Der Glücksbegriff bei Aristoteles und Epikur. Ein Vergleich
Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird ein Vergleich zwischen dem Verhältnis von Glück und Lust bei Aristoteles und Epikur angestellt. Zunächst soll genauer betrachtet werden, inwiefern Aristoteles eine Theorie liefert um Glückseligkeit zu erlangen und was genau er unter ,,eudaimonia“ versteht. Da jedes menschliche Handeln auf etwas zielt, es also verschiedene erstrebte Güter gibt, werde ich zunächst den Unterschied zwischen diesen individuellen Gütern und dem höchsten Gut erläutern. Im weiteren Verlauf der Arbeit werde ich mich mit der Lust und Tugend bei Aristoteles befassen und untersuchen was diese beiden Komponenten für Epikur bedeuten. Anschließend werde ich die Glücksethiken der beiden Autoren vergleichen. Im Laufe dieses Vergleiches werden die Parallelen der beiden Denker prägnant sein.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Glückseligkeit in der Nikomachischen Ethik:
2.1. Glück als höchstes Gut
2.2. Handlungen und Güter:
2.3. Lust bei Aristoteles:
2.4. Das Ergon-Argument
3. Die Definition des Glücksbegriffes nach Epikur
3.1. Lust und Unlust
3.2. Tugend und Eudaimonia
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Was ist Glück und ist es Zufall, dass manche Menschen trotz schlechter Lebensumstände glücklicher sind als die, die im Überfluss zu leben scheinen? Das Streben nach Glück ist so alt wie die Menschheit selbst. Früher, wie auch heute ist es das höchste Ziel des Menschen ein glückliches Leben zu führen. Doch was genau ist Glück und woher kommt es? In unserem Sprachgebrauch wird der Begriff des Glückes meist dazu verwendet um positive Emotionen auszudrücken. Doch im Grunde genommen wird der Begriff des Glücks subjektiv gemessen und bedeutet für jeden etwas anderes. Während der eine mit Reichtum wahres Glück assoziiert, ist es für den nächsten die Freiheit tun und machen zu können was er möchte. Für den Kranken ist das Glück die Gesundheit und für den Gefangenen die Freiheit. Unbestreitbar jedoch ist: ,,Alle Menschen wollen glücklich sein.“[1] Bereits in der Antike beschäftigten sich die Philosophen mit Fragen wie, was Glückseligkeit überhaupt sei und wie man diese erlangen konnte.[2] Aristoteles greift einige Positionen seiner Vorgänger wie Platon und Euklid auf. Mit seiner Nikomachischen Ethik gelingt ihm ein Leitfaden, der dabei helfen soll sich auf die wahren Werte zu konzentrieren. Seine Schrift ist einen Wegweiser, der vor dem falschen Eifer schützen und veranschaulichen soll, wie zu Handeln sei um ein guter Mensch zu werden und ein glückliches Leben zu führen. Auch Epikur liefert eine Beschreibung des Glücks. Im Gegensatz zu Aristoteles liegt das Glück bei ihm jedoch nicht in der Handlung selbst sondern in der Lust.
In dieser Arbeit wird ein Vergleich zwischen dem Verhältnis von Glück und Lust bei Aristoteles und Epikur angestellt. Zunächst soll genauer betrachtet werden, inwiefern Aristoteles eine Theorie liefert um Glückseligkeit zu erlangen und was genau er unter ,,eudaimonia“ versteht. Da jedes menschliche Handeln auf etwas zielt, es also verschiedene erstrebte Güter gibt, werde ich zunächst den Unterschied zwischen diesen individuellen Gütern und dem höchsten Gut erläutern.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werde ich mich mit der Lust und Tugend bei Aristoteles befassen und untersuchen was diese beiden Komponenten für Epikur bedeuten. Anschließend werde ich die Glücksethiken der beiden Autoren vergleichen. Im Laufe dieses Vergleiches werden die Parallelen der beiden Denker prägnant sein.
2. Glückseligkeit in der Nikomachischen Ethik:
2.1. Glück als höchstes Gut
In der Nikomachischen Ethik liefert uns Aristoteles eine Erklärung des menschlichen Strebens nach Glückseligkeit. Sein Leitgedanke ist der, dass der Mensch während seines gesamten Lebens Glück anstrebt und dass all sein Handeln auf das höchste Ziel im Leben nämlich darauf glücklich zu sein gerichtet ist (NE, 1094a). Da jeder Mensch etwas anderes unter Glück versteht, kann so einfach keine einheitliche Definition dafür was Glück ist gegeben werden. Aristoteles unterscheidet das höchste Gute, von dem Guten, das von den Menschen individuell angestrebt wird. Das höchste Gute nennt er Eudaimonia - Glück . Eudaimonia verkörpert das Endziel und meint nicht nur eine Phase, sondern bezieht sich auf das gesamte menschliche Leben.[3] Es bedeutet ,, Das gute Leben“ oder ,,von einem guten Dämon geleitet“.[4] Es beschreibt etwas Vollendetes, das an höchster Stelle auf dem Weg zur Glückseligkeit steht und um seiner selbst Willen und zu keinem anderen Zweck angestrebt wird. (NE, 1094 a 17f) Das höchste Gute kann auf verschiedenen Wegen erlangt werden, jedoch nur durch Aktivitäten. (...) ,,das menschliche Gut ist der Tugend gemäße Tätigkeit der Seele.“ (NE, 1098 a 16)
2.2. Handlungen und Güter:
Jedes menschliche Handeln verfolgt ein Ziel (telos).[5] Durch unser Handeln wollen wir Güter erreichen, so wollen wir beispielsweise reich, gesund und schön sein. Aristoteles beschreibt mit einer propositio universalis direkt zu Anfang des ersten Buches, dass jede Form von Handlung das Streben nach einem bestimmten Gut ist. Dieses Gut meint entweder die Tätigkeit an sich (enérgeia) oder das Ergebnis (ergon).[6] Aristoteles unterscheidet zwischen drei verschiedenen Arten von Gütern, den äußeren, seelischen und leiblichen Gütern, wobei den Gütern der Seele das höchste Gewicht zugeschrieben wird.[7] Zu den äußeren Gütern zählt beispielsweise der Reichtum, zu den körperlichen Gütern, Gesundheit, Schönheit und Kraft. Diese Güter werden als Güter außerhalb der Seele bezeichnet,[8] sie machen allein nicht glücklich, da sie außerhalb von uns liegen und oftmals schwer erreichbar sind. Dies kann dazu führen, dass wir unglücklich werden und uns einzig und allein auf den Gegenstand, einen Wunschzustand, anstatt auf den Weg an sich konzentrieren.
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[1] Ilsetraut Hadot, 1969, Seneca und die griechisch-römische Tradition der Seelenleitung, S.99
[2] M. Forschner, 1996, Über das Glück des Menschen. Aristoteles, Epikur, Stoa, Thomas von Aquin, Kant, S.1
[3] Vgl. Die Rehabilitierung der Tugendethik in der zeitgenössischen Philosophie . S. Radic, S. 53
[4] D. Fenner, Das Gute Leben, 2007, S. 16
[5] O. Höffe, 2010, Aristoteles: Nikomachische Ethik, S. 83
[6] M. Klopfer, 2008, Ethik-Klassiker von Platon bis John Stuart Mill: Ein Lehr- und Studienbuch, S. 84
[7] NE I, 8, 1972, 1098b S. 21, 12-13
[8] William W. Fortenbaugh, Quellen der Ethik Theophrasts, 1984, S.219