In unserem alltäglichen Leben begegnen uns immer wieder selbsterfüllende Prophezeiungen, auch wenn dies zum Teil unbewusst erfolgt. Sie eignen sich gut zur Manipulation der Gedanken eines Menschen. Denn denkt ein Mensch an etwas Bestimmtes, wie z.B. „die heutige Mathe-Klausur werde ich in den Sand setzen“, so ist es durchaus möglich, dass er diese wirklich in den „Sand“ setzen wird. In dieser Hausarbeit wird zunächst auf die Frage eingegangen, was selbsterfüllende Prophezeiungen überhaupt sind und anhand eines Beispiels weiter erläutert. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird dann näher darauf eingegangen, wie man selbsterfüllende Prophezeiungen im Sport nutzen kann.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kernmechanismus
Der Placebo-Effekt
Gedankenregulierung im Sport
Selbstsuggestion
Affirmationen
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
In unserem alltäglichen Leben begegnen uns immer wieder selbsterfüllende Prophezeiungen, auch wenn dies zum Teil unbewusst erfolgt. Sie eignen sich gut zur Manipulation der Gedanken eines Menschen. Denn denkt ein Mensch an etwas Bestimmtes, wie z.B. „die heutige Mathe-Klausur werde ich in den Sand setzen“, so ist es durchaus möglich, dass er diese wirklich in den „Sand“ setzen wird. Im Folgenden wird zunächst auf die Frage eingegangen, was selbsterfüllende Prophezeiungen überhaupt sind und im Anschluss anhand eines Beispiels weiter erläutert. Im zweiten Teil dieser Arbeit wird dann näher darauf eingegangen, wie man selbsterfüllende Prophezeiungen im Sport nutzen kann.
Kernmechanismus
Eine selbsterfüllende Prophezeiung, im englischen als „self-fulfilling prophecy“ bezeichnet, ist nach Paul Watzlawick „eine Annahme oder Voraussage, die rein aus der Tatsache heraus, dass sie gemacht wurde, das angenommene, erwartete oder vorhergesagte Ereignis zur Wirklichkeit werden lässt und so ihre eigene ‘Richtigkeit‘ bestätigt“ (1978, S. 91). Demzufolge handelt es sich bei einer selbsterfüllenden Prophezeiung um eine Vorhersage, die sich einzig aufgrund ihrer Existenz erfüllt (Kitz & Tusch, 2011).
Die einfache Grundidee, die dem Konzept der Selbsterfüllenden Prophezeiungen zugrunde liegt, ist allerdings weitaus älter. Sie taucht beispielsweise bereits bei Ebbinghaus (1885) auf und besagt, dass die Erwartungen einer Person bezüglich des Verhaltens einer anderen Person das Verhalten der anderen beeinflussen können. Nach Aronson, Wilson & Akert (2009) funktionieren selbsterfüllende Prophezeiungen folgendermaßen: Jemand hat bestimmte Erwartungen darüber, wie sein Gegenüber ist, und diese Erwartungen beeinflussen seinen Umgang mit ihm. Das Gegenüber verhält sich infolgedessen konform zu den ursprünglichen Erwartungen an ihn und erfüllt damit genau diese Erwartungen. Abbildung 1 veranschaulicht diesen Prozess einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. Eine sich selbsterfüllende Voraussage – „self-fulfilling prophecy“ aus: Aronson et al. (2009, S. 67)
Ein einfaches Experiment von Synder, Tanke & Berscheid (2004) verdeutlicht die Macht der ursprünglichen selbsterfüllenden Prophezeiung: Man zeigte Versuchspersonen Bilder von verschiedenen Menschen. Die Versuchspersonen sollten sagen, welche dieser Menschen sie für sympathisch und welche sie für unsympathisch hielten. Anschließend ließ man die Probanden mit anderen Menschen telefonieren. Dazu sagte man einer Gruppe, sie würden mit den von ihnen als sympathisch eingestuften Menschen sprechen. Die andere Gruppe sollte ein Gespräch mit den als unsympathisch benannten Menschen führen. Während die Teilnehmer der ersten Gruppe sehr freundlich, humorvoll und warm mit ihren sympathischen Partnern sprachen, zeigten sich die Probanden der anderen Gruppe eher abweisend und unfreundlich. Genau diese zweite Gruppe gab hinterher an, auch wirklich unsympathische Menschen am Telefon gehabt zu haben. Kein Wunder, denn die Erwartungen einer Person beeinflussen ihr Verhalten. Die Teilnehmer haben in ihrem Gegenüber genau die Reaktion hervorgerufen, die sie vermutet haben. Dabei war ihr eigenes Verhalten der wesentliche Punkt in der Erzeugung der Reaktion. Allerdings passiert dies oftmals nicht bewusst. Das Experiment verdeutlicht, dass selbsterfüllende Prophezeiungen sowohl eine positive Kraft sein können, aber ebenso negative Auswirkungen haben. Zusammenfassend besagt das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung, dass das, was man erwartet oder befürchtet, häufig auch tatsächlich eintrifft.
Die Anwendungsbereiche für selbsterfüllende Prophezeiungen sind weitreichend. Sie können in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens auftreten, sodass eine genaue Abgrenzung der Anwendungsgebiete äußerst schwierig ist. Bevor nun auf selbsterfüllende Prophezeiungen im Bereich des Sports eingegangen wird, wird zunächst das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiungen in Form eines bekannten alltäglichen Effekts dargestellt – dem Placebo-Effekt.
Der Placebo-Effekt
Selbsterfüllende Prophezeiungen sind möglich, wenn Menschen von etwas überzeugt sind. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es genauso in ihrem Leben passiert. Natürlich haben selbsterfüllende Prophezeiungen nicht nur Einfluss auf andere Menschen, sondern auch auf uns selbst (Kitz & Tusch, 2011).
Der wohl eindeutigste Beweis für die Wirksamkeit optimistischen Denkens auf das körperliche Befinden und das Leben im Allgemeinen ist der Placebo-Effekt. Wenn man überzeugt ist, ein hochwirksames Medikament gegen seine Schmerzen zu bekommen, tatsächlich aber nur ein Placebo erhält, dann werden die Schmerzen nachlassen oder verschwinden. Die Erwartung, dass die Schmerzen gelindert werden, lindert die eigenen Schmerzen. Wenn man allerdings ein Medikament nimmt, von dem man weiß, dass es eine Reihe schädlicher Nebenwirkungen hat, dann wird man laut Hahn (1997) mit großer Wahrscheinlichkeit zum Opfer des Nocebo-Effekts, das heißt man verspürt die Nebenwirkungen einfach deshalb, weil man mit ihnen rechnet. Untersuchungen zeigen, dass die Erwartung, gesund zu werden, zu realen körperlichen und biochemischen Veränderungen führt. Wenn Menschen von etwas fest überzeugt sind, wenn sie zum Beispiel an ihre Genesung glauben, dann setzt ihr Körper Selbstheilungskräfte frei und bewirkt, dass sie gesund werden (Bernateck et al., 2009). Und alles nur wegen der selbsterfüllenden Prophezeiungen, denn der einzige Wirkstoff, der in Placebos enthalten ist, ist der Glaube an die Wirkung.
Da der Kernmechanismus einer selbsterfüllenden Prophezeiung nun erläutert und anhand eines Alltagsbeispiels verdeutlicht wurde, wird im Folgenden das bisherige Hintergrundwissen über die klassische selbsterfüllende Prophezeiung mit der Gedankenregulierung im Sport in Beziehung gesetzt.
Gedankenregulierung im Sport
Die Gedanken, die ein Mensch hat, basieren auf seinen Glaubenssätzen. Diese Glaubenssätze bestimmen, was wahrgenommen wird. Deshalb ist die Rolle der Glaubenssätze in der Erschaffung der Realität immens. Es ist wichtig, diese Rolle zu erkennen, wenn man die eigene Realität bestimmen will (Porter & Foster, 1987). Dabei sollte man die sich selbsterfüllenden Prophezeiungen bedenken: Wenn man zu sich, seinen Fähigkeiten, seinen Mitmenschen und seiner Zukunft negativ eingestellt ist, wenn man also pessimistisch und negativer Erwartungen ist, dann denkt und handelt man so, dass genau das eintritt, was man erwartet oder befürchtet – nämlich Negatives. Eine positive Einstellung hingegen erzeugt Optimismus und fördert damit Kräfte und Aktivitäten, die Erfolge ermöglichen (Porter & Foster, 1987). Deshalb sind Optimisten so oft erfolgreich. Sie rechnen mit einem guten Ausgang und sind überzeugt, die für die Erreichung ihrer Ziele notwendigen Fähigkeiten zu haben oder sich diese aneignen zu können. Es ist ihr Glaube, der ihnen den Vorsprung gegenüber den Pessimisten verschafft. Sie sind nicht cleverer oder begabter als die Pessimisten. Sie glauben einfach daran, das erreichen und verwirklichen zu können, was sie sich wünschen (Porter & Foster, 1987). Egal, ob man sich nun für die positive oder die pessimistische Einstellung entschieden hat: Es treten die Ergebnisse ein, die exakt der gewählten Einstellung entsprechen. Mit anderen Worten bedeutet das, dass egal welche der beiden Varianten gewählt wurde, die Bestätigung, dass die eigene Einstellung richtig war, folgt (Porter & Foster, 1987). Dieser Effekt entsteht, indem die eigene Rolle in diesem Wirkungskreis übersehen wird und die eintretenden Ereignisse dann als Beweis für die eigene Vorhersage angeführt werden (Aronson et al., 2008).
Einige Sportler besitzen überwiegend negative Gedanken, Erwartungen und Glaubenssätze, wodurch sie oft mit Misserfolg konfrontiert werden. Das Ziel sollte es allerdings sein, ausschließlich positive Glaubenssätze zu entwickeln um Erfolg zu erlangen, denn man ist, wer man glaubt zu sein. Sieht man sich selbst als Verlierer und als Opfer, dann macht man sich sicherlich zu solchen. Glaubt man aber, dass man fähig, stark und ein Gewinner ist, so ist das seine Realität. Die eigenen Überzeugungen werden sich von selbst fortsetzen und sich bestätigen. Wie eine Person denkt und glaubt, bestimmt ihre Erfahrung, indem die Überzeugungen und Selbstkonzepte ihre Bestätigung finden und man seine Realität erzeugt (Porter & Foster, 1987).
Diese Denkmuster kann man verändern, sodass sie für uns arbeiten und unsere Wirklichkeit in ein positives und förderliches System ändern. Im Folgenden wird nun auf eine Technik eingegangen, die helfen kann, neue Glaubenssätze zu verinnerlichen.
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