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Kommunales Sportmanagement. "Urban Governance" vor dem Hintergrund der Neuen Institutionenökonomik

©2011 Seminararbeit 19 Seiten

Zusammenfassung

Bund, Länder, Kommunen und private Wirtschaftsunternehmen fördern den Sport. Dem exemplarischen Charakter der Ausarbeitung folgend, soll die kommunale Sportförderung im Mittelpunkt stehen.

Die Beziehungen zwischen Vereinen, den beteiligten Kommunen sowie dazustoßen-den privaten Wirtschaftsunternehmen spielen nicht nur im Bereich des Profisports, sondern auch zunehmend im Bereich des kommunalen Sportmanagements eine Rolle. Ein interessantes Beispiel findet sich in einem Artikel der FAZ (2011) zum Münchner Sportamt, wo fünf hochqualifizierte kommunale Sportmanager an Infra-struktur, Management und der Organisation von Sportstätten und Großveranstaltungen arbeiten und dabei klären, wo „der sportliche, wirtschaftliche, touristische oder einfach nur öffentlichwirksame Mehrwert für die Stadt“ liegt.

Sport wird hauptsächlich durch die öffentliche Hand getragen, allerdings ergeben sich, bedingt durch die schlechte kommunale Haushaltslage, Engpässe und wach-sende Anforderungen an das Sportsystem. Innerhalb der Sportentwicklungsplanung müssen alternative Finanzierungs- und Steuerungsmöglichkeiten gefunden werden. Allerdings ist zu fragen, „ob und mit welcher Begründung [...] [die Kommune] in welchem Umfang Finanzmittel“ zur Verfügung stellen sollte. entdecken dabei eine zunehmende Bedeutung von alternativen „Finanzierungs- und Betreibermodel-le[n]“ und verlangen eine betriebswirtschaftliche Herangehensweise zur Lösung solcher Probleme .

In diesem Beitrag gehe ich von der Hypothese aus, dass die institutionenökonomi-sche Maßnahme Urban Governance (UG) zu einer entsprechenden Finanzierungs- und Allokationsfunktion im kommunalen Sportmanagement führen kann. Dabei soll gezeigt werden, wie entsprechend konkrete Handlungsmöglichkeiten abgeleitet wer-den können. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ), die sich bereits für Wirtschaftsunternehmen bewährt hat. So soll die folgende Ausarbeitung die Frage beantworten, ob die institutionenökono-mische Maßnahme Urban Governance geeignet ist, die Ressourcenknappheit im kommunalen Sportmanagement zu beheben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung und Relevanz

2 Thematische Einordnung – kommunales Sportmanagement

3 Methodisches Vorgehen

4 Finanzierung und Ressourcenmanagement anhand des Fallbeispiels Körbe für Köln e.V.
4.1 Ökonomische Potentiale in der Sportentwicklung über die NIÖ
4.2 Urban Governance und die Neue Institutionenökonomik
4.3 Das Kölner Modell zur Steuerung lokaler sportbezogener Netzwerke – Körbe für Köln e.V.

5 Urban Governance aus der Perspektive der Neuen Institutionenökonomik – Beispielhafte Lösungsmöglichkeiten anhand des Körbe für Köln e.V.
5.1 Transaktionskostenbezogene Maßnahmen zur Finanzierung und Steuerung von beteiligten Akteuren
5.2 Property-Rights zu Finanzierung und Ressourcenmanagement
5.3 Principal-Agent zu Finanzierung und Ressourcenmanagement

6 Diskussion

7 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Die integrierte Sportentwicklungsplanung (Rütten & Schröder, 2002, S. 329).

Abb. 2: Der Körbe für Köln e.V. mit seinen Partnern RheinEnergie Stiftung Jugend, Beruf, Wissenschaft, Deutschen Sporthochschule Köln, Stadt Köln, Stadtsportbund e.V., Sportjugend Köln und Congstar (2011, Körbe für Köln e.V.).

Abb. 3: Akteurkonstellation und Organisationsstruktur im Körbe für Köln e.V., 2006 (Hovemann & Luetkens, 2010, S. 148).

1 Einleitung und Relevanz

Bund, Länder, Kommunen und private Wirtschaftsunternehmen fördern den Sport. Dem exemplarischen Charakter der Ausarbeitung folgend, soll die kommunale Sportförderung im Mittelpunkt stehen.

Die Beziehungen zwischen Vereinen, den beteiligten Kommunen sowie dazu stoßenden privaten Wirtschaftsunternehmen spielen nicht nur im Bereich des Profisports, sondern auch zunehmend im Bereich des kommunalen Sportmanagements eine Rolle. Ein interessantes Beispiel findet sich in einem Artikel der FAZ (2011) zum Münchner Sportamt, wo fünf hochqualifizierte kommunale Sportmanager an Infrastruktur, Management und der Organisation von Sportstätten und Großveranstaltungen arbeiten und dabei klären, wo „der sportliche, wirtschaftliche, touristische oder einfach nur öffentlichwirksame Mehrwert für die Stadt“ liegt.

Sport wird hauptsächlich durch die öffentliche Hand getragen, allerdings ergeben sich, bedingt durch die schlechte kommunale Haushaltslage, Engpässe und wachsende Anforderungen an das Sportsystem. Innerhalb der Sportentwicklungsplanung müssen alternative Finanzierungs- und Steuerungsmöglichkeiten gefunden werden (Wetterich & Eckl, 2007, S. 7). Allerdings ist zu fragen, „ob und mit welcher Begründung [...] [die Kommune] in welchem Umfang Finanzmittel“ (Kirsch & Kempf, 2002, S. 255) zur Verfügung stellen sollte. Kähler und Düwel (2010, S. 32) entdecken dabei eine zunehmende Bedeutung von alternativen „Finanzierungs- und Betreibermodelle[n]“ und verlangen eine betriebswirtschaftliche Herangehensweise zur Lösung solcher Probleme[1].

In diesem Beitrag gehe ich von der Hypothese aus, dass die institutionenökonomische Maßnahme Urban Governance (UG) zu einer entsprechenden Finanzierungs- und Allokationsfunktion im kommunalen Sportmanagement führen kann. Dabei soll gezeigt werden, wie entsprechend konkrete Handlungsmöglichkeiten abgeleitet werden können. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Neuen Institutionenökonomik (NIÖ), die sich bereits für Wirtschaftsunternehmen bewährt hat (Richter & Furubotn, 2003, S. 1 ff.).

So soll die folgende Ausarbeitung die Frage beantworten, ob die institutionenökonomische Maßnahme Urban Governance geeignet ist, die Ressourcenknappheit im kommunalen Sportmanagement zu beheben.

Bevor mit der Problemanalyse begonnen wird, soll eine kurze thematische Einordnung (vgl. Gliederungspunkt 3) sowie die methodische Vorgehensweise (vgl. Gliederungspunkt 4) erläutert werden. Zudem ist vorher zu klären, inwiefern die Ressourcenbündelung über die Netzwerke (Sport, Wirtschaft, Politik) in der UG auf die NIÖ übertragbar ist (vgl. Gliederungspunkte 3-6).

2 Thematische Einordnung – kommunales Sportmanagement

Um dieser Ausarbeitung einen strukturellen Rahmen zu geben, muss zunächst der Begriff des kommunalen Sportmanagements näher betrachtet werden. Er bildet die Grundlage für die folgende Problemanalyse aus institutionsökonomischer Sicht und begründet das Forschungsinteresse. Zunächst ist festzustellen, dass sich dem Begriff drei Kategorien überordnen lassen. So bilden Politik, Sport(wissenschaft) und die Betriebswirtschaft ein Netzwerk, welches dem Thema zu Grunde gelegt werden muss.

Zunächst soll die Rolle der Politik, genauer die Bedeutung der Kommune, erläutert werden. Eulering (2001, S. 274 f.) erklärt die tragende Rolle der Gemeinden und Städte für die Sportentwicklung. Sie haben eine tragende Finanzierungsfunktion und werden als „Hauptsponsoren“ (Eulering, 2001, S. 274) bezeichnet.

Die Sportwissenschaft befasst sich vor allem mit der Sportentwicklungsplanung[2]. Der Begriff findet sich allerdings nicht im Sportwissenschaftlichen Lexikon (Röthig, 1992), weswegen von einer relativ neuen, noch nicht vollständig etablierten Forschungskategorie auszugehen ist.

Die Entwicklungsplanung im sportwissenschaftlichen Sinne sichert über zielgerichtetes Vorgehen den infrastrukturellen Rahmen für Sport und Bewegung der Bevölkerung. Dabei umfasst sie eine Bestands- und Bedarfsermittlung, die Festlegung von Zielen, Prioritäten, Maßnahmen, die Abstimmung mit den relevanten Interessengruppen und eine Qualitätssicherung, inklusive Evaluation (Rütten, 2002, S. 80 ff.).

Im Jahr 1960 initiierte Westdeutschland den ersten „Goldenen Plan für Gesundheit, Spiel und Erholung“ (Eulering, 2001, S. 293). „Basierend auf einem Konzept richtwertbezogener Sportstättenentwicklungsplanung“ (Rütten, Schröder & Ziemainz, 2006, S. 367) verglich er den Bestand an Quadratmeter Sportfläche je Einwohner mit vorgegebenen Richtwerten. Er orientierte sich dabei am Wettkampfsport, also an den olympischen Kernsportarten und sollte eine Verbesserung der sportlichen Infrastruktur gewährleisten. Durch die Wiedervereinigung wurde die Maßnahme, nach 1990, um den „Goldenen Plan Ost“ erweitert. Wegen der sehr starken Normierung entwickelten sich Probleme. So wurde beispielsweise am tatsächlichen Verhalten der Bevölkerung vorbei geplant, da diese nicht in den Planungsprozess involviert war (Rütten & Ziemainz, 2009, S. 108 f.). Das Bundesinstitut für Sportwissenschaften veranlasste daraufhin die Verfassung eines Leitfadens zur Entwicklungsplanung der Sportstätten (Bach, 2001, S. 303 ff.). Heute dominieren kooperative und integrierte Ansätze, die Vorteile einzelner Maßnahmen bündeln. Rütten und Ziemainz (2009, S. 109) beschreiben das Zusammenspiel von Bürgern, Vereinen, Politikern und Planungsexperten der verschiedenen Wissenschaften, die „durch ganzheitliche Strategien auf die Synergien unterschiedlicher Bereiche ausgerichtet“ sind und dabei „neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Nachfrage- und Angebotsstrukturen im kommunalen Sport“ (Rütten & Schröder, 2001, S. 329) erlangen.

An der Sportentwicklungsplanung sind, wie beschrieben, verschiedene Akteure beteiligt (vgl. Abb. 1). Einerseits werden diese sicherlich versuchen, das Problem der Ressourcenknappheit zu lösen, andererseits verfolgen alle individuelle Ziele, die eventuell voneinander abweichen. Aus sportökonomischer Sicht ist besonders interessant, wie Vereine, Kommunen und die Privatwirtschaft hierbei interagieren und welche Möglichkeiten der betriebswirtschaftlichen Steuerung entstehen. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund, dass sich Vereine im letzten Jahrzehnt immer mehr zu klassischen Wirtschaftsunternehmen entwickeln (Tiehme, 2011, S. 182 f.). So gehen beispielsweise „aufgrund der zunehmenden Finanzschwäche der öffentlichen Hand [...] Kommunen vermehrt dazu über, Sportvereinen anzubieten, öffentliche Sportstätten zu betreiben“ (Kähler & Düwel, 2010, S. 32). Die beiden Akteure bekommen dabei zunehmende Unterstützung durch die Privatwirtschaft (Kähler & Düwel, 2010, S. 33). Hovemann und Luetkens (2010, S. 139) unterstützen diese These, verweisen auf die notwendige „Suche nach innovativen, ressourcenschonenden und nachhaltigen Finanzierungsmodellen“ und beschreiben ebenfalls die zunehmende Bedeutung von „Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft“. Laut Thieme (2011, S. 183) lassen sich die Beziehungen zwischen den genannten Institutionen über „die ökonomisch institutionsökonomische Perspektive [...] und die Governance-Theorie“ beschreiben.

So soll nun der methodische Rahmen gesteckt werden, bevor das Untersuchungsfeld erarbeitet wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die integrierte Sportentwicklungsplanung (Rütten & Schröder, 2002, S. 329).

3 Methodisches Vorgehen

Methodisch kann man von einer hermeneutischen Übertragung von wirtschaftlichen Grundlagen auf die Situation im kommunalen Sportmanagement sprechen, da die Verbindung von NIÖ und Sportentwicklung in dem Sinne noch nicht existiert[3]. Es soll eine interpretative Ableitung von Sachverhalten aus der Theorie der Urban Governance (UG) erfolgen, was am Beispiel des Körbe für Köln e.V. gezeigt wird. Den Zusammenhang von UG und institutionsökonomischer Theorie zeigt unter anderem die Kurzbeschreibung eines Projekts am Institut für Wirtschaftsforschung Halle zu kommunalen Entwicklungsstrategien (Rosenfeld, 2011):

„Die Möglichkeiten der kommunalen Entwicklungspolitik, die wirtschaftliche Position der eigenen Stadt zu verbessern, hängen zum einen von dem jeweils vorhandenen lokalen „Mix“ an Ressourcen im privaten wie im öffentlichen Sektor ab, zum anderen von den spezifischen Regelungen der Kooperation, Vernetzung und Koordination zwischen den für den Einsatz der Ressourcen zuständigen Akteuren (die mit entsprechenden Property Rights ausgestattet sind). Die Gesamtmenge der jeweils vorhandenen entsprechenden (formellen wie informellen) Regelungen und Verfahren wird als „Urban Governance“ bezeichnet. Auf der Basis von theoretischen Ansätzen aus der Neuen Institutionenökonomik konzentrieren sich die wirtschaftswissenschaftlichen Beiträge zu Fragen der Urban Governance auf kommunalwirtschaftliche Fragen, während die anderen Steuerungsbereiche bislang eher Gegenstand von sozialwissenschaftlich orientierten Analysen sind. Die durch die Anpassungsprozesse der ostdeutschen Städte bedingte Erosion von Ressourcen hat dazu geführt, dass deren „richtige“ Steuerung eine herausragende Bedeutung erhalten hat.“

Dieser Sachverhalt soll auf die kommunalen Entscheidungsprozesse im Sportmanagement übertragen werden. Das Problem aus der Sport- und Entwicklungsplanung soll im Folgenden in den theoretischen Rahmen der Betriebswirtschaft eingeordnet werden und im Speziellen über die UG, mit Hilfe der Grundlagen aus der NIÖ, gelöst werden. Vor diesem Hintergrund suchen die „Kommune in Not“ (Eulering, 2001, S. 275) sowie die beteiligten Vereine nach Lösungsmöglichkeiten, um eine entsprechende Finanzierung des Sportangebots gewährleisten zu können. Die NIÖ kann zeigen, wie die verschiedenen, am Entscheidungsprozess der Sportentwicklungsplanung beteiligten Institutionen (aus Politik, Sport, Wirtschaft) interagieren und über die UG konkrete Handlungsmöglichkeiten liefern, um die Finanzierung und das Ressourcenmanagement in Sportverein bzw. Kommune zu verbessern. Dabei sollen die theoretischen Grundlagen der NIÖ als Basiswissen zu Grunde liegen.

[...]


[1] Beispielsweise über Public-Private-Partnership-Ansätze (vgl. Vornholz, 2005, S. 42).

[2] Zur Historie der Sportentwicklungsplanung, über die die richtwertbezogenen „Goldenen Pläne“ der 1960er Jahre bis hin zum integrativen Modell der „sport- und bewegungsgerechten Kommune“ siehe Beiträge von Rütten (2001/2002); Rütten und Schröder (2001); Rütten, Schröder und Ziemainz (2009).

[3] Beitrag von Thieme (2011, S. 181 ff.) gibt einen möglichen, wenn auch sehr eingeschränkten Überblick. Ebenso Breuer, Pawlowski und Wicker (2009, S. 90-94).

Details

Seiten
Jahr
2011
ISBN (eBook)
9783656945512
ISBN (Paperback)
9783656945529
Dateigröße
942 KB
Sprache
Deutsch
Institution / Hochschule
Universität Leipzig – Sportpädagogik Sportpsychologie
Erscheinungsdatum
2015 (April)
Note
2,0
Schlagworte
Urban Governance Sport Ressourcenknappheit Organisation Sportorganisation Institutionenökonomie Neue Institutionenökonomie
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