„Mit dem Gebrauch der Bezeichnung „Pflegediagnose“ wurde offenkundig, dass Pflegende Diagnostiker sind. Um den Fokus der pflegerischen Behandlung festzulegen, war das klinische Urteil vor dieser Zeit in der klinischen Praxis unsichtbar oder wurde nicht benannt. Heute könnte die Unsichtbarkeit der Rolle der Pflegenden in Gesundheitsinstitutionen immer noch existieren, wo Pflegende keine Pflegediagnosen verwenden oder diese ohne Interesse an Genauigkeit verwenden. Jedoch mit dem Beginn einer formalen Klassifikation der Pflegediagnosen wurde weiterhin akzeptiert, dass Pflegende Diagnostizierende sind, die diagnostizierendes, logisches Denken in Zusammenarbeit mit dem Patienten anwenden, um die besten Diagnosen zu bestimmen, die zu den Pflegeinterventionen führen, die positive Patientenoutcomes erreichen.“ (Mosebach 2010, 25)
In dieser Hausarbeit soll zu Beginn ein Fall dargestellt werden. Zum Einstieg werden die Stammdaten und eine kurze biografische Beschreibung dargestellt. Anschließend wird die pflegerische Situation anhand des „Assessment eines Erwachsenen“ nach Gordon und dem „Geriatrischen Basisassessment“ nach Bach, Hofmann, Nikolaus dargestellt. Dies dient der objektiven Beschreibung des Falls.
Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Einschätzung der pflegerischen Situation durch Angehörige. Zuletzt wird die Autorin eine pflegefachliche, jedoch subjektive Sichtweise des Falls darlegen. Die medizinisch gestellten Diagnosen werden aufgezeigt, da sich aus diesen im weiteren Verlauf ebenfalls Pflegediagnosen ergeben können, zur ganzheitlichen Betrachtung des Falls müssen auch diese berücksichtigt werden. Die verabreichten Medikamente stellen ebenso eine Bedeutung dar. Die Medikamente sollen zum einen aufgeführt werden, zum anderen sollen Nebenwirkungen, sowie ggf. Wechselwirkungen dargestellt werden, da auch diese zu Pflegediagnosen führen können und somit ggf. verhindert werden können. Außerdem ist es sinnvoll dies zu berücksichtigen, da evtl. auftretende Neben- und/oder Wechselwirkungen, die bereits aufgetreten sind und als solche nicht erkannt wurden, auszuschalten sind um eine Verbesserung für die Patientin zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung in die Thematik und Methode
2 Vorstellung des Falls
2.1 Zusammenfassung: „Assessment eines Erwachsenen“
2.2 Zusammenfassung: „Geriatrisches Basisassessment“
2.3 Einschätzung der Angehörigen
2.4 Einschätzung Pflegefachkraft
2.5 Die medizinischen Diagnosen
2.6 Medikamente und mögliche Neben-/Wechselwirkungen
3 Der diagnostische Prozess
3.1 Die sich ergebenden Pflegediagnosen
3.2 Beschreibung der Pflegediagnosen
4 Zielsetzung unter Einbezug einer Pflegetheorie
4.1 Pflegetheorie nach Friedemann
4.1.1 Biographie der Autorin
4.1.2 Einführung in die Theorie
4.1.3 Das Konzept der Pflegetheorie
4.2 Zielformulierung innerhalb der Pflegetheorie
5 Zusammenfassung und Fazit
6 Literaturverzeichnis
7 Anhang
1 Einführung in die Thematik
„Mit dem Gebrauch der Bezeichnung „Pflegediagnose“ wurde offenkundig, dass Pflegende Diagnostiker sind. Um den Fokus der pflegerischen Behandlung festzulegen, war das klinische Urteil vor dieser Zeit in der klinischen Praxis unsichtbar oder wurde nicht benannt. Heute könnte die Unsichtbarkeit der Rolle der Pflegenden in Gesundheitsinstitutionen immer noch existieren, wo Pflegende keine Pflegediagnosen verwenden oder diese ohne Interesse an Genauigkeit verwenden. Jedoch mit dem Beginn einer formalen Klassifikation der Pflegediagnosen wurde weiterhin akzeptiert, dass Pflegende Diagnostizierende sind, die diagnostizierendes, logisches Denken in Zusammenarbeit mit dem Patienten anwenden, um die besten Diagnosen zu bestimmen, die zu den Pflegeinterventionen führen, die positive Patientenoutcomes erreichen.“ (Mosebach 2010, 25)
In dieser Hausarbeit soll zu Beginn ein Fall dargestellt werden. Zum Einstieg werden die Stammdaten und eine kurze biografische Beschreibung dargestellt werden. Anschließend wird die pflegerische Situation anhand des „Assessment eines Erwachsenen“ nach Gordon und dem „Geriatrischen Basisassessment“ nach Bach, Hofmann, Nikolaus dargestellt. Dies dient der objektiven Beschreibung des Falls. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Einschätzung der pflegerischen Situation durch Angehörige. Zuletzt wird die Autorin eine pflegefachliche, jedoch subjektive Sichtweise des Falls darlegen. Die medizinisch gestellten Diagnosen werden aufgezeigt, da sich aus diesen im weiteren Verlauf ebenfalls Pflegediagnosen ergeben können, zur ganzheitlichen Betrachtung des Falls müssen auch diese berücksichtigt werden. Die verabreichten Medikamente stellen ebenso eine Bedeutung dar. Die Medikamente sollen zum einen aufgeführt werden, zum anderen sollen Nebenwirkungen, sowie ggf. Wechselwirkungen dargestellt werden, da auch diese zu Pflegediagnosen führen können und somit ggf. verhindert werden können. Außerdem ist es sinnvoll dies zu berücksichtigen, da evtl. auftretende Neben- und/oder Wechselwirkungen, die bereits aufgetreten sind und als solche nicht erkannt wurden, auszuschalten sind um eine Verbesserung für die Patientin zu erreichen.
Aus der Falldarstellung heraus sollen im Anschluss alle bestehenden Pflegediagnosen aus dem pflegediagnostischen Prozess abgeleitet werden. Die Bearbeitung der Pflegediagnosen ist gestützt auf die NANDA-I Pflegediagnosen. Diese werden daraufhin ausführlich beschrieben, so dass die Einflussfaktoren deutlich für die Diagnose werden. Die Autorin wird, aus den Pflegediagnosen zwei Hauptdiagnosen herausfiltern.
Um eine Zielsetzung für die zwei Hauptdiagnosen formulieren zu können, soll die Pflegetheorie nach Friedemann abgebildet werden. Innerhalb dieser Pflegetheorie wird es zu einer Zielsetzung kommen.
Zum Ende der Bearbeitung wird die Hausarbeit zusammengefasst und es kommt zu einem Fazit der Autorin.
Zur Erstellung der Arbeit wurden die meisten Quellen über moodle bereitgestellt. Darunter befanden sich unteranderem das „Assessment eines Erwachsenen“ nach Gordon, sowie das „Geriatrische Basisassessment“ nach Bach, Hofmann, Nikolaus, die im Literaturverzeichnis auch unter ihrem Ursprung berücksichtig wurden und nicht als eigentliche Quelle aus moodle aufgeführt sind. Die Pflegediagnosen wurden nach „NANDA-International 2009-2011“ gestellt, Änderungen der aktuellen Auflage wurden berücksichtigt. Der Autorin stand diese Auflage in ihrer privaten Literatursammlung bereits vorher zur Verfügung, daher wurde sich auf die ältere Auflage bezogen. Zur Darstellung der Pflegetheorie nach Friedemann wurde als Quelle „Familien- und umweltbezogene Pflege“ verwendet, sowie das Internet, siehe Literaturverzeichnis. Desweitern wurden verschiedene Assessmentinstrumente genutzt, die den Fall anhand wissenschaftlich fundierter Instrumente so darstellen, dass die daraus resultierenden Pflegediagnosen ein objektives und wissenschaftlich gestütztes Fundament aufweisen. Die verwendete Literatur ist aus den Jahren 1997 bis 2010, sowie 2014 für die Internetquellen.
2 Vorstellung des Falls
Frau M. ist eine 85 jährige Patientin eines ambulanten Pflegedienstes. Der Pflegedienst kommt einmal täglich zur Grundpflege. Ansonsten wird sie von ihrer Tochter versorgt, die in der Nachbarschaft lebt. Frau M. beherbergt außerdem eine osteuropäische Haushaltshilfe, die alle Verrichtungen im Haushalt übernimmt. Sie lebt im Haus mit ihrer Schwiegertochter und geistig behinderten Enkeltochter.
Vor einem halben Jahr ist ihr Ehemann verstorben. Beide waren 62 Jahre verheiratet, anfangs ist Frau M. der Abschied sehr schwer gefallen, jedoch konnte sie sich schnell damit arrangieren von nun an alleine zu leben. Ihre Tochter besucht sie täglich, was Frau M. sehr genießt. Sie hat noch eine weitere Enkeltochter, die Tochter ihrer Tochter und einen Enkelsohn, den Sohn ihrer Schwiegertochter.
Ihr Sohn ist 2006 verstorben, der Tod ihres Sohnes hat sie sehr belastet. Frau M. ist mit 6 Geschwistern aufgewachsen. Sie hatte einen Zwillingsbruder, der sehr starke Depressionen hatte, die auch zum Suizid geführt haben. Ein Jahr später ist ihr jüngerer Bruder verstorben. Der Tod von beiden ist ihr sehr nahe gegangen und sie hat sehr lange gebraucht um ihn zu verarbeiten. Heute ist sie die letzte von den Geschwistern, alle anderen sind bereits verstorben. Sie hatte zu allen ein sehr gutes Verhältnis und auch heute schmerzen sie die Erinnerungen noch.
Frau M. ist 2009 in Pflegestufe 1 eingestuft worden. 2013 wurde durch ihre Tochter ein Höherstufungsantrag gestellt, da sich ihr Zustand verschlechtert hat und somit auch der Umfang an Pflege gestiegen ist. Nach der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, wurde sie in Pflegestufe 2 eingestuft.
2.1 Zusammenfassung: „Assessment eines Erwachsenen
Vor ungefähr sieben Monaten verschlechterte sich der Zustand von Frau M. Sie wirkte auf die Angehörigen desorientiert und war für sie auffällig. Mit dem Hausarzt wurde damals abgesprochen, dass Frau M. zur weiteren Diagnostik in eine Klinik eingewiesen werden soll. Daraufhin lag sie zwei Wochen in der Klinik, es wurden Medikamente umgestellt. Als Frau M. nach Hause kam, war ihr Ehemann zu Hause, ist jedoch am selben Abend aufgrund einer Leistenhernie notfallmäßig ins Krankenhaus gekommen. Wegen des nach wie vor desorientierten Zustandes von Frau M. übernachtete die Schwiegertochter bei ihr. Die Tochter und Enkeltochter begleiteten ihren Mann derweilen ins Krankenhaus. In der Nacht klagte Frau M. zunehmend über Atemnot. Die Schwiegertochter alarmierte die Tochter und Enkeltochter, die beide Krankenschwestern sind, diese entschieden, dass eine erneute medizinische Abklärung notwendig sei und alarmierten den Rettungsdienst. Frau M. war weitere zwei Wochen im Krankenhaus mit der Diagnose Pneumonie. Ihr zweiter Krankenhausaufenthalt fand in einem anderen Krankenhaus statt, hier wurde sie erneut komplett untersucht. Zu ihren bekannten Diagnosen stellten die Ärzte eine Verschlechterung der Niereninsuffizienz fest, Grad IV. Aufgrund dessen sollte ein Blasendauerkatheter gelegt werden, um die Ein- und Ausfuhr besser kontrollieren zu können, mit diesem ist Frau M. auch nach Hause entlassen worden und er besteht noch heute. Der Zustand von Frau M. war bei Entlassung weiterhin desorientiert, sie war sehr unruhig, konnte kaum schlafen. In der nächsten Woche zu Hause, verstarb ihr Ehemann. Darauf verbesserte sich ihre Verfassung. Sie trauerte zwar um ihren Mann, aber sie wurde zunehmend orientierter. Sie kam bettlägerig nach Hause, konnte aber vermehrt mobilisiert werden. Sie fing an Pläne für die Zukunft zu schmieden und wollte wieder mobiler werden. So ist es zu der momentanen Situation gekommen, die nun anhand von verschieden Instrumenten beschrieben werden soll.
Das „Assessment eines Erwachsenen“ wurde nach Gordon geführt.
Im Anhang befindet sich das vollständig geführte Interview mit Frau M., zur Falldarstellung wurde dies auf die wesentlichen Bestandteile beschränkt.
„Verhaltensmuster: Wahrnehmung und Umgang mit der eigenen Gesundheit“ Frau M. fühlt sich wohl. Sie gibt an, dass sie häufig unter Schmerzen leidet, diese jedoch erträglich für sie sind. Ihr ist bewusst, dass sie alt ist und dadurch einige Erkrankungen nicht heilbar sind, sondern degenerative Veränderungen ihres Körpers darstellen. Sie vertraut auf die Empfehlungen ihres Arztes und nimmt auch die Ratschläge der Pflegefachkräfte an. Sie vertraut den Umgang mit ihren Medikamenten ihrer Tochter an, weiß jedoch über den Zeitpunkt der Einnahmen Bescheid. Was sie genau einnehmen muss, kann Frau M. nicht sagen. Sie ist auf die Hilfe ihrer Angehörigen, als auch auf den Pflegedienst angewiesen und nimmt deren Hilfe gerne in Anspruch. Frau M. ist durchaus bereit auf Hausmittel zurückzugreifen.
„Verhaltensmuster: Ernährung und Stoffwechsel“
Frau M. isst regelmäßig. Sie bekommt von ihrer Haushaltshilfe gekocht und den Tisch gedeckt. Bei der Auswahl ihrer Getränke greift sie stets auf zuckerhaltige Getränke zurück. Sie muss keine Diät einhalten. Über ihren Ernährungszustand ist sie nicht genau informiert, sie kann nicht sagen, ob sie zu- oder abgenommen hat. Sie gibt an einen guten Appetit zu haben. Wunden heilen bei ihr gut ab, wie sie sagt. Probleme beim Essen machen ihre Zahnprothesen, diese halten nicht richtig. Dadurch ist sie eingeschränkt in dem was sie essen kann, da sie nicht alle Speisen gut kauen kann. Sie gibt an zurzeit an Hauttrockenheit auf dem Rücken und auf der Kopfhaut zu leiden, die Stellen jucken sie außerdem. Im Leistenbereich klagt sie zeitweise über Läsionen.
„Verhaltensmuster: Ausscheidung“
Frau M. gibt an eine Urininkontinenz zu haben, aufgrund dessen wurde ein Blasendauerkatheter gelegt. Sie ist Stuhlkontinent, außer wenn sie unter Diarrhöen leidet, da ihre körperliche Verfassung es ihr dann nicht ermöglicht schnell genug zur Toilette zu gelangen. Sie leidet häufig unter Obstipation, hat nur alle drei Tage Stuhlgang. Des Öfteren bekommt sie deswegen ein Microklist verabreicht, was vom Pflegedienst übernommen wird. Frau M. kann das Abführen nicht selbstständig durchführen, sie benötigt Hilfe bei der anschließenden Reinigung und bei dem Aufsuchen der Toilette, vor allem bei dem Umgang mit den Kleidungstücken. Beim Stehen vor der Toilette muss sie sich festhalten. Dabei unterstützt sie die Haushaltshilfe oder der Pflegedienst. Außerdem gibt sie an, nachts vermehrt zu schwitzen, sie muss sich häufig umziehen.
„Verhaltensmuster: Aktivität und Bewegung“
Frau M. kann kaum selbstständig bzw. alleine Aktivitäten nachgehen. Sie benötigt viel Hilfe von der Haushaltshilfe, Angehörigen oder den Pflegefachkräften. Sie schaut gerne fern und liest. Sie benötigt bei allen Aktivitäten und Bewegungen Hilfe, zumindest in der Bereitstellung von Hilfsmittel.
„Verhaltensmuster: Schlaf und Ruhe“
Sie gibt an, schlecht einschlafen zu können. Ohne entsprechende Medikamente kann sie fast nicht einschlafen. Sie kommt schlecht zur Ruhe, wird nachts häufig wach. Mit der entsprechenden Medikation gelingt es ihr jedoch rasch wieder einzuschlafen. Morgens fühlt sie sich unausgeruht, bleibt aber wach. Sie weiß über die Wichtigkeit eines Tag- und Nachtrhythmus Bescheid und versucht sich auch daran zu orientieren. Zur Hilfe trinkt sie abends ein Glas Sekt oder Wein, dies erleichtert ihr das Einschlafen.
„Verhaltensmuster: Kognition und Perzeption“
Frau M. hört sehr schlecht. Sie besitzt zwei Hörgeräte, trägt jedoch meistens nur eins. Sie ist Brillenträgerin. Entscheidungen trifft sie gemeinsam mit ihrer Tochter. Sie behauptet von sich selbst noch ein gutes Gedächtnis zu haben. Mit neuer Technik kommt sie selten zurecht, sie hat jedoch kein Problem damit um Hilfe zu bitten. Bei Schmerzen nimmt sie eine Schmerztablette oder -tropfen ein. Sie glaubt, in ihrem Tagesdoset ein Schmerzmittel zu haben (ist jedoch keins vorhanden).
„Verhaltensmuster: Selbstwahrnehmung und Selbstbild“
Frau M. hat gerne Besuch. Sie hat gerne Kinder um sich herum. Durch ihre Krankheit ist sie eingeschränkt, da sie keine Besuche mehr machen kann. Eine Mamma-Ablation hat Frau M. in ihrer Weiblichkeit eingeschränkt, sie schämt sich für die fehlende Brust. Frau M. hat sehr viel Wert auf ihr Äußeres gelegt, bei der Pflege durch Andere schränkt sie dies jedoch ein. Frau M. gibt an, dass sie seit Jahren unter Depressionen leidet, sie empfindet sich jedoch positiv, da sie nur an vereinzelten Tagen Probleme dadurch hat. Sie nimmt regelmäßig Medikamente. Außerdem gibt sie an eine sehr ängstliche Person zu sein.
„Verhaltensmuster: Rollen und Beziehungen“
Frau M. lebt dicht mit ihrer Familie zusammen. Die Schwiegertochter wohnt mit ihrer geistig behinderten Enkeltochter im selben Haus, zu beiden hat so täglichen Kontakt. Ihr Enkelsohn ist fast täglich im Haus, besucht sie aber nicht immer. Im Nachbarhaus lebt ihre Tochter mit ihrem Schwiegersohn, beide haben ebenfalls eine Tochter. Tochter und Enkeltochter sind beide Krankenschwestern. Ihre Tochter übernimmt gemeinsam mit einer osteuropäischen Haushaltshilfe, die in der Wohnung von Frau M. lebt, die Pflege und hauswirtschaftliche Versorgung, zusätzlich zur Pflege ist einmal täglich morgens der Pflegedienst involviert. Sie hat zu ihrer Familie guten Kontakt, ihr Schwager besucht sie regelmäßig mit seiner Ehefrau. Das Verhältnis zur Schwiegertochter ist nicht immer einfach, Frau M. hat aufgrund dessen entschieden, dass die Tochter oder - wenn diese verhindert ist - die Enkeltochter über Frau M. entscheiden dürfen. Über Probleme wird innerhalb der Familie offen gesprochen. Frau M. fühlt sich stark in das Familienleben integriert. Sie führt ein gutes Verhältnis mit ihrer Tochter, die auch ihr Einkommen verwaltet, Frau M. schenkt ihrer Tochter vollstes Vertrauen. Frau M. zählt Familienangehörige auch zu ihren Freunden, da die meisten Freunde von früher entweder selbst erkrankt oder bereits verstorben sind.
„Verhaltensmuster: Sexualität und Fortpflanzung“
Die angegeben Fragen treffen alle nicht auf Frau M. zu.
„Verhaltensmuster: Bewältigungsverhalten (Coping) und Stresstoleranz“
Frau M. gibt die Krebserkrankung ihres Mannes an. Ihr Mann war ungefähr neun Monate krank, bis zu seinem Tod. Er hat Chemotherapie bekommen und war oft im Krankenhaus. Sie sagt, dass er durch seine Erkrankung viel mehr Beachtung geschenkt bekommen hat, alle haben nach ihm geschaut. Zum Ende seiner Erkrankung war sie auch zweimal im Krankenhaus. Gekümmert haben sich in der Zeit ihre Tochter und Enkeltochter. Zusätzlich war ein Pflegedienst involviert. Tochter und Enkeltochter hatten in der Zeit ein sehr inniges Verhältnis zu Eltern bzw. Großeltern, haben sich mit bei beiden ins Bett gelegt, da beide zu dieser Zeit bettlägerig waren. Frau M. ist der Tod ihres Mannes durch den familiären Zusammenhalt leichter gefallen und hat die Zeit des Sterbens von ihrem Mann als positiv empfunden. In schweren Zeiten wendet sie sich an ihre Tochter und an Gott. Durch beides empfindet sie Trost. Frau M. nimmt jeden Abend ein Medikament zum Einschlafen und trinkt dazu ein kleines Glas Sekt oder Wein. Das hilft ihr, sie fühlt sich dadurch ruhiger. Ohne Medikamente ist sie sehr aufgewühlt und kann nicht schlafen. Sie handelt lösungsorientiert und war damit meist erfolgreich.
„Verhaltensmuster: Werte und Überzeugungen“
Sie ist eine gläubige Christin, war früher jeden Sonntag in der Kirche. Heute hört sie den Gottesdienst zu Hause. Sie liest täglich in der Bibel und betet. Ihr Glaube gibt ihr Kraft. Sie ist mit ihrem Leben zufrieden, hat aber in ihrem Alter keine Zukunftspläne mehr.
„Anderer Themen“
Frau M. hat keine anderen Themen mehr.
2.2 Zusammenfassung: „Geriatrisches Basisassessment“
„Das Geriatrische Screening umfasst 15 Items und kann im Rahmen der regulären Anamneseerhebung innerhalb von 5 bis 10 Minuten bearbeitet werden (vgl. Tabelle S. 14). Die strukturierte geriatrische Anamnese dient dem Screening auf geriatrische Risiko- und Problemkonstellationen und trägt zur Fallidentifikation geriatrischer Patienten bei.“ (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 13)
„Erhebungsbogen Geriatrisches Screening“
Der Erhebungsbogen wurde geführt nach Anlage 1 „Geriatrisches Basisassessment“ (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997) und ist im Anhang zu finden.
Sehen: Frau M. kann die Fingerzahl auf 2 Meter Entfernung erkennen. Sie kann Überschriften in der Tageszeitung problemlos lesen, selbst die Artikel stellen keine Schwierigkeit für sie dar. Ihre Sehfähigkeit hat sich nach eigenen Angaben nicht verschlechtert.
Hören: Frau M. kann geflüsterte Zahlen 50 Zentimeter vom Ohr entfernt nicht verstehen. Selbst mit Hörgeräten nicht. Sie trägt zwei Hörgeräte, akzeptiert die meist jedoch nur eins.
Arme: Beide Hände bekommt Frau M. nicht hinter den Kopf gelegt. Einen Kugelschreiber kann sie mühelos von der Tischplatte aufheben.
Beine: Frau M. kann einige Schritte selbstständig gehen, allerdings benötigt sie dazu den Rollator, ohne ihn ist ihr dies nicht möglich.
Blasenkontinenz: Frau M. hat einen Blasendauerkatheter, hatte vorher aber zeitweise Probleme den Urin zu halten.
Stuhlkontinenz: Sie ist stuhlkontinent. Ernährung: Frau M. ist adipös.
Kognitiver Status: Frau M. kann sich kurzfristig die drei Begriffe merken, nach ein paar Minuten weiß sie diese jedoch nicht mehr.
Aktivität: Frau M. kann sich nicht selbst anziehen. Sie kann keine Treppen mehr steigen, auch keine einzelne Stufe. Sie kann nicht mehr selbst einkaufen.
Depressionen: Es kommt häufig vor, dass Frau M. antriebslos ist und am liebsten den Tag im Bett verbringen möchte. In letzter Zeit ist es jedoch besser geworden.
Soziale Unterstützung: Frau M. hat einen engen Kontakt zu ihren Angehörigen und kann sich auf diese verlassen.
Allgemeine Risikofaktoren: Sie war im August 2013 das letzte Mal im Krankenhaus. Gestürzt ist sie längere Zeit nicht. Sie nimmt täglich mehr als fünf Medikamente. Sie hat häufig Schmerzen.
Im „Geriatrischen Screening“ konnte festgestellt werden, dass Frau M. in einigen Bereichen des täglichen Lebens Schwierigkeiten hat diese durchzuführen und ist auf Hilfe angewiesen (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 20).
„Erhebungsbogen Barthel Index“
Der „Barthel Index“ wurde geführt nach Anlage 2a des „Geriatrischen Basisassessment“ unter Berücksichtigung der dazugehörigen Anleitung (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 23ff.) und ist im Anhang zu finden. Die Bewertung findet sich in diesem Kapitel (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997,
Frau M. hat im Barthel Index 55 Punkte erreicht (siehe Anhang). „(..) der Barthel Index (…) kann (…)den Grad der Hilfsbedürftigkeit quantifizieren.“ (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 22). Wichtiger als die Gesamtpunktzahl dieses Instrumentes können einzelne Punkte für den Patienten sein, dass diese evtl. wieder erreicht werden können und sich die Lebensqualität für den Patienten diesem Rahmen verbessert (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 22).
„Mini - Mental State Examination“
„Die Mini -Mental Examination (MMSE) ist das am häufigsten angewendete Screeningverfahren für Gedächtnisstörungen.“ (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 29)
Die MMSE wurde als Interview geführt und befindet sich im Anhang. Entnommen wurde sie aus dem „Geriatrischen Basisassessment“ als Anlage 2b (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997).
Frau M. kam auf 26 Punkte. Im Durchschnitt erreichen ältere Menschen eine Punktzahl von 28, bei weniger erreichten Punkten kann eine kognitive Einschränkung angenommen werden, allerdings erst ab einer Punktzahl von 24 und weniger (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 29). Frau M. liegt folglich in der Mitte, die MMSE sollte zur Sicherheit in einem gewissen Abstand wiederholt werden um die kognitiven Fähigkeiten auf eine evtl. Verschlechterung beobachten zu können.
„Geriatrische Depressions-Skala“
Die Fragen zur „Geriatrischen Depressions-Skala“ wurden nach Anlage 2c (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997) gestellt, Frau M. antwortete mit „Ja“ oder „Nein“ (siehe Anhang).
Aufgrund einer nicht zu niedrigen Punktzahl in der MMSE konnte, die „Geriatrische Depression-Skala“ verwendet werden (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 35).
Da Frau M. 6,5 Punkte erreicht hat, ist eine Depression wahrscheinlich. Bei Frage 5 konnte sie sich nicht entscheiden, antwortete aber zuerst mit „Nein“, was zu einer Punktzahl von 7 führen würde (Bach; Hofmann; Nikolaus 1997, 35).
„Erhebungsbogen Soziale Situation“
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