Patriarchats das Weltgeschehen bestimmt.[6] Nichtsdestotrotz verfasst sie 1791 die „Déclaration des droits de la Femme et de la Citoyenne“ (Die Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte), die Kritik und Protest an der männlich dominierten Verfassung ausüben sollten, da selbst zwei Jahre nach der Verabschiedung der allgemeinen Menschen und Bürgerrechte durch die Nationalversammlung von Gleichheit zwischen Männern und Frauen nicht die Rede sein konnte. Olympe de Gouges nannte die herrschende Regierungsform Tyrannei und forderte von der Nationalversammlung im Namen aller Frauen, eine Anerkennung von privaten und vor allem politischen Bürgerinnenrechten. Sie verweist mehrheitlich darauf, dass es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen geben dürfte, sondern die Nation ausdrücklich eine Vereinigung von beiden Geschlechtern darstelle (Artikel 3) und Frauen die Teilhabe an den Gesetzen nicht verwehrt bleiben dürfe, da auch diese etwas zum volonté general beitragen können (Artikel 6).[7]
Im Sommer 1793 wurde Olympe de Gouges schließlich unter der Terrorherrschaft von Robespierres verhaftet und als Royalistin angeklagt. Zunächst wurde sie in mehreren Revolutionsgefängnissen festgehalten, ehe ihr Todesurteil am 3.November 1793 durch die Guillotine vollstreckt wurde. Während der Haft verfasste Olympe de Gouges noch einen letzten Brief an das Tribunal:
„Unerschrocken, gerüstet mit den Waffen der Redlichkeit, trete ich euch entgegen und verlange von euch Rechenschaft über euer grausames Treiben, das sich gegen die wahren Stützen des Vaterlandes richtet. (...) Ist nicht in Artikel 7 der Verfassung die Meinungs- und Pressefreiheit als kostbarstes Gut des Menschen verankert? Wären denn diese Gesetze und Rechte, ja die ganze Verfassung nichts weiter als hohle Phrasen, jedes Sinnes entleert? Wehe mir, ich habe diese traurige Erfahrung gemacht. (Zit. nach: Manfred Geier:Aufklärung. Das europäische Projekt. Reinbek b. Hamburg 2012, S. 329
Diese beeindruckenden letzten Worte spiegeln das bewegende und kämpferische Leben der Olympe de Gouges in beeindruckender Weise wider. Bis zuletzt war sie bereit, für ihre Rechte, die Rechte der Frauen einzutreten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass ihre Gedanken möglicherweise zu früh für das revolutionäre Frankreich erschienen. Allein die Tatsache, dass das Wahlrecht in Frankreich erst 1944 für Frauen eingeführt wurde, spricht ehrlich gesagt nicht für eine große Relevanz der revolutionären Schrift. Als sie starb, waren es Frauen, die am mitleidlosesten ihrem Tod applaudierten.[8]
Über die Rechte der Frau - Kritik an den Menschenrechten
Olympe de Gouges Werk „Über die Rechte der Frau“ ist ein produktiver und zugleich äußerst provokativer Gegenentwurf zur allgemein Erklärung der Menschenrechte von 1789. Das Werk gilt als ein Schlüsseldokument in der Geschichte von Frauen und der Frauenbewegung und des modernen politischen Denkens.[9] Dennoch ist die historische Relevanz ihrer revolutionären Schrift und der Autorin selbst eher gering. Diese Tatsache hat zwei Ursachen: Einerseits ist die Autorin in den bekannten Teilen von Frauen- und Geschlechterforschung weitestgehend unbekannt und wenig behandelt worden, andererseits ist ihre Schrift auch erst relativ spät entdeckt und für die Frauenforschung genutzt worden.[10]
Nichtsdestotrotz ist der kritische-provokative und generalisierte Anspruch die bestehenden Menschenrechte zu negieren von transnationaler Bedeutung, da es sich um eine erste universale Erklärung von Menschenrechten handelt, die einen allgemeingültigen Anspruch für die Gleichheit zwischen Männern und Frauen erhebt. Gleichzeitig findet eine kritische Auseinandersetzung mit der aufklärerischen Gedanken und den bestehenden gesellschaftlichen Ordnungen statt.
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[1] Vgl. Paul Noack, Olympe de Gouges. 1748-1793 Kurtisane und Kämpferin für die Rechte der Frau. München 1992. S.13.
[2] Vgl. ebd. S. 24.
[3] Vgl. ebd. S.26
[4] Vgl. ebd. S.48.
[5] Vgl. ebd. S.56.
[6] Vgl. ebd. S.108.
[7] Vgl. ebd. S. 162.
[8] Vgl. ebd. S.115.
[9] Vgl. Arvonne Fraser, Becoming Human. The Origins and Development of Women’s Human Rights, in: Agosin, Marjorie (Hg.), Women, Gender, and Human Rights: A Global Perspective, New Brunswick, N.J. 2001, S. 15-64
[10] Vgl. Elisabeth Sledziewski , Die Französische Revolution als Wendepunkt, in: Duby, Georges; Perrot, Michelle (Hrsg.), Geschichte der Frauen, 5 Bde., Frankfurt am Main 1993-1995, Bd. 4: Das 19. Jahrhundert, hg. von Fraisse, Geneviève; Perrot, Michelle, S. 45-62