Leistungsdruck und Leistungsangst im deutschen Schulsystem
Zusammenfassung
Hierfür werde ich zum einen die Selektivität des deutschen Schulsystems sowie ihren Einfluss auf das Lernverhalten der Schüler/-innen erläutern, zum anderen aber auch die Problemlagen an Schulen, welche zu Lernstress und im Extremfall sogar zu Schulangst führen können. Auch die Ursachen für die Angst vor Wissensaneignung sowie die potentiellen Lernblockaden in Form von Erfolg und Misserfolg möchte ich im Folgenden thematisieren.
Aufgrund der Kürze dieser Ausarbeitung werde ich die meisten Aspekte jedoch eher als mögliche Gedankengänge eröffnen statt sie detailliert ausführen zu können.
Ich beschäftige mich mit dieser Thematik, da ich in meinen Praktika immer wieder den Eindruck hatte, dass der Leistungsdruck auf Schüler/-innen zunimmt und früher beginnt,
als es noch zu meiner Schulzeit der Fall war. Innerhalb des Seminars befassten wir uns dann kurz mit einer Befragung des DJI-Kinderpanel von Schneider aus dem Jahre 2005.
Laut dieser Befragung äußerten 44 Prozent der 8- bis 9-jährigen, dass sie bereits Angst davor hätten, im Unterricht Fehler zu machen. Da ich diesen Trend als aussagekräftig
und fast schon alarmierend empfunden habe, nahm ich mir vor, mich im Rahmen dieser Ausarbeitung näher mit den möglichen Gründen für diese Entwicklung zu befassen.
Leseprobe
1. Einleitung
In dieser Ausarbeitung möchte ich mich vertiefend mit der im Seminar behandelten Thematik „Leistungsdruck und Leistungsangst“ befassen.
Hierfür werde ich zum einen die Selektivität des deutschen Schulsystems sowie ihren Einfluss auf das Lernverhalten der Schüler/-innen erläutern, zum anderen aber auch die Problemlagen an Schulen, welche zu Lernstress und im Extremfall sogar zu Schulangst führen können.
Auch die Ursachen für die Angst vor Wissensaneignung sowie die potentiellen Lernblockaden in Form von Erfolg und Misserfolg möchte ich im Folgenden thematisieren.
Aufgrund der Kürze dieser Ausarbeitung werde ich die meisten Aspekte jedoch eher als mögliche Gedankengänge eröffnen statt sie detailliert ausführen zu können. Ich beschäftige mich mit dieser Thematik, da ich in meinen Praktika immer wieder den Eindruck hatte, dass der Leistungsdruck auf Schüler/-innen zunimmt und früher beginnt als es noch zu meiner Schulzeit der Fall war. Innerhalb des Seminars befassten wir uns dann kurz mit einer Befragung des DJI-Kinderpanel von Schneider aus dem Jahre 2005. Laut dieser Befragung äußerten 44 Prozent der 8- bis 9-jährigen, dass sie bereits Angst davor hätten, im Unterricht Fehler zu machen.1 Da ich diesen Trend als aussagekräftig und fast schon alarmierend empfunden habe, nahm ich mir vor, mich im Rahmen dieser Ausarbeitung näher mit den möglichen Gründen für diese Entwicklung zu befassen.
2. Die Selektivität des deutschen Schulsystems
Die Selektivität des deutschen Schulsystems sowie ihre Auswirkungen auf das Lernverhalten der Schüler/-innen möchte ich in Kürze an einem Beispiel erläutern.
Im Februar des Jahres 2006 besuchte der Jura-Professor aus Costa Rica und Un- Sonderberichterstatter vom Rat für Menschenrechte, Vernor Munoz, acht Tage lang deutsche Schulen, sprach mit Lehrern/-innen, Schülern/-innen sowie mit verschiedenen staatlichen Instanzen und Politikern, um sich einen Eindruck darüber zu verschaffen, ob es nötig sei, dass sich die UN um das Einhalten der Menschenrechte an deutschen Schulen kümmern müsse. Für Furore sorgten die zuvor veröffentlichten Ergebnisse der PISA-Studie, laut derer das deutsche Schulsystem nur in seiner Ungerechtigkeit an der Spitze sei. Der Bericht über das Recht auf Bildung stand dann bei der vierten Sitzung des UN-Menschenrechtsrates am 21. März 2007 in Deutschland auf der Tagesordnung. Zuvor wurde er der Bundesregierung sowie der Kultusministerkonferenz zur Begutachtung vorgelegt. Munoz stellte in insgesamt 107 Punkten seine Beobachtungen zum deutschen Schulsystem zusammen und sprach Empfehlungen an das Schulsystem in Deutschland aus. Gänzlich neu waren seine Erkenntnisse dabei jedoch nicht. Vielmehr fasste er die Ergebnisse der bereits bekannten internationalen Schulstudien zusammen und verknüpfte sie mit seinen eigenen Beobachtungen. Seine Bewertung fiel jedoch eindeutig aus: Er bat die deutsche Regierung, „das mehrgliedrige Schulsystem, das sehr selektiv und sicher auch diskriminierend ist, noch einmal zu bedenken“. Zudem beschrieb er, dass in Deutschland eine Haltung gegenüber Kindern vorherrsche, „die Defizite und nicht das Potenzial zu betonen“. Das dreigliedrige Schulsystem (gegliedert in Haupt- und Realschule sowie Gymnasium) löse darüber hinaus Angst und Widerstand in den Kindern aus.2
Die schwarz-gelbe Bundesregierung beschloss jedoch im November 2011, das dreigliedrige Schulsystem zu verabschieden. Die Hauptschule solle hierbei weitgehend abgeschafft werden. Dennoch bleibt die Schulpolitik Ländersache, sodass sich die Entwicklungen des Schulsystems auch innerhalb von Deutschland stark unterscheiden. Auch Grundschullehrer/-innen, welche ich in meinen bisherigen Praktika kennenlernen durfte, beschreiben den wachsenden Leistungsdruck und die damit oft einhergehende Angst von Schülern/-innen und verweisen in diesem Zusammenhang insbesondere auf den vierten Jahrgang und das Aussprechen der Schulformempfehlung.
3. Vom Lernstress bis zur Schulangst - Ursachen für die Angst vor Wissensaneignung
Die Lernunlust von Schülern/-innen kann sich auf vielfältige Weise ausdrücken.
So entwickeln sie beispielsweise eine auffällige Zurückhaltung, trödeln oft und beteiligen sich wenig bis gar nicht am Unterrichtsgeschehen. Bei Aufgaben wirken sie häufig aufgeregt und vor Klassenarbeiten sind Ängste festzustellen. Zudem versuchen sie, es zu verhindern, dass ihre Mitschüler/-innen herausfinden, mit welchen Noten ihre Klassenarbeiten bewertet wurden. Insgesamt haben sie oft Angst, von ihrer Lerngruppe abgewertet zu werden und wirken zum Teil niedergeschlagen oder wütend. Im Extremfall schwänzen sie sogar den Unterricht. Auch körperliche Anzeichen wie beispielsweise Verkrampfungen und Bauchschmerzen bis hin zum Erbrechen sind feststellbar. Ein Teil der Schüler/-innen entwickelt eine massive Schulangst, die im schlimmsten Fall sogar zum Selbstmord führen kann.3
Insgesamt kann man sagen, dass sich Angst (hier auf den Extremfall „Leistungs- und Schulangst“ zu übertragen) auf drei Ebenen feststellen lässt. Die erste der drei Ebenen befasst sich mit den physiologischen Indikatoren. Beispiele hierfür bilden eine beschleunigte Atmung, Herzklopfen sowie erhöhter Puls und Blutdruck, Harndrang, Schweißausbrüche oder eine verstärkte Darmperistaltik. Die zweite Ebene der Angstäußerungen beschäftigt sich mit emotional-subjektiven Indikatoren wie beispielsweise der inneren Angespanntheit, Unwohlsein, depressiven Verstimmungen, dem Erleben einer aufsteigenden Selbstwertbedrohung oder inneren Erregungszuständen, die als unangenehm empfunden werden. Die dritte Ebene beschreibt die beobachtbaren Verhaltensweisen und nennt hierfür Beispiele wie Zittern, Unruhe, unkontrollierte Bewegungen, Flucht, Aggression, Verkrampfungen oder Artikulationsstörungen bis hin zu Sprechblockaden.4
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1 Vgl.: Präsentation 3 von Frau Dr. Lenz (Seminar „Beurteilen, Beraten, Evaluieren“ WiSe 2013/2014)
2 Vgl.: http://www.zeit.de/2007/13/C-Bildungsbericht (Zugriff: 28.03.2014)
3 Vgl.: Findeisen (2006): Vom Lernen bis zur Schulangst. S. 79.
4 Vgl.: Rost (Hrsg.) (2010): Handwörterbuch Pädagogische Psychologie. S. 452.