Skandale sind so alt wie die Gesellschaft selbst. Nachrichten über Skandale erreichen uns jeden Tag über die verschiedensten Medien. Egal, ob wir das Radio einschalten oder einfach nur die Zeitung aufschlagen. Sie sind so präsent geworden, dass wir uns gar keine Gedanken darüber machen, wie sie überhaupt entstehen, wie sie ans Licht kommen und wer genau verantwortlich ist. Der deutsche Journalist Carsten Germis sagte darüber einmal sehr zutreffend: „Der Skandal, so scheint es, ist das Selbstverständlichste von der Welt, über das sich kein Wort zu verlieren lohnt“. In der Tat scheint jedes noch so kleine Abweichen von der gesellschaftlichen Normalität auf irgendeine Weise das Potenzial zum Skandal in sich zu bergen. Aber was verbirgt sich hinter diesem Konzept?
Die vorliegende Arbeit untersucht auf dem noch weitestgehend unerforschten Gebiet der Kategorisierung von Unternehmensskandalen, wie ein Skandal entsteht und was eigentlich die Voraussetzungen für einen solchen darstellt, um ihn als „Unternehmensskandal“ zu bezeichnen. Im Gegensatz zum Politikskandal ist dieser Begriff schwer zu erfassen, obwohl seit Ausbruch der Bankenkrise im Jahr 2008 täglich über Bilanzfälschungen, Steuersparmodelle, Bankenrettung, Zinsmanipulation, Mitarbeiterentlassungen, Managergehälter, über den Tisch gezogene Bankkunden und den Allgemeinplatz „Unternehmerische Verantwortung für die Gesellschaft“ berichtet wird. Ziel dieser Arbeit ist es, die Ansätze aus der Literatur zur Erklärung dieses Phänomens fruchtbar zu machen, um daraus eine eindeutige Klassifikation für die Erscheinung des „Unternehmensskandals“ zu erreichen.
Die Arbeit ist in vier Kapitel unterteilt, von denen im ersten (vgl. Kapitel 2) auf die Entstehung des Skandalbegriffs eingegangen wird sowie dessen heutige Bedeutung und die allgemeinen Skandalvoraussetzungen. Im zweiten (vgl. Kapitel 3) werden die verschiedenen Ansätze aus der Literatur analysiert, um eine einheitliche Klassifizierung von Unternehmensskandalen vorzunehmen und kurz einen Einblick zur Vorbeugung und Bewältigung eines Skandals aufzuzeigen, um im Anschluss daran eine abschließende Darstellung (vgl. Kapitel 4) zu liefern, welche Auswirkungen dies auf ein Unternehmen haben kann. Zum Ende schließt die Arbeit mit einer Zusammenfassung (vgl. Kapitel 5) der wichtigsten Ergebnisse ab.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Problemaufriss und Herangehensweise
2. Die Entstehung des Skandalbegriffs
2.1 Der historische Skandalbegriff
2.2 Die heutige Skandaldefinition
2.3 Allgemeine Skandalvoraussetzungen
2.3.1 Die Skandal-Triade: Skandalierer, Skandalierter und Skandalpublikum
2.3.2 Die Phasen eines Skandals
2.3.3 Menschliches, normgesteuertes Handeln
3. Der Unternehmensskandal
3.1 Bisherige Begriffsdefinition des Unternehmensskandals
3.2 Besondere Skandalvoraussetzungen des Unternehmensskandals
3.2.1 Auf Unternehmensinteresse gerichtetes, wirtschaftliches Handeln
3.2.2 Die Multi-Dimensionalität des Stakeholder-Ansatzes
3.3 Die CSR-Debatte: Unternehmensskandale als Phänomen introvertierter Unternehmensführung
3.3.1 Das Konzept einer Hypernorm als kulturübergreifende Referenzskala normativ erwünschten Handelns
3.3.2 Corporate Social Responsibility oder Corporate Social Irresponsibility: zwei Seiten derselben Medaille
3.3.3 Die öffentliche Wahrnehmung von Normverstößen
3.4 Kategorisierung von Unternehmensskandalen
3.4.1 Klassifikation verschiedener Unternehmensskandale
3.4.2 Der Enron-Fall: Anwendung auf das Schema der Unternehmensskandale
4. Ein anwendungsbezogener Ausblick auf die Auswirkungen von Unternehmensskandalen und deren Vorbeugung/Bewältigung
4.1 Auswirkungen des Unternehmensskandals
4.2 Skandalvorbeugung und Skandalbewältigung als Schutz für das Unternehmen
5. Zusammenfassung der Ergebnisse und Desiderata
Literaturverzeichnis