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Die Cultural Studies. Ein Überblick über Entstehung und Inhalte der Forschungsdisziplin

©2014 Hausarbeit 21 Seiten

Zusammenfassung

Ziel dieser Seminararbeit ist es, sowohl die Entstehungsgeschichte und Frühphase der Cultural Studies zu beleuchten und einige wichtige Vertreter einzuführen, als auch
einen kurzen Überblick über die Forschungsinhalte der Cultural Studies anhand der Begriffe Macht, Kultur und Identität zu geben.

Des Weiteren werde ich mich mit dem Leben und der Arbeit eines der ersten Vertreter der Cultural Studies, Stuart Hall
beschäftigen. Der Soziologe trug durch seine Theorien nicht nur nachhaltig zur Entwicklung der Cultural Studies bei sondern prägte auch die internationale Beachtung des Forschungsparadigmas.

Die Frage nach der Identität und nach einer vermeintlichen „Kulturellen Identität“ gilt als einer der Schwerpunkte der Arbeit Hall's. Deshalb werde ich mich in dieser Hausarbeit ebenfalls mit diesem Bereich der Cultural Studies beschäftigen.

Der Einfluss der Globalisierung, sowie der Begriff des fragmentierten Subjekts und der hybriden Identität sollen Erläutert werden.
Die Bildung einer Identität wird immer mit einer Form von Gemeinschaft in Verbindung gebracht, weshalb ich zudem
einen Überblick zur Subkulturforschung im Rahmen der Cultural Studies geben werde.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Cultural Studies
2.1 Entstehungsgeschichte
2.2 Stuart Hall: Ein Pionier der Cultural Studies
2.3 Forschungsinhalte und Zentrale Begriffe
2.3.1 Kultur, Macht und Identität
2.3.2 Die zwei Paradigmen der Cultural Studies
2.3.3 Stuart Hall: Das Encoding-Decoding-Modell

3 Identität in den Cultural Studies
3.1 Stuart Hall: Die Frage der Kulturellen Identität
3.2 Hybride Identität
3.3 Globalisierung und das fragmentierte Subjekt
3.4 Jugend- und Subkulturen
3.4.1 Begriffsdefinition und Theorie
3.4.2 Subkulturfoschung am CCCS
3.4.3 Selbstverwirklichung innerhalb einer Subkultur

4 Resümee

5 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ziel dieser Seminararbeit ist es, sowohl die Entstehungsgeschichte und Frühphase der Cultural Studies zu beleuchten und einige wichtige Vertreter einführen, als auch einen kurzen Überblick über die Forschungsinhalte der Cultural Studies anhand der Begriffe Macht, Kultur und Identität zu geben. Des weiteren werde ich mich mit dem Leben und der Arbeit eines der ersten Vertreter der Cultural Studies , Stuart Hall beschäftigen. Der Soziologe Trug durch seine Theorien nicht nur nachhaltig zur Entwicklung der Cultural Studies bei sondern prägte auch die internationale Beachtung des Forschungsparadigmas.

Die Frage nach der Identität und nach einer vermeintlichen „Kulturellen Identität“ gilt als einer der Schwerpunkte der Arbeit Hall's. Deshalb werde ich mich in dieser Hausarbeit ebenfalls mit diesem Bereich der Cultural Studies beschäftigen und die. Der Einfluss der Globalisierung, sowie der Begriff des fragmentierten Subjekts und der hybriden Identität sollen Erläutert werden. Die Bildung einer Identität wird immer mit einer Form von Gemeinschaft in Verbindung gebracht, weshalb ich zudem einen Überblick zur Subkulturforschung im Rahmen der Cultural Studies geben.

Wie entsteht und verändert sich eine Identität? Woher kommt der Wunsch sich von der Gesellschaft „abzugrenzen“ und einer Subkultur anzuschließen? Wie verändert dies wiederum Identitäten und Weltanschauungen? Ist es lediglich auf das Verlangen nach Gemeinschaft zurückzuführen oder auch auf den Wunsch etwas „Besonderes“ zu sein? Gibt es eine verallgemeinerbare Kulturelle Identität?

Unter anderem mit diesen Fragen, aber auch mit unzähligen weiteren Fragen der aktuellen Gegenwartskultur, beschäftigen sich die Cultural Studies in den letzten fünfzig Jahren in diversen Einrichtungen, angefangen beim Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies.

2. Cultural Studies

„In its broadest conception, the project of cultural studies is to understand the functioning of culture, particularly in the modern world: how cultural productions work and how cultural identities are constructed and organized, for individuals and groups in a world of diverse and intermingled communities, state power, media industries and multinational corporations.”1

- Jonathan Culler (1997)

Die Cultural Studies sind auf der Welt weit verbreitet und werden in zahllosen Veröffentlichungen in Form von Büchern und Schriften behandelt. Diverse Forschungsansätze, wie Kommunikationswissenschaft, Psychologie, Soziologie oder Literaturwissenschaft, werden in den Cultural Studies vereint. Der Fokus liegt jedoch meist auf der Nivellierung der Grenzen zwischen Populärkultur und Hochkultur.

Das Gebiet ist sehr umfangreich und hat innerhalb der Fachrichtung unterschiedlichste, internationale Ansätze, weswegen ich die Forschungsinhalte nur partiell wiedergeben werde, bevor ich genauer auf die Identitätsbildung und die Jugend- und Subkulturen in den Cultural Studies eingehe.

“Cultural studies has multiple discourses; it has a number of different histories. It is a whole set of formations; it has its own different conjunctures and moments in the past. It included many different kinds of work.”2

- Stuart Hall (1989)

2.1. Entstehungsgeschichte

Mit der Gründung des Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) vor 50 Jahren, wurde 1964 erstmals von Cultural Studies als interdisziplinäre Forschungsdisziplin der Geistes- und Sozialwissenschaften gesprochen, die sich innerhalb ihrer Methoden und Theorien durch eine klare Abgrenzung von den English Studies definierte. Meistens werden die Anfänge der Cultural Studies allerdings direkt auf die Frühtexte der Literaturwissenschaftler Stuart Hall, Raymond Williams, Edward P. Tompson und Richard Hoggart, dem Gründer des CCCS, zurückgeführt, die sich mit dem elitären Vorstellungen ihres Professors Frank R. Leavis nicht identifizieren konnten. Dieser definierte Literatur als Leitmotiv einer Eliten- bzw. Hochkultur und machte die kommerzialisierte Massenkultur sowie den Einfluss von Massenmedien wie Film, Fernsehen und Radio zum Symbol eines sich langsam abzeichnenden Kulturverfalles. Entgegen dieser Vorstellung begannen die jungen, von marxistischen Vorstellungen geprägten Wissenschaftler um Hoggart, Leavis' Techniken der Literaturanalyse auf populärkulturelle Phänomene zu erweitern, um die industrielle Massenkultur zu analysieren. Die Gegenüberstellung dieser zwei qualitativ unterschiedlich bewerteten Formen von Kultur sollte in der Folge das Fundament der Forschungen im Rahmen der Cultural studies bilden.3

Richard Hoggart's Buch „The Uses of Literacy“ (1958), in dem er den Alltag der englischen Arbeiterkultur in der Zwischenkriegszeit analysierte, machte Alltagskultur erstmals zu einer wissenschaftlichen Kategorie, die sich in deiner kollektiven Identität ausdrückt. Die Klasse sollte sich nicht mehr allein durch ökonomische Privilegien, sondern durch Prinzipien der Lebensführung wie Ausdrucksformen und Einstellungen, definieren. Außerdem plädierte Hoggart für ein „Lesen“ der Kultur als „Text“, der aus Symbolen mit Bedeutungen besteht.4 Die verschlüsselten Symbole und Verhaltensweisen gilt es zu deuten und zu analysieren (vgl.: 3.2.3. Stuart Hall: Das Encoding-Decoding-Modell).

Der Fokus der Cultural Studies au Chancengleichheit, multikulturelle Anerkennung und die Nivelierung der Grenze zwischen Literatur und industrieller Massenkultur, sowie die Untersuchung kultureller Erscheinung auf ihren Zusammenhang mit sozialen Merkmalen wie Ethnie, Gender oder Schicht, stieß auf große Begeisterung und führte dazu, dass sich weltweit unterschiedliche Ansätze bildeten und das Konzept der allmählichen Umwandlung von Hoch- zur Popkultur in den 1970er und 1980er Jahren von sozialen Minderheiten wie Migranten oder Feministen aufgegriffen wurde.5

Nachdem in den frühen 1960er Jahren hauptsächlich jugend- und subkulturelle Phänomene analysiert wurden, sind seit den 1980er und 1990er Jahren primär alte und neue Medien Untersuchungsgegenstand der Cultural Studies.6

Diverse andere Forschungsrichtungen wie Semiotik, Kulturalismus und Strukturalismus, Race Studies und Gender Studies hatten maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der Cultural Studies.7

2.2. Stuart Hall: Ein Pionier der Cultural Studies

Nach seiner Geburt 1932 in Kingston (Jamainca) und einer klassischen englischen Erziehung in seiner Heimat, wanderte Stuart McPhail Hall 1951 als Stipendiat nach Oxford in Großbritannien aus. Während seines Studiums in England arbeitete er eng mit Richard Hoggart zusammen, bevor er später selbst zu einem frühen Repräsentant des Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies werden sollte. Nach 1956 gehörte Hall zu den führenden Vertretern der Neuen Linken in Großbritannien und war zwischen 1957 und 1961 Teil des Herausgeberkomitees der „New Left Review“. Daraufhin wurde Stuart Hall 1968 zum Direktor des CCCS Instituts. Von 1979 bis 1997 war der Soziologe Professor am Institut für Soziologie an der Open University, Milton Keynes. Zwischen 1995 und 1997 war er außerdem Präsident der British Sociological Assosiation, bevor er sich später wegen unterschiedlichen Krankheiten aus der Öffentlichkeit zurückzog. Aufgrund von Nierenversagen starb Stuart Hall am 10. Februar 2014 mit 82 Jahren. Als primäre Eckpunkte seiner Forschung sind die Begriffe Identität, Rasse und Macht unter anderen zu nennen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören beispielsweise „Situating Marx: Evaluations and Departures“ (1972) und „Policing the Crisis: Mugging, the State, and Law and Order“ (1978).8 9 10

2.3. Forschungsinhalte und Zentrale Begriffe

In der Regel analysieren die Cultural Studies Phänomene und Problematiken der aktuellen Gegewartskultur. Untersuchungsgebiete können zum Beispiel Jugendkulturen, Minderheiten und Arbeiterkulturen, aber auch Filme, Serien oder Fans und Fantum bei Sportveranstaltungen sein.11 Die Forschungsstrategie kann also als „intellektuelle Praxis benannt werden, die beschreibt wie das tägliche Leben von Menschen durch und mit Kultur definiert wird“12.

„Cultural Studies sind jene intellektuelle Praxis, die untersucht wie soziale und politische Indentität qua Macht im Feld der Kultur (re-)produziert wird.”13

Die wissenschaftliche und politische Arbeit der Cultural Studies ist stark vom Kontextualismus geprägt, welcher das Wechselverhältnis zwischen den drei zentralen Begriffen Macht, Kultur und Identität untersucht. Die analytische Arbeit der Cultural Studies ist meist von einer gegenseitigen Abhängigkeit dieser Begriffe gekennzeichnet.14

2.3.1. Kultur, Macht und Identität

In Raymond Williams’ „Culture and Society” (1958) und „The Long Revolution” (1961) wurde eine Definition von Kultur als „whole way of live”, also eine umfassende Lebensweise, etabliert, welche sämtliche Bedeutung hervorbringenden Prozesse umfasst. Kultur ist, im Verständnis der Cultural Studies, ein Teil des Alltags und keine geistige Kategorie wie im „Leavistischen” Verständnis von Hochkultur. Die gemeinsamen Erfahrungen und Werte einer bestimmten Gruppe, Klasse oder Gesellschaft werden als Ausdruck einer „structure of feeling” gedeutet, die die Alltagserfahrungen und Gefühle einer Gemeinschaft miteinander verbinden.15

[...]


1 Culler, Jonathan (1997): Literary Theory: A Very Short Introduction. New York: Oxford University Press. S. 43.

2 Hall, Stuart (1989): Cultural Studies and its Theoretical Legacies. In: Grossberg, Lawrence; Nelson, Cary; Treichler, Paula (1992): Cultural Studies. New York und London: Routledge. S. 278.

3 Vgl.: Reisenleiter, Markus; Lutter, Christina (2008): Cultural Studies - Eine Einführung. 6. erweiterte Auflage. Wien: Löcker Verlag. S. 22-25.

4 Vgl.: Reisenleiter, Markus; Lutter, Christina (2008): Cultural Studies - Eine Einführung. 6. erweiterte Auflage. Wien: Löcker Verlag. S. 25-27.

5 Vgl.: Assmann, Aleida (2011): Einführung in die Kulturwissenschaft: Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen. 3. neu bearbeitete Auflage. Berlin: Erich Schmidt Verlag. S.21-24.

6 Vgl.: Reisenleiter, Markus; Lutter, Christina (2008): Cultural Studies - Eine Einführung. 6. erweiterte Auflage. Wien: Löcker Verlag. S. 12.

7 Vgl.: Nünning, Ansgar; Nünning, Vera (2003): Konzepte der Kulturwissenschaften. Theoretische Grundlagen - Ansätze - Perspektiven. Stuttgart und Weimar: Metzler Verlag. S. 151.

8 Vgl.: Winter, Rainer (2006): Stuart Hall - Die Erfindung der Cultural Studies. In: Moebius, Stephan; Quadflieg, Dirk (2006): Kultur. Theorien der Gegenwart. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 381-382.

9 Vgl.: Gebhardt, Richard (2014): Doing Cultural Studies. Nachruf auf Stuart Hall (1932-2014). In: http://www.theorieblog.de. Online-Publikation: http://www.theorieblog.de/index.php/2014/02/nachruf-auf-stuart- hall/ (Stand: 28.08.2014).

10 Vgl.: o.A (2014): Cultural Studies: Theoretiker Stuart Hall ist tot. In: http://www.DiePresse.com. Online- Publikation: http://diepresse.com/home/kultur/1561398/Cultural-Studies_Theoretiker-Stuart-Hall-ist-tot (Stand: 28.08.2014).

11 Vgl.: Nünning, Ansgar; Nünning, Vera (2003): Konzepte der Kulturwissenschaften. Theoretische Grundlagen - Ansätze - Perspektiven. Stuttgart und Weimar: Metzler Verlag. S. 150.

12 Reisenleiter, Markus; Lutter, Christina (2008): Cultural Studies - Eine Einführung. 6. erweiterte Auflage. Wien: Löcker Verlag. S. 13.

13 Marchart, Oliver (2008): Cultural Studies. 1. Auflage. Stuttgart: UVK Verlagsgesellschaft. S. 35.

14 Vgl.: Marchart, Oliver (2008): Cultural Studies. 1. Auflage. Stuttgart: UVK Verlagsgesellschaft. S. 34-35.

15 Vgl.: Reisenleiter, Markus; Lutter, Christina (2008): Cultural Studies - Eine Einführung. 6. erweiterte

Details

Seiten
Jahr
2014
ISBN (eBook)
9783656929444
ISBN (Paperback)
9783656929451
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Note
1,3
Schlagworte
cultural studies überblick entstehung inhalte forschungsdisziplin
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