Karl der Große war einer der größten Herrscher des europäischen Mittelalters. Dank seines immensen Wissensdurstes und der einzigartigen Konzentration der höchsten Gelehrten an seinem Hof rief er das antike Bildungsgut zu Beginn des Mittelalters wieder ins Gedächtnis der gebildeten Schicht. Die Gegenwart der Gelehrten machte den Hof zur wichtigsten Institution Karls des Großen, da sich unter ihm das frühmittelalterliche Weltbild grundlegend änderte.
Einer der wichtigsten Gelehrten und Vertrauten Karls des Großen, welcher entscheidend zur Bildungsreform beitrug, war Alkuin von York. Aus diesem Grund wird das Augenmerk dieser Arbeit auf Alkuin und sein Wirken unter Karl dem Großen liegen. Um die einschneidenden Veränderungen zu Zeiten Karls des Großen ansatzweise nachvollziehen zu können, wird zuerst auf Karl als Individuum und seine Hofschule eingegangen. Alkuin war nicht der einzige Gelehrte, welcher an der Bildungsreform unter Karl dem Großen mitwirkte. Es gab auch weitere wichtige Gelehrte, wie Theodulf von Orleans, Paulus Diakonus oder auch Petrus von Pisa, welche ebenfalls die Bildungsreform prägten. Demzufolge wir auch auf diese Persönlichkeiten im Verlauf der Arbeit eingegangen und der Fächerkanon mit den dazugehörigen Septem Artes Liberales erläutert. Im darauffolgenden Teil tritt Alkuin in den Vordergrund, da er als Gelehrter eine besondere Rolle am Karlshof einnahm. Er war nicht nur Gelehrter, sondern auch der Leiter der Hofschule und enger Vertrauter Karls des Großen. Seine schriftlichen Werke sind bis heute zum großen Teil erhalten. Ein Quellenauszug der „Epistolae Alcuini“ soll einen Einblick in das Verhältnis zwischen Alkuin und Karl dem Großen liefern.
In dieser Hausarbeit wird ausschließlich der Begriff karolingische Bildungsreform von dem deutschen Historiker und Mediävisten Josef Fleckenstein benutzt. Zwar gibt es weitere Varianten, wie die Correctio oder die karolingische Renaissance, doch wäre eine Verwendung mehrerer Begriffe aufgrund der unterschiedlichen Konnotation verwirrend. Die Renaissance verstand sich beispielsweise als Beginn einer neuen Zeit und hat sich gegen das bereits Vorhandene gestellt. Die Karolinger wenden sich jedoch nicht gänzlich von ihren Traditionen und von ihren zeitgemäßen Denkweisen ab. Das bereits Etablierte bleibt bei ihnen weiterhin erhalten und wird durch Reformen und Veränderungen erweitert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entstehung der Hofschule
2.1. Karls Bildungsdrang
2.2. War die Hofschule eine feste Institution?
2.3. Fächerkanon
2.3.1. Septem Artes Liberales
3. Gelehrte am Karlshof zur Zeit der Etablierung der Hofschule
3.1. Alkuin
3.1.1. Herkunft
3.1.2. Leben im Frankenreich
3.1.3. Werke
4. Briefwechsel zwischen Alkuin und Karl dem Großen
4.1. Betrachtung eines Quellenauszuges der Epistolae Alcuini
5. Resümee
6. Bibliografie
6.1. Literatur
6.2. Quellen
1. Einleitung
Karl der Große war einer der größten Herrscher des europäischen Mittelalters. Dank seines immensen Wissensdurstes und der einzigartigen Konzentration der höchsten Gelehrten an seinem Hof rief er das antike Bildungsgut zu Beginn des Mittelalters wieder ins Gedächtnis der gebildeten Schicht. Die Gegenwart der Gelehrten machte den Hof zur wichtigsten Institution Karls des Großen, da sich unter ihm das frühmittelalterliche Weltbild grundlegend änderte.
Vom Ende der Antike bis zur Amtszeit Karls des Großen herrschte ein starker Rückgang der Wissenschaften und ein Verfall der Schriftlichkeit, doch unter Karl dem Großen trat eine neue Epoche, die sogenannte Vorscholastik ein. Schreibschulen würden gegründet, die karolingische Minuskel entstand, welche eine vereinfachte und klarere Schriftform ist und das karolingische Reich wurde neu geordnet.
Zu einem seiner wichtigsten Gelehrten und Vertrauten, welcher entscheidend zur Bildungsreform beitrug, gehörte Alkuin von York. Ein angelsächsischer Theologe und Gelehrter, welcher im Jahr 782 an seinen Hof kam und von da an Karl in theologischen und politischen Fragen beriet. Aus diesem Grund wird das Augenmerk dieser Arbeit auf Alkuin und sein Wirken unter Karl dem Großen liegen. Um die einschneidenden Veränderungen zu Zeiten Karls des Großen ansatzweise nachvollziehen zu können, wird zuerst auf Karl als Individuum und seine Hofschule eingegangen. Alkuin war nicht der einzige Gelehrte, welcher an der Bildungsreform unter Karl dem Großen mitwirkte. Es gab auch weitere wichtige Gelehrte, wie Theodulf von Orleans, Paulus Diakonus oder auch Petrus von Pisa, welche ebenfalls die Bildungsreform prägten. Demzufolge wir auch auf diese Persönlichkeiten im Verlauf der Arbeit eingegangen und der Fächerkanon mit den dazugehörigen Septem Artes Liberales erläutert. Im darauffolgenden Teil tritt Alkuin in den Vordergrund, da er als Gelehrter eine besondere Rolle am Karlshof einnahm. Er war nicht nur Gelehrter, sondern auch der Leiter der Hofschule und enger Vertrauter Karls des Großen. Seine schriftlichen Werke sind bis heute zum großen Teil erhalten. Ein Quellenauszug der „Epistolae Alcuini“ soll einen Einblick in das Verhältnis zwischen Alkuin und Karl dem Großen liefern.
In dieser Hausarbeit wird ausschließlich der Begriff karolingische Bildungsreform von dem deutschen Historiker und Mediävisten Josef Fleckenstein benutzt. Zwar gibt es weitere Varianten, wie die Correctio oder die karolingische Renaissance, doch wäre eine Verwendung mehrerer Begriffe aufgrund der unterschiedlichen Konnotation verwirrend. Die Renaissance verstand sich beispielsweise als Beginn einer neuen Zeit und hat sich gegen das bereits Vorhandene gestellt.1 Die Karolinger wenden sich jedoch nicht gänzlich von ihren Traditionen und von ihren zeitgemäßen Denkweisen ab. Das bereits Etablierte bleibt bei ihnen weiterhin erhalten und wird durch Reformen und Veränderungen erweitert.
2. Entstehung der Hofschule
2.1. Karls Bildungsdrang
Einhard zufolge war Karls Bildungsdrang enorm. Er lernte als Kind zwar Latein und Lesen, doch dies genügte ihm nicht. Latein sprach er wie seine Muttersprache und Griechisch verstand er besser als es zu sprechen. Unter seinem Kopfkissen hielt er stets eine Tafel und Blätter bereit um zu jeder Zeit das Schreiben üben zu können.2 Während der Mahlzeiten ließ er sich aus Geschichtswerken vorlesen oder Musiker spielten der Hofgesellschaft zu Tisch etwas vor.3
Karl legte viel Wert auf Bildung. Ein Bereich, welcher ihn stark beschäftigte war die Linguistik. Er meinte, wer die Wörter nicht versteht und sie nicht richtig anwendet, versteht nicht ihren Sinn. Da Wörter zudem nicht einzeln auftauchen, sondern in Sätzen und mit Stilfiguren, wie Metaphern, muss man abgesehen von der Grammatik auch die Dialektik und Rhetorik erlernen und verstehen.4 Dieser Gedankengang bezieht sich womöglich auch auf das Bibelverständnis, da im Frühmittelalter nur sehr wenige Personen lesen und schreiben konnten und nur die Wenigsten, beispielsweise die Kleriker, Latein beherrschten. Deshalb wurde die Predigt in der Kirche aufgrund des desolaten Bildungszustandes oft schlecht oder gar nicht verstanden. Dieser Zustand des Wissensverfalls, welcher seit dem Ende der Antike vorherrschte belastete Karl, und er versuchte dies zu ändern. Im Frühmittelalter konzentrierte sich das Christentum auf das Jenseits und vernachlässigte somit die Wissenschaft und Bildung der Gegenwart. Schulische Bildung, wie beispielsweise Mathematik, Grammatik oder Rhetorik galten als überflüssig, da man diese zum Beten nicht benötigte.5
Um sich auch der heidnischen Künste bedienen zu können, stützte sich Karl auf das Werk des Augustus, „De civitate Dei“. Mit diesem Werk konnte er die heidnischen Künste zur Analyse der Bibel heranziehen. Augustus Werk und Karls Wissensdurst trugen erheblich dazu bei, dass die antiken Wissenschaften bis heute, zumindest zum Teil, erhalten blieben. Doch verstärkt befasste man sich erst ab dem 10. Jahrhundert mit den heidnisch- antiken Autoren. Zuvor wurden die Schriften des Augustin, Isidor oder Beda6 bevorzugt, um nur einige zu nennen. Zu Karls Reformversuchen gehörten jedoch nicht ausschließlich die antiken Künste und deren Autoren, sondern auch der Versuch sein Reich neu zuordnen. Durch etliche Reformen und Erlasse versuchte Karl sein Reich getreu dem Vorbild der Kirche neu zuordnen. Es wurden Kirchen-, Herrschafts-, Reichs- und Bildungsreformen erlassen, mit dem Ziel die gesamte geistige Kultur des Frankenreiches zu erneuern. In der „Admonitio generalis“, aus dem Jahr 789, verfasste er das Erneuerungsprogramm und deren Inhalte in Zusammenarbeit mit dem Gelehrten Alkuin. Die „Admonitio generalis" ist das bekannteste erlassene Kapitular Karls des Großen. Es beinhaltet ein ausführliches Mahnschreiben, welches sich an die Bischöfe, den Klerus und an die weltlichen Würdenträger richtete, mit dem Ziel einer umfassenden Bildungsreform. Dieses Kapitular bezog sich primär auf die Bibel und das kirchliche Recht.7
2.2. War die Hofschule eine feste Institution?
Um der Unwissenheit entgegenzuwirken begann Karl mit der Bildungsreform an seinem eigenen Hofe. Ab etwa 780 wurde der Karlshof erweitert, indem mehrere Gelehrte aus England, Irland, Italien und Spanien ins Frankenreich kamen. Die Zusammensetzung des Hofpersonals veränderte sich durch die Anwesenheit der ausländischen Gelehrten und das Frankenreich erhielt neue Einblicke in die Wissenschaft aus Gegenden außerhalb der fränkischen Reichsgrenzen. Durch diese Gelehrten, auf welche im weiteren Verlauf der Arbeit näher eingegangen wird, wurden vor allem die Bereiche der Bildung und Theologie im Frankenreich erheblich ausgeweitet und weiterentwickelt. Karl selbst setzte sich zu ihnen auf die Schulbank.8
Die Gelehrten weilten jedoch oft fern von Karl dem Großen. Daher ist es lediglich eine literarische Fiktion, dass die Hofschule vom Kreis der Gelehrtenrunde, welche alle ihre Wurzeln außerhalb der fränkischen Reichsgrenzen hatten, in Aachen gegründet wurde und als eine feste Institution bezeichnet wurde. Doch zwischen den Jahren 794 und 796 hielt sich Karl der Große immer häufiger in Aachen auf. Somit waren auch die Gelehrten während dieser Zeit vorwiegend dort anzutreffen. Auch wenn Aachen allmählich zu Karls Hauptsitz wurde, so gab es keine feste Lehranstalt vor Ort, sondern eine offene Hofgemeinschaft zu welcher der König, seine Gemahlin, deren Söhne und Töchter, Kleriker, Laien des weiteren Gefolges und auch deren Kinder gehörten. Hinsichtlich der Bildung war weniger Originalität sondern vielmehr Restauration von Nöten. Aufgrund des Verfalles der Schriftlichkeit herrschte die Mündlichkeit im Frühmittelalter vor.9 Zu dieser Zeit fehlte es am Nötigsten. Es herrschte ein sehr großer Büchermangel und es gab kaum geschlossene Bestände im 7. Jahrhundert. Lediglich einzelne Handschriften waren erhalten und so begann eine regelrechte Jagd nach verschollenen Handschriften unter Karl. Es wurden Schreibschulen eingerichtet und um 780 begann man systematisch Bibliotheken zu bilden. Allen Anfang machte Karls Hofbibliothek. Seine dazugehörige Hofschule gehörte zu den bedeutendsten Schulen der Karolingerzeit. Karl vereinte kostbare Bücher, herausragende Gelehrte, Schreiber und Schüler. Seine Hofbibliothek war bald die bedeutendste im Land.10
2.3. Fächerkanon
Im Unterricht kamen im Jahr 805 mehrere Disziplinen zum Einsatz, wie Lesen und Schreiben, was mit der Grammatik einherging, Kirchengesang, Medizin, Kalenderrechnung, bis hin zu den Artes Liberales.11 Zu den Artes Liberales gehörte unter anderem die Astronomie, welche als Karls Lieblingsfach galt. Der Beginn der Bildungsrevolution lag in der Kategorienlehre, welche mit den Septem Artes Liberales durch Alkuin unterrichtet wurden.12
2.3.1. Septem Artes Liberales
Die Septem Artes Liberales galten in der Spätantike als höchstes Ziel der Bildung. Alkuin führte diese Disziplinen wieder ins Frankenreich ein, nachdem sie in den vorherigen Jahrhunderten des Frühmittelalters in Vergessenheit geraten sind. Die Septem Artes Liberales unterteilen sich, wie bereits aus dem Namen hervor geht, in sieben Künste. Drei dieser Künste, die Grammatik, Rhetorik und Dialektik gehören dem Trivium an. Das Quadrivium beinhaltet die Geometrie, Arithmetik, Astronomie und die Musik.13 Vom Trivium schritt der Schüler zum Quadrivium fort. Das Erlernen der Grammatik bedeutete im Mittelalter das Einüben der Kunstsprache Latein. Das korrekte Sprechen durch die Ordnung der Sprache, wie sie beispielsweise in Gebetsformeln auftaucht, und die Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit in der heiligen Sprache, sowie das Verstehen der Kirchenväter und das der Theologie war grundlegend in dieser Kategorie. Die Rethorik diente zur Ordnung der Rede. Sie lehrte das kunstvolle Sprechen durch bestimmte Fragestellungen und Karl verstand diese Kategorie als Herrschaftsinstrument. Die Dialektik war eine Übung zum Reden in Metaphern, zur Variation des Ausdrucks und um Worte schmuckvoll während eines Gespräches zu verwenden. Neben der Rhetorik war die Dialektik die folgenreichste Disziplin. Alkuin sagte, dass sie sich auf das Fragen, Definieren, Erörtern und dem Unterscheiden von wahr und falsch bezog.
Das Quadrivium bereitete vielen Zeitgenossen Probleme. Es beinhaltet vor allem mathematische Kategorien.14 Die Arithmetik bezieht sich auf abstraktes Denken in Zahlen. Sie galt als Grundlage jeglicher Wissenschaft, da Gott die Welt nach Zahl, Maß und Gewicht eingerichtet habe und die Zahl somit ebenso alt wie die Erschaffung der Erde sei. Zudem war Arithmetik die erste Disziplin in welcher sich Karl durch Alkuin unterrichten ließ. Geometrie war nach Alkuin die Disziplin der Raummessung. Mit ihr konnte man den Raum nach Zahl und Maß vermessen. Die Astronomie war die Wissenschaft der Himmelskörper. Bei der Musik ging es um die Harmonie der Klänge, welche vor allem beim Gottesdienst eine große Rolle spielte.15
3. Gelehrte am Karlshof zur Zeit der Etablierung der Hofschule
Die mit Abstand wichtigste Schule im Frankenreich befand sich am Karlshof. Es gab eine große Hofbibliothek, welche ab dem Jahr 794 fest in Aachen verankert war. Gelehrte, welche über die Reichsgrenzen des Frankenreiches bekannt waren versammelten sich dort. Die Gelehrten waren jedoch kein fester Bestandteil dieser Institution, da sie oft fern vom Karlshof weilten, zumal der Großteil der Gelehrten außerhalb des fränkischen Reiches seine Wurzeln hatte.
Die Größe der Hofschule ist schwer zu bestimmen, jedoch äußerte sich Paulus von Aquileia einmal diesbezüglich und sprach von 30 adeligen Schülern. Jedoch galt die Schule nicht als feste Institution im engeren Sinne, da Leistungen wie die Erneuerung der Bibliothek und deren Skriptorien, Gelehrsamkeit und die Erneuerung der Wissenschaften mit den einhergehenden Reformen am gesamten Karlshof eine große Rolle spielten und den Alltag beeinflussten. Zudem gab es neben der Hofschule noch weitere Lehranstalten wie in Tours, Corbie oder in Fulda. Auch sie waren von äußerster Wichtigkeit, da diese das Frankenreich von innen reformierten.16
Karl erkannte den höheren Bildungsstand der Gelehrten aus dem Ausland und berief somit die größten Gelehrten seiner Zeit an seinen Hof.17 Mönche, Bischöfe, Grafen, Weltkleriker und Laien sollten an der Bildungserneuerung teilnehmen, um ihrer Aufgaben und Arbeit gerecht zu werden. Der vornehmste Laie, welcher sich dem Unterricht unterzog und sich auf die Schulbank begab, war Karl selbst mit seinen Söhnen und Töchtern. Karls politische und geistige Fähigkeiten wurden durch die Anwesenheit der Gelehrten inspiriert. Er wurde sich des Barbarischen bewusst, das ihn bislang umgab. Jedoch änderte die Erscheinung der Gelehrten nicht den Grundbestand des Hofpersonals sondern erweiterte diesen lediglich. Die Erneuerungen der Wissenschaften wurden nun zu einem wichtigen Element seiner Herrschaftswaltung18 Die Gelehrten kamen zu Beginn der Etablierung der Hofschule Karls ausnahmslos aus Gegenden außerhalb der fränkischen Reichsgrenzen. Unter ihnen waren Iren, Angelsachsen und Langobarden19 Jedoch waren viele dieser Männer nur für kurze Zeit am Karlshof tätig; beispielsweise Paulinus von Aquileia. Er war Grammatiker und Theologe und wurde später Erzbischof von Aquileia. Ab 787 hielt er sich somit nur noch sporadisch am Hofe Karls auf. Alkuin erhielt 796 eine Abtei in St. Martin in Tours, blieb jedoch im engen Briefkontakt mit Karl. Theodulf von Orleans, ein Westgote mit dichterisch großer Begabung zog es im Jahr 797 nach Orléans, da er das dortige Bistum erhielt. Der Langobarde Paulus Diaconus ging bereits vor 787 wieder in seine Heimat, nach Monte Cassino zurück, und auch Petrus von Pisa, ein Dichter und Grammatiker, welcher Karl unterrichtete20 kehrte vor 790 zurück in seine Heimat. Die genannten Gelehrten spielten zwar eine große Rolle am Karlshof, doch gehörten wie dem sogenannten Aachener Zirkel nie an, da sie bereits vor der Vergrößerung der Hofschule in die Heimat zurückgekehrt waren, um neue Ämter auszuführen oder alte weiterzuführen.21 Die alten Gelehrten traten somit zum großen Teil schon vor der festen Übersiedlung Karls nach Aachen ab, doch blieben einige dem Karlshof als consilarii Karls erhalten.
Allmählich traten die Schüler der großen Gelehrten selbst als Lehrer auf und unterrichten nun an Karls Hof. Ein Schüler Alkuins, welcher sich als Gelehrter und Dichter am Hofe von Kaiser Karl aufhielt war Angilbert. Er übte dort seine Ämter aus und hatte zudem zwei Söhne mit Karls Tochter. Auch Einhard, welcher die Vita Karoli Magni verfasste, war am Karlshof tätig. Er löste Alkuin als Leiter der Hofschule ab.22
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1 A. Reble: Geschichte der Pädagogik, Stuttgart 1957, S. 59.
2 Vgl.: Einhardi vita Karoli 25: Temptabat et scribere tabulasque et codicellos ad hoc in lecto sub cervicalibus circumferre solebat, ut, cum vacuum tempus esset, manum litteris effigiendis adsusceret, sed parum successit labor praeposterus ac sero inchoatus.
3 Vgl.: Einhardi vita Karoli 24: Inter caenandum aut aliquod acroama aut lectorem audiebat.
4 Schramm, Percy Ernst, Karl der Große, S. 334.
5 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 268f.
6 Beda Venerabilis lebte von den Jahren 673/4 bis 735. Er war ein Gelehrter und Mönch im englischen Raum und verfasste viele Schriften. Vgl.: Bacht, H., Lexikon des Mittelalters, Band 1, Spalte 1774f.
7 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 265ff. 5
8 Fleckenstein, Josef, Karl der Große und sein Hof, S. 34.
9 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 819.
10 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 277ff.
11 Hägermann, Dieter, Karl der Große. Herrscher des Abendlandes, S. 655. 6
12 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 281.
13 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 281- 284.
14 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 830. 7
15 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 291f.
16 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 277f.
17 Fleckenstein, Josef, Karl der Große und sein Hof, S. 36. 8
18 Fried, Johannes, Der Weg in die Geschichte, S. 263ff.
19 Fleckenstein, Josef, Karl der Große und sein Hof, S. 36f.
20 Vgl.: Einhardi vita Karoli 25: In discenda grammatica Perum Pisanum diaconem senem audivit, in ceteris dsciplinis Albinum cognomento Alcoinum, item diaconem, de Brittania Saconici generis hominem, virum undecumque doctissimum, praceptorem habuit, apud quem et rethoricae et dialecticae, praecipue tamen astronomiae ediscendae plurimum et temporis et laboris inpertivit.
21 Hägermann, Dieter, Karl der Große. Herrscher des Abendlandes, S. 653.
22 Fleckenstein, Josef, Karl der Große und sein Hof, S. 38. 9